Mango, Maracuja und Co. versüßen den Winter. Doch sind sie auch frei von Pflanzenschutzmitteln? Wir haben 48 Exoten untersucht. Die Bilanz fällt positiv aus.
Saftiges Fruchtfleisch, süßlicher Geruch, intensive Farben – exotische Früchte lassen uns vom Süden träumen. Gerade in dieser Jahreszeit lockt das tropische Gold, die „extra süße“ Ananas, die Mango „mit optimaler Reife“. Waren Früchte wie Kaki und Feige früher echte Exoten, haben sie heute zahlreiche Obststände erobert. 2,8 Millionen Tonnen Südfrüchte hat Deutschland 2008 importiert. Mittlerweile gedeihen viele nicht nur in den Tropen und Subtropen Mittelamerikas, Afrikas und Asiens, sondern auch rund ums Mittelmeer, vor allem in Spanien, der Türkei und Israel.
Doch auch in der Ferne werden Pflanzenschutzmittel, Pestizide, eingesetzt, um den Ertrag zu sichern. 2007 und 2008 fielen den Überwachungsämtern Passionsfrüchte negativ auf. Einige hatten die zulässigen Höchstmengen für Pestizide überschritten. Auch in Ananas fanden sie Rückstande, insbesondere einen speziellen Wachstumsregulator.
Exoten stehen gut da
Wir wollten es genauer wissen und haben bei großen Handelsketten, in Biosupermärkten und im Onlineshop Tropenkost eingekauft: Ananas, Feigen, Kaki, Mango und Maracuja – insgesamt 48 Früchte. Im Labor ließen wir sie auf rund 500 Pestizide untersuchen. Die Ergebnisse sind erfreulich: Hohe und damit bedenkliche Pestizidfunde gab es kein einziges Mal.
Drei Mangos gering belastet
Die Ananas und Mangos sind überwiegend sehr gering belastet. Das heißt, ihre Pestizidmengen schöpfen weniger als 10 Prozent der gesetzlich zulässigen Höchstgehalte aus. Sechs Ananas und drei Mangos sind gar nicht belastet – oft sind sie Bio.
Eine geringe Belastung mit Fungiziden, also Pflanzenschutzmitteln gegen Pilzbefall, fanden wir bei den Mangos von Netto-Markendiscount, Edeka und Lidl. Die Lidl-Mangos erreichten bis zu 25 Prozent der zulässigen Höchstgehalte – die höchste Belastung im Test, aber dennoch ungefährlich. Auch Mehrfachrückstände, sprich mehrere Pestizidfunde in derselben Frucht, hielten sich in Grenzen. In sieben Ananas und Mangos fanden wir zwei Pestizide. Bis heute ist unklar, wie solche Mehrfachrückstände im menschlichen Körper wirken.
Deutlich steigende Nachfrage
Das beliebteste frische Obst der Deutschen sind Äpfel, Bananen und Orangen. Die Ananas folgt auf Platz zehn, wird aber immer beliebter. Allein von 2004 bis 2008 hat sich ihre Einfuhr nach Deutschland fast verdoppelt und beträgt jetzt rund 173 000 Tonnen im Jahr. Größte Lieferanten sind Costa Rica, die Elfenbeinküste und Südafrika.
Auch das saftige, gelbe und leicht faserige Fruchtfleisch der Mango mögen die Deutschen. Die „Götterfrucht“, wie sie auch genannt wird, wird immer häufiger importiert, zurzeit etwa 52 000 Tonnen im Jahr (inklusive Guaven). Das Gros kommt aus Brasilien und Peru. Ursprünglich stammt die Mango aus Indien. Ihre Farbpalette reicht von Grün über Gelb bis Orange und Rot. Reife Früchte riechen sehr aromatisch.
Keine Aflatoxine in Feigen
Seltener im Handel zu finden ist Maracuja, die zu den Passionsfrüchten gehört. Nur bei drei Supermarktketten und Tropenkost.de konnten wir rund zwei Kilogramm kaufen – die notwendige Menge für die Prüfung. Keine Probe enthielt Spuren von Pestiziden.
