
Gutes Englisch lässt sich mit zahlreichen Zertifikaten belegen. test.de erklärt, wie sich die Zertifikatsprüfungen der verschiedenen Anbieter voneinander unterscheiden und zeigt, was auf Prüflinge zukommt. Antworten gibt es auch auf die Frage, welche der Zertifikatsanbieter bei den Arbeitgebern bekannt sind. Insgesamt kamen 32 Zertifikate auf den Prüfstand.
Was ist ein Englischzertifikat?
Ein Englischzertifikat ist ein Nachweis über Sprachkenntnisse. Damit lässt sich belegen, auf welchem Niveau jemand in Englisch kommuniziert. Wer ein Zertifikat bekommen möchte, muss dafür eine Prüfung ablegen. Die Anbieter dieser Zertifikate sind auf die Entwicklung von Sprachprüfungen spezialisiert und keine Sprachschulen. Nicht zu verwechseln sind diese Zertifikate mit Dokumenten, die Sprachschulen wie Berlitz oder Volkshochschulen nach der Teilnahme an einem Englischkurs ausstellen. Ob und wie am Ende eines solchen Kurses die Kenntnisse überprüft werden, ist Sache der einzelnen Sprachschule.
Welche Englischzertifikate gibt es?
Das Angebot ist groß, denn die meisten Anbieter haben gleich mehrere Zertifikate im Programm, und zwar für verschiedene Sprachniveaus, aber auch für unterschiedliche Zielgruppen. Im Angebot sind Zertifikate für Englischanfänger, für Fortgeschrittene, für Schüler und für spezielle Berufsgruppen wie Juristen, Lehrer oder Techniker. Erschwert wird der Durchblick durch die vielen Abkürzungen bei den Zertifikatstiteln: Sie heißen zum Beispiel Toefl, telc, Bulats oder BEC wofür die Abkürzungen stehen.
Die Vielzahl der Zertifikatstitel war Anlass für die Stiftung Warentest, in einer Marktübersicht die vielen Zertifikate nebeneinanderzustellen und Preise, Prüfung und Zielgruppe der einzelnen Nachweise aufzulisten. Dabei haben sich die Tester auf Sprachnachweise für Fortgeschrittene – also für ein mittleres bis hohes Sprachniveau – konzentriert. Das entspricht den Niveaustufen B1 bis C2 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER). Stolze 32 Zertifikate von insgesamt sieben Anbietern So sind wir vorgegangen haben die Marktanalytiker ausfindig gemacht. Sie lassen sich in zwei Gruppen teilen:
- Zertifikate für allgemeines Englisch (Nachweis von Kenntnissen für den Alltag, für Reisen etc.). Darunter fallen auch Zertifikatsprüfungen, die englischsprachige Universitäten als Nachweis für die Studienzulassung akzeptieren.
- Zertifikate für Wirtschaftsenglisch (Nachweis von Kenntnissen für den Job, zum Beispiel Schreiben von E-Mails und Geschäftsbriefen, Telefonate oder Verhandlungen führen etc.)
Zwei Zertifikate, nämlich Elsa von der Londoner Industrie- und Handelskammer (LCCI) und Toeic 4 Skills von ETS decken sowohl allgemeines Englisch als auch Wirtschaftsenglisch ab.
Wer benötigt ein Englischzertifikat?
- Berufstätige und Bewerber. Englischzertifikate stehen bei Arbeitgebern hoch im Kurs. Kaum eine Stellenanzeige, die nicht „gutes Englisch in Wort und Schrift“ fordert. Wer nur die Note aus dem letzten Schulzeugnis zu bieten hat, wird kaum beeindrucken.
- Studierende. Wer im englischsprachigen Ausland studieren möchte, muss der jeweiligen Hochschule seine Englischkenntnisse per Zertifikat nachweisen. Achtung: Die Hochschulen akzeptieren häufig nur Zertifikate bestimmter Anbieter, meist sind das folgende: Ielts Academic, Toefl IBT, Certificate of Proficiency in English (CPE), Certificate in Advanced English (CAE) und PTE Academic.
- Auswanderer. Wer ins englischsprachige Ausland auswandern möchte, benötigt in der Regel einen Beleg für ausreichende Englischkenntnisse. Achtung: Die Einwanderungsbehörden, zum Beispiel in Australien, Neuseeland oder Kanada, akzeptieren häufig nur Zertifikate bestimmter Anbieter.
Was ist der Europäische Referenzrahmen für Sprachen?
Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen, kurz GER, ist ein Raster, mit dessen Hilfe sich Sprachkenntnisse einstufen lassen. Alle Zertifikatsanbieter in diesem Überblick orientieren sich an ihm. Der GER definiert sechs Sprachniveaustufen von A1 bis C2. A1 bezeichnet das Können eines Anfängers, C2 ist schon ein annähernd muttersprachliches Niveau. In den Tabellen dieser Übersicht ist der GER das Sortierkriterium. Ganz oben stehen die sprachlich anspruchsvollsten Zertifikate auf dem Niveau C2. Unten sind die Sprachnachweise für ein mittleres Niveau (B1) zu finden.
Tipp: Welche Kenntnisse auf den einzelnen Stufen des GER gefragt sind, können Sie im kostenlosen Leitfaden Sprachen lernen der Stiftung Warentest nachlesen.
Gibt es Unterschiede zwischen den Zertifikatsprüfungen?
Ja. Grundsätzlich sind zwei Arten zu unterscheiden:
Prüfung mit fester Niveaustufe. Die Prüfung findet auf einem bestimmten GER-Sprachniveau statt, also zum Beispiel auf B1. Der Prüfling muss also Aufgaben entsprechend diesem Niveau lösen. Sollte er das nicht schaffen, erhält er das gewünschte Zertifikat nicht.
Prüfung ohne feste Niveaustufe. Hier geht es darum herauszufinden, auf welcher der GER-Niveaustufen der Kandidat steht. Dafür bekommt er Aufgaben gestellt, die einen größeren Bereich der GER-Stufen abdecken. In diese Kategorie gehören folgende Zertifikatsprüfungen:
- Bulats
- Elsa
- Ielts Academic
- Ielts General Training
- PTE Academic
- Toefl IBT
- Toeic 4 Skills
Durchfallen kann der Prüfling bei diesen Sprachstandsmessungen zwar nicht, aber Institutionen wie Universitäten oder Einwanderungsbehörden verlangen häufig ein bestimmtes Level. So müssen deutsche Abiturienten, die zum Beispiel an der City University London studieren wollen, ein Toefl-Zertifikat auf dem GER-Niveau B1 vorweisen können. Bei Zertifikatsprüfungen ohne feste Niveaustufe ist das Ergebnis nur bis zu zwei Jahre gültig, mit einer Ausnahme: Elsa.
Was wird in der Prüfung abgefragt?
Für die meisten Zertifikate sind mehrere Teilprüfungen zu absolvieren, und zwar häufig in allen vier Sprachaktivitäten. Das sind:
- Hörverständnis
- Leseverständnis
- Sprechen
- Schreiben
Manchmal werden zusätzlich noch Grammatik und Wortschatz geprüft. Für einige Zertifikate müssen die Prüflinge ihr Können nur in einer oder zwei der Sprachaktivitäten unter Beweis stellen. So geht es beim Zertifikat Spoken English for Industry and Commerce (Sefic) von der Londoner Industrie- und Handelskammer (LCCI) allein ums Sprechen. Die Zertifikate English for Business (EFB) und English for Commerce (EFC), beide ebenfalls von der LCCI, prüfen nur „Leseverständnis“ und „Schreiben“.
Wie lange dauern die Prüfungen?
In der Regel sind es zwei bis drei Stunden, in einigen Fällen aber auch mehr (siehe Tabellen). Je höher das Sprachniveau ist und je mehr Sprachaktivitäten erfasst werden sollen, desto länger dauert die Prüfung. Spitzenreiter in puncto Prüfungsdauer ist das Certificate of Proficiency in English (CPE) von University of Cambridge Esol Examinations. Rund sechs Stunden werden die Kandidaten dort getriezt. Mit Abstand am kürzesten sind die Prüfungen zum Zertifikat Spoken English for Industry and Commerce, kurz Sefic, von der Londoner Industrie- und Handelskammer (LCCI). Dabei handelt es sich um eine ausschließlich mündliche Prüfung. Sie dauert je nach GER-Niveaustufe zwischen 25 und 40 Minuten.
Wo finden die Prüfungen statt?
Die Prüfungen nehmen lizenzierte Prüfungszentren ab. Meist sind das Sprachschulen. Wo das nächste Prüfungszentrum ist, erfahren Interessierte über die jeweilige Homepage der Zertifikatsanbieter. Die Zahl der Standorte variiert stark. So ist die Prüfung für das Zertifikat PTE Academic zum Beispiel zurzeit nur in Berlin, Frankfurt am Main und München möglich. Für die telc-Zertifikate hingegen gibt es bundesweit über 1 000 Prüfungszentren, überwiegend Volkshochschulen. Achtung: Für einige Prüfungen ist eine sehr kurzfristige Anmeldung möglich (z. B. Toeic von ETS), für andere gibt es Fristen von bis zu acht Wochen (z. B. FIB von der Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf).
