Fahrradbremsen: Alternativen zum Rücktritt

Felgenbremsen sind weit verbreitet und wartungsfreundlich.
Für Verzögerung an Fahrrädern sorgen vor allem Felgenbremsen, aber auch Scheiben- und Nabenbremsen sind gebräuchlich. Zu letzteren zählen Trommel- und Rollenbremsen – und die gute alte Rücktrittbremse. test.de erklärt die Eigenheiten der verschiedenen Bremsentypen und nennt deren Vor- und Nachteile.
Felgenbremsen – leichte Wartung, hoher Verschleiß
So funktioniert es: Bei Felgenbremsen drückt eine Bremszange zwei Gummis auf die Bremsflächen der Felge. Die sind meist aus Aluminium, was eine gute Reibung garantiert. Betätigt werden die Bremsen per Seilzug oder hydraulisch. Das funktioniert bestens, auch bei höchsten Geschwindigkeiten bringt man damit ein Fahrrad schnell zum Stehen. Voraussetzung: Die Bremsgummis müssen passend anliegen und der Seilzug muss geschmeidig laufen.
Vorteile | Nachteile |
Vorteile | Nachteile |
einfach | nur mäßige Bremswirkung bei Nässe |
preiswert | die Bremsflanke am Laufrad verschleißt, irgendwann ist ein neues Laufrad fällig. |
wartungsfreundlich |
Verschleißindikatoren
Gute Laufräder haben Verschleißindikatoren auf ihrer Bremsfläche. Daran kann man die Abnutzung der Felge erkennen. Im normalen Alltagsbetrieb hält ein Laufrad nahezu ewig, bei stärkerer Beanspruchung kann es schon mal nach 25 000 bis 30 000 Kilometern „durchgebremst“ sein. An Carbon-Laufrädern werden spezielle Bremsklötze benötigt. In Härtetest zeigt sich immer wieder, dass die Bremsflächen so heiß werden können, dass sie Blasen bilden und das Rad unfahrbar wird. Scheibenbremsen an Carbon-Laufrädern beseitigen dieses Problem.
Diese Typen von Felgenbremsen gibt es
Seitenzugbremsen (Pivot / Dual Pivot). Sie sind klein, leicht und wirkungsvoll und daher die typischen Rennradbremsen. Ein exzentrisch gelagerter Bremsarm verteilt den Bremsdruck gleichmäßig auf beide Arme.
Tipp:Achten Sie darauf, dass die Halterungen für die Bremsgummis („Bremsschuhe“) aus Metall sind, das verbessert die Wirkung. Die Bremsgummis lassen sich austauschen. Probieren Sie unterschiedliche Gummi-Arten aus
Cantileverbremsen. Hier sind die Bremsarme an den beiden Sitzstreben befestigt, dafür sind spezielle Sockel am Rahmen nötig. Die Bremsarme sind über einen Seilzug miteinander verbunden. Die Wirkung ist sehr gut, man findet diese Bremsen vor allen an Mountainbikes und Cyclocrossrädern, also geländegängigen Rennrädern.
V-Bremsen. Ähneln den Cantileverbremsen, haben aber anstelle des verbindenden Seilzugs ein stabiles Metallröhrchen. Dieses gibt beim Bremsen nicht nach, wodurch die Bremswirkung etwas besser ist als bei Cantileverbremsen. V-Bremsen sind oft bei sportlichen Rädern oder Fitnessbikes verbaut.
Hydraulische Felgenbremsen. Funktionieren über Öldruck und sind damit etwas wirksamer als die per Seilzug betätigten Felgenbremsen. Sind aber auch etwas schwerer.
Nabenbremsen – gut bei Nässe, stressig für Speichen

Trommelbremse an einem Hollandrad
So funktioniert es: Beim Bremsen wird eine Reibefläche aus Metall gegen die Innenwand der Nabe gepresst. Trommelbremsen, wie man sie bei Hollandrädern am Vorderrad findet, funktionieren genauso.
Vorteile | Nachteile |
Vorteile | Nachteile |
unempfindlich gegen die Witterung | schlechter zu dosieren als Felgenbremsen |
kein Verschleiß tragender Bauteile | Überhitzungsgefahr: Bei langen Abfahrten kann die Nabe heißlaufen und das Schmierfett in den Lagern schmelzen und herauslaufen |
Diese Typen von Nabenbremsen gibt es
Rücktrittbremsen. Vor allem bei älteren Radlern nach wie vor beliebt. Wird die Kurbel ein Stück rückwärts gedreht, presst sich in der Hinterradnabe ein Metallkonus ins Nabengehäuse und erzeugt die Verzögerung.
Vorteile | Nachteile |
Vorteile | Nachteile |
Auch für ungeübte Radfahrer einfach zu bedienen. | technisch veraltet |
wenig wirkungsvoll und oft schwer zu dosieren | |
Überhitzungsgefahr bei langeren Bergabfahrten |
Trommelbremsen. Haben meist spezielle Bremsbeläge. Man findet sie an Hollandrädern und vielen Citybikes. Sie sitzen im Vorderrad und werden über Seilzüge bedient. Die Bremsbeläge werden von innen gegen eine Metalltrommel gedrückt.
Vorteile | Nachteile |
Vorteile | Nachteile |
Unabhängig von Witterungseinflüssen | Nicht geeignet für starke Bergabfahrten oder den Transport großer Lasten. |
Wirkung lässt auch bei Nässe nicht nach | |
Vergleichsweise geringer Verschleiß |
Rollenbremsen. Die Bremsbeläge werden wie bei der Trommelbremse von innen gegen eine Metalltrommel gedrückt. Bei Rollenbremsen reibt Metall auf Metall. Die entstehende Hitze wird über spezielle Kühlkörper abgeführt.
Vorteile | Nachteile |
Vorteile | Nachteile |
Verschleißen langsamer als Trommelbremsen | Bremsen sind recht schwer und werden bei langen Abfahrten sehr heiß. |
Bremsleistung ist witterungsunabhängig | |
Wartungsarm: Wasser und Schmutz können kaum eindringen. |
Scheibenbremsen – gut dosierbar

