Ergeb­nisse Umfrage regionale Lebens­mittel Das erwarten die Verbraucher

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Was ist eigentlich eine Region? Wie groß darf sie sein? Und wie sollte ein regionales Produkt beschaffen sein? Die Meinungen darüber gehen auseinander, ebenso fehlt es an einheitlichen Definitionen. Die Stiftung Warentest hatte im Vorfeld zum aktuellen Test regionale Lebensmittel zwei Umfragen durch­geführt, an denen sich insgesamt mehr als 6 000 Personen beteiligten. Hier die wichtigsten Umfrage-Ergeb­nisse.

Über 6 000 Verbraucher online befragt

Das Meinungs­bild der Verbraucher haben die Tester auf zwei Wegen erfasst. Zum einen beauftragten sie ein Meinungs­forschungs­institut, eine bundes­weite Onlineumfrage durch­zuführen. Dafür wählte das Institut 1 000 Personen im Alter von 16 bis 64 Jahre repräsentativ aus. Als zweites hat die Stiftung Warentest User und Newsletter-Abonnenten ihrer eigenen Home­page www.test.de befragt. An dieser Online-Umfrage beteiligten sich rund 5 250 Personen. Insgesamt gingen so die Ansichten von mehr als 6 000 Personen ein. Die Teilnehmer der repräsentativen Umfrage beant­worteten vor allem Schlüssel­fragen wie: Was ist für Sie eine Region? Lässt sie sich mittels eines Radius rund um den Wohn­ort definieren? Die test.de-User beant­worteten zusätzlich weitere Fragen wie: Warum kaufen Sie regionale Lebens­mittel? Bei welchen Produkten achten Sie auf regionale Herkunft?

80 Prozent suchen regionales Obst und Gemüse

Regionalität ist den Verbrauchern unterschiedlich wichtig – je nachdem, um welches Lebens­mittel es geht. 80 Prozent achten bei frischem Obst und Gemüse auf die regionale Herkunft, ergab die test.de-Umfrage. Bei verarbeitetem Obst und Gemüse aus Konserve oder Tiefkühl­truhe sind es nur 12 Prozent. Am zweithäufigsten achten Verbraucher bei Fleisch und Wurst­waren (58 Prozent) auf die Region, gefolgt von Milch und Milch­produkten (51 Prozent) sowie Getreideer­zeug­nissen wie Brot (43 Prozent).

Ein Drittel sieht Naturraum als Region

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Grafik 1: Definition von Region.
Grafik 2: Radius um den Wohn­ort.

Die Umfragen ergaben weiter: Unter „Region“ versteht fast ein Drittel aller Befragten einen begrenzten Naturraum – wie zum Beispiel das Allgäu, den Spree­wald oder die Rhön (Grafik 1). Viele sehen auch den Land­kreis oder das Bundes­land als Region an. Ganz Deutsch­land nannten hingegen nur 6 Prozent der über 6 000 Umfrage­teilnehmer als Region.

Aufschluss­reich sind auch die Antworten auf die Frage, ob die Region sich über einen Radius rund um den eigenen Wohn­ort definieren lässt. Immerhin fast jeder zweite Teilnehmer der repräsentativen Umfrage meint: Nein, in Kilo­metern lässt sich eine Region nicht beschreiben. Die übrigen Befragten finden eine Kilo­meter­begrenzung aber durch­aus sinn­voll: Ein Teil davon sieht bis zu 100 Kilo­meter als akzeptabel an, ein anderer Teil sogar nur bis zu 50 (Grafik 2).

Die Mehr­zahl befür­wortet Produktion in der Region

Was die Zutaten für ein regionales Lebens­mittel betrifft, sollten diese über­wiegend aus der beworbenen Region stammen (Grafik 3). Das sieht gut jeder Zweite aller Befragten so. Hoch sind auch die Erwartungen an die Produktion, sprich die Herstellung und Verarbeitung der Produkte. Das gilt vor allem für die Teilnehmer der test.de-Umfrage: Hier finden 70 Prozent, diese Schritte sollten ausschließ­lich in der Region ablaufen (Grafik 4). Relativ offen geben sich die Umfrage­teilnehmer bei der Frage nach dem Verkaufs­ort regionaler Produkte. Zwar ist die Hälfte dafür, dass diese über­wiegend in der Erzeu­gerregion angeboten werden sollten. Einem Viertel reicht es aber, wenn das nur teil­weise der Fall wäre (Grafik 5). Das heißt: An einer groß­flächigen, möglicher­weise bundes­weiten Vermarktung würden sie sich wohl nicht stören.

