
Pünktlich zum Start in die Fahrradsaison verkauft Lidl seit Montag, 12. März 2018 ein Faltschloss der Marke Crivit – für rund 15 Euro. Zwei Fahrradschlösser derselben Preisklasse waren im jüngsten Test von Fahrradschlössern der Stiftung Warentest in Sekunden geknackt. Kann das Crivit-Schloss hartnäckige Fahrraddiebe abhalten? Wir haben den Schnelltest gemacht.
Hält im Schnelltest keine Minute stand
Faltschlösser sind beliebt, weil sie sich kompakt zusammenlegen und am Rad befestigen lassen und dabei häufig leichter sind als robuste Kettenschlösser. Doch im jüngsten Fahrradschloss-Test konnten insbesondere die günstigen Faltschlösser nicht überzeugen – sie waren blitzschnell geknackt. Lidl bietet für nur rund 15 Euro das Crivit Fahrrad-Faltschlos an. Auf der Verpackung wirbt der Anbieter „Aus 6 stabilen Stahlsegmenten und Sicherheits-Zylinderschloss für hohen Diebstahlschutz“. Unser Schnelltest zeigt: Das ist zu viel versprochen. Denn unser mit Bolzenschneider, Sägen und anderem Werkzeug bewaffneter Experte fand Wege, das Schloss in einer Minute zu öffnen.
Metallkern macht Bolzenschneider Probleme
„Mehr Sicherheit durch 5-mm-Innenkern“ – auch das steht auf der Verpackung des nach unserer Messung etwa 1,5 Kilogramm schweren Angebot-Schlosses. Tatsächlich ist der Metallkern dieses Schloss etwas wehrhafter als die der 2017 getesteten Faltschlösser von Fischer und Prophete. Unsere Experten konnten die zwei Testkandidaten damals sogar ohne allzu großen Kraftaufwand mit einem Bolzenschneider knacken. Das geht beim Crivit-Schloss nicht. Anderen Werkzeugen konnte es aber keinen großen Widerstand leisten. Schade, denn das Schloss kommt mit cleverem Zubehör wie einem Schlüsseln mit kleiner LED-Leuchte, die das An- und Aufschließen im Dunkeln erleichtert.
Gute Fahrradschlösser ab 30 Euro
Überzeugen konnte das Schloss für 15 Euro nicht. Wer bereit ist, noch 15 Euro draufzulegen, bekommt aber schon ein Bügelschloss mit Qualitätsurteil Gut.
Mit welchen Schlössern Sie Ihr Rad noch getrost alleine lassen können, verrät unser Test von 20 Fahrradschlössern von 20 bis 160 Euro. Außerdem erhalten Sie auch die Testberichte aus den Ausgaben 8/17 sowie 5/15 zum Download als PDF.
Damit es schnell geht – abgespeckter Test
Normalerweise testen wir auch Handhabung, Haltbarkeit und untersuchen die Testkandidaten auf Schadstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Um Radfahrern eine flotte Empfehlung zum Lidl-Angebot zu ermöglichen, haben wir uns im Schnelltest auf die Aufbruchsicherheit beschränkt.
Nicht nur abschließen, sondern anschließen
Ein stabiles Fahrradschloss allein ist keine Garantie für Diebstahlschutz. Wer einen Tipp beachtet, mindert das Risiko, dass das Rad ungewollt den Besitzer wechselt: Das Rad mit zwei Schlössern unterschiedlicher Bauart sichern, denn manche Fahrraddiebe sind auf eine Bauart spezialisiert. Sind keine Fahrradständer in Sichtweite, auf stabile Straßenschilder, Laternen oder Gitter ausweichen. Keine gute Idee: Ein Holzzaun ist schnell zersägt, über kurze Pfähle lässt sich das Rad heben. Weitere Tipps gibt es im FAQ Fahrradschloss.
Fazit: Für etwas mehr Geld gibt es weit mehr Sicherheit
Das von Lidl angebotene Crivit Fahrrad-Faltschloss ist besser als nichts. Bei einem Preis von 15 Euro sollten die Erwartungen der Radfahrer aber nicht zu hoch sein. Mit recht einfachem Werkzeug konnten unsere Tester das Schloss in kurzer Zeit öffnen. In unseren Tests gibt es Fahrradschlösser ab 30 Euro, die bei der Aufbruchsicherheit deutlich besser abgeschnitten haben.
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Ich sag nur "ABUS Bordo Granit X-Plus 6500/85".
Das habe ich selbst, weil ich mein 1000€ Rad auch mal am Bahnhof abstellen muss. Hat in allen mir bekannten Tests sehr gut abgeschnitten und mein Rad ist auch noch da. :)
Kostet allerdings auch mindestens 70€.
Dass viele flexible und leichte Faltschlösser schweren und unflexiblen Bügelschlösser vorziehen, ist verständlich. Das würde ich, würde ich Fahrrad fahren, wohl auch. Billiger sind sie obendrein noch.
Da bisher meines Wissens kein getestete Faltschloss ausreichend sicher war, kann man hier wohl von einem konstruktionsbedingten Problem sprechen. Das lässt sich wahrscheinlich seitens der Hersteller nicht befriedigend lösen. Es bleibt ein Kompromiss zwischen Sicherheit und Komfort.
Die schlechte(re) Sicherheit der Faltschlösser mache ich den Herstellern also nicht zum Vorwurf. Nur die Unehrlichkeit stört mich. Nun muss kein Hersteller auf die Packung schreiben: "Lässt sich in sekundenschnelle aufbrechen." Aber wenigstens sollte er etwas zurückhalten mit objektiv falschen Behauptungen wie: "Hoher Diebstahlschutz" sein.
Und es muss ja nicht mal umsatzschädlich sein - vielleicht greifen einige Käufer dann lieber zu den robusten Bügelschlössern desselben Herstellers.