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Die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich hat begonnen. Die deutschen Fans zeigen wieder Flagge – auch auf der Haut. Fankosmetika gehören seit dem Sommermärchen 2006 zur Standard-Fanausrüstung. Die Stiftung Warentest hat pünktlich zur EM siebenmal Schminke und fünfmal Klebe-Tattoos auf Schadstoffe geprüft. Das Ergebnis ist ein Trauerspiel.
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Testergebnisse für 12 Fanschminken 07/2016Liste der 12 getesteten Produkte
Schminkstifte schon bei der WM 2014 aufgefallen
Endlich rollt er wieder, der Fußball. In Frankreich will Weltmeister Deutschland nun Europameister werden. Am Sonntag spielen Jogis Jungs in ihrem ersten Gruppenspiel gegen die Ukraine. Spätestens dann sind die Lieblingsfarben der Nation wieder Schwarz-Rot-Gold. Während der WM 2014 in Brasilien wurden Schminkstifte zurückgerufen, weil Untersuchungsämter darin einen verbotenen und krebsverdächtigen Farbstoff gefunden hatten. Jetzt zur EM hat die Stiftung Warentest Fankosmetika auf Schadstoffe geprüft. Die Qualität ist nicht europameisterwürdig. In sämtlichen Produkten fanden die Tester gesundheitskritische, zum Teil verbotene Stoffe.
Zwölf Testkandidaten aufgestellt
Unser Test war sportlich angelegt: Die aufwendigen Schadstoffprüfungen brauchen Zeit, die Aktionsware kam aber erst kurz vor dem Turnier in die Läden. Sieben Schminken und fünf Klebe-Tattoos schafften es in die Auswahl. Rechtzeitig fündig wurden unsere Einkäufer etwa bei Kik, Real, Woolworth und Tedi. Bei Lidl kauften wir das einzige Produkt im Test, das vom europäischen Fußballverband Uefa lizenziert ist. Drei Testkandidaten bestellten wir im Internet.
Ernüchterndes Testergebnis
Befriedigend und damit noch am besten schneiden der Uefa-Schminkstift von Lidl und Tattoos, die wir bei Kik gekauft haben, ab. Fünfmal reicht es nur zur gelben Karte – dem Schadstoffurteil Ausreichend. Weiteren fünf Produkten erteilen wir wegen hoher Schadstoffwerte einen Platzverweis auf Fanpartys: Dem Schminkstift von Fries sowie den Tattoos von Tattoodrucker.de, Fries, Tedi und Elasto form siehe Tabelle.
Der Test im Video
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Viele verbotene Spielverderber
Die größten Spielverderber sind nicht verbotene Farbstoffe, sondern polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Weichmacher. Einige Vertreter dieser Stoffgruppen sind in Kosmetika verboten, weil sie gesundheitlich bedenklich sind. In acht Produkten wiesen wir das verbotene PAK Naphthalin nach, in vier von ihnen außerdem verbotene Weichmacher – hohe Gehalte sind es in den Tattoos von Tattoodrucker.de, Tedi und Elasto form. Eine starke Belastung mit Isophoron wird den Fries-Tattoos, die wir bei Real gekauft haben, zum Verhängnis. Das Lösemittel ist in Kosmetika ebenfalls verboten.
Auch auf Mineralöle geprüft
Nicht explizit verboten, aber beileibe nicht unkritisch sind aromatische Mineralöl-Kohlenwasserstoffe, kurz Moah. Sie gelten als potenziell krebserregend. Im vergangenen Jahr fanden wir Moah in verschiedenen Kosmetika auf Mineralölbasis siehe Test Mineralöle in Kosmetika. Alle sieben Fan-Schminken im aktuellen Test enthalten laut Verpackung mindestens einen mineralölbasierten Inhaltsstoff, zum Beispiel Paraffinum Liquidum, Paraffin oder Ceresin. Moah konnten wir in allen sieben nachweisen. Der Fries-Schminkstift, gekauft bei Real, schneidet mangelhaft ab, weil er besonders stark damit belastet ist.
