Mit einem guten Modell macht das Fahren Spaß. Wir können zwölf der zwanzig geprüften Räder empfehlen. Zwei fielen wegen Brüchen im Dauertest durch.
Testergebnisse für 20 Trekkingfahrräder 06/2017
Die Bundesbürger fahren auf Radreisen ab. 5,2 Millionen Urlauber radelten im vergangenen Jahr kreuz und quer durch Deutschland, am liebsten entlang der Elbe und der Weser, im Ruhrtal und am Rhein. Eine Radreise, so definiert es der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club ADFC, umfasst mindestens drei Übernachtungen, eines ihrer Hauptmotive ist das Radfahren selbst. Auch die Zahl der Tagesausflüge mit dem Rad hat der ADFC gezählt: 150 Millionen im Jahr 2016. Kein Wunder, dass sich reisetaugliche Fahrräder, genauer: Trekkingräder, in Deutschland gut verkaufen – pro Jahr etwa 1,3 Millionen Stück. Sportlich Ambitionierte nutzen sie aber auch gern in der Stadt.
Für den Test haben wir 20 Trekkingräder von zehn bedeutenden Anbietern ausgewählt, jeweils die Damenvariante mit abgesenktem und die Herrenvariante mit hohem Oberrohr. Alle Räder sind solide mit Kettenschaltung, LED-Lichtanlage und – bis auf zwei Ausnahmen – mit Scheibenbremsen ausgestattet. Das hat seinen Preis. Die Räder kosten 750 bis 950 Euro.
Bekommen die Käufer eine hohe Qualität für das Geld? Ja, zum Teil. 12 der 20 Trekkingräder sind gut . Nein, heißt es für die Herrenmodelle von Gudereit und Pegasus. Sie scheiden wegen Rahmenbrüchen aus dem Rennen. Auch die fünf Räder, die insgesamt ausreichend abschneiden, sind keine Kaufempfehlung. Trifft auf Trekkingräder die weit verbreitete Annahme zu, dass Herrenräder konstruktionsbedingt stabiler sind als Damenvarianten? Bei den Modellen für Frauen sitzt das Oberrohr hinten etwa zwei bis drei Handbreit tiefer im Vergleich zum Männerrad. Der Trapez-Rahmen vereinfacht es, aufs Rad zu steigen.
Probleme beim Fahren mit Gepäck
In ausgiebigen Praxistests haben erfahrene Radler und Fachleute unter anderem Anfahren, Federungsverhalten und Schaltverhalten in der Ebene und am Berg geprüft, die Fahrstabilität der Räder mit und ohne Gepäck beurteilt. Ergebnis: Die fahrstabilsten Damenräder stellen sogar einige Herrenräder in den Schatten. Unbeladen fahren sie alle gut, das von Kalkhoff und von Pegasus sogar sehr gut. Mit Gepäck ist ihre Fahrstabilität geringfügig bis deutlich spürbar schlechter als bei den Herrenmodellen; manche schwingen beim Überfahren von Bodenwellen unangenehm nach.
Insbesondere die Damenvariante des Diamant Elan Deluxe reagiert beladen und bei Tempo 30 so widerborstig auf Unebenheiten, dass manchem Fahrer angst und bange wurde. Die Geschwindigkeit ist schon bei leichtem Gefälle schnell erreicht und der Gepäckträger mit Reiseutensilien ruckzuck bis an sein Gewichtslimit – bei allen geprüften Modellen 25 Kilo – beladen.
Nur die Tatsache, dass die Kombination erhöhte Geschwindigkeit plus höhere Gepäcklast kaum den Alltag widerspiegelt, hat das Diamant-Damenrad vor einem Mangelhaft im Qualitätsurteil bewahrt. Übrigens offenbart auch das Diamant-Männermodell Stabilitätsprobleme beim Fahren mit Gepäck, wenn auch nicht ganz so krass wie sein Schwestermodell.
Bei den Herrenrädern sind Kalkhoff und Raleigh die einzigen, die sogar mit Gepäck sehr gute Ergebnisse erzielen. Beide sind die erste Empfehlung für Radler, die mit viel Zuladung reisen wollen.
Herrenrahmen weniger bruchfest

Rahmenbruch. Bei einer der Prüfungen handelten sich zwei Räder ihr Mangelhaft ein. © Stiftung Warentest
Die Herrenräder fahren sich stabiler als die Damenmodelle, vor allem mit schwerem Gepäck. Doch die steifere Rahmengeometrie der Herrenmodelle führt oft zu Problemen in der Bruchfestigkeit – wie sich im Prüflabor herausstellte. Bei Gudereit und Pegasus brach im Dauertest der Rahmen. Das ist mangelhaft, weil Sturzgefahr besteht. Die Rahmen von Hercules und KTM zeigten am Ende der Prüfung deutliche Risse. Das führt über kurz oder lang zu Brüchen. Die Rohre hielten aber noch. Deshalb bewerten wir sie mit ausreichend.
Für den Dauertest zeichnen wir vorab auf einer Messfahrt exakt die Belastungen auf, die ein Fahrrad erdulden muss. Druck- und Zugsensoren registrieren jeden noch so feinen Stoß. Im Labor werden die Bauteile der Räder dann genau diesen Belastungen im Zeitraffer ausgesetzt. So simulieren wir eine Strecke von 20 000 Kilometern.
