
Neben dem Job den MBA machen? Klingt verlockend. Ob es empfehlenswert ist, kann eine Beratung klären. Die ist aber meist Mittelmaß und wenig individuell. Beim Lernaufwand wird untertrieben.
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Testergebnisse für 11 MBA FernstudienberatungJonathan Hansen* hat ein Haus, zwei Kinder und ist freier Unternehmensberater. Für die Karriere möchte der Mittdreißiger einen Wirtschaftsabschluss machen. Er liebäugelt mit dem Master of Business Administration (MBA). Beruflich ist Hansen sehr eingespannt, privat allerdings auch: Er baut gerade um und verzichtet für den Nachwuchs künftig auf sein Arbeitszimmer. Trotzdem kann er sich vorstellen, wöchentlich ein paar Stunden zum Lernen abzuzwacken. Das Wirtschafts-Einmaleins für Manager möchte er gern in Eigenregie zu Hause büffeln. Ein Fernstudium wäre ideal – oder nicht?
Fachkräfte mit Führungsambitionen entscheiden sich oft für den MBA, weil sie auf einen Schub für die Karriere hoffen. Das Studium vermittelt Akademikern – vom Geisteswissenschaftler bis zum Ingenieur – das für Managementaufgaben nötige Wirtschaftswissen (siehe Was ist der MBA?).
Teuer und zeitintensiv
Für den Titel muss man jedoch tief in die Tasche greifen: „An einer Elite-Uni wie der Harvard Business School kann der MBA bis zu 100 000 Euro kosten. Auch an deutschen Hochschulen summieren sich die Studiengebühren schnell auf bis zu 60 000 Euro“, sagt Detlev Kran, Autor des Ratgebers „MBA-Guide“. „Etwa 14 Prozent der angehenden Manager absolvieren den Business-Master daher als relativ günstiges Fernstudium.“ Bis zu 19 000 Euro kostet aber auch der Fern-MBA immerhin noch. Außerdem dauert es bis zum Abschluss – in der Vollzeit-Variante ein bis zwei Jahre, nebenberuflich entsprechend länger.
Hürden im Lebenslauf
Das Studium ist so teuer wie zeitintensiv. Und weder der Business-Master noch das Distanzlernen sind jedermanns Sache. Die Entscheidung will gut überlegt sein. Das ist auch Jonathan Hansen klar. Bevor er das Abenteuer Fern-MBA eingeht, lässt er sich daher bei mehreren Hochschulen beraten.
Jonathan Hansen ist allerdings kein echter MBA-Anwärter. Er ist ein geschulter Tester und hat für uns mit weiteren „verdeckten Ermittlern“ Fernstudienberatungen in Anspruch genommen. Für dieses Unterfangen wurden sie mit einer Legende – einer nah an die Realität angelehnten Biografie – ausgestattet. In den ein oder anderen Lebenslauf bauten wir jedoch Hürden ein, die gegen den MBA, das Fernstudium oder beides sprächen. Damit stellten wir die Berater auf die Probe: Wie gut helfen sie Ratsuchenden wirklich auf die Sprünge?
Drei Beratungswege untersucht
Elf Hochschulen haben wir im Segment Fern-MBA identifiziert. Alle wurden, sofern möglich, auf den drei am häufigsten in Anspruch genommenen Wegen (vor Ort, telefonisch und über E-Mail) kontaktiert und auf die fachlich-inhaltliche Qualität sowie den Service ihrer Beratung hin untersucht (siehe So haben wir getestet).
Gemessen wurden sie an Standards, die die Stiftung Warentest für Fernstudienberatungen definiert hat (siehe Checkliste und im ausführlichen Anforderungsprofil).
Guter Rat war selten
Denen hielten sie selten stand: Guten Rat gab es in den wenigsten der rund 100 Testfälle. Die Beratungen erwiesen sich im Gros als mittelmäßig. Allerdings sind deutliche Unterschiede bei den einzelnen Beratungsformen erkennbar: In persönlichen Gesprächen war die Beratungsqualität insgesamt am besten. Zwei Anbieter, die Hochschule Koblenz und die SRH Riedlingen, stechen mit ihrer hohen Beratungsqualität heraus.
Telefonisch hielten sich mittelmäßige und Beratungen von niedriger Qualität die Waage. Am schlechtesten gelang die Beratung per Mail: Nur drei Anbieter – die AKAD/WHL, die Hochschule Koblenz und die HFH – erreichten ein mittleres, der Rest lediglich niedrige oder sehr niedrige Resultate (siehe Tabelle).
