Im Februar 2020, und damit Monate nach Veröffentlichung unserer Tests zu stillem Mineralwasser sowie Trinkwasser, haben verschiedene Medien kritisch berichtet und beziehen sich dabei auf Aussagen des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen. Im Folgenden nehmen wir dazu Stellung.
Alle Fragen im Überblick
- Warum basieren die Tests von Leitungs- und Mineralwasser auf unterschiedlichem Prüfumfang?
- Warum bezieht die Stiftung beim Leitungswasser Risiken auf der „letzten Meile“ vom Hausanschluss zum Hahn nicht mit ein?
- Was steht hinter den Heft-Überschriften „Kritisches aus der Flasche“ beim Mineralwasser-Test und „Gutes aus dem Hahn“ bei der Trinkwasseruntersuchung 2019?
- Das Institut Fresenius hat eine Nachuntersuchung gemacht und eine Keimbelastung in Leitungswasser festgestellt, die als „fakultativ pathogen“ eingestuft werden kann.
Die Antworten auf die Vorwürfe
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Warum basieren die Tests von Leitungs- und Mineralwasser auf unterschiedlichem Prüfumfang?
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Mineral- und Leitungswasser sind unterschiedliche Lebensmittel: Mineralwasser ist ein abgepacktes Produkt, das Verbraucher im Handel kaufen können. Es muss rechtlich der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung gerecht werden; für dessen gesamte Qualität sind die Anbieter verantwortlich. Trinkwasser dagegen ist ein Lebensmittel, das Wasserversorger jedem Bürger unverpackt zur Verfügung stellen. Rechtliche Maßgabe ist die Trinkwasserverordnung. Wir führen im Test von Trinkwasser bestimmte Untersuchungen nicht durch – zum Beispiel keine sensorischen und keine mikrobiologischen Prüfungen. Denn für die Trinkwasserqualität bürgt der Wasserversorger nur bis zum Hausanschluss; mögliche Keimbelastungen können auch von der individuellen Hygiene am Hahn abhängen. In der Veröffentlichung machen wir die Prüfkriterien im So haben wir getestet für Mineralwasser und im So haben wir getestet für Trinkwasser transparent.
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Warum bezieht die Stiftung beim Leitungswasser Risiken auf der „letzten Meile“ vom Hausanschluss zum Hahn nicht mit ein?
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Für Verbraucher lassen sich sinnvolle Aussagen zur generellen Qualität des Trinkwassers nur machen, wenn individuelle Faktoren gerade nicht berücksichtigt werden. Schließlich stellt der Wasserversorger die Qualität dieses Wassers nur bis zum Hausanschluss sicher. Was auf „der letzten Meile“ durch die jeweilige Hausinstallation verändert wird – etwa durch Bleirohre im unsanierten Altbau, schadstoffhaltige Armaturen oder einen schmutzigen Wasserhahn – kann selbst beim Trinkwasser vom selben Wasserversorger unterschiedlich sein. Also können diese Veränderungen nicht dem Wasserversorger zugeschrieben werden. Wenn wir zum Beispiel Räucherlachs testen, bewerten wir auch nicht, ob Verbraucher den Fisch auf ein schmutziges Küchenbrett legen.
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Was steht hinter den Heft-Überschriften „Kritisches aus der Flasche“ beim Mineralwasser-Test und „Gutes aus dem Hahn“ bei der Trinkwasseruntersuchung 2019?
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Zum Mineralwasser: Die Überschrift „Kritisches aus der Flasche“ basiert auf Testergebnissen: Wir haben in zwei Wässern eine starke oder sehr starke Belastung mit Keimen nachgewiesen. In einigen Wässern analysierten wir auch auffällige Gehalte an kritischen Stoffen sowie durch den Menschen verursachte Verunreinigungen wie Pestizid-Abbauprodukte. Die Erwartung der Verbraucher an natürliches Mineralwasser ist eine besondere: Sie erwarten, dass es keine Verunreinigungen aus der Umwelt enthält – wie Rückstände von Arzneimitteln, Pestiziden oder Süßstoffen. Natürliches Mineralwasser soll sauberer oder reiner sein als Trinkwasser, wie eine Umfrage der Stiftung Warentest belegt.
