Energy Drinks

Interview: Hohe Koffein­zufuhr schafft größtes Risiko

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Energy Drinks - Riskanter Koffein-Kick

Dr. Anke Ehlers arbeitet beim Bundes­institut für Risiko­bewertung in der Fach­gruppe Ernährungs­risiken, Allergien und neuartige Lebens­mittel. Die Biologin sieht die Risiken von Energy Drinks vor allem im falschen und über­mäßigen Konsum und appelliert auch an die Verbraucher.

Energy Drinks Alle Testergebnisse für Energy Drinks 07/2013

Meldungen über Todes­fälle durch Energy Drinks beunruhigen. Wie groß ist das Gesund­heits­risiko?

Es sind einzelne Todes­fälle bekannt, die mit dem Konsum von Energy Drinks in einem möglichen Zusammen­hang gesehen werden. Ob die Getränke aber tatsäch­lich die Ursache sind, ist bislang nicht bewiesen. Das größte gesundheitliche Risiko von Energy Drinks ist die hohe Koffein­zufuhr durch über­mäßigen Konsum, weil sich zu viel Koffein negativ auf das Herz-Kreis­lauf-System auswirken kann. Auch ist nicht auszuschließen, dass die anderen Inhalts­stoffe die unerwünschten Effekte von Koffein noch verstärken. Insbesondere in Verbindung mit Alkohol oder körperlicher Anstrengung kann das Risiko unerwünschter Wirkungen steigen. Für gesunde Jugend­liche und Erwachsene gibt es bei moderatem Konsum aber keine gesundheitlichen Bedenken.

Wie viel genau ist moderat?

Nicht mehr als ein Energy Drink pro Tag mit dem üblichen Dosen­inhalt von 250 Milliliter. Kinder, Schwangere, Stillende und koffein­empfindliche Personen sollten diese Getränke aufgrund des hohen Koffein­gehalts jedoch grund­sätzlich meiden.

Sind die – meist freiwil­ligen – Warnhin­weise auf Energy Drinks ausreichend, um die gesundheitlichen Risiken auszuschließen?

Wir empfehlen, Warnhin­weise auf den Produkten anzubringen. Wir gehen jedoch davon aus, dass ein möglicher Fehl­gebrauch von Energy Drinks nicht durch bloßes Anbringen von Warnhin­weisen verhindert wird. Die Warnhin­weise werden oft nicht gelesen. Verbraucher müssen sensibilisiert werden, sie auch zu beachten. Deshalb sind weitere Aufklärungs­maßnahmen notwendig.

Welche Maßnahmen können das sein?

Wichtig ist zum Beispiel die öffent­liche Aufklärung durch Verbraucher­schutz­organisationen, die Medien und andere Multiplikatoren. Das passiert auch schon. Und wenn die Warnhin­weise gut sicht­bar auf den Verpackungen angebracht wären und nicht im Klein­gedruckten, würden die Verbraucher auch direkt am Produkt besser informiert werden.

Seit Juni 2013 gelten Höchst­gehalte für die vier typischen Zutaten in Energy Drinks. Wie wird die Einhaltung kontrolliert?

Die Über­wachungs­behörden der Bundes­länder nehmen regel­mäßig und bei Verdacht Proben. Das erfolgt allerdings nur stich­proben­artig. Grund­sätzlich müssen die Hersteller selbst die Sicherheit und Qualität ihrer Produkte durch eigene Kontrollen sicher­stellen und dies auch dokumentieren.

Müssen sich alle Anbieter von Energy Drinks an die Höchst­gehalte halten?

Werden die Höchst­mengen einge­halten, dürfen Energy Drinks ohne Genehmigung auf den Markt gebracht werden. Weicht die Zusammenset­zung aber von den jetzt geltenden Rechts­vorschriften ab, kann eine Ausnahme­genehmigung oder Allgemein­verfügung beim Bundes­amt für Verbraucher­schutz und Lebens­mittel­sicherheit (BVL) beantragt werden. Solche Ausnahmen müssen nur zugelassen werden, wenn das Produkt nicht der Gesundheit schadet. Das prüft das BVL auch mithilfe des Bundes­instituts für Risiko­bewertung.

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Profilbild Stiftung_Warentest am 17.10.2016 um 10:42 Uhr
Süßstoff in Energy Drinks

@Hoyer2015: Süßstoffe stehen wissenschaftlich immer wieder auf dem Prüfstand. Sie gehören zu den Lebensmittelzusatzstoffen und müssen – wie andere Zusatzstoffe auch – zugelassen sein. In der EU sind derzeit 11 Süßstoffe zugelassen. Sie wurden durch internationale Expertengremien gesundheitlich bewertet und dürfen Lebensmitteln in bis zu den jeweils festgelegten Mengen zugesetzt werden. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) hält die Süßstoffe dann für sicher. Energy Drinks sind keine Durstlöscher- weder in der zuckerfreien noch in der zuckerhaltigen Variante und sollten aufgrund ihres Koffeingehalts nur gelegentlich und in Maaßen getrunken werden. Menschen mit der Stoffwechselkrankheit Phenylketonurie sollten kein Aspartam verzehren – ein entsprechender Warnhinweis für diese Risikogruppe ist auf aspartamhaltigen Lebensmitteln Pflicht. (PF)

Hoyer2015 am 14.10.2016 um 12:26 Uhr
Umkehrschluss....?

Wir halten also das Fazit fest: die zuckerhaltigen Energydrinks haben viel zu viel Zucker und alle haben viel Koffein.
--> heißt das im Umkehrschluss: eine Dose zuckerfreier Energydrink pro Tag ist unbedenklich? (Dass z. B. die Süßstoffe bedenklich wären, lese ich nicht...?)

Hoyer2015 am 07.10.2016 um 06:56 Uhr

Kommentar vom Autor gelöscht.

Profilbild Stiftung_Warentest am 29.06.2016 um 08:39 Uhr
Anregung zu neuen Tests

@Sapanep: Wir freuen uns über Ihre positive Einschätzung unserer Arbeit. Es freut uns sehr, dass Ihnen unsere Veröffentlichungen gefallen und wir Ihnen durch unsere Informationen weiterhelfen können. Solches Lob ist uns Ansporn, auch in Zukunft informative und spannende Veröffentlichungen durchzuführen. Ihren Testvorschlag haben wir mit Interesse zur Kenntnis genommen und an unser für die Testplanung zuständiges Gremium, das Untersuchungswünsche unserer Leser registriert, weitergeleitet.
Ob und wann eine entsprechende Veröffentlichung durchgeführt wird, lässt sich momentan allerdings noch nicht übersehen, da die Testauswahl und Terminplanung bis einschließlich Ende 2016 abgeschlossen ist. (SL)

Sapanep am 28.06.2016 um 20:43 Uhr
Anregung zu neuen Tests

Da ja immer mehr auf die "gesündere Energy-Drinks"-Schiene aufspringen, wäre es bestimmt interessant mal zu wissen wie sich die ganzen neuen Énergys machen. Beispiele hab ich hier schon mal: Rockstar Organic, Jeunesse Nevo, Mad Bat Bio, Sultan Power Drink, Vemma Verve, Monster Energy Ultra.
Da gibt es sicher noch mehr aber bei denen allen wäre ich auch mal an den Tests interessiert!
Vielen Dank.
P.S. der aktuelle Cola-Test hat mir übrigens auch wieder einmal sehr gut gefallen!