Sie hetzen über Sand und Schotter und lassen nicht nur Kinderaugen größer werden. Das Rennen machen drei teure Wagen und ein Spaßmobil.
Wenn dieses Paket unterm Weihnachtsbaum liegt, streiten sich nicht nur Vater und Sohn um die Fernbedienung. Auch Mädchen fahren auf die Renner ab. Das zeigte sich bei unserem Test von 13 ferngesteuerten Autos. Da nahmen Mädchen und Jungen zwischen fünf und neun Jahren das Steuer in die Hand. Überraschendes Ergebnis: Es gibt extreme Unterschiede in Technik, Fahrverhalten und Spielspaß. Ganz zu schweigen vom Preis: Testsieger Lego Dirt Crusher RC kostet schmerzliche 149 Euro, das teuerste Modell im Test. Dafür gibt es dann auch Spaß, der nicht gleich nach einer Viertelstunde verblasst oder im Totalschaden endet.
Aus der Kiste auf die Piste
Auspacken und losfahren. Bei allen außer Lego geht das. Vorausgesetzt, man hat geladene Akkus. Meist ist das nicht der Fall und der Weihnachtsabend vorbei, bevor die erste Probefahrt startet. Also vor dem Geschenke-Einpacken Akkus aus der Packung nehmen und aufladen. Ladegeräte liegen bei. Nur beim Jamara MTB Bison heißt es trotz des stolzen Preises von 95 Euro: Akkus und Ladegerät extra kaufen. Getreu dem Lego-Konzept muss man den Dirt Crusher selbst zusammenbauen, wir schafften das in einer halben Stunde. Vorteil dafür: Man sieht das Innenleben und kann verschiedene Bauformen wählen, das schafft Abwechslung und ändert das Fahrverhalten.
„Große Räder und nichts dahinter“
20 Stundenkilometer Spitze schafft das schnellste Auto im Test – da reicht ein großes Wohnzimmer gerade einmal für knapp zwei Sekunden Geradeausfahrt. Also raus ins Gelände, wie unsere Tester, und die Wagen über Asphalt, Schotter, Rasen und Sand hetzen. Protzige Stollenreifen haben fast alle, doch die meisten kommen nur auf Asphalt und Schotter auf Tempo. „Schotter macht erstaunlich viel Spaß“, sagt unser Testleiter. „Man kann den Wagen auch mal schleudern lassen.“ Auf Rasen sind nur zwei sehr gut. „Bei den meisten reicht die Antriebskraft einfach nicht aus. Große Räder und nichts dahinter“, berichtet der Testleiter. „Nur der Lego Dirt Crusher hat richtig Dynamik, da fliegen auch auf Rasen die Fetzen.“ Auch spitze im Gelände: der Jamara MTB Bison, ein Hightechallradauto, das als Einziges sogar mit lockerem Sand fertig wird.
Übrigens: Bei Schnee und Regen müssen fast alle in der Garage bleiben. Nur der Lego ist feuchtigkeitsgeschützt – er kann auch mal durch eine Pfütze donnern. Und der Toys R Us Land Sea für 80 Euro kann als Amphibienfahrzeug sogar die Räder einklappen und schwimmen. Die Kinder fanden das cool. Ansonsten ist der Land Sea kein überzeugender Kompromiss – und eines der langsamsten Autos im Test.
Mädchen am Steuer
„Spannend am Spielspaß-Test war, wie gut alle Kinder mit den Autos zurechtkamen, egal ob Junge oder Mädchen“, sagt unser Testleiter. „Ferngesteuerte Autos gelten als Spielzeug für Jungen, und viele haben eins zu Hause. Im Test wollten die Jungen am liebsten gleich Rennen fahren. Doch auch die Mädchen haben viel Spaß am Steuer, vor allem bei den praktischen Fahrversuchen.“
Die verschiedenen Typen der Fernbedienung, ob mit Hebeln, Tasten und Steuerrädern, sind für die Gameboy-Generation kein Problem. Wichtiger als die Form der Fernsteuerung ist aber die Technik dahinter. Nur die drei teuersten im Test besitzen eine Proportionalsteuerung, bei der man das Rad auch nur halb einschlagen und langsam an ein Hindernis heranfahren kann. Bei allen anderen gibt die Steuerung nur simple Signale: Motor vor oder zurück sowie Steuer links oder rechts. Das führt bei Ungeübten zu sprunghafter Fahrweise und Schlangenlinien. Gerade die Kleinen juckt das aber wenig. Bestes Beispiel dafür: Der Karstadt Racy Quadra Racer hat eine simple Fernsteuerung und einen niedrigen Preis (39 Euro). Trotzdem ist er nach Lego das Auto mit der besten Note in puncto Spielspaß – wenn man den Quadra Racer überhaupt Auto nennen kann. Es gibt nämlich kein unterscheidbares oben und unten, hinten und vorn. Zudem können sich die linke und die rechte Seite gegeneinander verdrehen – der Quadra Racer schlägt wilde Kapriolen, das macht Spaß und sieht super aus. In der Gunst der Kinder lag er mit ganz vorn. Bei den Erwachsenen hieß der Favorit Jamara MTB Bison, der es bei den Kindern nur ins Mittelfeld schaffte.
