
Die Fahrt geht los. Für die Radtour mit Anhang empfehlen wir Thule, Hamax und Leggero. © Sven Wied
Schnell ans Rad gekoppelt, fertig ist das Kindertaxi. Vier Anhänger im Test können wir empfehlen. Von fünf Modellen raten wir ab – vor einem davon müssen wir warnen.
Testergebnisse für 12 Kinderfahrradanhänger 07/2019
Familien mit kleinen Kindern bewältigen am Tag mehr Wege als Durchschnittsmenschen in Deutschland. Auf den Wegen zwischen Kita, Kinderturnen und eigener Haustür nutzen sie wechselnde Transporthelfer: Sitze für Auto und Rad, Buggy oder, für die ganz Kleinen, Kinderwagen und Tragesysteme. Für längere Touren mit dem Rad, mit Gepäck und für Fahrten mit zwei Kindern bieten sich Fahrradanhänger an. Sie zählen nicht selten zu den teuersten Gefährten im Familien-Fuhrpark. Sind sie ihr Geld wert?
Die Stiftung Warentest hat untersucht, für welche Anhänger sich die Investition lohnt. Im Test traten neun Zweisitzer und drei Einsitzer an, Spitzenmodelle für bis zu 925 Euro und einfache Hänger ab 96 Euro. Fast alle lassen sich nicht nur vom Fahrrad ziehen, sondern auch als Buggy schieben.
In Fahrradanhängern sollen Kinder sicher und bequem unterwegs sein, Eltern wünschen es so praktisch wie möglich. Nur wenige Modelle werden dem gerecht: Der Chariot Cross von Thule siegt als Ein- und als Zweisitzer, zu Preisen von 815 und 900 Euro. Gut ist auch der 900 Euro teure Hamax Outback. Befriedigend schneidet der Leggero Vento R Sail Family für 700 Euro ab. Die anderen liegen klar dahinter: Drei sind nur ausreichend, weil Kinder zu schnell herauswachsen. Fünf schneiden insgesamt mangelhaft ab, weil sie zu wenig Platz bieten, Schadstoffe enthalten oder Passagiere bei Unfällen wenig schützen.
Unser Rat
Fast alle Anhänger im Test lassen sich im Nu zum Buggy umwandeln. Die besten Modelle sind Thule Chariot Cross 1 und 2 – für ein Kind (815 Euro) beziehungsweise für zwei Kinder (900 Euro). Auch gut ist Hamax Outback (900 Euro). Leggero Vento R Sail Family (700 Euro) ist als Anhänger zu empfehlen, als Buggy eher nicht.
Für kürzere Strecken mit einem Kind und wenig Gepäck sind Fahrradkindersitze die günstigere Wahl. Gute ab 56 Euro aus test 3/2018 sind unverändert erhältlich (Testergebnisse Kinderfahrradanhänger).
Fünf Anhänger im Test abgehängt
Der Froggy erwies sich im Test als so unsicher, dass wir schon im Mai vorab davor warnten, den mit 96 Euro billigsten der geprüften Anhänger weiter zu nutzen. Seine Gurte rissen im Labor und sogar bei Vollbremsungen im Praxistest. Der Anbieter stoppte den Verkauf.
Unfallsicherheit ist unverzichtbar: Beim abrupten Bremsen und bei Unfällen besteht Verletzungsgefahr für die kleinen Passagiere. Deshalb sollten sie im Hänger Helm tragen und angeschnallt sein. Der Froggy bietet beim Überschlag zu wenig Kopffreiheit – so wie auch Point-Helmig und Prophete.
Froggy, Prophete und Qeridoo kassieren in puncto Schadstoffe ein Mangelhaft: In den Qeridoos fanden wir ein in Kleinkinderspielzeug verbotenes Flammschutzmittel, im Froggy und Prophete erhöhte Mengen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK), darunter auch Naphthalin. Mehr zu den Mangelhaften und den Reaktionen ihrer Anbieter lesen Sie in unseren Testergebnissen Kinderfahrradanhänger.
