Im Test
Wir haben Aktienfonds Welt, Aktienfonds Schwellenländer und Aktienfonds Europa getestet. Bildet der Fonds einen Index ab, so kam er für den Test nur infrage, wenn er im Index enthaltene Aktien kauft. Bei einer synthetischen Replikation des Index über Kauf anderer Aktien verbunden mit einem Swap wurde der Fonds von der Prüfung der Nachhaltigkeit ausgeschlossen.
Nachhaltige Aktienfonds Welt. Wir haben die Anbieter aller 172 Aktienfonds Welt angeschrieben, die wir in unserem Dauertest als nachhaltig nach eigenen Angaben führen. Für 99 dieser Fonds konnten wir eine Nachhaltigkeitsbewertung erstellen. Die Tabelle in unserem PDF zeigt alle 41 aktiv gemanagten Fonds, für die es zusätzlich zur Nachhaltigkeitsbewertung auch noch eine Finanztest-Bewertung gibt, sowie 25 ETF/Indexfonds. Stand der Nachhaltigkeitsdaten ist der 30. Juni 2021.
Nachhaltige Aktienfonds Schwellenländer. Wir haben die Anbieter von 41 Aktienfonds Schwellenländer angeschrieben, die wir in unserer Datenbank als nachhaltig nach eigenen Angaben führen. Für 27 Fonds konnten wir eine Nachhaltigkeitsbewertung erstellen. Die Tabelle in unserem PDF zeigt 8 aktiv gemanagte Fonds, für die es zusätzlich zur Nachhaltigkeitsbewertung auch noch eine Finanztest-Bewertung gibt, sowie zehn ETF/Indexfonds. Stand der Nachhaltigkeitsdaten ist der 30. Juni 2021.
Nachhaltige Aktienfonds Europa. Wir haben die Anbieter von 88 Aktienfonds Europa angeschrieben. Für 58 Fonds konnten wir eine Nachhaltigkeitsbewertung erstellen. Die Tabelle in unserem PDF zeigt 25 aktiv gemanagte Fonds, für die es zusätzlich zur Nachhaltigkeitsbewertung auch noch eine Finanztest-Bewertung gibt, sowie 19 ETF/Indexfonds. Stand der Nachhaltigkeitsdaten ist der 30. Juni 2021.
Finanztest-Bewertung
Wir messen den Anlageerfolg der Fonds anhand des Chance-Risiko-Verhältnisses. Die monatlich aktualisierten Ergebnisse veröffentlichen wir in unserer großen Fondsdatenbank. Dort erfahren Sie auch, wie die Finanztest-Bewertung des Chance-Risiko-Profils im Detail funktioniert.
Finanztest-Nachhaltigkeitsbewertung
Die Finanztest-Nachhaltigkeitsbewertung bezieht sich auf den gesamten Auswahlprozess der Fonds. Die Bewertung der Ausschlusskriterien macht 50 Prozent der Gesamtnote aus. In die anderen 50 Prozent fließen weitere Auswahlkriterien ein, etwa welche Auswahlstrategien der Fondsanbieter verfolgt, wie streng er bei der Auswahl der Aktien vorgeht oder ob er einen unabhängigen Nachhaltigkeitsbeirat einsetzt (siehe unten). Engagement und Transparenz fließen nicht in die Nachhaltigkeitsbewertung ein. Wir bewerten sie separat.