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Eher Äpfel aus Deutsch­land als Aachener Printen

Die Teilnehmer der test.de-Umfrage sollten zudem zwischen mehreren Lebens­mitteln diejenigen auswählen, die sie für typisch regional halten. Ergebnis: Erstaunlich viele nannten Produkte mit allgemeinen Auslobungen wie „Äpfel aus Deutsch­land“ (44 Prozent) und „Saft aus heimischen Früchten“ (38 Prozent) – dabei ist hier keine echte Regionalität zu erwarten. EU-weit geschützte Spezialitäten wie Aachener Printen, Allgäuer Emmen­taler und Schwarz­wälder Schinken wurden im Vergleich etwas seltener ange­kreuzt – obwohl hier genau geregelt ist, wie und wo sie hergestellt werden müssen (EU-weit geschützte Lebensmittel). Doch wie entscheiden Verbraucher über­haupt, welche Herkunfts­angaben vertrauens­würdig sind? 72 Prozent sagen, sie setzen auf regionale vertrauens­würdige Hersteller. Fast genauso viele orientieren sich an Angaben auf dem Produkt selbst, 53 Prozent an unabhängigen Verbraucher­informationen. Gerade einmal 8 Prozent orientieren sich an Logos (Regionale Siegel im Überblick).

88 Prozent wollen Wirt­schaft vor Ort stärken

Schließ­lich war es für die Tester wichtig zu erfahren, welche Motivation hinter dem Kauf von Regional­produkten steht. „Ich stärke dadurch die regionale (Land-)Wirt­schaft“, glauben satte 88 Prozent der Teilnehmer der test.de-Umfrage. „Ich schone dadurch die Umwelt“ glauben 72 Prozent. Gut zwei Drittel hält regionale Ware für frischer und etwas weniger als die Hälfte meint, „ich leiste damit einen Beitrag zum Erhalt der Sorten- und Arten­vielfalt.“ Inwiefern solche Wert­vorstel­lungen in der Realität erfüllt werden, zeigt der Test Regionale Lebensmittel.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Aquarionisus am 14.07.2013 um 15:00 Uhr
    Wunsch und Wirklichkeit vs. Gesetz und Realität

    Warum nur immer dieses unkritische Gelabere.
    Laut Verbraucherschutzgesetz gibt es keine Waren im Supermarkt: die falsch gekennzeichnet sind, die überlagert sind, die Mogelverpackungen sind usw. Laut Gesetz gibt es einen eindeutigen Herstellernachweis.
    So ein Sch....
    Wir brauchen keine neuen gesetzlichen Regulierungen, hält sich nur immer öfter kein Supermarkt dran. Obst ist dreckig, schlecht sortiert und überlagert.
    Aber am ärgerlichsten sind die immer wieder auftretenden BETRÜGEREIEN mit der Herkunft. Verboten bzw. untersagt sollten Formulierungen im Kleingedruckten z.B. nach französischem Rezept o.ä. exemplarisch bei der Artikelbezeichnung ´französische Pastete`.
    Hallo Markt: Zurück zur PRODUKTWAHRHEIT!
    Das Argument wer so denkt solle auf den Wochenmarkt schauen ist obsolet. 1. sind die Preise gierig, 2. Etikettenschwindel und Mauschelei (versteckte Massentierhaltung) und 3. in klassischer Form nur ausserhalb der Ballungsräume, 3 Wagen mit 3x Supermarktpreisen & -angebot. PFF

  • Klausklaus am 13.07.2013 um 23:52 Uhr
    Warum "Lokale Landwirtschaft stärken"???

    Lieber unterstütze ich Bauern aus der sogenannten "Dritten Welt" als einen wohlgenährten mercedesfahrenden eingebildeten deutschen Subventionsempfänger.

  • gerhardstorm am 12.07.2013 um 16:19 Uhr
    Regionale landw. Produkte schädlich, nur Bio ok!

    Regionale Lebensmittel verbreiten einen gewissen Charme, assoziieren sie doch Natur pur. Das ist leider ganz u. gar nicht der Fall. Fast alle landw. Produkte sind mit giftigen Pestiziden u. Multipestiziden hergestellt. Die die Bodenorganismen abtötenden mineralischen Dünger mit ihrer Chemie vollenden das Werk einer menschenlebenfeindlichen Landwirtschaft.
    In zigtausenden Tests wurde hingegen positiv festgestellt, dass Bioprodukte frei von Chemie u. Pestiziden sowie Multipestiziden sind. Allerdings sollten diese Bioprodukte aus heimischer Produktion stammen. Diese sind m.E. "sicherer" als jene aus Spanien u. Italien, wie jüngste Lebensmittelskandale belegen. Also, guten Appetit, aber mit Bio!
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    Kommentar von gerhardstorm vom 12.07.2013 um 16:14 Uhr wurde vom Autor gelöscht.

  • gerhardstorm am 12.07.2013 um 16:17 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.

  • gerhardstorm am 12.07.2013 um 16:14 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.