
Umgerechnet rund 15 Stück Würfelzucker stecken in 0,5 Liter klassischer Fanta in Deutschland. In Frankreich sind es nur 11, in Großbritannien sogar nur etwas mehr 7 Zuckerwürfel. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Bekannte Softdrinks wie Fanta oder Sprite enthalten in der klassischen Variante hierzulande viel mehr Zucker als beispielsweise in Großbritannien und Frankreich. Wie kommt das? Die Stiftung Warentest klärt auf.
Stiftung Warentest vergleicht Zuckergehalte
Fanta, Sprite, Orangina, Dr. Pepper, Indian Tonic Water von Schweppes – diese Softdrinks werden in vielen Ländern der Welt verkauft. Und sie scheinen meist gleich zu schmecken. Aber: Ihre Zuckergehalte unterscheiden sich zum Teil erheblich. Das ermittelten wir, indem wir beliebte Softdrinks im Online-Handel von Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Portugal und Norwegen suchten und die jeweiligen Zuckerangaben verglichen.
Tipp: Wie viel Zucker in gesüßten Fertiglebensmitteln ist, steht in unserem Special Zucker in Lebensmitteln.
Zuckerschocker: Deutsche Fanta doppelt so zuckrig wie britische
In Deutschland verstecken sich in einem 0,5-Liter-Glas Fanta oder Sprite je 45,5 Gramm Zucker. In Großbritannien ist nur gut halb so viel drin: Dort nehmen Softdrinkfans mit 0,5 Liter Fanta 23 Gramm Zucker auf, mit 0,5 Liter Sprite aber gerade mal 16,5 Gramm. Ähnlich bei Schweppes Indian Tonic Water: Die britische Variante hat 45 Prozent weniger Zucker als die deutsche. Nur in Norwegen sind Softdrinks teils noch zuckriger als in Deutschland. In Frankreich und Portugal liegen sie meist dazwischen.
Kein Unterschied bei Cola
Interessant: Klassische Cola-Getränke unterscheiden sich nicht im Zuckergehalt. Coca-Cola Classic enthält in den fünf Vergleichsländern gleich viel Zucker: 53 Gramm je 0,5 Liter. Das gilt auch für klassische Pepsi Cola mit im Schnitt 54 Gramm. Die Anbieter haben die Zuckermengen nicht angepasst. Coca Cola begründet dies damit, dass es bereits zuckerreduzierte Alternativen zur Original-Coke gebe und dass das Unternehmen den Verbrauchern die Wahl lassen möchte.
Zuckersteuer zeigt offenbar Wirkung
Dass in Großbritannien Softdrinks zuckerärmer sind, könnte an der Zuckersteuer liegen. Umgerechnet 21 Cent werden dort seit 2018 für jeden Drink erhoben, der mehr als 5 Gramm Zucker je 100 Milliliter enthält. Schon vor Inkrafttreten der Steuer hatten Anbieter ihre Rezepturen auf deutlich weniger Zucker umgestellt. Allerdings nutzen sie bei Fanta und Sprite Süßstoffe. Die deutsche Politik setzt stattdessen auf freiwillige Einsicht der Anbieter – bislang ohne großen Erfolg. Das Zuckerniveau vieler Erfrischungsgetränke ist seit Jahren stabil. Es gibt natürlich auch hierzulande schon länger zuckerreduzierte Erfrischungsgetränke, auch von großen Marken. So ist Fanta beispielsweise in der Geschmacksrichtung Orange sowohl mit als auch ohne Zucker erhältlich, andere Fanta-Geschmacksrichtungen gibt es nur in der zuckerfreien Variante.
