
Kaffee-Kapseln von der Schweizer Ethical Coffee Company. © Stiftung Warentest
Espresso-Platzhirsch „Nespresso“ hat Konkurrenz bekommen: Rewe bietet Kapseln an, die billiger sind und in die Nespresso-Maschine passen. test.de zeigt, ob das funktioniert, ob der Kaffee schmeckt – und ob die Kapseln so gute Umwelteigenschaften haben, wie die Verpackung verspricht.
[Update 04.04.2012] Kapseln auf den Kompost?

Rewe-Espressokapseln von Ethical Coffee – biologisch abbaubar? © Stiftung Warentest
Rewe wirbt damit, dass die Espresso-Kapseln von Ethical auf den Kompost dürfen. „Produkt ist vollständig biologisch abbaubar und kompostierbar“, heißt es. Mit den Kapseln leiste der Espresso-Liebhaber seinen „täglichen Beitrag zum Umweltschutz“ – steht auf der Packung. Das klingt ethisch und ökologisch korrekt und passt zum Firmennamen. Doch es ist vollmundig übertrieben. Die Kapseln bestehen hauptsächlich aus vier Komponenten: Leinen, Baumwolle, Polylactat und einer Abdeckfolie mit einer eingebetteten hauchdünnen Aluminiumschicht, wie in einem Sandwich. Aluminium ist ein Metall – und das verrottet nicht. Polylactat (PLA) ist ein Biokunststoff auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Es baut sich tatsächlich ab. Für die Kompostierung ist Polylactat dennoch nutzlos, meinen das Umweltbundesamt und die Bundesgütegemeinschaft (BGK) Kompost in Köln. Hauptgrund: Bei der Kompostierung entstehen weder Nährstoffe noch Mineralien, nur Kohlenstoffdioxid (CO2) und Wasser. Als Kompostrohstoff ist beides wertlos. Deshalb empfehlen die Experten, Biokunststoffe nicht in die Biotonne zu werfen, schon gar nicht auf den heimischen Komposthaufen. Sie sollen in den Restmüll. Das Fazit: Die Werbung für die Kapseln verspricht zu viel. Espressokapseln von Ethical bauen sich wegen der Aluminiumschicht nicht vollständig ab. Sie sollten auch weder auf den Kompost noch in die Biotonne. [Update Ende]
Nespresso gibt es in keinem Supermarkt
Nespressokapseln von Nestlé liegen nicht einfach im Supermarktregal. Espresso-Liebhaber bekommen sie nur, wenn sie Mitglied im Nespressoclub sind und im Internet bestellen. Oder bei einigen exklusiven Nespressoshops, zum Beispiel im Berliner KaDeWe. Die Kapseln passen auch nur in eigens dafür konstruierte Geräte, die Nespressomaschinen. Auf diese Weise schützt Nestlé sein Milliardengeschäft mit zweistelligen Zuwachsraten vor unliebsamen Nachahmern. Schauspieler Clooney und eine edel anmutende Aufmachung tun ihr Übriges, um das Image der Exklusivität hochzuhalten. Dem Geschäft schadet es auch nicht, dass der Espresso teuer ist und die Alukapseln viel Müll produzieren.
Kapsel von Rewe für 30 Cent
Jean-Paul Gaillard von der Schweizer Ethical Coffee Company (ECC) macht dem Nespresso-System nun Konkurrenz. Früher war er selbst für Nespresso tätig. Jetzt beliefert er Rewe-Filialen mit Kaffeekapseln, die auch in die Nespressomaschinen passen. Zehn Stück für 2,99 Euro, eine Tasse Espresso für rund 30 Cent. Das ist zwar teurer als ein Espresso aus einem Vollautomaten (etwa 10 Cent), aber einige Cent billiger als der Genuss aus der Original-Nespressokapsel. Der ist erst ab 35 Cent zu haben.
Der Rewe-Kaffee im Geschmackstest
Um herauszufinden, ob der Kaffee aus den Rewe-Kapseln eine Konkurrenz für Clooneys Lieblingsgetränk ist, bekamen drei erfahrene Verkoster im Sensorik-Labor Original und Nachahmer zum Vergleichen vorgesetzt: von Nespresso die Sorte Livanto, von Rewe die Sorte Ethical Espressivo. Gebrüht haben die Tester den kleinen Schwarzen stets in der gleichen Maschine und servierten ihn immer in neutralen weißen Tassen. Die geschulten Sensoriker wussten nicht, welcher Espresso gerade durch ihre Kehle rinnt. Beim Schlürfen begutachteten sie Aussehen, Geruch, Geschmack, Mundgefühl und Nachgeschmack.
Schmeckt wässerig, nach Getreide und feuchter Pappe

