
Gut sichtbar. Alle geprüften Rücklichter leuchten hell genug. Ein Modell aber ging im Sprühnebel unter.
Seit August sind statt der Dynamolichter am Fahrrad auch Batterieleuchten erlaubt. Stellen sie das herkömmliche Licht in den Schatten?
Der Abgesang auf die Lichtmaschine ertönte zuerst in Hamburg. Auf Initiative des Stadtstaates hat sich der Bundesrat mit der alten Vorschrift beschäftigt und sich schließlich von ihr verabschiedet: Seit August müssen Fahrräder nicht mehr mit einer Dynamo-Lichtanlage ausgestattet sein. Freie Fahrt gibt es jetzt auch für Batterie- und Akkuleuchten. Bislang durften Radler lediglich zugelassene Batterierücklichter zusätzlich montieren. Jetzt dürfen auch Batterie- und Akkuscheinwerfer ihren Dienst verrichten.
Doch sind sie gut genug, eine Dynamolichtanlage zu ersetzen? Der Test von dynamo- und mit Energiezellen betriebenen Fahrradscheinwerfern sowie von dynamo- und batteriebetriebenen Rücklichtern zeigt: Es gibt keinen Grund, von einer Akku- oder Batterielichtanlage abzuraten. Sie sind praktisch. Anders als bei Dynamos entfällt die anfällige Verkabelung. Sie bieten Dauerlicht, auch wenn das Rad steht. Wer solch eine Anlage nutzt, sollte sich aber im Klaren sein, dass die Energiespeicher irgendwann leer sind, neu geladen oder ausgetauscht werden müssen. Kontrolllämpchen erinnern daran.
Ist es nun zappenduster für die Dynamos? Stellen Akkulichter sie gänzlich in den Schatten? Nein. Bei Stadt- und Tourenrädern sind Dynamos immer noch erste Wahl. Wer sie nutzt, braucht keine Frischzellen. Der Dynamo versorgt Scheinwerfer und Rücklicht mit Strom – Axa Luxx70 plus lädt über einen USB-Ausgang sogar das Handy oder ein Navigationsgerät, allerdings nur, wenn das Licht ausgeschaltet ist.
Licht macht Sicht

Verboten. Für den Verkehr zugelassene Leuchten haben alle ein Prüfzeichen: Wellenlinie, ein K und eine Nummer. Wer mit Lampen ohne Prüfzeichen fährt, riskiert ein Bußgeld.
Verboten. Für den Verkehr zugelassene Leuchten haben alle ein Prüfzeichen: Wellenlinie, ein K und eine Nummer. Wer mit Lampen ohne Prüfzeichen fährt, riskiert ein Bußgeld.
Im Dunkeln bieten die getesteten Scheinwerfer ausreichend Licht. Alle übertreffen die Anforderungen der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) an die Helligkeit. Danach müssen sie wenigstens 10 Lux hell sein, was keine Meisterleistung bedeutet. Das bietet auch eine Funzel.
Als richtig hell erwiesen sich die Dynamolichter Axa Luxx70 plus, Philips Bikelight und Trelock LS 875 sowie die Batterielichter Philips Saferide und Trelock LS 950. Eher trübe Funzeln sind hingegen das Dynamolicht Büchel Secu Sport und das Akkulicht Trelock LS 350. Beide taugen eher für den Stadtverkehr, wenn helles Umgebungslicht Gegenstände auf der Straße gut erkennen lässt.
Die Zulassungsordnung stellt hohe Anforderungen an die Ausleuchtung der Lichter. Der Lichtkegel der Scheinwerfer muss ein bestimmtes Profil haben: nicht zu breit, nicht zu schmal, keine Lücken im Leuchtfeld. Das schaffen viele gut, das Philips Akkulicht Saferide sogar sehr gut. Anders bei Axa Pico30. Die Leuchte verteilt das Licht so, dass sie den Gegenverkehr blendet. Das führt zu einem Mangelhaft im test-Qualitätsurteil. Auch die Dynamoleuchten Philips Bikelight und Axa Luxx70 blenden, allerdings längst nicht so stark.
