Fast alle Ergometer eignen sich gut fürs Ausdauertraining zuhause. Vier disqualifizieren sich aber wegen verbotener Schadstoffe in den Griffen.
Testergebnisse für 11 Fahrradtrainer 01/2015
Keine Zeit – so versuchen sich Sportmuffel gern herauszureden. Ein Argument, das nicht wirklich überzeugt. Denn schon 15 Minuten Bewegung am Tag reichen aus, um das Herz-Kreislauf-System in Schwung zu bringen und das Wohlbefinden zu steigern. Und dafür ist es nicht einmal nötig, vor die Haustür zu gehen.
Für alle, die sich unabhängig von Wetter, Sportstudio oder Schwimmhalle fit halten wollen, kommt ein Fahrradergometer infrage. Er ist eine gute Alternative zu Radeln, Laufen, Nordic Walking, Skilanglauf und Schwimmen. Gegenüber Heimtrainern haben Ergometer den Vorteil, dass Nutzer eine genau definierte Belastung einstellen können – Voraussetzung für ein optimiertes, auch ärztlich überwachtes Training.
Genaue Anzeigen, runder Lauf
Elf solcher Fahrradtrainer mit Leistungsanzeige haben wir getestet, zwei davon sind Liegeräder. Fast alle Ergometer hinterließen beim Trainieren einen guten Eindruck: Sie laufen angenehm rund und machen so gut wie kein Geräusch. Viele glänzen zudem mit genauen Anzeigen für Drehzahl und Leistung. In der praktischen Prüfung fiel nur der Intersport/Energetics etwas ab. Gleich sechs Modelle verdarben sich ihr Qualitätsurteil jedoch durch Schadstoffe in den Griffen.
Verbotene Weichmacher
Das Thema Schadstoffbelastung scheinen einige Anbieter noch immer nicht mit dem nötigen Ernst zu behandeln. Das legen zumindest unsere Prüfungen nahe. Substanzen, deren Herstellung und Verwendung in Europa seit Jahren verboten ist, tauchen plötzlich wieder in größeren Mengen auf.
Ein Beispiel dafür sind kurzkettige Chlorparaffine. Diese umweltgefährlichen Stoffe dienen als Weichmacher in Kunststoffen. Sie können in der Natur nicht abgebaut werden und reichern sich in Böden, Gewässern sowie im Organismus von Tieren und Menschen an. Außerdem stehen sie im Verdacht, krebserzeugend zu sein.
Für einige Industriezweige wurden diese Stoffe schon 2002 verboten. Seit 2012 ist ihre „Verwendung und Inverkehrbringung“ in der EU generell untersagt. Dennoch haben wir in den Griffen von vier Modellen so hohe Konzentrationen gemessen, dass die Bewertung nur mangelhaft lauten konnte.
Zudem fanden wir bei einigen Testkandidaten Phthalate in den Griffen – hauptsächlich Diethylhexylphthalat (DEHP) und Diisononylphthalat (DINP). Diese Chemikalien werden ebenfalls als Weichmacher für Kunststoffe wie PVC oder synthetisches Gummi verwendet. DEHP ist gesundheitlich problematisch, da es im Verdacht steht, hormonell zu wirken. Dadurch kann es beim Menschen beispielsweise Unfruchtbarkeit verursachen.
Die gemessenen Phthalat-Konzentrationen waren nicht sehr hoch, sodass wir das Schadstoffurteil ausreichend vergaben. Übrigens: Ab 2015 dürfen Hersteller laut EU-Chemikalienverordnung (REACH) ohne Zulassung kein DEHP mehr für Verbraucherprodukte verwenden. In Kinderspielzeug ist DEHP bereits verboten.
Dass es auch ohne gefährdende Schadstoffmengen geht, zeigen die Modelle von Kettler und Finnlo. Bei Horizon ist beides möglich: Das Standfahrrad war unauffällig, das Liegerad mit dem Weichmacher DINP belastet.