Zu wenig Platz für große Kinder

Zu klein für Große. Für Fünfjährige ist der Platz nicht nur im Croozer-Zweisitzer zu knapp bemessen. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Ein teurer Anhänger sollte lange nutzbar sein. Das versprechen auch Anbieter: Croozer etwa gibt an, dass bis zu sechs Jahre alte Kinder mitfahren können. Unsere Ergonomie-Experten können diese und weitereAltersangaben nicht nachvollziehen. Fast alle Modelle sind schon für die meisten Kinder ab fünf Jahren zu niedrig.
Noch am meisten Platz haben Fünfjährige in den Hängern von Hamax und Leggero. Andere teure Testkandidaten werden Kindern schon früh zu klein: der Burleyvielen Vierjährigen, Croozer und Qeridoo bereits vielen Dreijährigen. Kinder kompensieren den Platzmangel für den Kopf, indem sie mit dem Po nach vorne rutschen. Für den Rücken ist diese Haltung ungünstig.
Sitze lassen Rücken hängen
Der Leggero räumt Kindern nicht nur viel Platz ein. Seine Sitze sind zwar ziemlich hart, stützen Kinderrücken aber gut ab.Genau wie beide Qeridoo-Modelle. Die Sitze der drei Hänger für unter 300 Euro gleichen hingegen Hängematten: In ihnen hängen Kinderrücken durch. Auch Burley und Croozer stützen nicht optimal ab.
Vor dem ersten Geburtstag sollten Kinder nicht im Hänger fahren, auch wenn sie oft schon deutlich früher selbstständig sitzen können, denn dem Geruckel im Anhänger können die Kleinen im ersten Jahr wenig entgegensetzen. Spezielle Baby-Sitzschalen oder -Hängematten eignen sich nach Einschätzung unserer Ergonomie-Experten nur, wenn Kleinkinder darin nahezu horizontal liegen und Eltern die Geschwindigkeit stark dem Untergrund anpassen. Allerdings fehlt der Sichtkontakt zum Kind – der ist in diesem Alter wichtig.
Sichere Fahrt nur mit sicherem Rad
Die Fahrt kann für Kinder aufregend sein: Sie haben freien Blick voraus. Im Zweisitzer bespaßen – oder bekriegen – sie sich mitunter gegenseitig. In jedem Fall ist ein Rückspiegel am Rad sinnvoll.
Wichtig sind starke Bremsen am Fahrrad, denn keiner der Testkandidaten hat eine Bremsvorrichtung, die den Anhänger während der Fahrt abbremst. Das Fahrrad muss also zusätzlich den Hänger stoppen. Er kann voll beladen bis rund 60 Kilogramm wiegen. Optimal sind dafür gut eingestelltehydraulische Scheibenbremsen an Vorder- und Hinterrad.
Durchweg gut ließen sich Hamax und beide Thule bremsen – geradeaus, in Kurven und bei Vollbremsungen. Die Anhänger von Prophete und Froggy sowie der Zweier-Croozer schieben bei einer Vollbremsung das Hinterrad des Fahrrads zur Seite.
Anstrengend ist die Fahrt für die Menschen, die vorne strampeln. Vom Froggy abgesehen, kamen unsere Testradlerinnen und -radler aber mit allen Anhängern klar. Hohes Tempo verbesserte die Fahrstabilität sogar. Von den Zweisitzern fuhren Hamax, Leggero und Thule am besten. Noch besser waren die Tester mit den Einsitzern von Thule und Croozer unterwegs.
Tipp: Schauen Sie im Handbuch Ihres Fahrrads nach, ob es anhängergeeignet ist. Das ist nicht immer der Fall. Wenn ja: Drehen Sie Übungsrunden ohne Passagiere, um sich mit dem anderen Fahrgefühl vertraut zu machen, etwa mit Getränkekisten im Gepäck. Denn Bremsen, Abbiegen und Wendigkeit verändern sich durch die Anhänger.