Kein unmittelbares Gesundheitsrisiko
Das Testergebnis ist ein Trauerspiel. Denn auch bei preisgünstiger Aktionsware muss die Qualität stimmen. Fanschminke wird aber nicht täglich benutzt. Sie kommt im Normalfall bei der EM höchstens sieben Mal zum Einsatz – so viele Spiele absolvieren Jogis Jungs, wenn sie es bis nach Paris ins Finale schaffen. Bei derart seltener Fanbemalung besteht kein unmittelbares Gesundheitsrisiko, auch nicht durch stark belastete Produkte. Anhänger der Nationalmannschaft, die Flagge zeigen wollen, greifen trotzdem am besten zu den befriedigenden Produkten aus der Testauswahl – das gilt gerade für Kinder. Fans sollten Schminke und Tattoos sicherheitshalber nicht auf den Lippen oder in der Nähe der Augen anwenden. Das empfehlen einige Anbieter generell, weil ihre Produkte schleimhautreizende Farbstoffe enthalten. Über den Mund und die Augen können zudem kritische Stoffe einfacher in den Körper gelangen. Auch bei Anwendung auf verletzter Haut ist Vorsicht geboten siehe Tipps.
Auf die Verpackung achten
Ob ein Produkt Schadstoffe enthält, können Verbraucher nicht erkennen. Aber auch die Verpackung ist ein Indiz für Qualität. So müssen auf Kosmetika alle Inhaltsstoffe korrekt aufgelistet werden. Auf einem Produkt im Test finden sich aber zum Beispiel zwei verschiedene Inhaltsstofflisten, auf einem anderen dagegen gar keine (siehe Unterartikel Falsch oder gar nicht gekennzeichnet).
Immer im Bild: Unser EM-Check
Schadstoffe zum EM-Start, das ist nicht schön. Die Stiftung Warentest hat aber auch Erfreulicheres zu berichten: Zum Beispiel, dass es schon für 600 Euro gute Projektoren gibt, mit denen Sie großes Fußball-Kino genießen können (Beamer im Test). Wie Sie Ihr TV-Gerät so nachjustieren, dass das Fußball-Vergnügen perfekt ist, erklären wir in unserer Meldung Machen Sie den Fernseher fit für die EM. Was Arbeitnehmer wissen sollten, die im Büro Fußball gucken, steht in unserem Artikel Fußball und Arbeitsrecht: Was erlaubt ist und was nicht. Und wenn Sie das „Private Viewing“ mit einem Grillabend kombinieren wollen, lohnt vielleicht ein Blick in unsere appetitanregende Meldung Abwechslung auf dem heißen Rost.
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- Im Test von 19 Olivenölen (nativ extra) schneiden viele gut ab. Vier Öle sind mangelhaft – ranzig und teils schadstoffbelastet. Das beste Öl im Test kommt aus Süditalien.
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- Kokosmilch ist beliebt und gibt Speisen einen exotischen Kick. Ein Plus für die Gesundheit ist sie eher nicht: Oft enthält sie Schadstoffe, wie Untersuchungen zeigen.
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- Labello, Blistex und Co: Anders als im vorigen Lippenpflege-Test sind viele Produkte frei von umstrittenen Mineralölbestandteilen – aber eben nicht alle.
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Kommentarliste
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Liebes test.de-Team, ich bin echt froh, über eure Arbeit. Mein Mann ist ein großer Freund von Schminke, wenn er zum Fußball geht. Ich werde darauf achten, ihm etwas unbedenkliches zu kaufen.
Finde ich echt erschreckend. Gerade in Hinblick dessen, dass viele Kinder sich die mit Schadstoffen beschmierte Schminke zur Fußball EM und WM ins Gesicht geschmiert haben. Unverantwortlich!
Vielen Dank für den Test.