
Fortbildung per Fernunterricht liegt im Trend: Der Vertriebsmitarbeiter lernt Englisch, um beruflich voranzukommen, die Bankkauffrau bildet sich zur Bankfachwirtin weiter, der Bauzeichner belegt einen CAD-Kurs. Doch allein zu Hause lernen ist nicht für jeden das Richtige – neben Vorteilen gibt es auch Fallstricke. Zum bundesweiten Fernstudientag am 26. Februar beantwortet test.de die wichtigsten Fragen rund um die Themen Fernunterricht und Fernstudium.
Allgemeine Fragen
Vor- und Nachteile von Fernunterricht
Den richtigen Anbieter finden
Begriffliches: Fernlehrgang – Fernstudium – Fernunterricht – E-Learning
Allgemeine Fragen
Was ist Fernunterricht?
Fernunterricht ist eine Lernform, bei der die Teilnehmer von den Kursleitern die meiste Zeit räumlich getrennt sind. Der Fernschüler bearbeitet seinen Unterrichtsstoff individuell zu Hause, und wird dabei von seinem Lehrer pädagogisch betreut, der auch seine Lernerfolge kontrolliert. In der Regel kommt das Unterrichtsmaterial per Post oder E-Mail nach Hause („Lehrbriefe“). Der Fernlerner muss also viel lesen und Aufgaben durcharbeiten, die der Lehrer dann korrigiert und unter Umständen auch benotet. Beim Fernunterricht können auch Lernvideos, Übungs-CDs, DVDs, Lehrbücher und Software zum Einsatz kommen. Bei einigen Kursen muss der Teilnehmer zusätzlich Fallstudien bearbeiten oder Zwischen- und Abschlussprüfungen ablegen. Auch Präsenzphasen vor Ort sind manchmal Bestandteil eines Fernlehrgangs. In dieser Zeit bereiten sich die Teilnehmer auf Prüfungen vor, wiederholen Lernstoff oder erproben in Praxisübungen bereits Gelerntes. Außerhalb der Präsenzphasen kann der Fernschüler die Lehrer telefonisch, per E-Mail oder Chat kontaktieren.
Tipp: Informieren Sie sich in einem persönlichen Gespräch und klären Sie, welche Möglichkeiten der Kontaktaufnahme es mit den Lehrkräften während Ihres Fernunterrichts gibt, und wie diese die Teilnehmer unterstützen. Erfragen Sie auch, ob es zusätzlich noch Seminare vor Ort gibt, und welche Inhalte diese während der Präsenzphasen behandeln.
Welche Abschlüsse sind mit Fernunterricht möglich?
Der Fernunterricht endet entweder mit einer externen Prüfung, zum Beispiel bei einer Industrie- und Handelskammer, oder einem institutsinternen Abschluss, der nicht immer eine Prüfung beinhalten muss. Als Beleg für die erfolgreiche Teilnahme an einer Weiterbildung stellt der Anbieter ein Zeugnis oder Zertifikat aus.
Für wen ist Fernunterricht geeignet?
Fernunterricht eignet sich für alle, die sich eigeninitiativ weiterbilden wollen und ausreichend Zeit haben, neben ihrem Berufsalltag regelmäßig in der Freizeit zu lernen. Dafür müssen die Teilnehmer über einen längeren Zeitraum konsequent und diszipliniert beim Thema bleiben, denn die Kurse können sich über einen Zeitraum von bis zu vier Jahren ziehen. Wie viel Zeit der Fernschüler fürs Lernen einplanen sollte, hängt vom Thema ab. Je nach Kurs können das 5, aber auch 15 und mehr Stunden in der Woche sein. Ein ruhiger Arbeitsplatz mit geeignetem PC ist daher Voraussetzung, um die Lernziele zu erreichen. Fernunterricht kann keine berufliche Erstausbildung ersetzen. Praktische und handwerkliche Fähigkeiten lassen sich auf diese Weise nicht erlernen.
Tipp: Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat einen Selbstbeurteilungsbogen für die Teilnahme am berufsbildenden Fernunterricht herausgegeben. Gehen Sie die dort gestellten Fragen durch, diese bieten Ihnen eine Entscheidungshilfe bei der Frage, ob Fernunterricht die geeignete Lernform für Ihre Weiterbildung ist.
Wo gibt es Informationen?
Die Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) hält die wesentlichen Informationen bereit. In ihrer Datenbank sind alle aktuellen Kurse zu finden.
Die Anbieter-Webseiten bieten ebenfalls Informationen. Zusätzlich ist auch eine Beratung per Telefon, E-Mail oder in persönlichen Beratungsgesprächen möglich.
Interessierte können in der Regel alle Beratungswege bei einem Ferninstitut in Anspruch nehmen, aber diese sind durchaus von unterschiedlicher Qualität. Unser Test Fernstudienberatung bei MBA-Studiengängen hat gezeigt, dass die persönliche Beratung in den meisten Fällen besser ist.
