Interview: Hohe Koffeinzufuhr schafft größtes Risiko

Dr. Anke Ehlers arbeitet beim Bundesinstitut für Risikobewertung in der Fachgruppe Ernährungsrisiken, Allergien und neuartige Lebensmittel. Die Biologin sieht die Risiken von Energy Drinks vor allem im falschen und übermäßigen Konsum und appelliert auch an die Verbraucher.
Meldungen über Todesfälle durch Energy Drinks beunruhigen. Wie groß ist das Gesundheitsrisiko?
Es sind einzelne Todesfälle bekannt, die mit dem Konsum von Energy Drinks in einem möglichen Zusammenhang gesehen werden. Ob die Getränke aber tatsächlich die Ursache sind, ist bislang nicht bewiesen. Das größte gesundheitliche Risiko von Energy Drinks ist die hohe Koffeinzufuhr durch übermäßigen Konsum, weil sich zu viel Koffein negativ auf das Herz-Kreislauf-System auswirken kann. Auch ist nicht auszuschließen, dass die anderen Inhaltsstoffe die unerwünschten Effekte von Koffein noch verstärken. Insbesondere in Verbindung mit Alkohol oder körperlicher Anstrengung kann das Risiko unerwünschter Wirkungen steigen. Für gesunde Jugendliche und Erwachsene gibt es bei moderatem Konsum aber keine gesundheitlichen Bedenken.
Wie viel genau ist moderat?
Nicht mehr als ein Energy Drink pro Tag mit dem üblichen Doseninhalt von 250 Milliliter. Kinder, Schwangere, Stillende und koffeinempfindliche Personen sollten diese Getränke aufgrund des hohen Koffeingehalts jedoch grundsätzlich meiden.
Sind die – meist freiwilligen – Warnhinweise auf Energy Drinks ausreichend, um die gesundheitlichen Risiken auszuschließen?
Wir empfehlen, Warnhinweise auf den Produkten anzubringen. Wir gehen jedoch davon aus, dass ein möglicher Fehlgebrauch von Energy Drinks nicht durch bloßes Anbringen von Warnhinweisen verhindert wird. Die Warnhinweise werden oft nicht gelesen. Verbraucher müssen sensibilisiert werden, sie auch zu beachten. Deshalb sind weitere Aufklärungsmaßnahmen notwendig.
Welche Maßnahmen können das sein?
Wichtig ist zum Beispiel die öffentliche Aufklärung durch Verbraucherschutzorganisationen, die Medien und andere Multiplikatoren. Das passiert auch schon. Und wenn die Warnhinweise gut sichtbar auf den Verpackungen angebracht wären und nicht im Kleingedruckten, würden die Verbraucher auch direkt am Produkt besser informiert werden.
Seit Juni 2013 gelten Höchstgehalte für die vier typischen Zutaten in Energy Drinks. Wie wird die Einhaltung kontrolliert?
Die Überwachungsbehörden der Bundesländer nehmen regelmäßig und bei Verdacht Proben. Das erfolgt allerdings nur stichprobenartig. Grundsätzlich müssen die Hersteller selbst die Sicherheit und Qualität ihrer Produkte durch eigene Kontrollen sicherstellen und dies auch dokumentieren.
Müssen sich alle Anbieter von Energy Drinks an die Höchstgehalte halten?
Werden die Höchstmengen eingehalten, dürfen Energy Drinks ohne Genehmigung auf den Markt gebracht werden. Weicht die Zusammensetzung aber von den jetzt geltenden Rechtsvorschriften ab, kann eine Ausnahmegenehmigung oder Allgemeinverfügung beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) beantragt werden. Solche Ausnahmen müssen nur zugelassen werden, wenn das Produkt nicht der Gesundheit schadet. Das prüft das BVL auch mithilfe des Bundesinstituts für Risikobewertung.