Ähnlich gut ist das Ergebnis für die Feigen im Test, die alle aus der Türkei kamen. Neben Pestiziden haben wir sie auf Aflatoxine, eine Gruppe von Schimmelpilzgiften, getestet – und wurden nicht fündig. Auch der Wachstumsregulator Ethephon war nicht nachweisbar. Er wird bei Feigen und Ananas eingesetzt und sorgt dafür, dass die Früchte zur selben Zeit reif werden. Die rotbraune bis violette Schale der Feige kann übrigens mitgegessen werden. Sie sollte nur vorher mit lauwarmem Wasser gereinigt werden.
Was Kaki und Sharon unterscheidet
Kaki, die Frucht des Kakibaums, hat eine dünne, orangegelbe Haut und orangerotes Fruchtfleisch. Die Form erinnert an eine Tomate. Sie wird oft kernlos angeboten. Kakis kommen ursprünglich aus China und Japan. Es gibt auch eine israelische Neuzüchtung, die Sharon. Sie hat eine weichere Schale und weniger vom Gerbstoff Tannin, darum schmeckt sie milder. Auch bei den neun Kakis im Test waren Pestizide kein Problem: Die Mehrzahl war gar nicht, drei waren sehr gering belastet.
Auf Biofrüchte ist Verlass
Exotische Früchte gibt es auch in Bioqualität, wir haben sie in den Biosupermärkten Alnatura, basic und Erdkorn eingekauft. Ihre Früchte konnten auf voller Linie überzeugen: Alle waren völlig rückstandsfrei, so wie es Bioanhänger erwarten. Unter den 15 Mangos waren nur die 3 Bioprodukte völlig pestizidfrei. Dafür muss der Verbraucher für Bio oft mehr bezahlen, wenn auch nicht immer. Zum Beispiel war die Bio-Maracuja von basic mit 1,19 Euro günstiger als die konventionelle von Kaufhof für 1,99 Euro.
Neue und alte Grenzwerte verglichen
Im Jahr 2008 wurden die Grenzwerte für rund 400 Pestizide europaweit angepasst. Die bis dato teils strengeren deutschen Werte verloren ihre Gültigkeit. Wären die Testergebnisse früher anders ausgefallen? Ein Zahlenvergleich zeigt: Für exotische Früchte änderte sich relativ wenig, denn viele Höchstgehalte blieben unverändert. Und die Pestizide, deren Höchstgehalte heute lockerer gehandhabt werden, etwa bei Mango Carbendazim und Imidacloprid, waren im Test kein Problem. Die Früchte hätten früher also ebenso gut dagestanden.
Reif per Flugzeug, grün per Schiff
Unproblematisch sind tropische Früchte dennoch nicht. Die langen Transportwege, die Lagerung, Reifung und Kühlung am Zielort verursachen einen hohen Kohlendioxidausstoß und schaden so dem Klima. Doch der Käufer erfährt im Supermarkt fast nichts darüber, auch nicht auf der Verpackung. Dabei wäre es schon gut zu wissen, ob die Ananas per Flugzeug oder Schiff kam: Ein Flugzeug schadet dem Klima rund 80-mal mehr. Von allen Anbietern erläutert allein Onlinehändler Tropenkost, dass er seine thailändische Ware nur als Fracht auf Passagierflugzeugen sendet und über Klimaschutzzertifikate Ausstöße neutralisiert. Ein CO2-Siegel, das das CO2-Aufkommen entlang der Produktionskette dokumentiert, lässt noch auf sich warten.
Es bleibt ein Dilemma: Am besten schmecken vollreife Früchte, doch sie kommen nur per Flugzeug. Für Schifftransporte werden Früchte unreif geerntet. Sie reifen nach, bieten aber nicht dasselbe Aroma.
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