
Die Deutschen lieben den kleinen Starken: Im vergangenen Jahr tranken über vier Millionen von ihnen sogar täglich Espresso. Besonders gut schmeckt er aus frisch gemahlenen Bohnen. Die Stiftung Warentest hat 18 Espressobohnen-Kaffees untersucht. Erfreulich: Ob günstig oder teuer – die meisten schneiden gut ab. Anders sieht es in puncto ökologisch-soziales Engagement aus: Beim CSR-Test können nur fünf Anbieter klar überzeugen. Und ausgerechnet der Geschmackssieger zeigte sich intransparent.
Vorwiegend gute Noten für Aussehen, Geruch und Geschmack
Die Palette der getesteten Espressi ist breit: Wir haben bekannte Herstellermarken ausgewählt, Bio- und fair gehandelten Espresso, Ware von Discountern und von Kaffeehausketten wie Starbucks und Balzac (Preise: 7 bis 32 Cent pro Tasse). Die meisten Espressi schneiden beim Bohnentest gut ab. Vor allem im wichtigsten Prüfpunkt Sensorik – also Aussehen, Geruch, Geschmack – liegt das Feld sehr nahe beieinander. Einen einzigen Espresso haben wir in der sensorischen Beurteilung mit sehr gut bewertet, ein anderer bekam hier ein Befriedigend.
Tipp: Selbst die beste Bohne nützt nichts, wenn die Kaffeemaschine nichts taugt. Darum haben wir aktuell auch Siebträgermaschinen und Kaffeevollautomaten getestet. Ergebnis: Großen Kaffeegenuss gibt es schon ab 188 Euro (Siebträger) beziehungsweise 625 Euro (Vollautomat).
Schadstoffe in ungefährlichen Mengen
Wo geröstet wird, fallen Schadstoffe an – hier sind es Acrylamid und Furan. Sie bilden sich während des Röstens und lassen sich nicht vermeiden. In allen getesteten Espressi haben wir beide Stoffe gefunden. Acrylamid gilt als wahrscheinlich krebserregend. Wie viel davon beim Röstvorgang entsteht, hängt von Dauer und Grad der Röstung ab. Die EU-Kommission hat Richtwerte für Acrylamid in Lebensmitteln benannt – alle Espressi im Test unterschreiten den Wert für Kaffee. Auch die von uns analysierten Gehalte des möglicherweise krebserregenden – aber flüchtigen – Stoffs Furan sind nicht besorgniserregend. Ein akutes Gesundheitsrisiko gibt es laut Bundesinstitut für Risikobewertung nicht.
Kaffee kann die Lebenserwartung erhöhen
Kaffee ist ein komplexes Gemisch unterschiedlicher Substanzen. Einzelne bedenkliche Stoffe sind da nicht ausschlaggebend. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zog nach Sichtung von über 1 000 Studien das Fazit: Es gibt keinen Beleg, dass Kaffee das Krebsrisiko erhöht, sondern sogar Hinweise, dass er vor manchen Tumorarten schützt. Eine Meta-Analyse von Forschern der Harvard-Universität, in die Daten von mehr als 200 000 Probanden einflossen, ergab zudem: Bis zu fünf Tassen Kaffee beziehungsweise Espresso am Tag können die Lebenserwartung erhöhen und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.
Kampf gegen Klimawandel und schwankende Einkommen
Doch wie ernst nehmen die Kaffee-Anbieter ihre ethisch-soziale Unternehmensverantwortung – neudeutsch: Corporate Social Responsibilty (CSR)? Sprich: Wie sieht es mit den Produktionsbedingungen aus? Und wie nachhaltig wird der Kaffee produziert? Dazu haben wir die 17 Espresso-Anbieter befragt. Die Bohnen für neun der getesteten Produkte kommen überwiegend aus Brasilien, dem größten Anbauland für Kaffeebohnen. Die Situation der Bauern dort steht stellvertretend für die Lage von 25 Millionen Bauern weltweit: Widrige Wetterverhältnisse machen ihnen zu schaffen. Die Folge: Geringere Ernte-Erträge und sinkende Einkommen. Viele Bauern überlegen, aufzugeben. Damit es nicht so weit kommt, brauchen sie Unterstützung und Schulungen. Sie brauchen Abnehmer, die Verantwortung tragen – auch in Deutschland, einer der größten Kaffeetrinkernationen.
CSR-Test: Von sehr engagiert bis intransparent
In einem Fragebogen sollten die Anbieter der Espressi darlegen, wie sie ihre Lieferanten auswählen, welche Anforderungen sie an den Anbau des Kaffees stellen und wie sie deren Umsetzung kontrollieren – etwa was Arbeitsschutz betrifft, Preise oder den Einsatz von Pestiziden. Die Anbieter mussten alle Angaben belegen. Ergebnis: Es gibt äußerst engagierte, aber auch sehr intransparente Unternehmen. Drei belegen ein besonders hohes Engagement. Doch ausgerechnet der Sieger des Bohnentests schneidet beim CSR-Test schlecht ab.
Lieber mit Siegel kaufen

Wer seine Tasse am Morgen guten Gewissens trinken will, sollte zu Produkten mit Nachhaltigkeitssiegel greifen, so ein Fazit des Nachhaltigkeits-Checks. Ob Bio, Fairtrade oder Rainforest Alliance – bereits jeder zehnte deutsche Röstkaffee trägt heute ein Nachhaltigkeitssiegel. Im Test sind es 12 der 18 Produkte.
Das bietet der test-Artikel
Unsere Testtabellen zeigen Ihnen nach dem Freischalten, welche Kaffees stark im Geschmack sind und welche Anbieter ihre Unternehmensverantwortung besonders ernst nehmen. Dazu erfahren sie, wie die Röster den „typisch italienischen“ Espresso-Geschmack hinbekommen, warum Schadstoffe beim Kaffeerösten unvermeidlich sind, wie der Klimawandel den Kaffeeanbau bedroht und was verantwortungsvolle Kaffeeunternehmen dagegen tun.