Irgendwann steht jeder vor seiner ersten Steuererklärung. Für Timo Halbe von Finanztest war es jetzt so weit. Mit Elster online wälzte er sich durch den Steuer-Dschungel.
Erste Lohnabrechnung von Finanztest
Augenrollen, genervte Blicke, Abwehrhaltung. Das sind häufig Reaktionen, wenn in meiner Familie oder unter Freunden das Thema Steuererklärung aufkommt. Die einen berichten von mühsamen Sonntagen voller Zettelwirtschaft, andere sind einfach froh, die Erklärung dem Steuerberater zu überlassen. Ich selbst hatte nicht viel beizusteuern. Denn die Steuererklärung war für mich als Student bisher kein Thema. Neben dem Studium habe ich nur auf Minijobbasis gearbeitet. Das änderte sich mit der ersten Lohnabrechnung bei Finanztest. Auf einmal traten Lohnsteuer, Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag in mein Leben. Damit war klar, dass bald auch die erste Steuererklärung auf mich zukommen würde.
Vielleicht bekomme ich Geld zurück?
Das weckte auch meinen Ehrgeiz: Das Ganze kann doch eigentlich nicht so schwer sein, dachte ich mir. Ich liste auf, was ich verdiene, welche steuerbegünstigten Ausgaben ich habe – und das Finanzamt rechnet schließlich aus, was ich zu viel oder zu wenig an Steuern gezahlt habe. Am Ende bekomme ich dann im besten Fall ein bisschen Geld zurück.
Steuererklärung auf Elster.de
- Elster.
- Planen Sie für die Registrierung bei Elster Zeit ein. Sie müssen bis zu zwei Wochen auf den Registrierungscode per Post warten. Schneller geht es mit der Onlineausweisfunktion des neuen Personalausweises und einem Lesegerät.
- Fachbegriffe.
- Lassen Sie sich durch Unverständliches in den Formularen nicht entmutigen. Hilfe bietet unser Sonderheft Finanztest Spezial Steuern.
- Genauigkeit.
- Nicht immer bringen genaue Angaben Ihrer Kosten etwas. Zum Beispiel Werbungskosten: Erst wenn sie 1 000 Euro überschreiten, ist eine Auflistung nötig.
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- Ab der Steuererklärung für 2017 müssen Sie Belege nicht mehr mit der Steuererklärung, sondern erst nach Aufforderung des Finanzamts einreichen.
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- Wie Sie Schritt für Schritt Ihre Steuererklärung mit Elster einreichen, erfahren Sie in unserem Special Mit Elster Online Geld zurückholen.
Elster, Papier oder Steuersoftware?
Als Erstes beschäftigte ich mich Ende letzten Jahres also mit der Frage, auf welchem Weg ich die Erklärung denn einreichen will. Auf Papier habe ich auf keinen Fall Lust. Da lassen sich Schreibfehler nicht gut korrigieren. Außerdem haben sich schon in der Schule die Lehrer über meine Handschrift beschwert. Da verärgere ich den Finanzbeamten nur unnötig, wenn ich ihm mein Gekrakel zumute. Bleiben noch Elster – das offizielle Portal der Finanzverwaltung – oder eines der vielen kostenpflichtigen Steuerprogramme. „Mach das besser mit einer Steuersoftware. Bei Elster blickst du einfach nicht durch“, empfiehlt eine Kollegin. Aber dafür nun extra Geld ausgeben? Da kann ich doch wenigstens einen Versuch mit Elster starten.
Aktivierungscode kommt per Post
Motiviert melde ich mich Ende 2017 im Elster-Portal an. Schließlich soll das mit dem Registrierungscode, der per Post kommt, ja so lange dauern. Für die Anmeldung ist nicht viel nötig: E-Mail, Geburtsdatum, Identifikationsnummer. Letztere finde ich auf meiner monatlichen Lohnabrechnung. Nach knapp zwei Wochen liegt der Brief mit dem Aktivierungscode in der Post. Damit erstellt Elster mir eine persönliche Zertifikatsdatei. Diese muss ich jedes Mal hochladen, um mich im Elster-Portal anzumelden. Zusätzlich benötige ich ein Passwort, das ich bei der Registrierung festgelegt habe.
