
Leitet Zinswende ein: Fed-Chefin Janet Yellen.
Der US-Leitzins steigt um 0,25 Prozent. Das hat die Notenbank Fed am 16. Dezember 2015 beschlossen und damit zum ersten Mal seit knapp zehn Jahren die Zinsen wieder angehoben. Welche Folgen hat dieser Schritt für Verbraucher in Deutschland? Können Sparer von den höheren Zinsen profitieren? test.de gibt Tipps für Anleger, Immobilienkäufer und Urlauber.
Die Jahre der Nullzinspolitik sind beendet
Der US-Leitzins steigt um 0,25 Prozent und bewegt sich nach der Erhöhung in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Zuvor lag die so genannte Fed Funds Rate sieben Jahre lang in einem Korridor von 0 bis 0,25 Prozent (siehe Grafik). Die Europäische Zentralbank (EZB) – das europäische Pendant zur Fed – hatte auf ihrer jüngsten Sitzung Anfang Dezember hingegen bekräftigt, an ihrer Politik des lockeren Geldes festhalten zu wollen. So hat sie den Strafzins, den Banken für Einlagen bei der EZB zahlen müssen, von 0,2 auf 0,3 Prozent pro Jahr erhöht. Den Leitzins ließ sie unverändert bei 0,05 Prozent. Ihr Anleihekaufprogramm will sie bis März 2017 verlängern.

Zinsen für Anleihen steigen – aber nur in den USA
Die Renditen für zehnjährige amerikanische Staatsanleihen liegen schon seit geraumer Zeit über denen der Bundesanleihen. Nun sind sie noch weiter gestiegen: 2,3 Prozent pro Jahr gab es am 16. Dezember für zehnjährige US-Papiere, gerade mal 0,7 Prozent pro Jahr gibt es für Bundeswertpapiere derselben Laufzeit.
Tipp: Vom Kauf amerikanischer Staatsanleihen rät test.de trotzdem ab. Zum einen fressen die Kosten für Kauf und Verwahrung den Zinsvorteil schnell wieder auf. Zum anderen müssen Anleger, die ihr Geld verzinst anlegen wollen, nicht auf die gering verzinsten Bundeswertpapiere zurückgreifen, sondern können Festgeld nehmen. Das ist kostenlos und besser verzinst. Für Top-Angebote gibt es derzeit bis zu 2 Prozent pro Jahr. Mehr dazu finden Sie im aktuellen Test Die besten Zinsen. Die Zinsen für hiesige Sparangebote steigen wahrscheinlich erst, wenn auch die EZB ihre Niedrigzinspolitik beendet.
Kreditzinsen in Deutschland unverändert
Ähnliches gilt für Kreditzinsen: Solange die EZB für billiges Geld im Euroraum sorgt, hat die Zinserhöhung in den USA auf Kreditzinsen in Deutschland keinen Einfluss. Die Hypothekenzinsen liegen im Moment bei günstigen Anbietern je nach Laufzeit zwischen 1,3 Prozent (10 Jahre) und 1,9 Prozent (20 Jahre). Das sind noch zwei, drei Zehntelpunkte über dem historischen Tief im Mai 2015, aber schon wieder weniger als im Sommer, als die Sätze für Top-Angebote schon auf 1,7 Prozent (10 Jahre) bis 2,2 Prozent (20 Jahre) geklettert waren.
Tipp: Eine aktuelle Übersicht finden Sie im Test Eigenheim finanzieren.
Jubel an den Börsen
An den Aktienmärkten kam die Entscheidung gut an. Nicht nur der US-Leitindex Dow Jones legte zu, auch an den asiatischen und europäischen Börsen stiegen die Kurse. Der Schritt der Fed wurde vielfach als Schritt zurück zur Normalität gewertet. „Es mag noch zu früh sein, zu sagen, dass die Ära der Rettung der Finanzmärkte durch die Zentralbanken vorüber ist. Schließlich weiten die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan ihre Bilanzen weiter aus“, sagt Chris Iggo von Axa Investment Managers. „Aber wir könnten auf dem Weg zu einer Situation sein, in der die Märkte wieder den Preis des Kapitals bestimmen.“ Der deutsche Aktienindex Dax durchbrach am Tag nach der Entscheidung sogar wieder die 10 800-Punkte-Marke. Ein Grund dürften die verbesserten Geschäftsaussichten hiesiger Exporteure sein. Sie profitieren davon, dass der Dollar steigt. Ein teurer Dollar respektive ein billiger Euro begünstigt Ausfuhren in die USA.
Unser Tipp für Anleger
Die Experten von Finanztest empfehlen Aktienfonds Welt als Grundlage für ein breit gestreutes Depot. Auch sicherheitsorientierte Anleger können einen kleinen Teil ihres Geldes in Aktienfonds investieren. An amerikanischen Aktien führt dabei kaum ein Weg vorbei. US-Aktien stellen mehr als die Hälfte des Weltaktienindex MSCI Welt. Der amerikanische Aktienmarkt ist der wichtigste der Welt. Die größten und die innovativsten Firmen finden sich vor allem dort. Gemessen am Index MSCI USA hat der US-Markt in den vergangenen fünf Jahren um 14,3 Prozent pro Jahr zugelegt – in Dollar gerechnet. Aus Sicht deutscher Anleger ist es wegen der Währungsgewinne des Dollar gegenüber dem Euro noch besser gelaufen: plus 19,7 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Der deutsche Markt kam im selben Zeitraum auf 11 Prozent pro Jahr, Europa insgesamt auf 10,4 Prozent. Mehr über die Gründe lesen Sie im Special Aktienfonds USA.
Vorsicht bei Währungsinvestments

Schon in den vergangenen zwei Jahren hat die amerikanische Währung gegenüber dem Euro mächtig gewonnen. Ende November 2013 gab es für 1 Euro noch 1,36 Dollar, Mitte Dezember 2015 nur noch 1,08 Dollar. Am Tag nach der Zinsentscheidung der Fed stieg der Dollar. Währungsexperten zufolge könnte es noch bis hin zur Parität gehen: 1 Euro = 1 Dollar. Doch aufgepasst: Die Entwicklung der Wechselkurse hängt von so vielen Faktoren ab, dass selbst Experten oft falsch liegen. Währungsinvestments sind oft reine Spekulation. Ein weiterer Grund, der gegen ein Investment in US-Staatspapiere spricht: Sollte der Dollar gegenüber dem Euro fallen, sind eventuelle Zinsvorteile schnell wieder zunichte. Wer sich trotzdem daran versuchen will, sucht im Produktfinder Fonds auf nach den Gruppen Rentenfonds Welt (US-Dollar) oder nach Geldmarktfonds (US-Dollar).
Tipp: Mehr über den Einfluss von Wechselkursen finden Sie im Special Währungsrisiken.
Urlaub in Übersee wird teurer
Steigt der Dollar, müssen Touristen tiefer in die Tasche greifen. Betroffen sind nicht nur Reisen in die USA selbst, sondern auch in andere Länder des amerikanischen Kontinents, deren Währung an die Entwicklung des Dollar gekoppelt ist. Kleiner Trost für die Winterurlauber hierzulande: Der Schweizer Franken ist wieder ein wenig günstiger geworden. Nachdem die Schweizer Nationalbank ihr festes Kursziel von 1,20 Franken je Euro im Januar 2015 aufgegeben hatte, bekamen Schweizurlauber für einen Euro zeitweise kaum mehr als einen Franken. Mittlerweile liegt der Kurs zumindest wieder bei 1,08 Franken je Euro.