Mit welchen Fonds Sie wirklich grün anlegen
Im Test
Wir haben Aktienfonds Welt, Aktienfonds Schwellenländer und Aktienfonds Europa getestet. Bildet der Fonds einen Index ab, so kam er für den Test nur infrage, wenn er im Index enthaltene Aktien kauft, also physisch repliziert. Ausgeschlossen von der Prüfung der Nachhaltigkeit haben wir Fonds, die einen Index synthetisch replizieren. Hierbei werden andere Aktien als die im Index enthaltenen gekauft und die Wertentwicklung des Index mittels eines Swaps, also eines Tauschgeschäfts, sichergestellt. Wir haben 107 Anbieter angeschrieben und für 404 Fonds um Daten gebeten. Für 195 Fonds und ETF haben wir eine Nachhaltigkeitsbewertung vergeben und unsere große Fondsdatenbank entsprechend aktualisiert. 142 Fonds sind in der beigefügten PDF-Datei abgebildet – alle ETF und dazu jene aktiv gemanagten Fonds, bei denen wir den Anlageerfolg bewerten konnten.
Nachhaltige Aktienfonds Welt. Wir haben für 109 Aktienfonds Welt eine Nachhaltigkeitsbewertung erstellt. Die Tabelle in unserem PDF zeigt alle 43 aktiv gemanagten Fonds, für die es zusätzlich zur Nachhaltigkeitsbewertung auch noch eine Finanztest-Bewertung des Anlageerfolgs gibt, sowie 33 ETF/Indexfonds. Stand der Nachhaltigkeitsdaten ist der 30. Juni 2022.
Nachhaltige Aktienfonds Schwellenländer. Wir haben für 26 Schwellenländerfonds eine Nachhaltigkeitsbewertung erstellt. Die Tabelle in unserem PDF zeigt 10 aktiv gemanagte Fonds, für die es zusätzlich zur Nachhaltigkeitsbewertung auch noch eine Finanztest-Bewertung des Anlageerfolgs gibt, sowie 11 ETF/Indexfonds. Stand der Nachhaltigkeitsdaten ist der 30. Juni 2022.
Nachhaltige Aktienfonds Europa. Wir haben für 60 Fonds eine Nachhaltigkeitsbewertung erstellt. Die Tabelle in unserem PDF zeigt 24 aktiv gemanagte Fonds, für die es zusätzlich zur Nachhaltigkeitsbewertung auch noch eine Finanztest-Bewertung des Anlageerfolgs gibt, sowie 21 ETF/Indexfonds. Stand der Nachhaltigkeitsdaten ist der 30. Juni 2022.
Finanztest-Bewertung
Wir messen den Anlageerfolg der Fonds anhand des Chance-Risiko-Verhältnisses. Die monatlich aktualisierten Ergebnisse veröffentlichen wir in unserer großen Fondsdatenbank. Dort erfahren Sie auch, wie die Finanztest-Bewertung des Chance-Risiko-Profils im Detail funktioniert.
Finanztest-Nachhaltigkeitsbewertung
Die Finanztest-Nachhaltigkeitsbewertung bezieht sich auf den gesamten Auswahlprozess der Fonds. Die Bewertung der Ausschlusskriterien macht 50 Prozent der Gesamtnote aus. In die anderen 50 Prozent fließen weitere Auswahlkriterien ein, etwa welche Auswahlstrategien der Fondsanbieter verfolgt, wie streng er bei der Auswahl der Aktien vorgeht oder ob er einen unabhängigen Nachhaltigkeitsbeirat einsetzt (siehe unten). Engagement und Transparenz fließen nicht in die Nachhaltigkeitsbewertung ein. Wir bewerten sie separat.
Ausschlusskriterien im Detail
Zu den 29 Ausschlusskriterien, die in unsere Bewertung einfließen, gehören:
- Kohleförderung zur Verwertung in thermischen Kraftwerken
- Konventionelle Erdgasförderung
- Konventionelle Ölförderung
- Förderung von Ölsand, Ölschiefer und Schiefergas
- Betrieb von Kohlekraftwerken
- Betrieb von Erdgaskraftwerken
- Betrieb von Ölkraftwerken
- Kernkomponenten für Atomkraftwerke
- Betrieb von Atomkraftwerken
- Abbau von Uran
- Genetisch veränderte Organismen in der Landwirtschaft
- Massentierhaltung
- Tierversuche für Kosmetik
- Produktion von Palmöl
- Produktion von langlebigen organischen Schadstoffen
- Ernste oder wiederholte Umweltschäden
- Korruption, Steuervermeidung, Geldwäsche
- Arbeitsrechtsverletzungen gemäß Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO)
- Menschenrechtsverletzungen gemäß der Vereinten Nationen (Uno)
- Glücksspiel
- Pornografie
- Alkohol
- Tabak
- Kriegswaffen und Militärgüter
- Handfeuerwaffen
- Abgereicherte Uranmunition
- Massenvernichtungswaffen
- Anti-Personen-Minen
- Streumunition
Um die volle Punktzahl zu erreichen, durfte ein Fonds nur in Unternehmen investieren, die höchstens 5 Prozent ihres Umsatzes mit Geschäften machen, die gegen die Ausschlusskriterien des Fonds verstoßen, bis zur Grenze von 10 Prozent gab es die halbe Punktzahl. Ausnahmen sind geächtete Waffen, Ölsände und Fracking sowie Tabakproduktion und Pornografie. Hier lagen unsere Grenzen bei 0 und bei 5 Prozent. Bei Umweltzerstörung, Korruption, Arbeits- und Menschenrechten kam es auf ernste und wiederholte Verstöße an.