Wieder heißt es warten
Am Jahresanfang kann es aber immer noch nicht losgehen. Verlockend finde ich nämlich den automatischen Belegabruf. Damit werden die vom Arbeitgeber übermittelten Daten – etwa die gezahlte Lohnsteuer – automatisch in die Steuererklärung eingetragen. Klingt praktisch. Das Problem: Auch hierfür wird wieder ein Code per Post versendet. Also heißt es wieder zwei Wochen warten, Code aus der Post holen und bei Elster eintragen. Doch erneut Ernüchterung: Die Belegdaten lassen sich noch nicht abrufen. Über Google erfahre ich, dass sie erst bis Ende Februar vom Arbeitgeber übermittelt werden müssen. Ich will aber nicht mehr warten und beschließe, es doch ohne Abruf zu probieren.
Von Anlage V bis 13a
An einem Samstag Anfang Februar 2018 mache ich es mir also mit einer Tasse Kaffee an meinem Schreibtisch bequem. Das Ziel: Die Erklärung bis zur Bundesliga um 15:30 Uhr abzuschließen. Im Elster-Portal werde ich nach dem Einloggen unter „Formulare und Leistungen“ fündig. „Einkommensteuererklärung unbeschränkte Steuerpflicht (ESt 1 A)“ heißt das passende Formular. Im ersten Schritt muss ich das Jahr auswählen – also 2017. Das ging einfach. Auf Seite 2 bin ich überfordert. Aus einer langen Liste an Anlagen soll ich auswählen, welche ich benötige. Bezeichnungen wie Anlage Kind oder Unterhalt sind da noch einleuchtend. Aber wofür stehen V, S, WA-Est, G oder 13a?
Elster hilft
Beim zweiten Blick bemerke ich, dass Elster mir Hilfe anbietet. „Welche Anlagen brauche ich?“, steht klein neben einem blauen Fragezeichen. Ich klicke drauf und siehe da: In einer Tabelle werden nicht nur die Bedeutungen der Abkürzungen aufgelistet, es ist sogar beschrieben, für wen welche Anlage nötig ist. Als Arbeitnehmer brauche ich die Anlage N für Einkünfte aus nichtselbstständiger Arbeit. Hinzu kommen die Anlage Vorsorgeaufwand und der Hauptvordruck – den jeder ausfüllen muss.
Endlich gehts ans Ausfüllen
Mit dem Hauptvordruck fange ich an. Zunächst geht es um persönliche Daten wie Adresse, Geburtsdatum und Bankverbindung. Praktisch finde ich, dass man zwischen den Seiten des Formulars hin- und her springen kann. Über den Button „Speichern und Verlassen“ kann man die Bearbeitung auch jederzeit unterbrechen. Nach den allgemeinen Angaben kommt ein Abschnitt Sonderausgaben. Das sind bestimmte private Ausgaben, die das zu versteuernde Einkommen senken. Auf der ersten Seite fragt Elster nach „Gezahlten Versorgungsleistungen“, konkret etwa nach „Dauernde Lasten“. Ich kann damit nichts anfangen, also klicke ich erst mal weiter.
Kirchensteuer und Mitgliedsbeiträge
Auf der nächsten Seite geht es um Kirchensteuern. Das sagt mir etwas. Denn die habe ich auf meine Lohnsteuer gezahlt. Ich übertrage den Wert aus meiner Lohnsteuerbescheinigung. Als Letztes geht es bei den Sonderausgaben um Spenden und Mitgliedsbeiträge. Ich denke sofort an meinen Beitrag für den Journalistenverband. Da war letztens mit der Post eine Bescheinigung gekommen. Ich krame in meiner Ablage und finde tatsächlich den Bescheid. Aber sind Zahlungen für Berufsverbände im Hauptvordruck richtig? Ich trage den Beitrag erst mal ein. Im Zweifel kann ich es ja noch ändern.
