Die preiswerten Volkshochschulen bieten keinen schlechteren Unterricht als teure Sprachschulen. Testverlierer ist der 2 000-Euro-Kurs von Wall Street English.
Testergebnisse für 12 Sprachkurse Englisch 10/2013
Außergewöhnlich schnell und einfach die englische Sprache“ lernen mit einer Methode, die „innovativ“ und „unterhaltsam“ ist. Das klingt gut. „Bei uns lernen Sie Englisch – und zwar richtig!“, verspricht Wall Street English, früher Wall Street Institute, auf seiner Webseite. Die Sprachschule mit 450 Standorten weltweit, davon 26 in Deutschland, kombiniert traditionellen Unterricht in der Gruppe beim Lehrer mit E-Learning, Selbstlernen am Computer.
Testpersonen mit fortgeschrittenen Englischkenntnissen haben zwölf Kurse inkognito für uns besucht – davon vier bei kommerziellen Sprachschulen und acht bei Volkshochschulen. Rund 2 000 Euro kosteten die dreimonatigen Lernpakete bei Wall Street English, dem teuersten Englischkurs im Test und dem schwächsten.
Da sind herkömmliche Kurse die bessere Alternative, auch wenn die kommerziellen Sprachschulen und die Volkshochschulen im Test viel Mittelmaß offenbarten. Interessant ist vor allem eins: Die günstigen Volkshochschulen, häufig belächelt, stehen den teuren Sprachschulen in nichts nach. Der größte Unterschied ist der Preis.
Stupides Wiederholen von Vokabeln
Beim wichtigsten Prüfpunkt, der Kursdurchführung, schneidet das teure Wall Street English nur ausreichend ab. Das Unternehmen setzt auf Masse statt Klasse beim E-Learning. Statt vielfältiger Aufgabenstellungen – damit es nicht langweilig wird – Unmengen eintöniger Übungen, Lückentexte etwa, bei denen stupides Wiederholen von Vokabeln und grammatischen Formen gefragt ist. Unterhaltsam? Nein.
Die begleitenden Lehrbücher sind von Grammatik dominiert und teilweise veraltet. „E-Mail: the future of business communication“ heißt es da zum Beispiel in einer Überschrift. Der Unterricht trainierte immerhin das Sprechen passabel.
Allerdings durften unsere Tester zu den 60-minütigen Lektionen beim Lehrer erst antreten, wenn sie drei Übungseinheiten am PC und drei im Lehrbuch absolviert hatten. Das nahm etwa acht Stunden in Anspruch. Vor dem Vertragsabschluss war von diesem Prozedere keine Rede. Hinzu kommt: Für die Buchung des Unterrichts gab es Fristen. „Wer die Frist verpasste, bekam unter Umständen in einer Woche gar keinen Unterricht“, sagte eine Testperson. Alles in allem nicht zu empfehlen.
Bester Unterricht im Test in Dresden
Die Volkshochschule Dresden gestaltete den besten Unterricht im Test. Als einziger Anbieter bot sie eine gute Kursdurchführung. Ein gutes Gesamturteil vermasselte sie sich durch deutliche Mängel in den Vertragsbedingungen. Die drückten das Ergebnis um eine halbe Note nach unten.
Was die Volkshochschule Dresden besser machte als andere? Ihr gelang ein ausgewogener Mix abwechslungsreicher Übungen, die Sprechen, Lesen, Hörverstehen und Schreiben schulten, dazu ein überzeugendes Grammatik- und Wortschatztraining. So sollte guter Unterricht aussehen.
Bei anderen lag der Fokus oft zu sehr auf Sprechübungen. Kein Zweifel: Es ist gut, wenn die Teilnehmer oft zu Wort kommen, ob im Rollenspiel oder in Diskussionen. Hemmungen sind da schnell überwunden. Den Schwerpunkt aber allein darauf zu legen, genügt nicht. Die Teilnehmer sollen Englisch ja umfassend lernen.