In der Praxis meist gut
Beim Trainieren gab es fast nur gute Noten, ausgenommen für Intersport/Energetics. Er zwingt Nutzer nicht nur in eine Sitzposition, die die Tester als unangenehm empfanden. Auch die Handschalen-Pulsabnehmer sind ungünstig positioniert. Sie lassen sich nur mit angewinkelten Handgelenken umfassen. Dadurch wird der Trainierende in eine Zwangshaltung gebracht, die den Spaß am Sport deutlich trübt. Der feste Lenker beim Horizon Comfort 5i, der nur eine Griffposition zulässt, ist zwar nicht normgerecht. Negative Auswirkungen hatte das jedoch nicht. Im Gegenteil: Die Tester lobten die Form der Griffe, die die Handgelenke angenehm entlasten.
Besonders beliebt bei den Prüfern waren die Liegeräder von Horizon und Kettler. Sie sind zwar teuer und sperrig. Das Training auf ihnen ist aber deutlich angenehmer, nicht zuletzt wegen der stützenden Rückenlehne. Sie erleichtert vor allem älteren und schwereren Personen den Sport.
Die Bedienung der Computer klappt problemlos. Mit allen kamen die Tester nach kurzer Zeit gut zurecht. Die Anzeigen empfanden sie als selbsterklärend.
In der technischen Prüfung offenbarten sich allerdings Unterschiede. So ist eine genaue Leistungsanzeige für Ergometer unerlässlich. Die Norm erlaubt eine Abweichung von maximal zehn Prozent nach oben und unten. Viele Geräte schaffen das problemlos. Finnlo Exum und die beiden Kettler-Modelle erreichen sogar nahezu die Genauigkeit medizinischer Geräte. Tunturi Go 70 zeigt dagegen bei hohen Leistungen deutlich zu viel an.
Ältere Personen und absolute Einsteiger sollten ihr Training mit niedriger Belastung beginnen. Sie brauchen daher einen Heimtrainer, bei dem sich geringe Leistungen von 25 bis 50 Watt einstellen lassen. Beim Christopeit und beim Sport Tiedje ist das jedoch nicht möglich.
Brustgurt misst am besten

Herzfrequenz. Ohrclips übertragen den Puls besser als Handabnehmer – aber das Kabel kann beim Training stören. © Fotolia / Volker Witt
Aus der Reihe tanzt auch eines der teuersten Modelle im Test: Am Life Fitness für 1 100 Euro lässt sich nur der Widerstand in Stufen einstellen. Die Leistung ändert sich somit je nach Kurbeldrehzahl. Das Modell ist deshalb kein Ergometer, obwohl es oft als solches angeboten wird. In den USA, der Heimat des Anbieters, spielt die Einstellung in Watt kaum eine Rolle, trainiert wird dort meist mit Pulsprogrammen.
Solche Programme bieten alle Geräte. Sie passen den Tretwiderstand automatisch so an, dass der Trainierende einen vorgegebenen Puls erreicht oder hält. Voraussetzung ist eine exakte Messung der Pulsfrequenz. Doch die Übertragung ist nicht immer einwandfrei. Am ungenauesten sind die Sensoren an den Handgriffen. Ohrclips messen etwas besser. Am zuverlässigsten funktioniert die Pulsmessung über einen Brustgurt. Während alle Geräte über einen Empfänger verfügen, muss der Gurt oft dazugekauft werden.
Die meisten Ergometer zeigen über ein blinkendes Herz an, ob sie ein Pulssignal empfangen. Geht das Signal verloren, muss das Gerät die Belastung automatisch reduzieren. Das tun alle bis auf Rex Los Angeles, bei dem immerhin eine Warnung in der Computeranzeige erscheint.
Erst schrauben, dann strampeln

Montage. Bevor man auf sein Ergometer steigen kann, sind etliche Teile zusammenzuschrauben. Selbst Geübte brauchen dafür mindestens 30 Minuten. © Stiftung Warentest
Das erste Training beginnt bei den untersuchten Geräten gleich nach der Auslieferung: In allen Kartons liegen die Ergometer in Einzelteilen, die der Nutzer zusammenbauen muss. Je nach handwerklicher Versiertheit dauert das 30 bis 60 Minuten.
Nicht nur für die Montage ist eine verständliche Gebrauchsanleitung Pflicht. Die gibt es aber nicht immer. Beim Tunturi-Fahrradtrainer fanden wir nur eine Anleitung in Englisch. Auch beim Life Fitness fehlt die gedruckte Montageanleitung auf Deutsch. Sie befindet sich nur auf einer beigefügten CD.