Hell und kurz oder dunkel und lang
Nun die Kernfrage: Wie lange leuchten die Akkuscheinwerfer mit einer Ladung? Antwort: Es kommt darauf an. An vielen Akkuleuchten ist die Helligkeit einstellbar. Je heller das Licht, desto kürzer die Betriebsdauer. Die BM Ixon IQ leuchtet in der hellsten Stufe fünfdreiviertel Stunden, in der dunkelsten 21,5 Stunden. Das ist schon recht lang. Trelock LS 950 schafft mit einer Akkuladung gut 11 beziehungsweise 47 Stunden. Das ist extrem lang. Da sind die eindreiviertel Stunden der Security plus LS 200 grenzwertig kurz. Diese Leuchte lässt sich nicht dimmen und leuchtet deshalb volle Pulle bis zum schnellen Ende. Die Zeitangaben sind übrigens Labormesswerte. Die Prüfer messen die Zeit vom Start bis zum Ansprechen des Kontrolllämpchens. Das Trelock LS 950 hat eine gut funktionierende Restlaufzeitanzeige.
Akkus entladen sich selbst
Manchen Scheinwerfern liegen beim Kauf Batterien statt Akkus bei. Die haben wir auch mit Akkus betrieben. Letztlich waren die Unterschiede in der Betriebsdauer gering. Im Endeffekt sollte das Nutzerverhalten für die Wahl zwischen Akkus und Batterien den Ausschlag geben: Akkus für diejenigen, die die Lichter häufig nutzen und schon nach wenigen Tagen nachladen müssen, Batterien für diejenigen, die das Licht immer bei sich haben, aber selten nutzen. Unter diesen Umständen würden, abgesehen von teuren Spezialakkus, die Zellen wegen der Selbstentladung schnell kaputtgehen. Batterien halten länger.
Batterien für Rücklichter top
Für Rückleuchten sind Batterien erste Wahl. Die Lampen ziehen wenig Strom und die Batterien regenerieren zwischendurch. So halten sie in der Praxis oft wochenlang, ohne zu schwächeln. Standardakkus machen den Intervallbetrieb bei geringem Entladestrom nicht lange mit. Die Anzahl der Ladezyklen sinkt rapide bis hin zum frühen Exitus.
Anfällig gegen Spritzwasser
Eine einzige Regenfahrt kann einem Batterie- oder Akkusatz den Garaus machen: Manche Leuchten sind nur unzureichend gegen Spritzwasser geschützt. Bei der Prüfung regelrecht voll liefen die Scheinwerfer Security plus LS 200, Philips Saferide, Sigma Lightster und Trelock LS 350 sowie das Rücklicht Sigma Cuberider II. Sie haben zwar noch geleuchtet, allerdings: Wasser leitet Strom. Nach der Regentour sollte der Besitzer die Energiezellen entnehmen und trocknen. Tut er das nicht, ist die Batterie nach einer Weile leer, der Akkusatz tiefentladen, sprich kaputt. Dann bleibt nur noch, die Energiezellen gemäß der Batterierichtlinie im Fachhandel oder auf dem Recyclinghof zu entsorgen.
Bei der Korrosionsprüfung setzen die Tester die Lichter einem Salzsprühnebel aus. Solch ein Klima gibt es auch auf einer mit Auftausalzen gepökelten Straße. Fast alle Leuchten überstanden diese Tortur schadlos – Ausnahme: Profex. Sowohl Scheinwerfer als auch Rücklicht dieser Marke gingen kaputt. Es halfen nicht einmal mehr neue Batterien, sie wieder zum Leuchten zu bringen.
Eine kippte ab, drei brachen
Zu guter Letzt müssen die Leuchten ihre mechanische Belastbarkeit unter Beweis stellen. Montiert an einem Fahrrad, das auf dem Trommelprüfstand über Schwellen fährt, lockerten sich die Axa Luxx70 und Trelock LS 950 und kippten ab. Die Halterungen von Profex Sydney und Philips Saferide brachen. Peinlich ist das bei Philips, denn gebrochen ist eine neu entwickelte, im Vergleich zum Vorgängermodell vielseitiger einstellbare Halterung. Philips bietet den Kunden einen Austausch an und legt neuen Leuchten wieder die alte, stabilere Halterung bei.