
Nur ein Jogurt schmeckt nach frischen Erdbeeren: der von Emmi aus der Schweiz. Viele deutsche Marken haben mit dem Geschmack von Erdbeeren dagegen nur wenig zu tun.
Alle Testergebnisse für Erdbeerjogurt 07/2011
Alpensilhouette in Weiß-Rot, Edelweiß und Schweizerkreuz – so vermarktet Emmi, der größte Milchverarbeiter in der Schweiz, seinen Erdbeerjogurt. Das an der Schweizer Börse gelistete Unternehmen zielt auf Wachstum im Ausland. Der Schweiz-Look soll dabei helfen. Unser Test zeigt: Die Qualität überzeugt. Von 25 getesteten Erdbeerjogurts mit mindestens 3,5 Prozent Fett im Milchanteil ist nur der Swiss Yogurt Erdbeere von Emmi sehr gut. Mehr als jeder dritte Jogurt schneidet dagegen ausreichend oder sogar mangelhaft ab.
Im Schnitt eine Erdbeere pro Becher
Das Besondere am Siegerjogurt von Emmi: Er ist nicht nur cremig und etwas weniger süß als die meisten anderen, er schmeckt als einziger nach frischen Erdbeeren. Kein Wunder, mit den roten Früchtchen geizen die Schweizer nicht: 15 Prozent Erdbeeren stecken im Glas. Der Durchschnitt im Test liegt bei rund 11 Prozent, das entspricht bei einem 150-Gramm-Becher etwa einer großen Erdbeere. Der Mindestgehalt beträgt nur etwa die Hälfte dessen: 6 Prozent Erdbeeren sollte Erdbeerjogurt wenigstens enthalten.
Emmi verarbeitet Erdbeeren schonend

Ungefärbt: Emmi sieht trotz 15 Prozent Erdbeeren nur blassrosa aus. Weil er nicht gefärbt ist, hat er auch einen leichten Braunstich (links). Gefärbt: Mark Brandenburg ist mit Rote Bete gefärbt und enthält vereinzelt Fruchtstückchen, bietet aber nur 7 Prozent Erdbeeren (rechts).

Es kommt aber nicht nur auf die Erdbeermenge an, sondern auch auf eine schonende Verarbeitung. Die Aromaanalyse im Labor zeigte: Nur bei Emmi blieben viele der natürlich in den Erdbeeren vorkommenden Aromastoffe erhalten – trotz Zerkleinern und Erhitzen. Auf zugesetztes Aroma kann Emmi also gut verzichten. Damit ist der Schweizer in der Minderheit: Bei mehr als zwei Dritteln der Jogurts im Test haben die Anbieter mit Aromen nachgeholfen.
Fruchtig, aber erdbeerunytpisch
Die Industrie argumentiert so: Selbst wenn auf der gesamten Erdoberfläche Erdbeeren wüchsen, könnte das den weltweiten Bedarf nicht decken. Aromen seien also unverzichtbar, um die Nachfrage nach dem beliebtesten Jogurt der Deutschen zu bedienen. Unerklärlich bleibt, warum die Hersteller sich bei der Mischung eines Aromas vom Typ Erdbeere nicht am Original orientieren. Alle aromatisierten Erdbeerjogurts im Test schmeckten fruchtig, aber erdbeeruntypisch – egal, ob mit „Aroma“ oder „natürlichem Aroma“ (siehe „Aromatypen“).
Große Marken ohne großen Auftritt
Obwohl das Aromaspektrum der Erdbeere weitgehend bekannt ist und sich zumindest in Teilen nachbilden ließe, wiesen die Tester bei allen aromatisierten Jogurts eine frei komponierte Mischung weniger Aromastoffe nach. Mit echtem Erdbeeraroma hat diese Mischung wenig zu tun. Deshalb kommen die Erdbeerjogurts bekannter Marken wie Bauer, Danone, Ehrmann, Landliebe, Müller und Zott über befriedigend nicht hinaus. Der Rahmjogurt von Weihenstephan schneidet sogar mangelhaft ab, denn er ist irreführend gekennzeichnet: Für ein „natürliches Erdbeeraroma“, wie es im Zutatenverzeichnis steht, waren zu viele erdbeerfremde Aromastoffe enthalten.
Erdbeeren auch aus China
Wer im Winter Erdbeerjogurt essen möchte, muss zugesetzte Aromen in Kauf nehmen, so ein weiteres, aber wenig überzeugendes Argument der Aromenhersteller. Erdbeerjogurt lässt sich nämlich auch außerhalb der Erdbeersaison produzieren. Denn die Erdbeeren landen nie direkt im Jogurt, er würde sonst schnell verderben. Sie werden stets zu einer haltbaren Fruchtzubereitung verarbeitet, die auch viele Monate später zum Einsatz kommen kann.
Außerdem kommen die Erdbeeren vor allem aus Ägypten, Marokko und China, wo sie gleich nach der Ernte gewaschen, getrocknet und schockgefrostet werden.
Konservierungsstoffe sind unnötig

