Eine Pflichtversicherung für Elementarschäden bei Gebäuden wird es auch in Zukunft nicht geben. Das haben die Justizminister der Länder entschieden. Für ehemalige Flutopfer und viele andere Hausbesitzer ist das eine schlechte Nachricht. In Gegenden, die häufig von Hochwasser betroffen sind, bleibt es nahezu unmöglich, eine bezahlbare Police zu finden.
Gebäudeversicherungen sind unverzichtbar
Jeder Hausbesitzer sollte eine Wohngebäudeversicherung abschließen. Die Versicherungen springen ein, wenn Stürme, Brände oder Leitungswasser das Haus beschädigen oder sogar zerstören. In vielen Fällen haben Gebäudeversicherungen Eigentümer vor dem finanziellen Ruin bewahrt. Wohngebäudeversicherungen hat die Stiftung Warentest letztmals 2011 getestet. Wohngebäudeversicherung und Elementarversicherung: Schutz fürs Haus
Versicherer blocken beim Elementarschutz
Doch längst nicht jeder Immobilienbesitzer, der sich zusätzlich auch gegen Elementarschäden wie Überschwemmungen absichern möchte, kann das auch tun. Die Versicherungen haben Deutschland in vier sogenannte Risikozonen eingeteilt. Wer zum Beispiel in einem Gebiet ein Haus besitzt, das häufig von Hochwasser heimgesucht wird oder bereits einen Schaden hatte, hat es schwer, eine geeignete Police zu finden. In Hochrisikozonen bieten Versicherer Elementarschutz meistens nur nach individueller Prüfung an und dann nur zu einem sehr hohen Preis. Manche Hausbesitzer bekommen überhaupt kein Angebot. Neben Hochwasser gehören auch Starkregen, Schneedruck, Lawinen, Erdrutsche und Erdbeben zu den Elementarschäden.
Tipp: Informationen über Risikozonen für Berlin, Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt bietet der Kompass Naturgefahren des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
Verfassungsrechtliche Bedenken
„Wir können eine Versicherung für Elementarschäden nicht vorschreiben. Verfassungsrechtliche und europarechtliche Bedenken stehen dagegen“, sagte Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger. Um die Opfer von Hochwasser und Überschwemmungen in Zukunft besser zu schützen, hatte eine Arbeitsgruppe der Landesjustizminister zwei Jahre lang über die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden beraten. Die Einführung hätte auch die Versicherungen in die Verantwortung genommen. Sie wären gezwungen gewesen, bezahlbare Policen auch für die Eigentümer in Hochrisikozonen anzubieten. Letzte Woche fiel schließlich die Entscheidung gegen die Pflichtversicherung.
Hochwasserschutz ausbauen
Stattdessen wurde beschlossen, dass Bund und Länder den Hochwasserschutz ausbauen. Auch Bebauungspläne sollen drohende Naturgefahren stärker als bisher berücksichtigen. Außerdem wollen die Politiker Versicherungen auf freiwilliger Basis voranbringen. Staatliche Hilfen für Flutopfer soll es zukünftig nur noch geben, wenn sich die Besitzer zuvor um Versicherungsschutz bemüht haben. Um über Naturgefahren wie Hochwasser und Starkregen aufzuklären, empfehlen die Politiker eine bundesweite Informationskampagne. Bürger sollen sich zudem auf einem noch aufzubauenden Internetportal über Gefahren, Schutzmaßnahmen und Versicherungsmöglichkeiten informieren können. Für Immobilienbesitzer in der Kölner Altstadt oder in der Elbgegend bleibt es nach wie vor beinahe unmöglich, einen geeigneten Versicherungsschutz zu bekommen.
Mehr Naturkatastrophen
Unwetter und Naturkatastrophen haben in den letzten Jahren zugenommen. 2014 zahlten Versicherungen rund zwei Milliarden Euro für Schäden, die durch Naturereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen oder Schneelast verursacht wurden. Noch weitaus teurer für die Versicherer war das Hochwasserjahr 2013: Sie mussten sechs Milliarden Euro an die Versicherten auszahlen.
Korrespondenz mit dem Versicherer aufbewahren
Immobilienbesitzer in Risikozonen sollten sich dringend um einen Versicherungsschutz für Elementarschäden bemühen. Die gesamte Korrespondenz mit dem Versicherer muss sicher aufbewahrt werden – auch wenn der Versicherungsschutz abgelehnt wird. So bleibt nach einem Schaden wenigstens die Chance auf staatliche Unterstützung.
Haftpflichtversicherungen für Hausbesitzer
Haus- und Grundbesitzer brauchen unbedingt eine Haftpflichtversicherung. Wer seine Immobilie allein nutzt, kommt mit der Privathaftpflicht aus. Wer vermietet, braucht darüber hinaus auch eine Haus- und Grundbesitzer-Haftpflichtversicherung. Die Stiftung Warentest hat aktuell 82 Policen von 51 Anbietern unter die Lupe genommen – und festgestellt: Guter Schutz für Haus und Grund ist günstig zu haben. Auch wenn der Öltank ausläuft oder die Rohre fürs Betanken kaputt gehen, haften oft die Grundstücksbesitzer. Der Schaden kann dann schnell in die Hunderttausende gehen. Schutz bietet eine Gewässerschaden-Haftpflichtversicherung. Finanztest hat 35 Policen untersucht und festgestellt: Gute Angebote gibt es schon für 30 Euro im Jahr.