Ausschlusskriterien im Detail
Zu den 29 Ausschlusskriterien, die in unsere Bewertung einfließen, gehören:
- Konventionelle, thermische Kohleförderung zur Energieerzeugung
- Konventionelle Erdgasförderung
- Konventionelle Ölförderung
- Förderung von Ölsand, Ölschiefer und Schiefergas
- Betrieb von Kohlekraftwerken
- Betrieb von Erdgaskraftwerken
- Betrieb von Ölkraftwerken
- Kernkomponenten für Atomkraftwerke
- Betrieb von Atomkraftwerken
- Abbau von Uran
- Genetisch veränderte Organismen in der Landwirtschaft
- Massentierhaltung
- Tierversuche für Kosmetik
- Produktion von Palmöl
- Produktion von langlebigen organischen Schadstoffen
- Ernste oder wiederholte Umweltschäden
- Korruption, Steuervermeidung, Geldwäsche
- Arbeitsrechtsverletzungen gemäß Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)
- Menschenrechtsverletzungen gemäß der Vereinten Nationen (Uno)
- Glücksspiel
- Pornografie
- Alkohol
- Tabak
- Kriegswaffen und Militärgüter
- Handfeuerwaffen
- Abgereicherte Uranmunition
- Massenvernichtungswaffen
- Anti-Personen-Minen
- Streumunition
Um die volle Punktzahl zu erreichen, durfte ein Fonds nur in Unternehmen investieren, die höchstens 5 Prozent ihres Umsatzes mit Geschäften machen, die gegen die Ausschlusskriterien des Fonds verstoßen, bis zur Grenze von 10 Prozent gab es die halbe Punktzahl. Ausnahmen sind geächtete Waffen, Ölsände und Fracking sowie Tabakproduktion und Pornografie. Hier lagen unsere Grenzen bei 0 und bei 5 Prozent. Bei Umweltzerstörung, Korruption, Arbeits- und Menschenrechten kam es auf ernste und wiederholte Verstöße an.
Wir unterscheiden die Ausschlusskriterien in „voll erfüllt“, „eingeschränkt“ und „nicht erfüllt“.
Beispiele „Fossile Energien“ und „Atomkraft“
Im Ausschlusskriterium „Fossile Energien“ zum Beispiel fassen wir die Punkte 1 bis 7 zusammen. Für jedes Einzelkriterium vergeben wir bei Umsätzen bis 5 Prozent einen Punkt, bei Umsätzen bis 10 Prozent nur noch einen halben Punkt. Eine Ausnahme gilt für Punkt 4 „Ölsand, Ölschiefer und Schiefergas“, hier gibt es einen vollen Punkt nur, wenn die Umsatzschwelle bei 0 Prozent liegt, und einen halben Punkt bei Umsätzen bis 5 Prozent. Das Ausschlusskriterium „Fossile Energien“ gilt als „voll erfüllt“, wenn fünf Punkte erreicht sind. Ab zwei Punkten ist es „eingeschränkt“, darunter „nicht erfüllt“.
Bei „Atomkraft“ fassen wir die Punkte 8, 9 und 10 zusammen. Für jedes Einzelkriterium vergeben wir bei Umsätzen bis 5 Prozent einen Punkt, bei Umsätzen bis 10 Prozent einen halben Punkt. Das Ausschlusskriterium „Atomkraft“ gilt bei drei Punkten als „voll erfüllt“, ab einem Punkt als „eingeschränkt“ und darunter als „nicht erfüllt“.
Weitere Auswahlkriterien
Die andere Hälfte der Gesamtnote für die Finanztest-Nachhaltigkeitsbewertung setzt sich aus weiteren Auswahlkriterien zusammen, zum Beispiel der Strenge der Auswahl. Je mehr Aktien im Auswahlprozess aussortiert werden, desto besser. Ein Ausschlussgrad von mehr als 75 Prozent ist hoch, mehr als 50 Prozent mittel, darunter gering. Zudem bewerten wir, ob es einen Nachhaltigkeitsbeirat mit unabhängigen Experten gibt.
heißt, es gibt keinen solchen Beirat,
heißt, es gibt einen Beirat und dieser hat ein Mitspracherecht bei Festlegung der Nachhaltigkeitskriterien und Titelauswahl,
heißt, dass der Beirat keine oder wenig Mitspracherechte hat.