Plauderei – ohne roten Faden
Extrem erlebte das ein Tester bei Inlingua. Der Unterricht bestand fast nur aus Plauderei – ohne roten Faden. Die Lehrkraft sorgte nicht einmal für abwechslungsreiche Sprechübungen. „Statt des Kurses hätte ich genauso gut einen englischen Muttersprachler einmal pro Woche zum Essen einladen können“, sagte unsere Testperson. „Das wäre deutlich billiger gewesen und ich hätte genauso viel gelernt.“
Dabei hatte Inlingua, wie die anderen Sprachschulen, englischsprachige Muttersprachler als Lehrer verpflichtet. In dem Kurs lehrte eine Opernsängerin aus den USA, die ihr Geld auch mit Englischlektionen verdiente. Wichtiger als Unterricht beim Muttersprachler ist, dass die Dozenten auch pädagogisch qualifiziert sind.
Für und wider Volkshochschulen
Alle Volkshochschulen im Test schneiden besser ab als die renommierten Sprachschulen Berlitz und Inlingua. Nur Stevens English Training, eine Sprachschule in Nordrhein-Westfalen, liegt im test-Qualitätsurteil vor ihnen.
Volkshochschulkurse haben auch Nachteile. Der Unterricht im Test fand in großen Gruppen von bis zu 20 Teilnehmern statt. Da sind Englischlernende bei kommerziellen Sprachschulen deutlich besser dran. Was bei den Volkshochschulen ebenfalls aufs Lerntempo drücken kann, sind nicht ganz so ehrgeizige Mitschüler. Dort büffelt so mancher zum Vergnügen. Teilnehmer, die Englisch für den Job lernen wollten, trafen die Tester eher bei den Sprachschulen.
Nicht ohne Einstufung starten
Ob Volkshochschule oder Sprachschule – fortgeschrittene Englischlernende sollten darauf achten, dass der Anbieter ihre Kenntnisse vorab einstuft. Wer trotzdem in der falschen Gruppe landet, sollte auf einen Kurswechsel drängen. Programme für den PC oder Lernportale im Internet helfen zusätzlich, mit Englisch voranzukommen (www.test.de/thema/sprachen-lernen).
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Ich habe selbst mal eine Sprachschule in Berlin Besucht (https://www.speakeasysprachzeug.de/) und war dort sehr zufrieden und hatte auch sehr viel Spaß mit den Lehrern.
Ich hatte dort auch nicht das Gefühl das sie schlecht bezahlt werden (da die schule recht günstig war) und als ich nach meinem Kurs jemanden gefragt habe meinte er das es zum leben reicht.
Ich denke auch das es nichts damit zu tuen hat ob eine Schule viel kostet oder wenig ich denke das es nichts an der schule bzw. an der Bezahlung ändert.
Meiner Erfahrung nach kann eine Günstige Schule auch so gut sein wie eine teure.
Kommentar vom Autor gelöscht.
@pierre-castell: Wenn sich Anbieter eindeutig zu erkennen geben, dürfen sie auf test.de auch Kommentare verfassen und mitdiskutieren. Wir verweisen hier auf unsere Netiquette:
www.test.de/hilfe/neu/netiquette/ (TK)
Kommentar vom Autor gelöscht.
Ich selbst habe damals eine Sprachschule besucht und fand, dass diese mein Geld wert war.
Die Lehrer waren alle motiviert und das Umfeld angenehm. Die Mitschüler selbst waren nett und interessant, da diese aus verschiedenen Ländern kamen und man mit ihnen Erfahrungen austauschen konnte. Der Preis des Kurses selbst war meiner Meinung nach recht günstig. Ich habe dort Spanisch gelernt in diesem Kurs (URL wg. Schleichwerbung gelöscht (TK))Bei dem Preis denke ich dass nicht alle Sprachschulen teuer sind und man sich nur gut informieren sollte welche Schule man besucht.