
Manche elektrische Oral-B-Zahnbürsten wie die Genius 9000 im aktuellen Test ermöglichen Technikfans, ihr Zähneputzen per Smartphone-App zu überwachen. Die kostenlose Zahnputz-App ist für die Betriebssysteme Android und iOS erhältlich. Wir haben sie ausprobiert und das Datensendeverhalten getestet. Ergebnis unseres Schnelltests: Zumindest die Android-Version der App sendet mehr Daten als nötig.
Zahnbürste verbindet sich via Bluetooth mit dem Smartphone
Am Badezimmerspiegel klemmt das Smartphone und grüßt: „Guten Morgen. Jetzt kümmern wir uns um die weißen Beißerchen.“ Im Digitalzeitalter können Technikfans schon beim Zähneputzen eine App benutzen. Mit der Oral-B App lassen sich laut Anbieter Procter & Gamble alle Oral-B-Zahnbürsten verbinden, die eine Bluetooth-Funktion haben – also Genius-Modelle und die der Smart-Series. Die App lässt sich kostenlos auf Smartphones mit den Betriebssystemen iOS oder Android herunterladen. Zum Verbinden mit der Bürste muss der Kurzstreckenfunk Bluetooth aktiviert sein. Wir haben die App in der Version 4.2.0 mit der Oral-B Genius 9000 aus dem aktuellen Zahnbürstentest ausprobiert. Mittlerweile ist die Version 5.0.0 verfügbar.
Zusatzfunktionen können helfen oder ablenken
Auf der Oral-B-Webseite wirbt der Anbieter für eine „personalisierte Pflege“ und ein „besseres Zahnputzerlebnis“. Die App soll außerdem ein „gutes Zahnputz-Verhalten fördern“. Sinnvoll dafür sind etwa die Warnfunktion bei zu starkem Aufdrücken, die Aufforderung, Zahnseide zu benutzen, Videos zur richtigen Putztechnik oder die Funktion des Timers. Damit können Nutzer die Putzzeit von mindestens zwei Minuten verfolgen. Wer diese nach der inneren Uhr abschätzt, liegt laut Studien oft deutlich daneben – und putzt kürzer als empfohlen. Mit der App lässt sich auch über Zahnputzgewohnheiten Statistik führen. Und wer vom Zahnarzt weiß, welche Bereiche besonderer Aufmerksamkeit bedürfen, kann sich individuelle Zahnputzprogramme einstellen. Manch einen mag das zu einer regelmäßigeren und bewussteren Mundhygiene bewegen. Doch während des Putzens kann man sich auch die Wettervorhersage oder Nachrichten anzeigen lassen. Das dürfte der Konzentration auf das Zähneputzen nicht gerade zuträglich sein.
Positionserkennung nicht immer genau

Seit dem letzten Jahr bietet die App eine Positionserkennung. Dafür ist es zunächst notwendig, die Kamera einzurichten. Beim Putzen muss der Nutzer im Sichtfeld der Kamera bleiben. Dann soll die App erkennen, wo er im Mund putzt. Auf dem Display ist dabei ein Ring aus sechs Bereichen zu sehen: die oberen drei stehen dabei für den Oberkiefer, die unteren drei für den Unterkiefer. Am Anfang ist der gesamte Ring blau. Hat die Bürste lange genug in einem Areal geputzt, färbt es sich auf dem Display weiß. Am Ende sollte der gesamte Ring weiß sein. Das kann motivierend wirken und dazu beitragen, eine bestimmte Zahnputzdauer einzuhalten. Bei einem unserer drei Probeputzer war die Positionserkennung aber nicht immer genau. Und ob die Zähne in dieser Zeit wirklich sauber werden, kann die App natürlich nicht feststellen.
Tipp: Wie gut Sie beim Putzen Zahnbelag entfernen, können Sie mit Plaque-Anfärbemitteln aus der Apotheke überprüfen.
Android-Version mit kritischem Datensendeverhalten
Wir haben untersucht, welche Daten die Oral-B-App weitergibt. Dafür haben wir mithilfe eines dazwischengeschalteten Proxy-Rechners den Datenstrom der App bei der Benutzung mit dem Smartphone ausgelesen, analysiert und falls notwendig entschlüsselt. Bei der iOS-Version war der Datenstrom nicht einsehbar, wir konnten ihn somit nicht bewerten. Anders bei der geprüften Android-Version: Sie sendet Daten wie die Handy-Identifikationsnummer (Android-ID) an Oral-B und die Google-Firmen Crashlytics und Google Analytics. Das ist für den Betrieb nicht notwendig. Aber damit lassen sich Nutzerprofile bilden. Mittels dieser Identifikationsnummer kann jedes Android-Gerät während der gesamten Lebensdauer wiedererkannt werden. Es gibt seit einiger Zeit datenschutzfreundlichere Alternativen, etwa eine Werbe-ID, die der Nutzer jederzeit zurücksetzen kann. Daher bewerten wir das Datensendeverhalten der Android-App als kritisch. Zur Einordnung: Unser Bewertungsschlüssel beim Datensendeverhalten hat drei Stufen: „unkritisch“, „kritisch“ und „sehr kritisch“. Als „sehr kritisch“ bewerten wir etwa, wenn Apps unverschlüsselt persönliche Daten übertragen.
Tipp: Je nach Einstellung sendet die Android-Version auch die Nutzungsstatistik an Google Analytics. Wenn Sie das nicht möchten, können Sie diese Funktion in der App unter „Einstellungen“ im Unterpunkt „Über“ deaktivieren.
Fazit: Sinnvolle Features, Datensendeverhalten kritisch
Die Zahnputz-App von Oral-B kann vor allem für technikaffine Menschen das Zähneputzen attraktiver machen. Sie bietet einige sinnvolle Features wie den Timer oder die Warnfunktion, wenn der Nutzer beim Reinigen der Zähne zu stark aufdrückt. Andere Funktionen können aber auch beim Putzen ablenken. Ärgerlich: Die getestete Version für Android-Smartphones gibt Daten an Dritte weiter, die für den Betrieb der App nicht notwendig sind.
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Es muss doch möglich sein einfache, "handbetriebene" Zahnbürsten zu testen. Es gibt unter diesen sehr grosse Qualitätsunterschiede. Ich habe bislang ein Model der Zahnbürste benutzt mit absolut herausragenden Gebrauchseigenschaften. Das Model wird leider nicht mehr produziert. Ein Test könnte den Hersteller dazu bewegen, dieses oder möglichst ähnliches erneut aufzulegen.