Ersatzzug, Zugausfall, Anschlusszug weg – auch die beste Planung schützt Radreisende nicht vor Störungen. Roland Huhn vom ADFC sagt, wie es dann am besten weitergeht.

Roland Huhn ist Rechtsreferent des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC in Berlin. © ADFC / Clemens Bilan
Was, wenn der Fernzug ohne Fahrradabteil ankommt?
Der IC hat auf jeden Fall ein Fahrradabteil. Beim ICE ist das ein bisschen anders. Die ersten ICE-Modelle 1, 2 und 3 hatten keine Fahrradmitnahme. Im ICE-T und im neuen ICE 4 ist sie Standard, aber das ist nur ein Teil der ICE-Flotte. Es kann passieren, dass ein Fahrradabteil gebucht wurde, jetzt aber ein ICE aus den früheren Baureihen kommt. Dann ist man auf die Flexibilität des Bahnpersonals angewiesen, die es hoffentlich möglich machen, auch in diesem Zug das Fahrrad mitzunehmen. Da gibt es Notfallanweisungen der Deutschen Bahn.
Was aber macht das Personal, wenn der Ersatzzug kein Radabteil hat?
Der Zugchef soll dafür sorgen, dass auch die Reisenden mit ihren Fahrrädern mitkommen. Es gibt die DB-interne Anweisung, dann ein Abteil für die Fahrräder zu nutzen: entweder ein leeres Abteil oder Fahrgäste werden gebeten, freie Plätze in einem anderen Abteil zu benutzen.
Würden Sie den Reisenden empfehlen, darum zu bitten?
Ja, selbstverständlich. Es kommt ein Ersatzzug, und das ist sozusagen mein Zug. Allerdings muss auch Platz sein. Wenn dieser Ersatzzug kürzer ist oder weniger Sitzplätze hat als der ursprüngliche, wird es schwierig. Sie haben dasselbe Problem, wenn Sie Sitzplätze reserviert haben und es kommt ein anderer Zug, der anders nummerierte Plätze hat. Dann können Sie Ihre Reservierung auch nicht einfordern.
Muss ich auf einen anderen Zug mit Fahrradabteil ausweichen, empfiehlt die Bahn, schnell neu zu reservieren. Ist das realistisch?
Das halte ich für nicht praktikabel. Sie könnten ohnehin nur reservieren, wenn in diesem Zug noch freie Plätze sind. Oder Sie steigen einfach ein und sagen dem Schaffner: Ich sehe, von den acht Plätzen sind nur sechs besetzt. Er hat aber im Blick, ob beim nächsten Bahnhof wieder zwei Fahrgäste mit Rad einsteigen. Trotzdem sollte er eine Möglichkeit finden, Ihr Fahrrad auch noch unterzubringen. Es hängt aber immer davon ab, wie voll der Zug schon ist.
Worst-Case-Szenario: Ich stehe am Bahnhof und kein Zug nimmt mich und mein Fahrrad mit.
Wenn man mit den Fernzügen gar nicht weiterkommt, kann man gucken: Mit welchen Nahverkehrszügen kann ich ans Ziel gelangen? Die Fahrt wird dann aber länger dauern, für mehr als eine Stunde kann man eine Entschädigung verlangen. Man wird unter Umständen umsteigen müssen. Aber das ist quasi eine Notfalloption für jemanden, der mit seinem Fahrrad im Fernzug nicht mitgenommen wird. Im Nahverkehr gibt es ja nie reservierte Plätze, sondern Fahrradwaggons – da hat eine größere Zahl von Fahrrädern Platz.
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- In Bus, Flugzeug und Bahn können Urlauber ihr Rad mitnehmen. Das Bedarf allerdings oft früher Planung. Auch der Versand eines Fahrrads ist machbar.
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- Smartphone am Lenker befestigen – und die Navi-App ist gut im Blick. Auf Radtouren ist das praktisch. Die Schweizer Tester von Saldo haben sechs Halterungen verglichen.
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- 16 Stand- und Minipumpen testeten unsere Schweizer Kollegen von K-Tipp. Schmerzhaft: Ein ums andere Mal quetschen sie sich die Finger. Aber es gibt auch gute Luftpumpen.
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Wenn es keine Direktverbindungen gibt, versuchen wir mit Fahrrädern immer an Kopfbahnhöfen umzusteigen oder zB in Hamburg Dammtor (statt HH Hauptbahnhof), da der Fernverkehr dort nur an einem Bahnsteig abgewickelt wird.
Meine Erfahrungen mit Bahn und e-bike sind nur negativ:
-Enge Eingänge und Flure und teilw. Treppen in den Zügen
-Defekte Aufzüge oder zu kleine Aufzüge an den Bahnsteigen, die nicht einmal auf bahnhof.de entsprechend gekennzeichnet sind
-keine Beförderungsgarantie
Wenn ich mit dem e-bike weiter weg will, dann nutze ich ausschließlich nur noch das Auto.
Meist wird in der Tat nicht angezeigt, wo sich in Nahverkehrszügen das Fahrradabteil befindet. Ich stelle mich dann an das Ende des Bahnsteigs, von wo der Zug einfährt. Kommt das oder die Radabteile in Sichtweite, laufe ich neben dem abbremsenden Zug nebenher und steige nach Stillstand ein. Bei mehreren Radabteilen sieht man so auch, welches am ehesten noch Platz bietet. Bei lokbespannten Doppelstockzügen ist das Radabteil in jedem Fall am entgegengesetzten Ende im Steuerwagen.
Der Artikel bedarf hinsichtlich des Teils "Fahrstühle zum Umsteigen suchen" eine Ergänzung: Sich nur im Internet auf der Webseite bahnhof.de zu informieren, ob und wo sich Fahrstühle befinden, reicht leider nicht aus. Viele Bahnhöfe weisen Fahrstühle auf, deren Kabinenabmessungen leider nicht den Anforderungen der Norm DIN EN 81-70 Teil 2 entsprechen und sind für den Transport von Fahrrädern auf Grund zu geringer Kabinentiefe nicht geeignet. Dies ist besonders für ältere oder auch nur leicht gehbehinderte FahrradfahrerInnen aber eine Voraussetzung für Erreichbarkeit des Bahnsteigs und damit der Züge. Und das, obwohl die DIN 18040 "Barrierefreies Bauen für öffentl. zugängliche Gebäude" auf diese Mindestanforderungen für Aufzüge aus gutem Grund ausdrücklich Bezug nimmt. Für die Bahn scheint dies aber nicht zu gelten und auch die Webseite gibt über die Abmessungen der Kabinen keine Auskunft.