Vier der zehn Herrenräder überstanden den harten Test ohne Blessuren. Weitere zwei, Victoria und Kreidler, wiesen nicht sicherheitsrelevante Anrisse an einer Rahmenbohrung beziehungsweise an der Sattelstütze auf. Bei den Damenrädern rissen Victoria, Gudereit und Hercules; die Risse an Gudereit und Hercules waren sicherheitsrelevant. Alle anderen blieben intakt.
Aufs Gewicht achten
Wenn es losgeht zur Radtour müssen Kleidung und Proviant mit an Bord. Die Anbieter legen ein zulässiges Gesamtgewicht für ihre Räder fest. Die Spanne im Test liegt zwischen 120 und 135 Kilogramm: Gewicht des Fahrrads plus Gepäck plus Radler. Ein 90-Kilo-Mann darf bei einem Rad, das 17 Kilo wiegt und für 130 Kilogramm zugelassen ist, noch 23 Kilo Gepäck transportieren. Wären nur 120 Kilogramm zulässig, blieben dem Mann nur 13 Kilo fürs Gepäck. Das ist wenig für eine längere Radreise.
Kreidler gibt in der Anleitung bei beiden Fahrrädern ein falsches Höchstgewicht an: nur 100 Kilogramm. Der Anbieter bestätigte mittlerweile, dass 120 Kilo richtig seien.
Vier maue LED-Frontscheinwerfer
Bei der Wahl des richtigen Gefährts spielt auch das Licht eine Rolle. Alle Räder bieten neben dem Nabendynamo LED-Licht vorn und hinten, alle bis auf Gudereit vorn auch eine Standlichtfunktion. Steht das Rad, ist ihr Licht noch eine Weile an.
Die Frontscheinwerfer von KTM und Stevens leuchten die Fahrstrecke nur schwach aus, mit einem hellen Spot in der Mitte – sowohl beim Damen- als auch beim Herrenrad. Ihre Note fürs Licht: ausreichend. Wer eines dieser Räder wählt, sollte gleich beim Kauf nach einem besseren Scheinwerfer fragen. Der Händler vor Ort kann die andere Leuchte gleich beim Kauf montieren und weitere Wünsche erfüllen. Gute Gründe dafür, sein Fahrrad im Fachhandel zu kaufen.
Mehr Testergebnisse. Auf unserer Übersichtsseite zum Thema Fahrräder finden sie Prüfergebnisse für Fahrradhelme, -Schlösser, E-Bikes und viele Infos rund ums Rad.
-
- Schadstoffe, schwache Bremsen, Risse im Dauertest: Einige Kinderfahrräder haben dicke Probleme. Wir fanden im Test aber auch sichere Räder – darunter das günstigste.
-
- Auch Kinder, die als Fahrradfahrer am Straßenverkehr teilnehmen, können haftbar gemacht werden, wenn sie dabei andere schädigen. So erging es einem achtjährigen...
-
- Räder, Rahmen, Sattel, Lenker, Kurbel – fertig ist das Fahrrad? Nicht ganz. Die Stiftung Warentest sagt, was bei der Technik für Fahrrad und E-Bike wichtig ist.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@irlbeck: Die Testergebnisse der E-Bikes aus dem Jahr 2016 und 2018 finden Sie unter dem folgenden Link https://www.test.de/E-Bike-Test-4733454-0/.
Ihre Nachfrage nehmen wir gerne als Testwunsch auf und leiten ihn an das zuständige Untersuchungsteam weiter. (spl)
Ich finde es schade, dass beim Fahrrad nicht mehr getestet wird. Es ist ein alternatives und sehr populäres Fortbewegungsmittel für Kurzstrecken. So viele Menschen kaufen Fahrräder. Auch ich möchte mich damit beschäftigen. Kann aber Marken und Qualitäten nicht beurteilen. Das Netz ist "durchtrieben" von Werbung und Geschäfte haben ihre Vertriebsstrukturen.
Warum wird nicht viel mehr getestet. Ich würde gerne ein E-Bike MTB für Arbeit und Alltag kaufen. Alles sehr teuer. Als TEST-Abonnent finde ich hier nichts.
Bitte ...
Danke...
@Rafa8000: Für unsere Untersuchung der Haltbarkeit gehen wir von einer Laufleistung von mindestens 20.000 km aus, diese Strecke ist für Überprüfung der mechanischen Haltbarkeit von Rahmen, Gabel, Sattelstütze und Lenker angemessen. Dies wurde uns nach ausführlichen Diskussionen auch von externen Experten bestätigt. Zu bedenken ist auch, dass eine 40.000 km-Prüfstrecke die Prüfdauer verdoppelt ohne relevante Ergebnisse zu liefern.
Weitere Informationen zu unserem Prüfverfahren finden Sie unter "So haben wir getestet". (spl)
Warum simulieren die Lebensdauertests nur 20.000 km? Wer mit seinem Trekkingrad regelmäßig zur Arbeit fährt, die so 20 km vom Heim entfernt ist, erreicht über ein paar Jahre auch 40.000 km Laufleistung. Gibt es Erkenntnisse, welche Risiken für sicherheitsrelevante Bauteile (Rahmen, Gabel, Kurbeln, Pedale ,etc.) bei 40.000 km Laufleistung bestehen?
@m.jungwirth: Wir nehmen Ihre kritische Auseinandersetzung mit der Veröffentlichung aus 2017 als Testwunsch auf und leiten ihn gerne an das zuständige Untersuchungsteam weiter. Informationen zu Gründen für die jeweiligen Abwertungen und damit für die ausreichenden und mangelhaften test-Qualitätsurteile finden Sie direkt in der Testtabelle. (spl)