
Was schmeckt so richtig nach Erdbeere: Konfitüren oder Fruchtaufstriche? Marktführer Schwartau überzeugt gleich doppelt. Auch die Discounterprodukte schlagen sich wacker.
Glücksgefühle zum Frühstück? Für die meisten Deutschen reichen dafür ein paar Löffel Erdbeerkonfitüre. Die rote geleeartige Masse ist der beliebteste süße Brotaufstrich – anders als bei vielen europäischen Nachbarn. Die bevorzugen Orange und Aprikose. Auf dem Frühstückstisch sind Marmelade und Konfitüre generell die Nummer eins. Rund 13 Millionen Deutsche geben in Befragungen an, sie täglich zu essen. Honig und Nuss-Nougat-Cremes können da nicht mithalten.
Das Besondere am Erdbeeraroma
Dass die Erdbeere so beliebt ist, hat viel mit ihrem unvergleichlichen Aroma zu tun. Ihr lateinischer Name Fragaria spielt auf den Duft an. Auch eine aphrodisierende Wirkung wird ihr nachgesagt. Fakt ist: Erdbeeraroma setzt sich aus etwa 350 Substanzen zusammen. Forscher tüfteln daran, noch geschmacksintensivere Sorten zu züchten. Die Konfitürenhersteller setzen derzeit auf Produkte mit besonders viel Frucht. Halten sie, was sie versprechen? Wir haben 15 Erdbeerkonfitüren „extra“ und 14 Erdbeer-Fruchtaufstriche geprüft. Sie werben mit einem Fruchtanteil von 40 bis 100 Prozent. Da auch Konfitüren mit wenig Kalorien gefragt sind, beurteilen wir zusätzlich drei Lightprodukte.
Die Prüfungen zeigen: Beim angegebenen Fruchtgehalt schummelte keiner. Auch sonst können sich die Ergebnisse sehen lassen. Bis auf vier befriedigende sind alle „Konfitüren extra“ gut. Noch besser fällt die Bilanz bei den Fruchtaufstrichen aus: Alle sind gut, einer sogar sehr gut.
Schwartau Fruttissima toppt alles
Sehr gut heißt es für Schwartau Fruttissima – einen Fruchtaufstrich mit 50 Prozent Fruchtgehalt. Er besticht durch seine Frische und Fruchtigkeit. Schwartau führte ihn 2007 ein. Bis heute ist es das einzige Erdbeerprodukt dieser Art im Kühlregal. Sein Geheimnis: Die Früchte werden nur kurz erhitzt und bewahren so viel Aroma. Fruttissima erinnert mehr an ein frisches Mus als an typische gekochte Konfitüre. In Geruch und Geschmack ist das Produkt sehr gut, der Aufstrich d’arbo Naturrein Fruchtreich Garten der österreichischen Firma Darbo ebenso.
Schwartau ist die Nummer eins auf dem deutschen Konfitürenmarkt, gefolgt von Zentis. Die Schwartauer Werke liegen in der Nähe von Lübeck. 2011 produzierten sie 40 000 Tonnen süße Brotaufstriche – das entspricht in etwa 120 Millionen Gläsern der getesteten Konfitüre Schwartau extra.
Auf die Verarbeitung kommt es an
Viel Frucht steht nicht in jedem Fall für intensiven Geschmack. Das zeigt der Aufstrich der Firma Göbber: Trotz seines sehr hohen Fruchtanteils von 100 Prozent schmeckt er nicht so intensiv fruchtig wie der Testsieger oder wie d’arbo. Ausschlaggebend für den Geschmack ist nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der Früchte und eine schonende Verarbeitung.
Übrigens: 100 Prozent Fruchtgehalt erreicht Göbber nur, weil er teilweise konzentrierte Fruchtmasse zusetzt. Der Aufstrich besteht nicht aus Früchten allein, er enthält auch Zucker und Geliermittel.
Schmecken schwach nach Erdbeere
Erdbeeraromen sind empfindlich und können beim Kochen der Früchte schnell verfliegen. Auch die typisch roten Farbstoffe, die Anthocyane, bauen sich dabei ab. Die Früchte werden dann braun, so wie bei einigen Produkten im Test: Sie sehen weniger appetitlich aus, dem Geschmack schadete das aber nicht. Drei „Erdbeerkonfitüren extra“ fallen aus dem Rahmen: die von Netto Marken-Discount, Norma und die von Zentis hergestellte Landliebe. Sie rochen und schmeckten nur schwach nach Erdbeere.
Keine „Erdbeermarmelade“ im Laden
Konfitüre, Fruchtaufstrich – das klingt für viele seltsam vornehm. Die meisten sagen Erdbeermarmelade. Im Supermarkt wird jedoch keiner „Erdbeermarmelade“ finden. Dort heißt sie Konfitüre, Konfitüre extra oder Fruchtaufstrich. Was eine Konfitüre ist, definiert die Konfitürenverordnung. Für Fruchtaufstrich gibt es keine Vorgaben (siehe Glossar). Marmelade dürfen sich nur Produkte aus Zitrusfrüchten nennen. Eine Ausnahme haben die Österreicher 2004 in der EU durchgesetzt: Selbstgemachte und auf Märkten verkaufte Erdbeerprodukte dürfen weiterhin Marmelade heißen.
Neue Weichmacher gefunden
Wir haben die Produkte auch ins Labor geschickt. In mehr als einem Dutzend wiesen die Prüfer die Substanzen Diacetin und Triacetin nach. Üblicherweise werden sie als Trägerstoffe eingesetzt, um Aromastoffe aufzulösen. Doch warum sollten die Hersteller unerlaubtes Aroma zusetzen? In den Produkten selbst konnten wir solche Aromastoffe nicht nachweisen. Aber wir fanden Diacetin und Triacetin anderswo: in den Deckeldichtungen der Schraubgläser. Dort setzen Verpackungsmittelhersteller sie als alternative Weichmacher ein. Bei Kontakt mit wässrigen Lebensmitteln können sie übergehen – das ist hier mehrfach geschehen. Weichmacher im Essen – erfreulich ist das nicht, bedenklich aber auch nicht. Diacetin und Triacetin sind nicht giftig, die gefundenen Mengen liegen unter den gesetzlichen Höchstgehalten.
Zusatzstoffe sind die Regel
„Laut Gesetz ohne Zusatz von Konservierungs-, Farb- und Aromastoffen“ – das betonen viele Hersteller auf den Etiketten. Ganz frei von Zusatzstoffen sind die Produkte aber nicht. Um das Gelieren zu erreichen, kommen das Bindemittel Pektin und das Säuerungsmittel Zitronensäure zum Zuge, gelegentlich Verdickungsmittel wie Xanthan. Auch wer Marmelade selbst macht, greift – oft ohne es zu wissen – zu Gelierzucker mit dem Konservierungsstoff Sorbinsäure.
Zuckergehalte werden verschleiert
Wer auf die schlanke Linie achtet, sollte Lightprodukte oder zumindest Fruchtaufstriche wählen: 100 Gramm Aufstrich enthalten oft weniger als 200 Kilokalorien, Konfitüre „extra“ wegen des vielen Zuckers mehr. Auf den Etiketten wird das gern verschleiert. Wenige Anbieter schlüsseln den Zuckeranteil an den Kohlenhydraten auf, so wie Edeka bei seiner Konfitüre: Eine Portion à 25 Gramm deckt den Tagesbedarf an Kohlenhydraten zu 6 Prozent, an Zucker aber bereits zu 16 Prozent.