Zum Trinkwasser: „Gutes aus dem Hahn“ als Heft-Überschrift wird untermauert durch die Sätze: „Trinkwasser. Die Qualität stimmt: Unser Nass aus dem Hahn ist sicher. Das zeigen Proben aus 20 Städten und Gemeinden. Spuren kritischer Stoffe fanden wir aber oft.“ Maßstab für diese Aussagen waren die Anforderungen der Trinkwasser-Verordnung. Dabei musste das Trinkwasser im Test sogar eine besondere Hürde nehmen, da wir die Orte für die Stichprobe risikoorientiert ausgewählt haben. In den Fokus genommen haben wir neben den fünf größten Städten in Deutschland auch Wasser aus Regionen mit intensiver Landwirtschaft oder aus Orten, an denen Wasser mit natürlichen Stoffen aus Gesteinen belastet sein kann. Da ist unser Fazit durchaus nachvollziehbar: „Das Ergebnis beruhigt – und überrascht mitunter. Kein Wasser ist gesundheitlich bedenklich. In manchen fand sich sogar weniger an kritischen Stoffen, als zu erwarten gewesen wäre.“
Grundsätzlich messen wir Lebensmittel an den gesetzlichen Anforderungen und auch an Werbeaussagen. Mineralwasser weckt besonders hohe Erwartungen, weil die Anbieter es als „ursprünglich rein“ vermarkten. Das heißt, dass dieses Wasser aus einer geschützten unterirdischen Quelle stammen muss und so gut wie nicht aufbereitet wurde. Dagegen dürfen Wasserwerke ihr Trinkwasser, das in Deutschland meist aus Grundwasser, Flüssen und Seen stammt, mit verschiedenen Verfahren aufbereiten. Laut Trinkwasserverordnung muss es so sicher sein, dass selbst empfindlichste Menschen davon ein Leben lang trinken können.
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Das Institut Fresenius hat eine Nachuntersuchung gemacht und eine Keimbelastung in Leitungswasser festgestellt, die als „fakultativ pathogen“ eingestuft werden kann.
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Die Untersuchung des Instituts Fresenius liegt uns nicht vor; das Ergebnis ist aber grundsätzlich nicht überraschend. In Abhängigkeit von Zustand und Wartung von Hausinstallationen ist eine Belastung mit unterschiedlichen Keimen möglich. Wie oben bereits ausgeführt, ist eine solche Belastung aber nicht aussagekräftig für das vom Wasserversorger abgegebene Trinkwasser, sondern nur für das individuelle Objekt beziehungsweise Teile von diesem.
Detaillierte Infos zum Thema finden Sie in unseren Tests von Natürlichem Mineralwasser und Trinkwasser. In den FAQ Wasser erhalten Sie Antworten auf wichtige Fragen zum Thema.
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- Wasser ist der beste Durstlöscher. Der Mineralwasser-Test der Stiftung Warentest bietet Testergebnisse für die Sorten Classic, Medium und Still.
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- Leitungswasser gilt als am strengsten kontrolliertes Lebensmittel. 20 Trinkwasserproben aus ganz Deutschland hat die Stiftung Warentest auf kritische Stoffe untersucht.
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- Was löscht den Durst am besten? Wie hoch ist der tägliche Flüssigkeitsbedarf? Und wie kommt Abwechslung ins Glas? Wir geben erfrischende Antworten.
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Vor kurzem hat die WDR Sendung Quarks (14. Juni, als Podcast erhältlich) über Mikroplastik in Mineralwasser Plastik- und Glasflaschen berichtet. Das wäre ein Punkt, der noch in die Liste gehört!
@rfNg4VCS: Vielen Dank für Ihre interessante Anfrage. Gerne nehmen wir Ihre Anregung als Themenwunsch auf. Momentan lässt sich aber leider nicht übersehen, ob und wann eine entsprechende Veröffentlichung zum Thema Aluminium und Trinkwasser erfolgen wird. Ihren Wunsch haben wir aber in jedem Fall registriert.
Manche Wasserwerke nutzen Aluminiumsalze zur Wasseraufbereitung. Aluminium ist ab einer gewissen Konzentration bedenklich.
Da das Thema Aluminium in Trinkwasser in der Öffentlichkeit noch wenig thematisiert wird, interessiert mich Ihre Einschätzung umso mehr.
@Frau_Bayer: Ihren Test- und Themenvorschlag haben wir zur Kenntnis genommen. Ob und wann eine entsprechende Veröffentlichung durchgeführt wird lässt sich allerdings noch nicht absehen.
Hallo, Danke für Ihren guten Service! Könnten Sie bitte einmal die Vor- und Nachteile und evtl. Produktbewertungen von Destilliergeräten für Trinkwasser darstellen? Danke und viele Grüße!