Eine Frage der Motivation
Wer mit dem Heimtraining nicht nur fitter, sondern auch schlanker werden will, muss aufpassen. Zum einen geben die Trainingscomputer den Kalorienverbrauch mangels individueller Faktoren nur ungenau an. Zum anderen verkehrt sich der Trainingseffekt schnell ins Gegenteil, wenn man anschließend ordentlich zulangt.
Dreh- und Angelpunkt beim Heimtraining bleibt die Motivation. Viele Geräte stehen bald ungenutzt herum, weil der Trainingsanreiz fehlt. Die Anbieter versuchen, über die Software der Computer für Abwechslung zu sorgen. Das geht bis zum Abfahren von selbst per Videokamera aufgezeichneten Touren. Im Test haben nur die Kettler-Geräte eine solche Schnittstelle.
Tipp: Stellen Sie das Gerät nicht in den Keller. Besser ist der Platz vor dem Fernseher. Nutzen Sie freie Zeit zum Trainieren – auch wenn es nur 15 Minuten sind.
-
- Schadstoffe, falsche Wattzahlen, instabile Handläufe: Kein Crosstrainer aus unserem Test konnte insgesamt überzeugen. Manche sind sogar in mehreren Punkten mangelhaft.
-
- Der Matratzen-Test liefert Ergebnisse für mehr als 260 Schaumstoff-, Latex-, Federkern- und Boxspringmatratzen. So machen Sie beim Matratzenkauf alles richtig.
-
- Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND, warnt vor Lichterketten mit gesundheits- und umweltschädlichen Chemikalien. In einer Stichprobe wies er in drei...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@alle: Vielen Dank für Ihre Anregung bezüglich Aktualisierung unserer Untersuchung von Fahrradtrainern. Ihre Testanregungen haben wir an das zuständige Untersuchungsteam weitergeleitet. Wie schnell diese Untersuchung realisiert werden kann, lässt sich derzeit nicht genau sagen, zumal unser Test- und Terminplan bereits jetzt bis an die Grenze der Kapazitäten gefüllt ist, so dass die Chancen für eine Realisierung zusätzlicher Projekte zumindest kurzfristig eher schlecht stehen.
Die Vorschau auf neue Untersuchungspublikationen finden Sie jeweils im aktuellen test-Heft bzw. unter https://www.test.de/shop/test-hefte/vorschau/
Liebes Stiftung Warentest Team,
ist ein neuer Test bald zu erwarten? Bitte um kurze Rückmeldung, ob Sie sich dazu äußern können.
Der Test ist jetzt 8 Jahre alt und von den 3 gut getesteten Stand-Fahrrädern sind 2 nicht mehr erhältlich und der Finnlo hat ziemlich schlechte Bewertungen bei Amazon aufgrund von Problemanfälligkeit. Ein neuer Test wäre dringend nötig und wünschenswert!
Viele Grüße
Michael Schmidberger
Hallo SWT-Team,
wir hatten bisher immer klappbare Heimtrainer mit Sattel-Lehne - das fanden wir praktisch wegen der gut veränderbaren Sitzposition, des geringen Platzbedarfs und der leichen "Verräumbarkeit" wenn Besuch kommt.
Die Modelle waren das "Ultrasport - F-Bike 200B" und das "Motive Fitness U.N.O. - Multi-Function X-Bike". Beide beruhen wohl auf dem gleichen Prinzip.
BEIDE haben uns nach relativ kurzer Zeit im Stich gelassen: Der Keilriehmen im Inneren ist gerissen, einmal nach ca. 6 Monaten, einmal nach ca. 14 Monaten - bei jeweils ca. 1-1,5 Std. Training pro Tag.
Die Mechanik der Rahmen gab keinen Anlaß zur Beanstandung.
Wegen dieser Erfahrungen würde ich mich sehr über ein Update des Tests unter Berücksichtigung der inneren Mechanik und der Langlebigkeit derselben freuen.
Hallo zusammen,
ich fände es sehr schön zu hören ob sich bei den Tests für Trainingsgeräte schon was tut.
Ein Update hierzu würde zumindest meine Stimmung etwas heben.
Vielen Dank!
Jörg
Ich suche schon seit einiger Zeit nach einem Spinning Fahrrad für Zuhause. Da der Corona Lockdown sich immer mehr in die Länge zieht, wäre es schön, wenn es auch zu diesem Thema Tests geben würde.