16 bis 40 Meter Reichweite
Extreme Unterschiede gab es bei der Reichweite der Fernbedienung. Der Jamara MTB Bison lässt sich noch aus 40 Meter Entfernung steuern, der Lego Dirt Crusher – sonst fast überall vorn – liegt hier mit 16 Meter Reichweite an letzter Stelle. In der Praxis sind die Unterschiede für junge Piloten nicht bedeutsam. „Die meisten Kinder versetzen sich in die Lage des Piloten und laufen dem Wagen hinterher“, sagt unser Testleiter. „Geringe Reichweite ist deshalb kein Thema.“
Finsteres Kapitel Haltbarkeit
Ein finsteres Kapitel dagegen ist bei einigen die Haltbarkeit. Der Graupner Junior Line Buggy ist ein schicker Rennwagen für 64 Euro, der schnellste im Test. Das bringt Spaß – bis die Radaufhängung bricht, ein Federbein aushakt oder Ähnliches mehr. Haltbarkeit „mangelhaft“. Alle Autos im Test steuerten wir mit Vollgas schräg auf einen Bordstein. Und wir ließen sie aus allen Richtungen aus einem Meter Höhe auf Beton fallen und prüften sie in der Praxis auf Herz und Nieren. Neben dem Totalausfall bei Graupner gab es einen gebrochenen Spoiler beim Cartronic RC Car Turbo Titan, eine beschädigte Lenkungsjustierung beim Neckermann Topy-Top Quad Polaris und ein gebrochenen Kabel beim Quelle Goodplay Bad Boy – das Federbein hatte auf das Kabel gedrückt.
Manche machen schneller schlapp
Nickel-Kadmiumakkus sind nicht mehr Stand der Technik und ein Umweltproblem, wenn sie im Hausmüll landen. Kaum verständlich, dass nur Lego auf umweltfreundlichere Nickel-Metallhydrid-Akkus setzt. Und vier Anbieter nutzen Nickel-Kadmiumakku-Packs, für die es nicht einmal umweltfreundlicheren Ersatz gibt. Ein zweiter Akku empfiehlt sich in jedem Fall – besonders beim Lego Dirt Crusher und dem Karstadt Quadra Racer. Beide Autos bringen zwar viel Power auf die Straße, machen dafür aber auch schon nach rund 25 Minuten Dauertest schlapp.
Schon viel besser: Der gut zu fahrende Rennwagen Tamiya Baja King schafft 60 Minuten ohne aufzutanken, und der langsamere, aber ebenfalls „gute“ Jamara MTB Bison sogar 75 Minuten. Pfiffig beim Jamara MTB Bison auch: Beim Einlegen der Akkus braucht man auf die Polung nicht zu achten. Dafür ist der Wechsel sonst eine ziemliche Fummelei, wie leider bei den meisten Autos im Test. Nur bei drei sonst abgeschlagenen Modellen fanden wir den Akkuwechsel „gut“ gelöst.
Weichmacher im Reifen
Ein heißes Thema auch bei diesem Test: Schadstoffe. Nachdem wir vor kurzem gesundheitsgefährdende Weichmacher in Handgriffen von Kinderfahrrädern und sogar in Olivenölen feststellten, wurden wir auch hier fündig. Die Pneus des Cartronic RC Car Turbo Titan und des Nikko Scarab Off-Roaders enthielten größere Mengen Diethylhexylphtalat (DEHP). Klar „mangelhaft“, denn dieser Weichmacher gilt zumindest bei Tieren als Krebs erregend, frucht- und fortpflanzungsschädigend und ist einer kürzlich verabschiedeten EU-Richtlinie zufolge in Zukunft für alle Spielzeuge verboten.
Am besten in Sachen Umwelt schnitt Lego ab – auch bei unserem Test der Unternehmensverantwortung liegt das dänische Unternehmen neben KarstadtQuelle mit vorn.
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