
Das deutsche Team steht im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 – viele wollen die Mannschaft am Sonntag standesgemäß anfeuern. Wer sich dafür Fan-Schminkstifte in den Nationalfarben gekauft hat, sollte allerdings aufpassen: In zahlreichen Produkten wurde ein möglicherweise krebsauslösender Farbstoff entdeckt. Mehrere Anbieter, darunter Douglas, Kik, Woolworth und Karstadt, rufen in diesen Tagen ihre Schminkstifte vorsorglich zurück.
Verbotener Stoff nachgewiesen
Aus Gründen des vorsorglichen Verbraucherschutzes rufen viele große deutsche Anbieter Fan-Schminkstifte mit den deutschen Nationalfarben schwarz, rot und gold zurück. In der roten Farbe einiger Produkte wies das Landesuntersuchungsamt Baden-Württemberg den EU-weit verbotenen Farbstoff CI 15585, auch Lackrot genannt, nach. Es liegen bislang noch keine ausreichenden Daten vor, um Lackrot offiziell als krebserregend einzustufen. Laut der internationalen Krebsforschungsagentur kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass er dies ist. Betroffen sind unter anderem folgende Anbieter:
- Douglas: „WM Fan Schminkstift“ mit der Chargennummer CO83CNFS
- Kik: „WM-Schminkstift Deutschland“ mit der Auftragsnummer 639 41 00
- Karstadt: „Fahntastisch, 3-teiliges Fanset bestehend aus Deutschlandfahne, Fanschminke und Halskette“ mit der Loskennzeichnung SC_MF_3
- Woolworth: „WM-Schminkstift Deluxe“ mit der Auftragsnummer 108 738 00
Alle Anbieter haben den Schminkstift bereits aus dem Verkauf genommen. Verbraucher sollten den Schminkstift nicht weiter benutzen und ihn in einer Filiale des jeweiligen Anbieters abgeben, der Kaufpreis wird jeweils erstattet.
17 Schminkstifte auf dem deutschen Markt belastet
Bereits zu Beginn der Weltmeisterschaft vor rund 3 Wochen hatte das Landesuntersuchungsamt Baden-Württemberg in Deutschland erhältliche Fan-Schminkstifte untersucht und beanstandete bis heute 31 von 42 Produkten. In insgesamt 17 Schminkstiften wurde der verbotene rote Farbstoff nachgewiesen. 21 der 42 Artikel waren nicht den Vorgaben des europäischen Kosmetikrechts entsprechend gekennzeichnet, es fehlten etwa Chargennummern oder die Liste der Bestandteile, zum Teil waren nachgewiesene Inhaltsstoffe nicht deklariert. Bei 5 der Proben wurde außerdem ein gelber Farbstoff nachgewiesen, den das Untersuchungsamt nach eigenen Angaben nicht identifizieren konnte. Auf ihrer Internetseite teilt die Behörde mit, dass auch der unbekannte gelbe Farbstoff vermutlich nicht zugelassen ist. Es seien weitere Recherchen bei den Herstellern erforderlich.
Hersteller werden nicht genannt
Nach Angaben des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR) sind alle betroffenen Schminkstifte bereits durch die zuständigen Behörden aus dem Handel genommen und die Hersteller und Importeure informiert worden. Problem: Wer bereits einen Schminkstift gekauft hat, weiß in den meisten Fällen nicht, ob er betroffen ist. Aus rechtlichen Gründen kann das Landesuntersuchungsamt keine Herstellernamen nennen. Die Anbieter wiederum sind nicht zu einem offiziellen Rückruf verpflichtet, da keine konkrete Gesundheitsgefahr besteht.
Schwer erkennbar
Dass die Schminkstifte illegale Inhaltsstoffe beinhalten, ist für die Käufer nur schwer oder gar nicht erkennbar, teilt das MLR mit. So seien die verbotenen Farbstoffe in vielen Fällen nicht auf dem Produkt zu finden. Einige Anbieter hätten die Liste der Inhaltsstoffe auch gleich ganz weg gelassen oder die Farbstoffe falsch aufgeführt. Einzige Gemeinsamkeit: bei fast allen beanstandeten Produkten handele es sich um Aktionsware aus Asien, in den meisten Fällen aus China.
Keine unmittelbaren gesundheitlichen Schäden zu befürchten
Wer die Schminke bereits verwendet hat, brauche keine unmittelbaren gesundheitlichen Schäden fürchten, beruhigt das MLR. Der als Lackrot bekannte Farbstoff CI 15585 war bis 1993 in kosmetischen Mitteln zugelassen. Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes wurde er dann aber EU-weit für die Verwendung in kosmetischen Mitteln verboten. Es liegen bislang noch keine ausreichenden Daten vor, um Lackrot offiziell als krebserregend einzustufen. Laut der internationalen Krebsforschungsagentur kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass er es ist.
Unbedenkliche Alternative
Mit bunter Kinderschminke lassen sich ebenfalls bunte Streifen in Flaggenform auf Wangen und Stirn zaubern. Beim Test von Karnevalsschminke der Stiftung Warentest 2005 waren fast alle Produkte unbedenklich. Für alle, die nur schnell ins Schminktäschchen greifen wollen: Für die Deutschlandfahne lassen sich auch beispielsweise schwarzer Kajal, roter Lippenstift und goldener Lidschatten kombinieren.