Ergo-Fahrradtrainer von Aldi-Süd Speed im Wohnzimmer

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Ergo-Fahrradtrainer von Aldi-Süd - Speed im Wohnzimmer

Aldi-Süd gibt sich sportlich. Unter der Bezeichnung „Ergospeeder“ hat der Discounter seit Montag einen Fahrradtrainer mit Leistungsanzeige und -einstellung im Angebot. test.de hat per Schnelltest geprüft, wie gut der „Ergospeeder“ funktioniert und für wen und welches Training er geeignet ist.

Reichlich Leistung

Mit Triathlonlenker und Wirbelstrom-Bremse kommt das Fahrrad-Ergometer von der Aldi-Hausmarke Cranesports daher. Bis 500 Watt Leistung sind einstellbar. Das reicht auch für gut trainierte Ausdauersportler. Entsprechend sportlich sind auch Sattel und Sitzposition: Montiert ist ein ziemlich harter und schmaler Rennsattel und ein Lenker, wie ihn Triathleten auf langen Distanzen einsetzen. Für Menschen, die nicht Rennrad fahren, ist die nach vorn gebeugte Sitzhaltung ungewohnt. Die Test-Fahrer neigten dazu, sich aufrecht zu setzen und den Lenker an der hinteren Querstange zu packen oder gleich freihändig zu fahren. Anders als bei Spinning-Bikes in Fitnessstudios sind Kurbeln und Schwungrad nicht starr gekoppelt. Ein Freilauf ermöglicht es wie beim Fahrradfahren, jederzeit die Beinarbeit einzustellen.

Wenig Komfort

Für Menschen, die nicht zumindest halbwegs sportlich Fahrrad fahren oder die einen großen Bauchumfang haben, ist der Aldi-Tainer kaum geeignet. Sattel und Lenker lassen sich zwar jeweils ziemlich weiträumig und stufenlos verstellen, aber die Sitzposition fällt trotzdem immer mehr oder weniger sportlich aus. Zielgruppe sind offenbar vor allem Rennradfahrer und Triathleten, die ein Trainingsgerät für die Wintermonate suchen. Die stark nach vorn gebeugte Sitzhaltung mit Abstützung der Unterarme verringert beim Radfahren den Luftwiderstand und bringt so mehr Tempo. Beim Fahrradtrainern im Stand macht diese Sitzposition nur für Menschen Sinn, die daran gewöhnt sind und ihr Ausdauertraining in der gewohnten Haltung absolvieren möchten.

Einstellung mit Grenzen

Auch allzu kleine Menschen bleiben außen vor. Mindestens rund 75 Zentimeter Schritthöhe sind nötig, um vom Sattel in tiefster Stellung aus die Pedale erreichen zu können. Die Kurbelarme sind 175 Millimeter lang. An Fahrrädern mit kleinen Rahmen sind oft kürzere Kurbeln montiert, und viele Radsportler reagieren auf Änderungen bei der Kurbellänge empfindlich. Ebenfalls ungewohnt für Fahrradfahrer: Der Abstand der beiden Pedale zueinander ist - wie bei mehr oder weniger allen anderen Fahrradtrainern auch - deutlich größer als bei Fahrrädern. Sattel, Kurbeln, Pedale und Lenker sind wie an Fahrrädern montiert und lassen sich problemlos austauschen. Aber Achtung: Bei Fahrradtrainern mit festem Stand werden Bauteile vor allem im Wiegetritt anders belastet als am Fahrrad. Für Fahrrad konzipierte Komponenten sind den besonderen Belastungen am Standtrainer womöglich nicht gewachsen.

Druck und Zug

Passend zur sportlichen Ambition liefert Aldi-Süd Kombipedale mit. Eine der Pedalseiten passt zu speziellen Fahrradschuhen mit so genanntem „SPD-Klicksystem“. Mit der Sohle solcher Schuhe sind spezielle Stahlplatten verschraubt, die beim gezielten Tritt aufs Pedal einrasten. Die feste Verbindung ermöglicht es, nicht nur Druck- sondern auch Zugkraft einzusetzen. Durch Drehung der Ferse nach außen löst sich der Mechanismus und gibt den Fuß wieder frei. Das klappt nach kurzer Eingewöhnung problemlos. Auf der anderen Pedalseite lassen sich klassische Pedalhaken montieren und ausreichend feste Schuhe mit Riemen festzurren.

Funktion ohne Tadel

Bei der technischen Prüfung leistet sich der Fahrradtrainer von Aldi-Süd kaum eine Schwäche. Im Schnelltest ergab eine vereinfachte Messung keine Anhaltspunkte für Mängel bei der Messung der Trainingsleistung. Wichtig ist die Genauigkeit ohnehin vor allem für Menschen, die nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim Training exakte Vorgaben einhalten müssen, um eine für sie gefährliche Überlastung zu vermeiden. Die Wirbelstrombremse arbeitet berührungs- und damit verschleißfrei. 12 verschiedene Trainingsprogramme bietet der eingebaute Computer an. Pulsgesteuertes Training lässt er nur bei Messung der Herzfrequenz über einen Brustgurt zu. Die Sensoren am Lenker arbeiten generell nicht genau genug, um eine Überlastung zuverlässig zu vermeiden. Für alle Trainingsprogramme gilt: Das Aldi-Gerät reduziert wie für Ergometer vorgeschrieben die Belastung, wenn das Herzfrequenz-Signal ausbleibt.

Schwächen bei Bedienung

Aus dem Blickwinkel, der sich bei aufrechter Sitzposition ergibt, ist die Anzeige des Trainingscomputers kaum zu erkennen. Auch bei optimaler Sitzposition ist die Angabe der jeweils aktuellen Maßeinheit so klein, dass sie sich kaum entziffern lässt. Außerdem ärgerlich: Der Flaschenhalter hat unnötig scharfe Kanten und die Montage der Pedalhaken ist kniffelig. Auf den Fotos in der Bedienungsanleitung ist kaum zu erkennen, wie's geht. Bei Betrieb des Fahrradtrainers mit Klickpedalen müssen die Pedalhaken ab. Sie können sonst den Boden berühren und beschädigen. Das Chemielabor meldet: Alles so weit in Ordnung. Im Deckel der Trinkflasche finden sich keine Schadstoffe. Das Material der Griffe am Lenker enthält Spuren von Weichmachern (DEHP) und Polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK, hier: Naphthalin), doch die Konzentration ist recht gering. Trotzdem: Die Belastung und das zwar geringe, aber immerhin: Risiko sind unnötig und ärgerlich.

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