
Nur ein Jogurt schmeckt nach frischen Erdbeeren: der von Emmi aus der Schweiz. Viele deutsche Marken haben mit dem Geschmack von Erdbeeren dagegen nur wenig zu tun.
Alpensilhouette in Weiß-Rot, Edelweiß und Schweizerkreuz – so vermarktet Emmi, der größte Milchverarbeiter in der Schweiz, seinen Erdbeerjogurt. Das an der Schweizer Börse gelistete Unternehmen zielt auf Wachstum im Ausland. Der Schweiz-Look soll dabei helfen. Unser Test zeigt: Die Qualität überzeugt. Von 25 getesteten Erdbeerjogurts mit mindestens 3,5 Prozent Fett im Milchanteil ist nur der Swiss Yogurt Erdbeere von Emmi sehr gut. Mehr als jeder dritte Jogurt schneidet dagegen ausreichend oder sogar mangelhaft ab.
Im Schnitt eine Erdbeere pro Becher
Das Besondere am Siegerjogurt von Emmi: Er ist nicht nur cremig und etwas weniger süß als die meisten anderen, er schmeckt als einziger nach frischen Erdbeeren. Kein Wunder, mit den roten Früchtchen geizen die Schweizer nicht: 15 Prozent Erdbeeren stecken im Glas. Der Durchschnitt im Test liegt bei rund 11 Prozent, das entspricht bei einem 150-Gramm-Becher etwa einer großen Erdbeere. Der Mindestgehalt beträgt nur etwa die Hälfte dessen: 6 Prozent Erdbeeren sollte Erdbeerjogurt wenigstens enthalten.
Emmi verarbeitet Erdbeeren schonend

Ungefärbt: Emmi sieht trotz 15 Prozent Erdbeeren nur blassrosa aus. Weil er nicht gefärbt ist, hat er auch einen leichten Braunstich (links). Gefärbt: Mark Brandenburg ist mit Rote Bete gefärbt und enthält vereinzelt Fruchtstückchen, bietet aber nur 7 Prozent Erdbeeren (rechts).
Ungefärbt: Emmi sieht trotz 15 Prozent Erdbeeren nur blassrosa aus. Weil er nicht gefärbt ist, hat er auch einen leichten Braunstich (links). Gefärbt: Mark Brandenburg ist mit Rote Bete gefärbt und enthält vereinzelt Fruchtstückchen, bietet aber nur 7 Prozent Erdbeeren (rechts).
Es kommt aber nicht nur auf die Erdbeermenge an, sondern auch auf eine schonende Verarbeitung. Die Aromaanalyse im Labor zeigte: Nur bei Emmi blieben viele der natürlich in den Erdbeeren vorkommenden Aromastoffe erhalten – trotz Zerkleinern und Erhitzen. Auf zugesetztes Aroma kann Emmi also gut verzichten. Damit ist der Schweizer in der Minderheit: Bei mehr als zwei Dritteln der Jogurts im Test haben die Anbieter mit Aromen nachgeholfen.
Fruchtig, aber erdbeerunytpisch
Die Industrie argumentiert so: Selbst wenn auf der gesamten Erdoberfläche Erdbeeren wüchsen, könnte das den weltweiten Bedarf nicht decken. Aromen seien also unverzichtbar, um die Nachfrage nach dem beliebtesten Jogurt der Deutschen zu bedienen. Unerklärlich bleibt, warum die Hersteller sich bei der Mischung eines Aromas vom Typ Erdbeere nicht am Original orientieren. Alle aromatisierten Erdbeerjogurts im Test schmeckten fruchtig, aber erdbeeruntypisch – egal, ob mit „Aroma“ oder „natürlichem Aroma“ (siehe „Aromatypen“).
Große Marken ohne großen Auftritt
Obwohl das Aromaspektrum der Erdbeere weitgehend bekannt ist und sich zumindest in Teilen nachbilden ließe, wiesen die Tester bei allen aromatisierten Jogurts eine frei komponierte Mischung weniger Aromastoffe nach. Mit echtem Erdbeeraroma hat diese Mischung wenig zu tun. Deshalb kommen die Erdbeerjogurts bekannter Marken wie Bauer, Danone, Ehrmann, Landliebe, Müller und Zott über befriedigend nicht hinaus. Der Rahmjogurt von Weihenstephan schneidet sogar mangelhaft ab, denn er ist irreführend gekennzeichnet: Für ein „natürliches Erdbeeraroma“, wie es im Zutatenverzeichnis steht, waren zu viele erdbeerfremde Aromastoffe enthalten.
Erdbeeren auch aus China
Wer im Winter Erdbeerjogurt essen möchte, muss zugesetzte Aromen in Kauf nehmen, so ein weiteres, aber wenig überzeugendes Argument der Aromenhersteller. Erdbeerjogurt lässt sich nämlich auch außerhalb der Erdbeersaison produzieren. Denn die Erdbeeren landen nie direkt im Jogurt, er würde sonst schnell verderben. Sie werden stets zu einer haltbaren Fruchtzubereitung verarbeitet, die auch viele Monate später zum Einsatz kommen kann.
Außerdem kommen die Erdbeeren vor allem aus Ägypten, Marokko und China, wo sie gleich nach der Ernte gewaschen, getrocknet und schockgefrostet werden.
Konservierungsstoffe sind unnötig

Nur mit Umweg: Die Erdbeeren, oft von der Sorte Senga Sengana oder Camarossa, landen nie direkt im Jogurt. Sie werden zu einer pasteurisierten Fruchtzubereitung verarbeitet, das verlängert die Haltbarkeit.
Manche Jogurtanbieter geben nicht den absoluten Fruchtgehalt an, sondern den Anteil der Fruchtzubereitung. Viel Fruchtzubereitung heißt aber nicht viele Erdbeeren. Denn sie machen manchmal nur 35 Prozent der Fruchtzubereitung aus, dazu kommen Zucker und je nach Anbieter andickende Zutaten wie Stärke, Säureregulatoren wie Zitronensäure, färbende Säfte von Rote Bete oder Karotte und Aroma. Um Verderbniskeime abzutöten, wird die Mischung erhitzt. Konservierungsstoffe sind damit überflüssig. Dennoch wirbt jeder dritte Anbieter mit dem Schriftzug „ohne Konservierungsstoffe“. Die Vermutung mancher Jogurtliebhaber, ein besonders natürliches Produkt zu essen, ist falsch. Enttäuscht werden sie auch von Jogurts mit Namen wie „Schöne alte Zeit“ oder „wie damals“: Sie enthalten teilweise Zusatzstoffe, Aromen und färbende Zusätze.
Lobetaler Biojogurt mit vielen Hefen
Der Jogurt selbst ist gekühlt etwa einen Monat haltbar. Wir haben die Jogurts am Ende der Haltbarkeit mikrobiologisch geprüft. Sie waren alle einwandfrei bis auf den Lobetaler Bioerdbeerjogurt. Er enthielt viele Hefen, schmeckte daher leicht dumpf, leicht gärig, Bläschen hatten sich gebildet. Zudem fanden wir vereinzelt gelbe Fruchtstücke.
Die anderen Jogurts unterschieden sich mikrobiologisch nur in Art und Anzahl der lebenden Jogurtkulturen. Sie wandeln Milchzucker in Milchsäure um – aus Milch wird so Jogurt. Die meisten Jogurts im Test heißen „Jogurt mild“. Sie enthalten Kulturen, die weniger Milchsäure produzieren und somit nur mildsäuerlich schmecken. Bei Fruttis fanden wir wie erwartet keine lebenden Kulturen, da er erhitzt wurde.