© Stiftung Warentest
Kenner wünschen sich den Kaffeegenuss samtig, würzig und rund mit einer feinen, hellbraunen, melierten Schaumhaube, der Crema. Die Verkoster benutzen weniger blumige Worte: Der Espresso aus der Rewe-Kapsel riecht und schmeckt mehr nach Getreide als der Nespresso-Kaffee. Er schmeckt auch süßlicher und wässeriger. Außerdem stört ein Fremdgeschmack nach feuchter Pappe. Optisch kann der Rewe-Espresso ebenfalls nicht mithalten. Die Crema ist heller, dünner und kurzlebiger als der Nespresso-Schaum. Das Getränk ist keine Offenbarung für verwöhnte Gaumen.
Die Kapseln bleiben häufig stecken

Verklemmte Rewe-Kapsel: Die Rewe-Kapsel quillt beim Brühen auf und bleibt dadurch häufig in der Maschine stecken. © Stiftung Warentest
Der Geschmack des Kaffees aus der Rewe-Kapsel ist das eine. Das andere: Passen die Kapseln auch in die Nespresso-Maschinen? Sie kommen zum Beispiel von Krups oder DeLonghi. Leser berichten, dass die Kapsel-Klone bei ihnen zuhause öfter für Ärger sorgen. Mal lasse sich der Brühkopf nur mit viel Kraft verschließen, mal verklemme sich die Kapsel im Gerät. Und tatsächlich kämpften auch die Tester im Prüflabor mit ähnlichen Schwierigkeiten – abhängig vom Maschinentyp. Sie benutzten die Citiz Krups XN 7001 und die Pixie DeLonghi EN125.S. Bei der Krups-Maschine brauchten sie mehr Kraft zum Herunterdrücken des Brühkopfes. Und in beiden Geräten blieben die Kapseln leicht stecken, entweder vorn in der Führungsschiene für die Kapsel oder weiter hinten im Kapselhalter. Das passierte etwa bei jedem zweiten Brühen, in der DeLonghi-Maschine etwas öfter als im Krups-Gerät. Der Grund: Das Portionsdöschen quillt auf und verformt sich. Immerhin lassen sich die Kapseln recht leicht herausdrücken. Aber Vorsicht: Gleich nach dem Brühen sind Kapsel und Kapselhalter heiß.
Tipp: Nehmen Sie einen Teelöffel zur Hilfe, damit Sie sich nicht die Finger verbrennen. Das erleichtert auch das Herausdrücken. Darauf weist Ethical Coffee selbst hin. Warten Sie aber nicht zu lange. Bleiben die Kapseln über Stunden im Gerät, quellen sie immer mehr auf und bleiben erst recht stecken.
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Ich verstehe den Aufschrei nicht so ganz: Ist es nicht besser eine Kapsel zu haben, die sich nach einiger Zeit in Wasser und CO² auflöst, als eine Alukapsel, die nichtverrottend irgendwo im Müll landet und in der Regel eben nicht recycelt wird? Allein der Verbrauch von Alu, der für die Herstellung der Unmengen von Kapseln benötigt wird, macht mir hier Kopfzerbrechen.
Wenn ich also einen Kaffee finde, der mir persönlich schmeckt, ziehe ich eine Verpackung, die sich "in Luft auflöst" eindeutig vor, auch wenn sie meinen Komposthaufen nicht bereichert. Es gibt ja noch andere Hersteller solcher Kapseln.
Nachdem ich hier etwas von Aluminium gelesen habe, suchte ich mir die Firma im Netz heraus und rief da an (kostenlose Rufnummer - sehr freundlicher Mitarbeiter).
Ich sprach die gleich auf das Aluminium an. Daraufhin erhielt ich die Information, dass es sich hier nicht um Aluminium handelt. Es ist ein minimaler Anteil Metall in der Kapsel, aber definitiv kein Aluminium, da dieses eben nicht biologisch abbaubar ist. Das Ganze hat nur eine Farbschicht, die wie Aluminium aussieht. Mir wurde auch erklärt, warum da keine andere Farbe genommen wird, aber den Grund kann ich nur noch vage wiedergeben, weshalb ich es dann lieber lasse.
Ich weiß ehrlich gesagt auch gar nicht, warum diese Kapseln hier so schlecht abschneiden. Ich finde den Kaffee sehr lecker, besser als aus meiner alten Kapselmaschine. Und steckengeblieben ist bei mir noch nicht eine einzige Kapsel. Alles funktioniert einwandfrei.
Hatte die Kapseln noch ohne wissen von diesem Test direkt bezogen. Das beste war die unkomplizierte Rücksendung der Firma Ethical . Nur dafür erhalten sie ein sehr gut !
An der Qualität der Kapseln sollte unbedingt noch gearbeitet werden,die Meßlatte von Nespresso hängt hoch.
Nur was für Gourmets edler Müll wir haben es ja -egal ob von R oder N
Das Ergebnis von TEST kann man voll unterstreichen.
Hätte TEST aber mal eine Ethnikal Kapsel aufgeschnitten, hätte man die Aluminiumfolie sehen können die in der Kapsel ist. Aluminium ist eigentlich nix für den Biomüll :(