Nur mit Umweg: Die Erdbeeren, oft von der Sorte Senga Sengana oder Camarossa, landen nie direkt im Jogurt. Sie werden zu einer pasteurisierten Fruchtzubereitung verarbeitet, das verlängert die Haltbarkeit.
Manche Jogurtanbieter geben nicht den absoluten Fruchtgehalt an, sondern den Anteil der Fruchtzubereitung. Viel Fruchtzubereitung heißt aber nicht viele Erdbeeren. Denn sie machen manchmal nur 35 Prozent der Fruchtzubereitung aus, dazu kommen Zucker und je nach Anbieter andickende Zutaten wie Stärke, Säureregulatoren wie Zitronensäure, färbende Säfte von Rote Bete oder Karotte und Aroma. Um Verderbniskeime abzutöten, wird die Mischung erhitzt. Konservierungsstoffe sind damit überflüssig. Dennoch wirbt jeder dritte Anbieter mit dem Schriftzug „ohne Konservierungsstoffe“. Die Vermutung mancher Jogurtliebhaber, ein besonders natürliches Produkt zu essen, ist falsch. Enttäuscht werden sie auch von Jogurts mit Namen wie „Schöne alte Zeit“ oder „wie damals“: Sie enthalten teilweise Zusatzstoffe, Aromen und färbende Zusätze.
Lobetaler Biojogurt mit vielen Hefen
Der Jogurt selbst ist gekühlt etwa einen Monat haltbar. Wir haben die Jogurts am Ende der Haltbarkeit mikrobiologisch geprüft. Sie waren alle einwandfrei bis auf den Lobetaler Bioerdbeerjogurt. Er enthielt viele Hefen, schmeckte daher leicht dumpf, leicht gärig, Bläschen hatten sich gebildet. Zudem fanden wir vereinzelt gelbe Fruchtstücke.
Die anderen Jogurts unterschieden sich mikrobiologisch nur in Art und Anzahl der lebenden Jogurtkulturen. Sie wandeln Milchzucker in Milchsäure um – aus Milch wird so Jogurt. Die meisten Jogurts im Test heißen „Jogurt mild“. Sie enthalten Kulturen, die weniger Milchsäure produzieren und somit nur mildsäuerlich schmecken. Bei Fruttis fanden wir wie erwartet keine lebenden Kulturen, da er erhitzt wurde.
Jogurt – eine Kalziumquelle

Erfreulich: Ein Erdbeerjogurt deckt bei Kindern fast ein Viertel des Tagesbedarfs an knochenstärkendem Kalzium, bei Erwachsenen rund 16 Prozent. Als Zwischenmahlzeit ist Jogurt ohne Sahne sinnvoller (siehe Infografik).
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@Semmelweisss: Auch die Sensorik-Prüfungen entsprechen wissenschaftlichen Standards: In Anlehnung an die ASU-Methoden nach Paragraf 64 LFGB beschrieben fünf geschulte Prüfpersonen in Einzelprüfungen Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl am Mindesthaltbarkeitsdatum oder bis zu zwei Tage davor. Jeder Prüfer verkostete die anonymisierten Proben bei einer Produkttemperatur von 14 bis 16 °C unter gleichen Bedingungen. Geschichtete Produkte wurden vorher verrührt. Auffällige oder fehlerhafte Produkte wurden mehrmals geprüft. Der erarbeitete Konsens war Basis für die Bewertung. // Die Prüfung der Aromaqualität: Nach ASU-Methode wurde das chirodifferenzierte Aromaspektrum mittels enantioselektiver GC/MS quantitativ bestimmt. Besonderes Augenmerk legten wir auf das Fruchtaroma. Wir verglichen es mit Aromaspektren authentischer Erdbeerproben.
Nachdem die Stiftung Warentest sich meist als äußerst seriös und wissenschaftlich präsentiert, bin ich stark darüber verwundert, dass beim Test der Geschmack nach Erdbeeren geprüft wird.
Von wem bitte?
Wie kann man denn bitte wissenschaftlich nachweisen, ob ein jogurt einen echten Erdbeergeschmack hat, oder nicht?
@webise: Wir haben die Erdbeerjogurts am Mindesthaltbarkeitsdatum verkostet, aber auch mikrobiologisch untersucht. Wir haben im Lobetaler Fruchtjoghurt mild Erdbeere zu viele Hefen nachgewiesen. Sie zählen zu den Verderbniskeimen. Sie machten sich auch schon geschmacklich bemerkbar, denn der Joghurt schmeckte leicht dumpf und leicht gärig. Unabhängig davon, wieviel Frucht in einem Joghurt steckt und ob er mit oder ohne Aromazusätze hergestellt wird: wichtig ist, dass die mikrobiologische Qualität einwandfrei ist und das war in unserem Test im Juli 2011 nicht der Fall.
Ich habe heute erstmals den hier als „Mangelhaft“ bewerteten Joghurt von Lobetaler probiert und muss sagen, ich bin (mal wieder) entsetzt über die „komischen“ Testergebnisse, denn der Joghurt hat fantastisch geschmeckt: Cremig mit Stücken und prima nach frischer Erdbeere!
Ich frage mich nämlich: Wenn auf der einen Seite (natürlich zurecht!) die Verwendung von „natürlichen“ Aromen kritisiert wird und sich „im Schnitt eine Erdbeere pro Becher“ befindet, dann bleibt es auf der anderen Seite komplett unverständlich und nicht ansatzweise nachvollziehbar, wieso das wahrscheinlich einzige Joghurt im Test, das echte und als solche auch erkennbare Erdbeeren verwendet (und zwar 12%), warum ausgerechnet dieses Joghurt, nämlich das o.g. Lobetaler, ein Mangelhaft aufgrund der sensorischen Beurteilung bekommt. Natürlich spürt man hier die gemusten Erdbeeren im „Kaugefühl“ (wie ich das nenne), und ich persönlich finde das ausgesprochen gut, eben wie hausgemacht!
Kommentar vom Autor gelöscht.