Maximal 50 Gramm Zucker pro Tag
Die Weltgesundheitsorganisation und deutsche Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die Deutsche Adiposita-Gesellschaft (DAG) und die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) raten Erwachsenen mit durchschnittlichem Energiebedarf, täglich nicht mehr als 50 Gramm sogenannten freien Zucker zu sich zu nehmen (Konsensuspapier DAG/DDG/DGE). Dazu zählt jede Form von Zucker, der Lebensmitteln zugesetzt wird, aber auch Zucker, der etwa in Fruchtsaft, Sirup und Honig von Natur aus vorkommt. Die Deutschen verzehren aber zu viel Zucker – etwa 70 bis 90 Gramm pro Tag. Große Mengen davon stammen aus Getränken wie Limonaden, aber auch Fruchtsäften. Solche zuckerhaltigen Getränke sind kritisch zu sehen, da sie nicht ausreichend sättigen und so insgesamt zu einer zu hohen Kalorienzufuhr führen.
Tipp: Durst auf Süßes? Geben Sie einen Schuss Softdrink oder Saft in ein Glas mit Wasser. Besser als Fertigschorlen ist Saft mit Wasser gemixt: Ein Teil Saft plus drei Teile Wasser sind empfehlenswert. Weitere Tipps zum Durstlöschen bietet unser Special Richtig trinken.
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Limonaden müssen mind. 7% Zuckergehalt aufweisen
Laut der deutschen Leitsätze für Erfrischungsgetränke MUSS in einer Limonade hierzulande mindestens 7% Zucker, also ca. 35g pro 0,5l enthalten sein!
Warum man so einen Sachverhalt im Bericht nicht nennt, erschließt sich mir nicht; gehört doch definitiv zum Thema dazu:
Denn die Varianten aus Großbritannien und Frankreich wären hierzulande nach unseren Bestimmungen keine Limonaden. Das könnte auch ein Grund für den Zuckergehalt hier sein.
So wurde Lemonaid zum Jahresanfang 2019 sogar behördlich abgemahnt, weil der Zuckergehalt zu gering war. Er dürfe sein Getränk nicht mehr Limonade nennen, oder er solle den Zuckergehalt erhöhen. Soweit ich weiß, haben die Hamburger Behörden dann aber im Streit eingelenkt.
Liebe Stiftung Warentest,
ich hatte bisher gedacht ihr habt es nicht nötig in den minderwertigen Journalismus zu verfallen der unsere Medienlandschaft zunehmend kennzeichnet: der Run auf Klicks...
Was meine ich?
Überschrift: [...] Wie kommt das? Die Stiftung Warentest klärt auf.
Artikel: Dass in Großbritannien Softdrinks zuckerärmer sind, KÖNNTE an der Zuckersteuer liegen.
Mit anderen Worten: Stiftung Warenstest hat eine Vermutung - Aufklären kann sie aber auch nicht, da man es einfach nicht weiß und der Hersteller sich nicht in die Karten schauen lässt.
Marktwirtschaft ist Kapitalismus ist Marktwirtschaft.
Achso der Geschmack der Britten hat sich geändert als die Zuckersteuer eingeführt wurde? So ein Quatsch. Und das nennt man Marktwirtschaft und nicht Kapitalismus.
Und zu Softdrinks allgemein: Verdünnen ist Quatsch. Die Dosis macht das Gift. Ich kaufe mir so gut wie nie Softdrinks. Wenn ich dann mal irgendwo Cola oder ähnliches trinke, dann pur und unverdünnt. Im Übrigen hat "natürlicher" Apfelsaft, Orangensaft etc genauso viel Zucker wie Softdrinks. Fallen die dann auch unter die Zuckersteuer? Oder kommt dann ein Hinweis drauf "Nur verdünnt drinken"? Wer jetzt schon will kann sich auch hier schon Produkte die mit "Light" oder "Zero" gekennzeichnet sind kaufen.
Der Grund für den unterschiedlich hohen Zuckergehalt könnten aber auch einfach nur regionale Geschmacksunterschiede sein. Vielleicht mag die Mehrheit der Kunden in einem Land halt eben tendenziell süßere Getränke und in einem anderen Land ist es umgekehrt.
Hersteller müssen immer auf Nachfrage produzieren. Wenn Kunden bestimmte Dinge weniger mögen, wird davon auch weniger hergestellt und versucht, den Geschmack der Kunden besser zu treffen. Dadurch kommt es zu einer ständigen Anpassungen an die Kundenwünsche. Das nennt man Kapitalismus. Und ich bin dankbar dafür.