Fragen bei Handwerkerkosten
Als Nächstes geht es auf mehreren Seiten um außergewöhnliche Belastungen – hier habe ich nichts anzugeben – und danach um Handwerkerleistungen. Ich will schon fast weiterklicken, als mir einfällt, dass mein Vermieter im letzten Herbst meinen Badezimmerspiegel hat reparieren lassen. Die entsprechenden Handwerkerkosten sind bestimmt auf der Betriebskostenabrechnung. Allgemein könnte sich da noch die eine oder andere haushaltsnahe Dienstleistung finden. Nur die Abrechnung habe ich noch nicht erhalten. Aber zählt das dann nicht eigentlich für das Steuerjahr 2018? Hilfe finde ich im Finanztest Spezial Steuern 2018. Unter dem Stichwort Handwerker und Haushaltshilfen werde ich fündig.
Betriebskosten reiche ich nächstes Jahr nach
Die Betriebskostenabrechnung für 2017 kann man auch in der Erklärung für 2018 angeben. Ich brauche also nicht auf die Abrechnung meines Vermieters zu warten und lasse den entsprechenden Teil für die aktuelle Erklärung unausgefüllt. Der Rest des Hauptvordrucks bezieht sich auf spezielle Themen wie Erbschaftsteuer und Arbeitnehmer-Sparzulage, die mich nicht betreffen. Nach 1,5 Stunden ist der Hauptvordruck endlich fertig. Es ist zwar noch nicht Zeit für die Bundesliga, aber ich beschließe trotzdem, morgen weiterzumachen.
Wie bei Malen nach Zahlen
Am nächsten Tag greife ich wieder zum Kaffee und starte mit der Anlage N, also der für Arbeitnehmer. Nicht Malen, aber Ausfüllen nach Zahlen ist hier das Motto. Denn bei den meisten Feldern der Anlage steht, aus welcher Zeile der Lohnsteuerbescheinigung der jeweilige Wert übernommen werden muss. Das sind dann wohl auch die Felder, die durch den automatischen Belegabruf ausgefüllt werden. Es folgen ein paar weitere spezielle Abfragen, etwa nach Lohn aus dem Ausland oder Arbeitslosengeld. Hier kann ich alle Felder freilassen.
Taschenrechner, Kalender ...
Der zweite Teil der Anlage dreht sich um Werbungskosten. Das sind die Kosten, die rund um die Ausübung meines Berufs entstanden sind. Sie verringern das zu versteuernde Einkommen. Dort gebe ich zum Beispiel meine Fahrtkosten zur Arbeit an. Das erweist sich als etwas aufwendig. Arbeitnehmer können als Fahrtkosten die Entfernungspauschale oder – wenn höher – die tatsächlichen Kosten für öffentliche Verkehrsmittel angeben. Die Entfernungspauschale beträgt 30 Cent je Kilometer der einfachen Strecke. Zunächst muss ich die Zahl der Tage angeben, an denen ich gearbeitet habe. Hier greife ich zu Handykalender und Taschenrechner. Ich brauche etwas, um mich zu erinnern, an welchen Tagen ich im Urlaub war.
... und Google Maps helfen
In das nächste Feld soll ich die Kilometer der einfachen Strecke zur Arbeit eintragen. Diesmal hilft mir Google Maps. Rund acht Kilometer sind es jeweils. Aber geht es jetzt um die Strecke an einem Tag oder die Kilometer für alle Tage zusammengerechnet? Eine Hilfe ist hier nicht angegeben. Ich entscheide mich dafür, die Kilometer für alle Tage anzugeben. Schließlich musste ich zuvor auch die Adresse meiner Arbeitsstelle angeben und somit kann der Finanzbeamte überprüfen, wie groß die Distanz zwischen Arbeit und Wohnung ist. Die Kosten für mein Monatsticket für Bus und Bahn trage ich in ein weiteres Feld ein.
Korrektur beim Berufsverband
Nach den Fahrtkosten folgt eine Seite „Beiträge zu Berufsverbänden“. Hier gehört der Mitgliedsbeitrag für den Journalistenverband also hin. Ich springe zurück in den Hauptvordruck, lösche den Eintrag unter Spenden und ergänze ihn an der richtigen Stelle in der Anlage N. Dort folgen anschließend weitere Fragen nach Werbungskosten. Hier habe ich nichts weiter anzugeben.