Zudem bewerten wir die Auswahlstrategien. Hierzu gehören Best-in-Class (Auswahl der Besten einer Branche), Best-of-all-Classes (Auswahl der branchenunabhängig Besten), die absolute Selektion(Auswahl von Titeln, die ein bestimmtes Rating erreichen) und die Themenauswahl.
Auswahlstrategien im Detail
Beim Best-in-Class-Ansatz wählen Fondsgesellschaften aus jeder Branche die Besten aus – die Unternehmen also, die jeweils am nachhaltigsten sind. Vorteil: Das Portfolio ist breit gestreut. Nachteil: So landen auch Ölkonzerne im Portfolio, was vielen grünen Anlegern nicht gefällt. Oft wird der Best-in-Class-Ansatz mit Ausschlusskriterien verknüpft.
Bei der Best-of-all-Classes-Strategie wählen die Anbieter die nachhaltigsten Unternehmen über alle Branchen hinweg aus. Legen sie die Messlatte hoch genug, haben Unternehmen aus schmutzigen Branchen keine Chance. Explizite Ausschlusskriterien kann es trotzdem geben. Die Vorgehensweise ist strenger als der Best-in-Class-Ansatz, das Portfolio ist weniger breit gestreut, weil auch ohne Ausschlusskriterien weniger Branchen im Portfolio vertreten sind.
Während beim Best-in-Class- und Best-of-all-Classes-Ansatz die Unternehmen jeweils relativ zueinander bewertet werden, bekommen bei der absoluten Selektion –sprich:der Auswahl der messbar besten Unternehmen – nur die Unternehmen eine Chance, die bestimmte nachhaltige Mindeststandards erfüllen. Gemessen wird der Mindeststandard zum Beispiel anhand von Ratings oder Scores. Wie nachhaltig der Fonds ist, hängt von der Strenge der Kriterien ab. Diese Auswahlmethode wird oft mit Best-in-Class kombiniert.
Bei der Themenauswahl definieren die Fonds Themen, zum Beispiel „globale Herausforderungen“, „Transformationsthemen“ oder Branchen wie „Erneuerbare Energien“ oder „Energieeffizienz“ und wählen die passenden Unternehmen aus. In der Praxis wird der Themenansatz oft mit einer der anderen Strategien kombiniert. Auch Ausschlusskriterien kommen zum Einsatz.
Engagement
Auch das Engagement in Sachen Nachhaltigkeit haben wir bewertet. Damit ist gemeint, ob der Fondsanbieter auf den Hauptversammlungen der Unternehmen, an denen er beteiligt ist, seine Stimmrechte ausübt und ob er direkt mit den Unternehmen kommuniziert. Unsere Bewertung fiel umso besser aus, je mehr die Fondsanbieter die Firmen bei ihrem Engagement begleiten. Wir erwarteten von den Fondsanbietern, dass sie Konsequenzen ziehen und ihre Aktien verkaufen, wenn der Engagement-Prozess scheitert und ein Unternehmen bestimmte Missstände nicht abstellt. Außerdem bewerteten wir, wie gut die Anbieter über ihre Engagement-Strategie informieren. Beim Prüfpunkt „Umfang des Engagements“ greifen wir auf die Selbsteinschätzung der Anbieter zurück.
Transparenz
Hier bewerteten wir, wie oft der Anbieter das Portfolio im Internet veröffentlicht, ob er offenlegt, welche Aktien er aus Nachhaltigkeitsgründen verkauft hat, ob er seinen Nachhaltigkeitsansatz erläutert und regelmäßig darüber berichtet.
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@antimatter: Vielen Dank für Ihren Beitrag. Wir planen zurzeit keine detailliertere Untersuchung des Engagements der Fondsgesellschaften. Die Fondsgesellschaften unterscheiden sich sowohl beim Umfang und den Zielen ihres Engagements als auch bei der Tiefe ihrer Berichterstattung. Bei einigen können Sie ausführliche Informationen finden über ihre Aktivitäten in bestimmten Sektoren und Themenfeldern.
