Fastfoodketten: Mitarbeiter unter Druck

Stressreiche Schicht. Wird am Personal gespart, müssen die Kunden warten.
Die Qualität der Speisen muss stimmen. Wo kommen die Rohstoffe her? Wie behandeln die Fastfoodanbieter ihre Mitarbeiter? test fragt nach.
Die Empörung war groß. Ein Franchisenehmer von Burger King hatte im Mai drastische Einschnitte angekündigt: In seinen 91 Filialen werde er keine Tariflöhne mehr zahlen. Auch alle Betriebsvereinbarungen wolle er kündigen. Mitarbeiter zogen vor Gericht. Die ersten Verfahren haben sie gewonnen.
„Es ist ein extremer, aber kein Einzelfall“, sagt Guido Zeitler, Referatsleiter Gastgewerbe der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Der Umgang in der Fastfoodbranche ist häufig rau.“
Kochlöffel schweigt beharrlich
Der Vorwurf passt so gar nicht zur Selbstdarstellung der Unternehmen. „Themen wie Mitbestimmung, faire Entlohnung ... sowie die Verantwortung als Arbeitgeber stehen im Vordergrund und werden beständig weiterentwickelt“, erklärt McDonald’s auf seiner Website. Und Burger King betont: „Klar, dass Teamgeist bei uns groß geschrieben wird.“
Die Stiftung Warentest wollte wissen, unter welchen Bedingungen die geprüften Fastfoodmenüs entstehen. Wie werden die Mitarbeiter in den Restaurants behandelt und bezahlt? In welchem Maß setzen sich die Fastfoodketten bei der Beschaffung der Rohwaren für Tier- und Umweltschutz ein? Unseren Fragebogen beantworteten nur McDonald’s und Burger King. Die Firma Kochlöffel schweigt.
Nicht jede Firma zahlt nach Tarif
Die Antworten der beiden Marktführer verdeutlichen, wie das Fastfoodsystem in Deutschland funktioniert: Franchisenehmer betreiben alle Filialen von Burger King und mehr als 80 Prozent der Restaurants von McDonald’s. Sie arbeiten als eigenständige Unternehmer. Die Mutterkonzerne stehen ihnen lediglich beratend zur Seite. Das gilt auch für die Gestaltung der Arbeitsverträge. McDonald’s verpflichtet dieFranchisenehmer immerhin, geltende Tarifverträge einzuhalten. Seit 1. Juni dieses Jahres liegt der Stundenlohn bei mindestens 7,06 Euro im Osten Deutschlands, 7,71 Euro im Westen. Bei Burger King bezahlen nach Angaben des Unternehmens „über 80 Prozent der Franchisenehmer“ nach Tarif.
Angst, den Job zu verlieren

Mitarbeiter in Fastfoodrestaurants haben wenig Zeit, aber viele Aufgaben. Häufig zu viele. Überstunden, Unterbesetzung, abrufbar sein auch an arbeitsfreien Tagen – Guido Zeitler von der NGG kennt die Probleme. „Die Belastung der Mitarbeiter in der Branche ist groß“, sagt er. Betriebsräte, die sich für die Angestellten stark machen, fehlen meist. „Wir haben deutschlandweit in 91 Restaurants einen Betriebsrat“, teilt McDonald’s mit. Bei 1 440 Filialen ist das nicht viel. Burger King nennt zu diesem Thema keine Zahl. „Es trauen sich nur wenige Mitarbeiter, einen Betriebsrat zu gründen“, sagt Guido Zeitler. Viele seien befristet angestellt. Die Angst, den Job zu verlieren, wiege oft schwerer als die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen.
Strenge Kontrollen beim Rindfleisch

Steter Wechsel. Braten, verpacken, verkaufen – in einer Schicht müssen die Mitarbeiter oft mehrere Posten bedienen.
Ihre Lieferanten kontrollieren die Fastfoodanbieter nach eigenen Angaben streng, ebenso die Qualität des Rindfleischs und der Kartoffeln. Das Rindfleisch stamme zum Großteil aus Deutschland, versichern McDonald’s und Burger King. Die Rückverfolgbarkeit bis zum Erzeuger werde regelmäßig überprüft.
Seit dem Jahr 2010 setzt sich McDonald’s im Rahmen seiner „Best Beef“-Kampagne außerdem dafür ein, Qualitäts- und Sicherheitsstandards in der Rinderzucht weiter- zuentwickeln. Landwirtschaftsverbände und Wissenschaftler beteiligen sich. Burger King und Kochlöffel haben bislang kein vergleichbares Projekt.
Für das Frittierfett leidet die Umwelt
Palmöl, in dem Burger King und Kochlöffel die Pommes frittieren, muss weit reisen. In tropischen Ländern wachsen Ölpalmen auf riesigen Plantagen. Um dafür Platz zu schaffen, lassen die Plantagenbetreiber Regenwälder roden. Es gibt aber auch nachhaltig gewonnenes Palmöl aus zertifizierten Quellen. Burger King verwendet es nicht, sondern setzt auf konventionelles Öl. Kochlöffel sagt auch dazu nichts.