Zwei Anbieter enttäuschten
Das ist paradox: Ausgerechnet auf die Distanz funktioniert die Beratung über das Lernen aus der Ferne selten. Ein möglicher Grund: Viele scheinen die Online-Beratung lediglich als Kontaktaufnahme zu verstehen. Das Indiz: Häufig wurden die Tester auf andere Beratungswege verwiesen. Als eigener Service scheint die Studienberatung per Mail bei den Anbietern noch nicht angekommen.
Insgesamt bedient kein Anbieter alle drei Beratungswege gut. Es gibt sogar zwei Anbieter, die auf der ganzen Linie schlecht abschnitten: Die Beratungsqualität der Hochschule Ludwigshafen und der HTW Berlin ist durch die Bank niedrig.
Eine gute Beratung braucht Zeit
Am Service war grundsätzlich wenig auszusetzen. Manchmal stimmten jedoch die Rahmenbedingungen nicht. Wichtig für eine gelungene Beratung ist zum Beispiel, dass der Berater sich Zeit für den MBA-Interessenten nimmt. Teilweise hatten es die Tester aber mit wenig hilfreichen Ansprechpartnern zu tun. In der telefonischen Beratung zeigte sich das an Sätzen wie: „Das steht alles auf unserer Homepage.“ Auf diese Weise wurde ein Tester schon nach drei Minuten abgewimmelt. Von heißem Draht kann bei vielen Telefonhotlines demnach keine Rede sein.
Tipp: Lassen Sie sich nicht vorschnell abspeisen: Zwischen Dauer und Qualität der Beratung besteht ein Zusammenhang. Planen Sie für ein persönliches Gespräch zwischen 30 und 60 Minuten und für eine telefonische Beratung zwischen 20 und 30 Minuten ein.
Ungestört berät es sich besser
Außerdem wichtig: Ein Gespräch – ob telefonisch oder persönlich – sollte störungsfrei verlaufen. Das war im Test meistens, aber nicht immer der Fall. Bei einer Hochschule fand sich Jonathan Hansen in einem Raum mit mehreren Mitarbeitern wieder. „Es gab nicht nur Unruhe im Hintergrund, die anderen Personen schalteten sich auch wiederholt ins Gespräch ein“, schildert der Test-Student. Besser ist, wenn das Gespräch in einem separaten Besprechungszimmer stattfindet. Der Ansprechpartner sollte zudem immer derselbe bleiben.
Zu viel Information
Abgesehen vom teils unstimmigen Rundherum hatten viele Beratungen inhaltlich ein generelles Manko: Es wurde eher informiert als beraten – mit erkennbaren Unterschieden bei den Kontaktarten: In persönlichen Gesprächen wurde am ehesten auf die individuelle Situation eingegangen. Doch selbst von Angesicht zu Angesicht gingen persönliche Fragen in der Faktenflut oft unter. Bei Telefonaten und Mails nahm die Beratungsqualität weiter ab.
Tipp: Nehmen Sie den Aufwand für ein persönliches Gespräch in Kauf. Viele scheuen ihn offenbar: Ausgerechnet die effektivste Beratungsform – der Vor-Ort-Termin – wird relativ selten in Anspruch genommen.
Gespräche wenig strukturiert
Im Idealfall haben Studienberatungen eine bestimmte Struktur: Zunächst klärt der Berater das Anliegen des Ratsuchenden mit ihm ab, definiert Ziele und findet über Fragen – etwa zu Lernerfahrung und Biografie des Studieninteressenten – heraus, wer eigentlich vor ihm sitzt und welche Voraussetzungen und Ressourcen (Zeit und Geld etwa) er mitbringt. Nur dann können die Grundfragen geklärt werden – im Testfall: Passt der MBA? Ist das Fernstudium die richtige Lernform? Einem solchen roten Faden folgte praktisch kein MBA-Berater.
Tipp: Gehen Sie vorbereitet ins Gespräch: Überlegen Sie sich Fragen, die Sie in der Beratung klären wollen. Das setzt eine gründliche Selbstanalyse voraus: Was möchten Sie erreichen? Was ist dazu nötig? Unsere kostenlose Schnell-Checkliste kann Ihnen als Gedächtnisstütze dienen.