Schwächen im Buggy-Modus
Fast alle geprüften Modelle lassen sich mit wenigen Handgriffen zum Buggy umwandeln. Eltern können sie morgens bepacken und – je nach Tagesverlauf – als Anhänger oder als Buggy nutzen. Besonders flott lässt sich der Burley umbauen, da sein Buggyrad in die Deichsel integriert ist. Die Zweier-Anhänger können im Buggy-Modus zwei Kinder und viel Gepäck bugsieren – ein echter Vorteil gegenüber klassischen Buggys.
Nachteile der umgebauten Anhänger sind, dass sie sich nicht so kompakt zusammenfalten lassen und deutlich schwerer sind als reine Buggys. Ungünstig beladen, können Burley und Hamax im Buggy-Modus nach hinten kippen.
Schäden im Dauertest
Leider sind mehrere Modelle im Buggy-Modus nicht so robust wie als Anhänger. Das offenbarte unser technischer Dauertest auf einem Laufband mit Unebenheiten. Bei vielen Kandidaten hinterließ die Prüfung Schäden. Bei beiden Croozern brachen zum Beispiel Schrauben, bei den zwei Qeridoos unter anderem die Federung. Der Leggero überlebte zwar den Buggy-Dauertest, eine Schwachstelle hat er aber: Von den Vorderrädern brach eins beim Rollen gegen eine Kante aus der Halterung. Als Buggy sehr robust sind Hamax, Burley und der Einer-Thule.
Preise von 700 Euro aufwärts für einen Fahrradanhänger sind eine stolze Investition. Immerhin: In den empfehlenswerten Modellen sind Kinder einige Jahre lang unterwegs. Danach lassen sich gut erhaltene Hänger oft weiterverkaufen oder als Transportanhänger weiternutzen.
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@nofon: Ein Weber Ritschie wurde in test 5/2010 untersucht. Wer test oder Finanztest im Zeitschriften-Abo bezieht, kann die PDF-Fassungen des abonnierten Heftes unter www.test.de/shop lesen, wenn man nach dem Anklicken des Buttons "PDF kostenlos für Abonnenten" die Abonummer eingibt. Auch über die aktuelle Version der Kiosk-App des Apple-Store bekommen die Abonnenten:innen der Papierausgaben einen kostenfreien Zugriff auf die bezahlten Ausgaben von test und Finanztest. (Se)
Liebe Testredaktion,
wir haben die alten Testhefte weggeworfen, weil wir dachten, dass wir die alten Tests jederzeit online abrufen können. Die alten Anhänger sind zwar nicht mehr im Handel, aber ein Ritschie 2 ist so haltbar, dass dieser durchaus gebraucht noch (nicht ganz billig) zu ist. Daher wäre es sehr hilfreich, wenn Sie die alten Tests wieder einstellen würden.
mfg
@2fVbYVhxgLI18XZq: Vielen Dank für die Testanregung, die wir an unser Planungsgremium und das zuständige Untersuchungsteam gerne weiterleiten. (Se)
Ich höre von immer mehr Freunden, die ein Lastenrad für den Kindertransport bevorzugen statt Kinderfahrradanhängern. Es gibt wie z.b. die Sicht auf die Kinder gute Gründe die dafür sprechen. (https://www.e-lastenrad.de/lastenrad-vs-anhaenger#Checkliste).
Von den Lastenradherstellern wird auch immer mehr Zubehör angeboten.
Könnten sie dazu ein Test machen? V.a. der Sicherheitsaspekt unter Betrachtung der exponierteren Position der Kinder wäre spannend.
@Mülllik: Wir hatten 05/2003 und 05/2010 Fahrradanhänger für Kinder getestet. Diese beiden letzten Untersuchungen liegen zu lange zurück, als dass die seinerzeit ermittelten Ergebnisse noch eine wirksame Einkaufshilfe bieten könnten. Da diese Produkte nicht mehr erhältlich sind, findet man diese auch nicht mehr auf unserer Seite. (mk)