Vielen Dank, dass sie in der Bewertungstabelle inzwischen auch das Engagement, wie z.B. das Abstimmungsverhalten auf Hauptversammlungen berücksichtigen. Veröffentlichen Sie dazu demnächst nähere Details?
Aus meiner Sicht könnte es schon etwas bringen in Fonds zu investieren, die klassische Auto-, Chemie-Aktien usw. halten, sofern mit den Stimmrechten Einfluss in Richtung eines ökologischen Wandels ausgeübt wird.
@gerd.jendritzky: Vielen Dank für Ihre Nachfrage. Durch die neue Gentechnik können unter bestimmten Bedingungen zusätzliche Nutzen entstehen. Gleichzeitig ist ihr Einsatz in der Landwirtschaft mit ähnlichen Risiken und negativen Auswirkungen auf Natur und Umwelt sowie auf die Produzenten von Agrarprodukten verbunden wir die klassische Gentechnik (z.B. großer Einsatz von Herbiziden, intensive Landnutzung, Risiken für die Biodiversität, mögliche unvorhersehbare Auswirkungen auf das Ökosystem, Monopolstellung der Saatgut-Produzenten,…). Wir verfolgen sowohl die Entwicklungen in diesem Bereich wie auch die Ausschlusspraxen der Fondsmanager, wobei eine verbreitete Differenzierung zwischen klassischer und neuer Gentechnik zur Zeit nicht zu erkennen ist. Wir planen, zu diesem Thema mehr Informationen zu veröffentlichen.
Sämtliche von Ihnen als nachhaltig eingestufte Fonds schließen Gentechnik in der Landwirtschaft aus.
Was genau ist damit ausgeschlossen, können Sie die Unternehmen nennen, die unter dieses Kriterium fallen?
Fällt auch genome editing (CRISPR/CAS9) darunter?
Ich habe große Mühe damit, ein wissenschaftliches Argument dafür zu finden, dass Gentechnik in der Landwirtschaft nicht nachhaltig sein soll -eher im Gegenteil. Insofern fällt es mir gerade sehr schwer, mein Geld in Fonds, die eine mögliche Zukunftstechnologie zum Schutz des Klimas pauschal ausschließt, zu investieren.
Was ist der Grund für dieses Kriterium? Wäre es nicht gerade besonders nachhaltig, Pflanzen genetisch so zu verändern (auch und vor allem durch genome editing), dass sie resistenter gegen Schädlinge sind, sodass weniger Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen? Oder dass aufgrund höheren Ertrags pro Fläche weniger Fläche in landwirtschaftliche Nutzfläche umgewandelt werden muss?
@Korsar: Bei Finanztest empfehlen wir allen Anlegern ein möglichst breitgestreutes Weltaktien-Portfolio als Basisanlage, auch wenn sie nachhaltig anlegen möchten. Fonds, deren Anlagepolitik sich nur auf einzelne Länder oder wenige Branchen beschränkt, empfehlen wir wegen des höheren Risikos höchstens als Beimischung im Depot-Renditebaustein. Eine Einzelbranche sollte nicht mehr als 10 Prozent des Portfolios ausmachen, alle Beimischungen zusammen nicht mehr als 30 Prozent. Wenn es Ihnen z.B. um den Schwerpunkt erneuerbare Energien geht, finden Sie entsprechende Fonds in unserer Datenbank test.de/fonds unter "Fondsgruppen, Aktien Branchen, Neue Energien". Wenn Sie bei der Basisanlage breitstreuende nachhaltige Weltaktien-ETF meiden wollen, können Sie sich alternativ für aus Nachhaltigkeitssicht strengere aktiv gemanagte Aktienfonds Welt mit etwa 5 Punkten entscheiden, deren Anlageschwerpunkt stärker auf Klimaziele gerichtet ist. Wir empfehlen Ihnen dabei, statt einen solchen Fonds drei auszuwählen, weil Sie so eine bessere Streuung erreichen können.