Stolpersteine nicht entdeckt
Kommen wir auf Jonathan Hansen zurück: Er hat eigentlich keine oder nur wenig Zeit für das Fernstudium – und die Bedingungen sind nicht optimal: Er hat keinen Platz, an den er sich ungestört zum Lernen zurückziehen kann. Das spräche gegen das Distanzlernen. Als Familienvater im Hausumbau ist er zudem finanziell stark belastet – eventuell ein Argument gegen den teuren MBA.
Die Berater hätten das erfragen und mit Hansen thematisieren müssen. Aber taten sie das auch? „Selten. In den wenigsten Beratungsfällen wurden die Knackpunkte Zeit, Lernumfeld und Geld angesprochen. Meistens wurden nur die Zulassungsbedingungen angeschaut. Die erfülle ich. Deshalb hieß es schnell: Sie passen zum MBA. Ob sich Programm oder Lernform für mich eignen, darum ging es nicht“, sagt Hansen. Auf die in seine Vita eingebauten Stolpersteine stießen die Berater folglich nicht. Hansen ist kein Einzelfall. Auch anderen Testern wurde lediglich attestiert, dass sie die Zulassungsbedingungen erfüllen. Das sind bei den meisten MBA-Anbietern ein erster akademischer Abschluss, ein paar Jahre Berufserfahrung und gute Englischkenntnisse.
„Zeit zum Lernen haben Sie ja“
In der Beratung sollte es im Interesse unserer Ratsuchenden vor allem um folgende Fragen gehen: Braucht der Ratsuchende den MBA-Titel für seine beruflichen Pläne oder gäbe es Alternativen? Und eignet er sich für das Distanzlernen? Wir stellten fest: Der Blick auf die Fernlerntauglichkeit blieb häufig Fehlanzeige. Im Vordergrund standen eindeutig der MBA und die Karriereaussichten.
Für Jonathan Hansen hieß das: Dass ein MBA-Abschluss ihm beruflich nützen könne, wurde von den Beratern durchaus diskutiert. Auf Finanzfragen wurde dagegen kaum eingegangen. Hansens fehlende Fernlernerfahrungen wurden gar nicht hinterfragt. Die Berater gingen einfach davon aus, dass er das Distanzlernen packen könne, da er bereits ein Studium absolviert habe. „Und weil ich selbstständig bin, hieß es: Zeit zum Lernen haben Sie ja. Das kam mir weltfremd vor.“ Mit den Hinweisen der Berater kann Hansen also letztlich wenig anfangen.
Tipp: Seien Sie selbstbewusst: In der Beratung geht es darum, ob das Fernstudium zu Ihnen passt – nicht nur umgekehrt. Berater attestieren Ihnen schnell, dass Sie der Zielgruppe des MBA-Programms entsprechen. Hinterfragen Sie raschen Rat. Und achten Sie während der Beratung darauf, dass Ihr individuelles Anliegen nicht aus dem Blickfeld gerät. Haken Sie, wenn nötig, nach.
Unrealistisches Bild vom „Workload“
Zu viel ungefragte Information, ein zu einseitiger Blick auf die Zulassungsbedingungen, das Vernachlässigen der Fernlerntauglichkeit in einem nicht erkennbar strukturierten Beratungsprozess – das sind bereits eine Menge Schwachstellen. Eine weitere: Es wird ein unrealistisches Bild vom Lernaufwand, in der Fachsprache Workload genannt, vermittelt.
Der wurde in etlichen Fällen zu niedrig angesetzt. Manche untertrieben sogar ziemlich stark. Bei einer Vor-Ort-Beratung versprach man Jonathan Hansen etwa, er komme mit zehn Stunden Lernen pro Woche aus. „Das ist unrealistisch“, meint er selbst. Recht hat er: Angelehnt an Rechenmodelle der Kultusministerkonferenz (KMK) müsste Jonathan Hansen in diesem Fall mit 24 bis 29 Stunden am Schreibtisch rechnen – das ist doppelt und dreifach so viel wie angegeben und deutlich mehr Zeitaufwand als ein Halbtagsjob. „Neben dem Beruf könnte ich das kaum schaffen“, erkennt auch Hansen.
Zeitaufwand selbst errechnen
Auf die Angaben der Berater zum Arbeitsaufwand ist dem Test zufolge also nicht unbedingt Verlass. Doch MBA-Interessierte können den Lernaufwand selbst ermitteln – anhand der Creditpoints (ECTS) und der Regelstudienzeit (siehe So errechnen Sie den Lernaufwand selbst).
Achtung: Die auf diese Weise errechnete Lernzeit ist natürlich nur ein Richtwert. Das Lerntempo kann von Fernlerner zu Fernlerner schwanken. Dennoch liefert die Zahl eine erste Orientierung.