Wir unterscheiden die Ausschlusskriterien in „voll erfüllt“, „eingeschränkt“ und „nicht erfüllt“.
Beispiele „Fossile Energien“ und „Atomkraft“
Im Ausschlusskriterium „Fossile Energien“ zum Beispiel fassen wir die Punkte 1 bis 7 zusammen. Für jedes Einzelkriterium vergeben wir bei Umsätzen bis 5 Prozent einen Punkt, bei Umsätzen bis 10 Prozent nur noch einen halben Punkt. Eine Ausnahme gilt für Punkt 4 „Ölsand, Ölschiefer und Schiefergas“, hier gibt es einen vollen Punkt nur, wenn die Umsatzschwelle bei 0 Prozent liegt, und einen halben Punkt bei Umsätzen bis 5 Prozent. Das Ausschlusskriterium „Fossile Energien“ gilt als „voll erfüllt“, wenn fünf Punkte erreicht sind. Ab zwei Punkten ist es „eingeschränkt“, darunter „nicht erfüllt“.
Bei „Atomkraft“ fassen wir die Punkte 8, 9 und 10 zusammen. Für jedes Einzelkriterium vergeben wir bei Umsätzen bis 5 Prozent einen Punkt, bei Umsätzen bis 10 Prozent einen halben Punkt. Das Ausschlusskriterium „Atomkraft“ gilt bei drei Punkten als „voll erfüllt“, ab einem Punkt als „eingeschränkt“ und darunter als „nicht erfüllt“.
Weitere Auswahlkriterien
Die andere Hälfte der Gesamtnote für die Finanztest-Nachhaltigkeitsbewertung setzt sich aus weiteren Auswahlkriterien zusammen, zum Beispiel der Strenge der Auswahl. Je mehr Aktien im Auswahlprozess aussortiert werden, desto besser. Ein Ausschlussgrad von mehr als 75 Prozent ist hoch, mehr als 50 Prozent mittel, darunter gering. Zudem bewerten wir, ob es einen Nachhaltigkeitsbeirat mit unabhängigen Experten gibt.
heißt, es gibt keinen solchen Beirat,
heißt, es gibt einen Beirat und dieser hat ein Mitspracherecht bei Festlegung der Nachhaltigkeitskriterien und Titelauswahl,
heißt, dass der Beirat keine oder wenig Mitspracherechte hat.
Zudem bewerten wir die Auswahlstrategien. Hierzu gehören Best-in-Class (Auswahl der Besten einer Branche), Best-of-all-Classes (Auswahl der branchenunabhängig Besten), die absolute Selektion(Auswahl von Titeln, die ein bestimmtes Rating erreichen) und die Themenauswahl.
Mit welchen Fonds Sie wirklich grün anlegen
Auswahlstrategien im Detail
Beim Best-in-Class-Ansatz wählen Fondsgesellschaften aus jeder Branche die Besten aus – die Unternehmen also, die jeweils am nachhaltigsten sind. Vorteil: Das Portfolio ist breit gestreut. Nachteil: So landen auch Ölkonzerne im Portfolio, was vielen grünen Anlegern nicht gefällt. Oft wird der Best-in-Class-Ansatz mit Ausschlusskriterien verknüpft.
Bei der Best-of-all-Classes-Strategie wählen die Anbieter die nachhaltigsten Unternehmen über alle Branchen hinweg aus. Legen sie die Messlatte hoch genug, haben Unternehmen aus schmutzigen Branchen keine Chance. Explizite Ausschlusskriterien kann es trotzdem geben. Die Vorgehensweise ist strenger als der Best-in-Class-Ansatz, das Portfolio ist weniger breit gestreut, weil auch ohne Ausschlusskriterien weniger Branchen im Portfolio vertreten sind.
Während beim Best-in-Class- und Best-of-all-Classes-Ansatz die Unternehmen jeweils relativ zueinander bewertet werden, bekommen bei der absoluten Auswahl – sprich: der Auswahl der messbar besten Unternehmen – nur die Unternehmen eine Chance, die bestimmte nachhaltige Mindeststandards erfüllen. Gemessen wird der Mindeststandard zum Beispiel anhand von Ratings oder Scores. Wie nachhaltig der Fonds ist, hängt von der Strenge der Kriterien ab. Diese Auswahlmethode wird oft mit Best-in-Class kombiniert.
