
Beim Test des beliebtesten Jogurts der Deutschen hat ein Schweizer die Nase vorn: Der sehr gute Swiss Yogurt Erdbeere von Emmi. Nur er schmeckt nach frischen Erdbeeren – ganz ohne Aromazusatz. Bekannte deutsche Marken wie Bauer, Danone, Ehrmann, Landliebe, Müller und Zott überzeugen nicht. Sie sind aromatisiert und haben mit dem Geschmack von Erdbeeren nur wenig zu tun.
Alle Testergebnisse für Erdbeerjogurt 07/2011
Liste der 25 getesteten Produkte
Der Beste ist am teuersten
25 Erdbeerjogurts mit mindestens 3,5 Prozent Fett im Milchanteil haben die Tester überprüft: Sie verkosteten die Jogurts, analysierten das enthaltene Aroma, prüften am Ende der Mindesthaltbarkeit auf Keime, bewerteten Verpackung und Kennzeichnung. Am Ende schnitt nur einer sehr gut ab: der Swiss Yogurt Erdbeere von Emmi. Er ist nicht nur cremig und etwas weniger süß als die meisten anderen, er schmeckt als einziger nach frischen Erdbeeren. Mit 89 Cent pro 175-Gramm-Gläschen ist der Testsieger allerdings auch am teuersten.
Fast die Hälfte ausreichend oder mangelhaft
Acht Jogurts sind ausreichend und drei sogar mangelhaft. Zu den Schlechtesten gehört der Weihenstephan Rahmjoghurt: Er ist irreführend gekennzeichnet: Für ein „natürliches Erdbeeraroma“, wie es bei ihm im Zutatenverzeichnis steht, müsste das Aroma zu mindestens 95 Prozent aus Erdbeeren extrahiert werden. Die Tester analysierten aber mehr als 5 Prozent erdbeerfremde Aromastoffe.
Aroma aus Zimtrinde
Apropos Aroma: Bei mehr als zwei Dritteln der Jogurts im Test haben die Anbieter mit Aromen nachgeholfen. All diese aromatisierten Jogurts schmeckten zwar fruchtig, aber erdbeeruntypisch – auch wenn „natürliches Aroma“ im Zutatenverzeichnis stand. Der Begriff „natürlich“ täuscht in diesem Fall: Er bedeutet nur, dass die Aromastoffe aus pflanzlichen oder tierischen Stoffen gewonnen werden müssen. Das passiert aber auch mittels biochemischer Prozesse im Labor. Sägespäne, wie oft behauptet, nutzt die Aromenindustrie übrigens nicht, dafür aber Zimtrinde. Aus der Erdbeere kommt „natürliches Aroma“ jedenfalls nicht. Und für alle aromatisierten Erdbeerjogurts gilt: Mit echtem Erdbeeraroma hat ihre frei komponierte Mischung weniger Aromastoffe wenig zu tun.
Im Schnitt eine Erdbeere pro Becher
Testsieger Emmi, alle Biojogurts im Test und der Erdbeersahnejogurt von Mövenpick enthalten nachweislich kein zugesetztes Aroma. Bei ihnen kommt der Erdbeergeschmack nur aus den verarbeiteten Erdbeeren. Der Test ergab: Im Schnitt beträgt der Erdbeeranteil im Jogurt rund 11 Prozent. Das entspricht bei einem 150-Gramm-Becher etwa einer großen Erdbeere. Der Mindestgehalt liegt sogar nur etwa bei der Hälfte dessen: Erdbeerjogurt sollte zu wenigstens 6 Prozent aus Erdbeeren bestehen. Diese landen übrigens nicht direkt im Jogurt, sondern werden vorher zu einer pasteurisierten Fruchtzubereitung verarbeitet. Das verlängert die Haltbarkeit.
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@Semmelweisss: Auch die Sensorik-Prüfungen entsprechen wissenschaftlichen Standards: In Anlehnung an die ASU-Methoden nach Paragraf 64 LFGB beschrieben fünf geschulte Prüfpersonen in Einzelprüfungen Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl am Mindesthaltbarkeitsdatum oder bis zu zwei Tage davor. Jeder Prüfer verkostete die anonymisierten Proben bei einer Produkttemperatur von 14 bis 16 °C unter gleichen Bedingungen. Geschichtete Produkte wurden vorher verrührt. Auffällige oder fehlerhafte Produkte wurden mehrmals geprüft. Der erarbeitete Konsens war Basis für die Bewertung. // Die Prüfung der Aromaqualität: Nach ASU-Methode wurde das chirodifferenzierte Aromaspektrum mittels enantioselektiver GC/MS quantitativ bestimmt. Besonderes Augenmerk legten wir auf das Fruchtaroma. Wir verglichen es mit Aromaspektren authentischer Erdbeerproben.
Nachdem die Stiftung Warentest sich meist als äußerst seriös und wissenschaftlich präsentiert, bin ich stark darüber verwundert, dass beim Test der Geschmack nach Erdbeeren geprüft wird.
Von wem bitte?
Wie kann man denn bitte wissenschaftlich nachweisen, ob ein jogurt einen echten Erdbeergeschmack hat, oder nicht?
@webise: Wir haben die Erdbeerjogurts am Mindesthaltbarkeitsdatum verkostet, aber auch mikrobiologisch untersucht. Wir haben im Lobetaler Fruchtjoghurt mild Erdbeere zu viele Hefen nachgewiesen. Sie zählen zu den Verderbniskeimen. Sie machten sich auch schon geschmacklich bemerkbar, denn der Joghurt schmeckte leicht dumpf und leicht gärig. Unabhängig davon, wieviel Frucht in einem Joghurt steckt und ob er mit oder ohne Aromazusätze hergestellt wird: wichtig ist, dass die mikrobiologische Qualität einwandfrei ist und das war in unserem Test im Juli 2011 nicht der Fall.
Ich habe heute erstmals den hier als „Mangelhaft“ bewerteten Joghurt von Lobetaler probiert und muss sagen, ich bin (mal wieder) entsetzt über die „komischen“ Testergebnisse, denn der Joghurt hat fantastisch geschmeckt: Cremig mit Stücken und prima nach frischer Erdbeere!
Ich frage mich nämlich: Wenn auf der einen Seite (natürlich zurecht!) die Verwendung von „natürlichen“ Aromen kritisiert wird und sich „im Schnitt eine Erdbeere pro Becher“ befindet, dann bleibt es auf der anderen Seite komplett unverständlich und nicht ansatzweise nachvollziehbar, wieso das wahrscheinlich einzige Joghurt im Test, das echte und als solche auch erkennbare Erdbeeren verwendet (und zwar 12%), warum ausgerechnet dieses Joghurt, nämlich das o.g. Lobetaler, ein Mangelhaft aufgrund der sensorischen Beurteilung bekommt. Natürlich spürt man hier die gemusten Erdbeeren im „Kaugefühl“ (wie ich das nenne), und ich persönlich finde das ausgesprochen gut, eben wie hausgemacht!
Kommentar vom Autor gelöscht.