Tipp: Geraten Sie nicht in Panik, wenn es – besonders anfangs – länger dauert, bis Sie ihr Lernpensum bewältigt haben. Der Vorzug des Fernlernens ist es, dass man im eigenen Rhythmus studieren kann. Und zur Not bieten etliche Hochschulen – kostenlose – Verlängerungsmöglichkeiten an. Fragen Sie nach den Konditionen.
Grund für Studienabbruch
Die realistische Angabe der Lernzeit ist wesentlich – und sollte den Anbietern Ehrensache sein. Denn für ein erfolgreiches Fernstudium ist es wichtig zu wissen, wie viel Zeit für den Blick in die Bücher einkalkuliert werden muss. „Dass die zeitliche Belastung größer ist als angenommen, ist für Fernstudenten oft der Grund für einen Abbruch“, sagt Angela Fogolin, Expertin für Fernlernen am Bundesinstitut für Berufsbildung (Bibb).
Tipp: Planen Sie lieber nur mit der Hälfte der Ihnen zur Verfügung stehenden Zeit. Sie haben schließlich auch noch ein Privatleben und brauchen Freiraum für Familie, Freunde und persönliche Termine.
15 bis 20 Stunden pro Woche für das Distanzlernen zu veranschlagen, ist laut Angela Fogolin einigermaßen realistisch. Bei einer 40-Stunden-Woche im Hauptjob kann aber auch das schon zu einer Belastung werden.
Tipp: Um das Fernlernen besser mit dem Beruf vereinbaren zu können, sprechen Sie mit Ihrem Chef, ob für die Dauer des Studiums eine Reduzierung Ihrer Arbeitszeit möglich ist. Rechnen Sie aber nach, ob Sie mit dem einerseits geringeren Einkommen und den andererseits gestiegenen Ausgaben finanziell über die Runden kommen.
Mäßige Beratungsqualität
Insgesamt ist die Beratungsqualität für MBA-Fernstudiengänge mäßig. Jonathan Hansen jedenfalls fühlt sich gar nicht gut beraten: „Alle erwecken den Eindruck: Kein Problem, Sie schaffen das. Objektiv sind die Berater nicht, sie wollen ihr Produkt verkaufen“, bringt er es auf den Punkt. Zu der Erkenntnis, dass er sich mit dem Fern-MBA finanziell und zeitlich übernehmen könnte, musste er ohne Berater kommen.
Ein schwacher Trost zum Schluss: Die Qualität der Kundeninformationen ist bei acht von elf Anbietern sowohl in gedruckter Form als auch im Internet hoch. Über das Studienprogramm können sich Interessierte selbst schlau machen – und sich in dieser Hinsicht die „Beratung“ sparen.
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Schade, dass bei dem Test die vielfältigen berufsbegleitenden Angebote der Donau-Universität Krems (Österreich) nicht mit einbezogen wurden. Aus Süddeutschland ist Krems gut erreichbar. Die meisten Qualifizierungsangebote finden dort in deutscher Sprache statt. Studiert werden kann auch ohne Hochschulreife. Zum Teil werden auch mehrere Stufen angeboten: Akademische/r Expert/e/in, Master of Science, Master of Business Administration.
Die Vielzahlt der Weiterbildungen, die in Krems angeboten werden scheinen auf jeden Fall für die Donau-Universität ein gutes Geschäft zu sein. Über die Qualität oder die Anerkennung der Abschlüsse weiß ich leider nichts.
@HFH und alle:Wir haben während des Testzeitraumes bei der HFH angerufen und die Information erhalten, dass persönliche Beratungen vor Ort dort grundsätzlich nicht durchgeführt werden. Deswegen haben wir diesen Beratungsweg im Test nicht bewertet. Inzwischen hat die Hochschule reagiert: Auf der Homepage werden Vor-Ort-Termine jetzt ausdrücklich angeboten.(PH)
Auch die Hamburger Fern-Hochschule wurde von der Stiftung Warentest in Sachen MBA-Fernstudienberatung getestet. Ergänzend zu dem hier veröffentlichten Bericht möchten wir betonen, dass eine persönliche Beratung vor Ort bei uns selbstverständlich angeboten wird.
@mfirsching: Der Link ist aktiv. Man findet das 4-seitige PDF-Infodokument auch über unsere Suchfunktion. Bitte geben Sie "Schnell-Check" in das Suchfeld ein. (MK)
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