Keine Fehler bei der Überprüfung
Ich nutze ein kleines Mittagessen, um die letzten Kräfte zu sammeln. Abschließend klicke ich mich durch die Anlage Vorsorgeaufwand. Hier geht es dann doch überraschend einfach. Da ich als Student mit einjährigem Praktikum bei Finanztest keine Sozialversicherungsbeiträge auf meinen Lohn zahlen muss, kann ich in der Anlage nur die monatlichen Beiträge für die Krankenkasse angeben. Den Rest überspringe ich und bin endlich fertig. Ich klicke also auf den Button „Prüfen“. Und darf mich freuen. „Es sind keine Fehler vorhanden“, leuchtet neben einem grünen Haken auf. Anschließend erhalte ich eine Übersicht über all meine Angaben. Außerdem kann ich eine Steuerberechnung herunterladen. Sie ist aufgebaut wie der spätere Steuerbescheid und zeigt an, wie viel Geld es zurückgibt, wenn das Finanzamt alle gemachten Angaben akzeptiert.
Fahrtkosten unter 1 000 Euro
Mir fällt beim genauen Hinsehen auf, dass von meinem Einkommen 1 000 Euro als Werbungskosten abgezogen wurden. Ich erinnere mich an die Werbungskostenpauschale, die Arbeitnehmern von ihrem Einkommen automatisch abgezogen wird. Erst wenn Ausgaben wie Fahrt- oder Weiterbildungskosten über 1 000 Euro liegen, zählen die tatsächlichen Ausgaben. Da ich deutlich darunter liege, hätte ich mir das Ausrechnen der Fahrtkosten also sparen können. Egal, daran denke ich dann nächstes Jahr. Und ich kann mich freuen. Einen mittleren dreistelligen Betrag soll ich laut Steuerberechnung zurückerhalten. Aber das muss das Finanzamt erst mal bestätigen. Ich klicke auf „Absenden“ und darf nun wieder warten.
Bescheid nach nur zwei Wochen
Zwei Wochen später sitze ich im Urlaub auf den Kanaren am Strand, als mich mein Handy über eine E-Mail von Elster informiert: Ich kann meinen Bescheid im Elster-Portal abrufen. In der Ferienwohnung logge ich mich mit meinem Laptop ein und kann den Bescheid öffnen. Tatsächlich erhalte ich den erwarteten Betrag zurück. Das Praktische: Ich erhalte außerdem einen Vergleich zwischen der vorläufigen und der tatsächlichen Steuerberechnung. Alle meine Angaben wurden übernommen. In Deutschland erwartet mich ein paar Tage später dann nicht nur der rechtskräftige Bescheid im Briefkasten, sondern auch das Geld auf dem Konto. Nach etwas Frust zwischendurch überwiegt am Ende die Freude über das späte Urlaubsgeld.
Finanztest Spezial Steuern 2018

Nicht nur für Neulinge, sondern auch für Steuererfahrene ist mit dem Finanztest Spezial Steuern 2018 die Steuererklärung 2017 ganz einfach. Das Heft hilft beim Ausfüllen und erleichtert etwa durch Vordrucke und Checklisten die Auflistung aller nötigen Unterlagen. Es ist für 9,80 Euro im Handel und im Internet erhältlich.
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- Steuererklärung abgeben, Freibeträge beantragen, Steuerklassen ändern: Mit dem Online-Finanzamt Elster können Sie das rund um die Uhr erledigen. Wir sagen wie.
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- Ob Kita oder Au-pair – Eltern wollen ihren Nachwuchs in guten Händen wissen. Aufwendungen für die Aufsicht können sie sich teilweise über die Steuererklärung zurückholen.
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Da dieser Beitrag deutlich als Erfahrungsbericht gekennzeichnet ist, der Autor also von seinen eigenen Erfahrungen berichtet, kommen logischerweise auch spezifische Dienste im Bericht vor.
Google Maps kann man selbstverständlich auch nutzen, ohne ein Google-Konto zu haben oder eingeloggt zu sein. Google erfährt dann von einem nicht mehr, als jeder andere Dienst auch.
"... und Google Maps helfen"
Man muss nicht immer und überall den Monopolisten und die Datenkrake benutzen. Zahlreiche andere Dienste bieten ähnliche Ergebnisse. Ob Websuche, Kartendienst, Übersetzer oder vieles mehr. Daher bitte hier in diesem Artikel und an ähnlichen Stellen keine unnötige Werbung für Google, sondern bitte neutrale Formulierungen wählen oder wechselweise verschiedene Dienste erwähnen - Danke!