Bei der Themenauswahl definieren die Fonds Themen, zum Beispiel „globale Herausforderungen“, „Transformationsthemen“ oder Branchen wie „Erneuerbare Energien“ oder „Energieeffizienz“ und wählen die passenden Unternehmen aus. In der Praxis wird der Themenansatz oft mit einer der anderen Strategien kombiniert. Auch Ausschlusskriterien kommen zum Einsatz.
Engagement
Auch das Engagement in Sachen Nachhaltigkeit haben wir bewertet. Damit ist gemeint, ob der Fondsanbieter auf den Hauptversammlungen der Unternehmen, an denen er beteiligt ist, seine Stimmrechte ausübt und ob er direkt mit den Unternehmen kommuniziert. Unsere Bewertung fiel umso besser aus, je mehr die Fondsanbieter die Firmen bei ihrem Engagement begleiten. Wir erwarteten von den Fondsanbietern, dass sie Konsequenzen ziehen und ihre Aktien verkaufen, wenn der Engagement-Prozess scheitert und ein Unternehmen bestimmte Missstände nicht abstellt. Außerdem bewerteten wir, wie gut die Anbieter über ihre Engagement-Strategie informieren. Beim Prüfpunkt „Umfang des Engagements“ greifen wir auf die Selbsteinschätzung der Anbieter zurück.
Transparenz
Hier bewerteten wir, wie oft der Anbieter das Portfolio im Internet veröffentlicht, ob er offenlegt, welche Aktien er aus Nachhaltigkeitsgründen verkauft hat, ob er seinen Nachhaltigkeitsansatz erläutert und regelmäßig darüber berichtet.
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Da Ihre Antwort bzgl. Kompensation des persönlichen ETF CO2-Fußabdrucks leider keine Lösung beinhaltete, habe ich mich selbst an die Arbeit gemacht. Ergebnis für ein global diversifiziertes Portfolio (incl. Herleitung & Annahmen):
Je 10.000€ ETF im Wertpapierdepot sind pro Jahr 1,5 Tonnen CO2 zu kompensieren.
Beim Testsieger Atmosfair liegt der Preis aktuell bei 23€ pro Tonne CO2 - resultierend in 23€*1,5 = 35€ CO2 Kompensation pro Jahr je 10.000€ ETF. Das entspricht einer privat abzuführenden zusätzlichen „CO2 TER“ i.H.v. 0,35 p.a. (die als Spende steuerlich absetzbar ist).
Herleitung:
100 BN USD globales BIP (Umsatz Welt)
70 BN USD Marktkapitalisierung Welt Aktien
35 BN USD Marktkapitalisierung Welt nicht handelbar (Annahme: 1/3 Weltwirtschaft nicht börsengehandelt; Annahme: investierbare & nicht investierbare Welt ähnlich bzgl. CO2e / Umsatz)
160 Tonnen CO2e / Mio€ Umsatz @ MSCI ACWI
100/(70+35)*160 = 1,5 Tonnen CO2 / 10k€ ETF
Kommentar vom Autor gelöscht.
@krichi: Es ist tatsächlich üblicher, dass die Fondsanbieter eher die Gewichtete durchschnittliche Kohlenstoffintensität, nicht aber den CO2-Fußabdruck der investierten Anlagesumme angeben. Als Grund werden in der Regel bessere Vergleichbarkeit und weniger Schwankungen bei den errechneten Werten angeführt.
Uns ist zur Zeit kein Werkzeug bekannt, der es dem Anleger marktübergreifend ermöglichen würde, den Fußabdruck seines Portfolios zu errechnen, um darauf die damit assoziierten Treibhausgasemissionen kompensieren zu können. Wir erwarten aber, dass sich das durch verbesserte Transparenz auf den Finanzmärkten in naher Zukunft ändern wird.
„Grün und erfolgreich“ klingt prima; für richtig grün hätte ich aber gerne die Möglichkeit, meine trotz „best in class“ ETFs weiterhin vorhandenen CO2 Emissionen vollständig zu kompensieren. iShares gibt zB für seine ETF standardmässig CO2e / € Umsatz an; welchen jährlichen CO2-Ausstoß ich durch den Besitz von zB 25.000€ in MSCI World verursache, sagt es aber nicht. Faktisch verursache ich den CO2-Ausstoß nach meinem Verständnis aber, da mir die vielen Firmen ja alle (zu kleinen Anteilen) gehören. Wie oder wo erhalte ich die Transparenz, die es mir ermöglicht, dass ich privat zB via Atmosfair meinen Investment-Fußabdruck kompensiere?
Kommentar vom Autor gelöscht.