Scheibenbremse mit Bremssattel an einem Hinterrad.
Seit einigen Jahren sind Scheibenbremsen an Alltagsrädern auf dem Vormarsch. Sie werden mechanisch per Seilzug oder hydraulisch mit Öldruck betätigt.
Hinsichtlich der Wirkung nehmen sich beide System kaum etwas. Die Hydraulik ist eleganter und einen Tick wirkungsvoller. Für die Entlüftung der Öldruckleitungen ist aber etwas Geschick erforderlich, die Bremsbeläge selbst sind einfach zu wechseln. Der Durchmesser der Bremsscheiben sollte mindestens 160 Millimeter betragen – ansonsten werden die Scheiben bei großer Beanspruchung zu heiß und können ihren Dienst versagen.
Bei den Bremsbelägen gibt es metallische und organische Varianten. Die metallischen Beläge gelten als härter und langlebiger. Organische Beläge bestehen aus verschiedenen Harzen und bremsen etwas weicher.
So funktioniert es: Ein Bremssattel drückt beidseitig auf eine Scheibe, die sich rund um die Fahrradnabe befindet. Die Löcher in der Scheibe führen dazu, dass durch den bei Scheibenbremsen üblichen hohen Flächenpressdruck Wasser schnell abgeleitet werden kann.
Vorteile | Nachteile |
Vorteile | Nachteile |
wirken besser und sind leichter dosierbar als Felgenbremsen | etwas schwerer als Felgenbremsen |
sprechen bei Nässe besser an | aufwendige Wartung (Entlüftung) |
Bremsen führt nicht zu Verschleiß des Laufrads | Nachrüstung nicht möglich |
leicht bedienbar |
Scheibenbremsen mit Anti-Blockier-System (ABS)

ABS-Steuerungs-Box an einem Fahrrad.
Seit 2019 bieten verschiedene Anbieter ABS-Systeme für Scheibenbremsen an Fahrrädern an. Sensoren am Vorder- und Hinterrad reduzieren im Zusammenspiel mit einer elektronischen Steuereinheit am Lenker die Bremskraft, sobald die Räder zu blockieren drohen. ABS gilt vor allem bei schnelleren S-Pedelecs als sinnvolle Ausstattung, da es hilft, Stürze zu vermeiden.
Vorteile | Nachteile |
Vorteile | Nachteile |
feine Dosierung der Bremswirkung | aufwendige elektronische Steuerung |
erhöhte Sicherheit auf nasser Fahrbahn und bei plötzlichem Bremsen |
Risiko Überschlag
Für alle Fahrradbremsen gilt: Sie dürfen weder zu viel noch zu wenig bremsen. Je geringer die Bremswirkung, desto länger der Bremsweg und desto höher das Risiko von Zusammenstößen. Ebenfalls gefährlich: Wenn die Vorderrad-Bremse zu hart zupackt. Dann blockiert das Rad, und Rad wie Fahrer überschlagen sich. Gefahr droht vor allem, wenn plötzlich ein Hindernis auftaucht und der Fahrer den Bremshebel in Panik mit aller Kraft zieht. ABS-Systeme für Scheibenbremsen gibt es zwar, sie werden bislang im Großserienbereich aber noch nicht angeboten.
Break Booster
Neben den seit Kurzem erhältlichen ABS-Scheibenbremsen gibt es sogenannte Break Booster. Sie enthalten ein Federelement, das übermäßig starke Bremshebelkräfte vermeidet. Der Booster ist ein kleines zylindrisches Teil, das in der Nähe des Bremshebels in die Bremsleitung eingefügt wird
Bremsleistungsverlust bei Regen
Ebenfalls wichtig: Bremsen müssen auch bei Nässe zuverlässig funktionieren. Sonst wirds gefährlich. Vor allem bei Nieselregen drohen böse Überraschungen: So lange die Felge noch feucht ist, muss der Fahrer kräftig bremsen, um die nötige Verzögerung zu erreichen. Ist die Felge trockengebremst, nimmt die Verzögerung plötzlich zu. Wenn dann ein Rad blockiert, kann es wegrutschen oder einen Überschlag verursachen. Scheibenbremsen haben dieses Problem nicht, sie wirken bei Nässe deutlich besser als Felgenbremsen.
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