EMS ersetzt weder Ausdauersport noch Beweglichkeitstraining. Viele Menschen wollen mit EMS Muskeln aufbauen oder Rückenschmerzen lindern. Für sie lohnt sich EMS. Doch die elektrische Muskelstimulation hat ihre Grenzen: Sie unterstützt zwar den Fettabbau, die anregende Wirkung auf den Stoffwechsel ist aber, anders als manche Werbeversprechen glauben machen, kaum der Rede wert. Oft wird EMS überschätzt: Die Trainingsmethode kann zwar die allgemeine Fitness und auch die Körperhaltung verbessern, eignet sich aber weder als allein selig machende Lösung gegen Orangenhaut noch zur Gewichtsabnahme – oder gar als Schnellstraße auf dem Weg zur Topfigur.
Welche Chancen bietet EMS?
Beim konventionellen Krafttraining können Sportler zwei bis drei Muskelgruppen gleichzeitig trainieren – beim EMS sind es noch mehr. Die Kräftigung gelingt bis in tiefere Muskelschichten. Für den Rücken wirkt EMS überdurchschnittlich, kann verspannungsbedingten Schmerzen sowohl vorbeugen als sie auch nachweisbar lindern. Im Vergleich mit anderen Varianten des Krafttrainings kann EMS in kürzerer Zeit mehr bewirken. Es gilt: Je weniger trainiert ein Körper ist, desto schneller zeigen sich deutlichere Effekte.
Wer bietet EMS-Training an?
Nach Angaben der Branche ließen sich im Jahr 2018 rund 200 000 Menschen in Deutschland für das Ganzkörpertraining unter Strom setzen. Etwa 1 700 Fitnessstätten nutzen die Methode, rund 1 000 davon sind spezielle EMS-Studios. Die Stiftung Warentest hat das Trainingsangebot der sechs größten EMS-Ketten in Deutschland getestet. Fazit: Kein Anbieter ist in Topform (EMS-Studios im Test).
Welche Risiken birgt EMS?
Egal, wie groß die Ziele sind – das Training ist monoton, die Übungen variieren wenig. Das verleitet dazu, das Training zu unterschätzen. „Aber eine unsachgemäße Ganzkörper-EMS kann erheblichen gesundheitlichen Schaden anrichten“, warnt Völker. Zu intensives, zu langes und zu häufiges EMS-Training kann Muskulatur zerstören – im ungünstigsten Fall gleich in mehreren Muskelgruppen. Dies gilt allerdings für jedes herkömmliche Krafttraining auch. Durch übertriebenes Training können muskuläre Enzyme freigesetzt werden, die im Extremfall die Nierenfunktion beeinträchtigen. Die Risiken sind jedoch kalkulierbar – solange der Trainer sein Handwerk beherrscht, die Stromspannung angemessen zu justieren und die individuelle Belastbarkeit der Sportler zu berücksichtigen. Auch wichtig: Trainierende dürfen ihre Schmerzen nicht ignorieren, sondern sollten sie sofort dem Trainer mitteilen.
Für wen eignet sich EMS?
Wer ohnehin körperlich aktiv ist, kann mit dem kraftorientierten EMS-Training seinen Hobby- oder Leistungssport ergänzen und Muskeln aufbauen. Geeignet ist EMS auch für jene, die wenig Zeit haben. Wolfgang Kemmler, Sportökonom und Professor für Trainingswissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg, wundert sich, dass die EMS-Studios nicht ausdrücklich um ältere Kunden werben: „Viele Senioren machen zwar Ausdauersport wie Nordic Walking, Schwimmen oder Radfahren, vernachlässigen aber das Krafttraining. Dabei ist gerade im Alter Kraft und Funktionalität nötig, denn das hält selbstständig und bringt körperliche Sicherheit.“
Für wen eignet sich EMS nicht?
Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern hat Wolfgang Kemmler Branchenrichtlinien für EMS-Studios entwickelt. Sie schließen EMS beispielsweise aus für Schwangere und Menschen mit hochgradigem Diabetes, unbehandeltem Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Arteriosklerose, Krebs oder Herzschrittmachern. Auch Menschen mit Ödemen oder offenen Verletzungen sollten auf das EMS-Training besser verzichten.
Ist Muskelkater ein gutes Zeichen?
Da EMS viele auch tief liegende Muskelgruppen erreicht, bekommen Trainierende oft Muskelkater an Stellen, von denen sie gar nicht wussten, dass da ein Muskel sitzt. Muskelkater aber ist nichts Positives, sondern immer auch ein Hinweis auf eine Störung des Systems. Ein gutes Training kommt ohne Muskelschmerzen aus. Daher ist es wichtig, seine eigenen Grenzen zu kennen.
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Würde ich echt gerne mal testen
Ich hatte 2 Kaiserschnitt und jetzt immer wenn ich Sport mache habe ich so schmerzen in denn Muskeln wäre bestimmt was für mich