Auch die Möglichkeiten einer Finanzierung des Fernunterrichtskurses sollte der Teilnehmer vorab klären. In der Regel zahlen Fernschüler die Kosten selbst. Unser Leitfaden Weiterbildung finanzieren gibt hilfreiche Tipps, wie Zuschüsse und staatliche Förderprogramme genutzt werden können.
Tipp: Klären Sie bei einem persönliches Informationsgespräch nicht nur Details zum Kurs, sondern auch, inwieweit diese Lernform für Sie geeignet ist, ob Sie die erforderliche Zeit aufbringen können, und wie Sie den Unterricht finanzieren. Dies ist sinnvoller, als lediglich im Internet zu recherchieren und Fragen per E-Mail oder Telefon zu stellen.
Vor- und Nachteile von Fernunterricht
Lässt sich jede beliebige Kompetenz per Fernunterricht erwerben?
Jein. Das Angebot an Fernlehrgängen ist zwar umfangreich. Ob Betriebswirtschaft, Sprachen, Kosmetikmanager, Public Relations, IT-Kurse oder Hauswirtschafterin, zu fast allen berufsbildenden Themenbereichen wird eine Weiterbildung im Fernunterricht angeboten. Aber nicht jedes Thema taugt gleichermaßen für das Lernen aus der Ferne: Kurse, die hauptsächlich Wissen vermitteln, etwa zum Thema Steuerrecht, sind einfacher in einem Fernlehrgang zu bewältigen als Kurse, die Handlungskompetenzen vermitteln, wie zum Beispiel Mitarbeiterführung.
Tipp: In unserem Leitfaden Fernunterricht finden Sie wichtige Tipps, um den richtigen Kurs für sich zu finden.
Welche Vorteile hat Fernunterricht?
Zeitliche und räumliche Flexibilität sowie Unabhängigkeit sind die wichtigsten Argumente, die für Fernunterricht sprechen. Der Fernschüler kann seine Zeit individuell einteilen und die Lernphasen flexibel an Berufstätigkeit und Familienleben anpassen. Viele Anbieter sind zudem flexibel, was die Dauer der Kurse angeht, sodass der Teilnehmer diese auch in die Länge ziehen kann, ohne dass weitere Kosten entstehen. Da der Fernunterricht in der Freizeit stattfindet, muss der eigene Chef nichts von der Weiterbildung erfahren, wenn der Arbeitnehmer dies nicht möchte. Zudem ist Fernunterricht in Deutschland durch das Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG) geregelt. Das Gesetz gibt gewisse Mindeststandards vor. So muss es zum Beispiel Kursbetreuer geben, die den Erfolg der Teilnehmer überwachen.
Welche Nachteile hat Fernunterricht?
Da der Fernschüler oft auch noch Beruf und Familie unter einen Hut bekommen muss, kann die Belastung während eines Fernkurses sehr hoch sein. Und das oft über einen langen Zeitraum hinweg. Selbstdisziplin beim Lernen ist deshalb oberstes Gebot. Ist der Teilnehmer regelmäßig nicht in der Lage, sich nach Feierabend auf den Lernstoff zu konzentrieren, wird er an der Aufgabe scheitern. Zudem fehlt beim Lernen in den eigenen vier Wänden der unmittelbare soziale Austausch mit Lehrkräften und anderen Teilnehmern. Die Schwierigkeit des Fernunterrichts liegt darin, Wissensinhalte mit praktischen Elementen zu verknüpfen. Auch durch Simulationen und Rollenspiele während Präsenzunterrichtsphasen lassen sich nicht alle praktischen Elemente erlernen.
Den richtigen Anbieter finden
Wer bietet Fernunterricht an und wie viele Anbieter gibt es?
Die Zahl der Anbieter und Angebote im Bereich des Fernunterrichts ist groß. Alle allgemein- oder berufsbildenden Fernlehrgänge müssen von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) zugelassen sein. Der Fachverband Forum DistancE-Learning hat in einer aktuellen Statistik insgesamt 395 Anbieter für zugelassene Fernlehrgänge gelistet, 11 staatlich anerkannte Fernhochschulen und 56 Präsenzhochschulen mit Fernstudienangeboten (Stand: November 2015). Eine ganze Reihe Anbieter gehören allerdings zu ein und derselben Aktiengesellschaft: Zur Klett-Gruppe zählen unter anderem das ILS Institut für Lernsysteme, die Europäische Fernhochschule Hamburg, die SGD, die HAF Hamburger Akademie für Fernstudien, die Fernakademie für Erwachsenenbildung und die Apollon Hochschule der Gesundheitswirtschaft. Die Anbieter der Klett-Gruppe kooperieren sehr stark untereinander. Lehrbriefe, Abschlüsse und auch Preise für die Kurse sind häufig identisch. Manchmal lohnt daher auch der Blick auf die vielen kleinen, hochspezialisierten Anbieter, die sich am Markt tummeln. Selbst die Caritas und der AOK-Bundesverband bieten Fernkurse an.