Wie laufen die Prüfungen ab?
In den meisten Fällen löst der Kandidat die Aufgaben auf dem Papier. Einige Prüfungen sind aber auch am Computer möglich. Mündliche Prüfungen finden meist vor Ort im Prüfungszentrum statt, und zwar entweder als Einzel- oder als Gruppenprüfung.
Wie kann man sich auf die Prüfungen vorbereiten?
Kurse zur Vorbereitung haben die Zertifikatsanbieter in der Regel nicht im Programm. Sprachschulen bieten Vorbereitungskurse an, meist auch die Prüfungszentren. Das sind häufig auch Sprachschulen. Danach suchen können Interessierte zum Beispiel beim Infoweb Weiterbildung. Wer in die Suchmaske „Englisch“ und den Namen des Zertifikats eingibt, erhält eine Trefferliste mit Kursangeboten. Darüber hinaus sind auch Musterprüfungen hilfreich. Die meisten Zertifikatsanbieter stellen sie künftigen Prüflingen zur Verfügung, damit diese sich mit dem Prüfungsformat vertraut machen können. Fast überall ist ein kostenloser Download der Musterprüfungen möglich. Auf Anforderung verschicken die Anbieter sie auch per Post. Dann ist manchmal eine Gebühr fällig. Details zeigen die Tabellen Allgemeines Englisch und Wirtschaftsenglisch.
Was kostet ein Englischzertifikat?
Billig ist das nicht. Die Preise für die Abnahme der Prüfungen liegen zwischen knapp 100 und 200 Euro. Manchmal kostet die Ausstellung des Zertifikats extra. Das ist zum Beispiel beim Toeic 4 Skills der Fall. Neben Prüfungsgebühren von 175 Euro fallen noch einmal 10,50 Euro zusätzlich für das Zertifikat an.
Warum sind einige Zertifikate nur begrenzt gültig?
Eigentlich ist das konsequent, denn das Sprachniveau verändert sich, je nachdem, ob man eine Sprache benutzt oder nicht. Wer zum Beispiel viel im englischsprachigen Ausland unterwegs ist und sich dort verständigen muss, wird sein Niveau mit der Zeit vermutlich steigern oder zumindest halten. Wer aber seit Jahren kaum Englisch gesprochen hat, kann davon ausgehen, dass sich seine Kenntnisse inzwischen verschlechtert haben. Einige Anbieter haben die Gültigkeit der Prüfungsergebnisse deshalb auf zwei Jahre begrenzt.
Was halten Arbeitgeber von Englischzertifikaten?
Eine Befragung der Stiftung Warentest von Personalverantwortlichen ergab: 59 Prozent der Befragten halten den Nachweis von Englischkenntnissen in einer Bewerbung mit Zeugnissen und Zertifikaten für wünschenswert, für weitere 34 Prozent ist er sogar zwingend erforderlich. Die Umfrage zeigte aber auch: Die einzelnen Englischzertifikate sind bei Personalern kaum bekannt. Spontan aus dem Gedächtnis konnte knapp die Hälfte kein einziges nennen. Wurden hingegen die Namen der einzelnen Zertifikatsanbieter vorgegeben, ergab sich folgendes Bild. Es kannten
- 79 Prozent die Industrie- und Handelskammer (IHK),
- 51 Prozent University of Cambridge Esol Examinations,
- 43 Prozent die Londoner Industrie- und Handelskammer (LCCI),
- 43 Prozent den deutschen Anbieter telc,
- 37 Prozent den Language & Testing Service (LTS), Vertriebspartner von ETS (Educational Testing Service),
- 28 Prozent das British Council,
- 11 Prozent Pearson.
Welches Zertifikat ist für wen das richtige?
Entscheidend ist, wofür das Zertifikat benötigt wird. Für eine Bewerbung? Für den Arbeitgeber? Für ein Studium? Oder um auszuwandern? Sinnvoll ist es, sich beim jeweiligen Adressaten des Zertifikats – zum Beispiel Arbeitgeber, Universität, Einwanderungsbehörde – zu erkundigen, welches gewünscht wird. Außerdem sollten die Kandidaten in Erfahrung bringen, welches Ergebnis sie erreichen müssen. Wenn es keine Vorgaben gibt, empfiehlt es sich, Zertifikate bekannter Anbieter zu wählen.
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