Wie prüfe ich den Anbieter beziehungsweise die Qualität eines Kurses?
Oft bieten mehrere Anbieter die Wunschweiterbildung an. Da fällt die Übersicht nicht immer leicht. Das ZFU-Siegel für alle zugelassenen Kurse ist ein erstes Indiz, aber auch kein Garant für qualitätsvolle Kurse. Die Stiftung Warentest hat immer wieder Fernunterrichtsangebote unter die Lupe genommen und deren Qualität getestet. Trotz ZFU-Siegel bei den angebotenen Kursen fanden sich deutliche Unterschiede in der Qualität der einzelnen Angebote.
Seriöse Institute beantworten in persönlichen Gesprächen alle Fragen rund um den Fernlehrkurs: Dauer und Kosten der Veranstaltung, Kursinhalte und Lernziele, Lehrmaterial, Zeitaufwand und zusätzliche Angebote wie etwa Präsenzseminare. Interessierte sollten sich auch über die Lehrkräfte und deren Qualifikationen informieren. Ein seriöser Anbieter gibt auch über die angebotenen Abschlüsse und eventuelle zusätzliche Prüfungskosten Auskunft. Er klärt zudem ab, ob die angestrebte Ausbildung zum Teilnehmer passt. Hierbei werden sowohl die berufliche Vorbildung als auch die persönlichen Voraussetzungen abgefragt. Es ist sinnvoll, Angebote von verschiedenen Anbietern einzuholen und zu vergleichen.
Tipp: Der Teilnehmer kann die Qualität eines Kurses abschließend erst während der Teilnahme überprüfen. Viele Fernlehrkurse bieten Schnupperkurse an. Nehmen Sie dieses Angebot wahr – so können Sie unverbindlich, in der Regel bis zu vier Wochen, einen Wunschkurs kostenlos „antesten“ und im Zweifelsfall von Ihrem Rücktrittsrecht Gebrauch machen.
Begriffliches: Fernlehrgang – Fernstudium – Fernunterricht – E-Learning
Was ist der Unterschied zwischen einem Fernlehrgang und einem Fernstudium?
Obwohl die Begriffe oft synonym gebraucht werden, ist ein Fernstudium nicht dasselbe wie ein Fernlehrgang. Ein Fernstudium führt zu einem akademischen Abschluss, etwa dem Bachelor oder Master. Es wird von Fernhochschulen und Präsenzhochschulen mit Fernstudienangeboten angeboten. Ein Fernlehrgang hingegen ist eine Weiterbildung mit nicht-akademischem Abschluss. Anbieter sind in der Regel Fernlehrinstitute.
Die Lernmethoden von Fernstudium und Fernlehrgang unterscheiden sich grundsätzlich nicht, auch im Fernstudium lernt der Studierende in erster Linie mit Studienheften. Und genau wie bei vielen Fernlehrgängen setzt auch das Fernstudium zusätzlich digitale Medien und Plattformen ein, damit Studierende untereinander und mit ihren Lehrern kommunizieren können.
Was ist der Unterschied zwischen Fernunterricht und E-Learning?
Zwischen Fernunterricht und E-Learning gibt es durchaus Gemeinsamkeiten, wie etwa das ortsunabhängige Lernen. Und zunehmend finden sich auch im Fernunterricht E-Learning-Komponenten wie zum Beispiel die Nutzung des PCs. Der entscheidende Unterschied ist jedoch, dass der Teilnehmer eines Fernunterrichtskurses auch in Zeiten der Neuen Medien immer noch viel mit Papier und überwiegend alleine arbeitet, und die gelösten Aufgaben aus den Lehrbriefen individuell durch den Lehrer bewertet werden. E-Learning hingegen findet im Internet, am PC, Tablet beziehungsweise auch auf dem Smartphone statt (siehe Leitfaden E-Learning). Eine didaktische Besonderheit des E-Learning gegenüber dem klassischen Fernunterricht ist die Interaktivität und der bessere Austausch mit Lehrkräften, Tutoren und anderen Kursteilnehmern. Dieser findet in virtuellen Klassenzimmern, Chats, Web-Seminaren („Webinaren“), Online-Kursen und Diskussionsforen statt. So können die Teilnehmer gemeinsam während des Lernens Probleme diskutieren und Fragestellungen beantworten.
Was ist Blended Learning?
Blended Learning ist eine Kombination verschiedener Lernformen, beispielsweise aus Präsenzunterricht und E-Learning. Beim gemeinsamen Präsenzunterricht werden die während der E-Learning-Phase gelernten Inhalte noch einmal aufgearbeitet und Fragen behandelt. Bei dieser Mischform des Lernens sind die Kursteilnehmer in der Regel stärker motiviert als beim reinen E-Learning, bei dem sie sich alles selbst erarbeiten müssen. Fernunterricht mit zusätzlichen Präsenzkursen kann auch als eine Form des Blended Learnings angesehen werden.