
Vanille oder Zitrone? In der Waffel oder im Becher? An heißen Tagen haben Eisverkäufer Hochkonjunktur. Doch Eisdielen fallen bei Lebensmittelkontrollen immer wieder durch Hygienemängel auf – und in Proben von Milcheis findet sich manchmal unzulässiges Pflanzenfett. Außerdem sind Farbstoffe nicht immer richtig gekennzeichnet. test.de sagt, worauf Sie beim Besuch einer Eisdiele achten sollten und gibt Tipps, welche Eissorten auch figurfreundlich sind.
Keime im Eis deuten auf Hygienemängel hin
Eisdielen gehören zu den Betrieben, die Lebensmittelkontrolleure regelmäßig unangemeldet besuchen. Dabei überprüfen die Überwacher unter anderem die Betriebshygiene sowie die Kennzeichnung des Speiseeises. Außerdem nehmen sie Proben, die ein Labor zum Beispiel auf Keime und Schadstoffe untersucht und beurteilt. Im vergangenen Jahr veröffentlichte etwa das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) die Untersuchungsergebnisse von 679 Speiseeisproben. Das Ergebnis: 125 Proben waren mikrobiologisch auffällig. Aber nur 47 Eisproben mussten beanstandet werden, weil die Gehalte an Hygienekeimen über dem festgelegten Warn- beziehungsweise Grenzwert lagen. Krankmachende Keime wie Salmonellen waren erfreulicherweise nicht nachweisbar. Frühere Veröffentlichungen anderer Untersuchungsämter und Labors kamen zu ähnlichen Ergebnissen: In Eis von Eisdielen sind erhöhte Keimzahlen immer wieder ein Problem. Gesundheitlich bedenklich sind die nachgewiesenen Keime in den allermeisten Fällen zwar nicht, doch sie deuten auf Hygienemängel in der Eisdiele hin.
Oft ist der Portionierer verunreinigt
Der Grund für die Keimbelastung liegt häufig in schlecht gereinigten Eisportionierern. Manche Eisverkäufer wischen sie nur mit einem Lappen ab oder tauchen sie in einen Becher mit Wasser. Darin können sich Erreger aber schnell verbreiten. Idealerweise sollte der Eisportionierer in fließendem Wasser aufbewahrt werden. Professionelle Eisdielen haben dafür mittlerweile spezielle Ablagebecken mit Wasserdurchfluss, die an die Wasserleitung angeschlossen sind. Schuld an Verunreinigungen kann aber auch mangelnde Personalhygiene sein: Waschen sich Eisverkäufer nicht gründlich die Hände, besteht die Gefahr, dass sie das Eis oder die Waffel beim Portionieren verunreinigen. Ein weiterer Ursprung können Zutaten wie Schokoladenstückchen sein, die nicht erhitzt werden, bevor sie in das Eis gelangen.
Welche Hygieneregeln Eisdielen beachten müssen
Eis ist ein sensibles Lebensmittel, und Eisdielen müssen gewährleisten, dass ihr Eis nicht mit Keimen verunreinigt wird. So sind beispielsweise Gesundheitsbescheinigungen und Schulungen für alle Mitarbeiter Pflicht. Hersteller dürfen nur pasteurisierte oder ultrahocherhitzte Milch zur Eisproduktion verwenden und müssen das Eis sofort auf minus 18 Grad Celsius herunterkühlen und auch bei dieser Temperatur lagern. Außerdem sollten Produktionsräume möglichst keine Durchgangsräume sein, und die Personaltoilette sollte nicht unmittelbar neben Räumen liegen, in denen Lebensmittel hergestellt oder gelagert werden. Die Mitarbeiter müssen beispielsweise regelmäßig die Kühl- und Tiefkühlreinrichtungen überprüfen und die Temperaturen dokumentieren. Für fahrbare Eisstände ist es besonders schwierig, die Hygieneanforderungen einzuhalten, da sie zum Beispiel nicht ans Wasser- und Abwassersystem angeschlossen sind. Außerdem brauchen sie moderne Kühlanlagen, die auch bei sommerlicher Hitze die vorgeschriebenen Temperaturen in der Eisvitrine erreichen.
Berufsverband akzeptiert keine Eiswagen als Mitglieder
Die Union der italienischen Speiseeishersteller, die etwa ein Drittel aller handwerklichen Betriebe in Deutschland vertritt, bietet ihren Mitgliedern eine Zusammenarbeit mit einem Hygieneinstitut an. Dieses hilft etwa durch Schulungen und regelmäßige Betreuung, die aktuellen Hygieneanforderungen umzusetzen. Die Verbandssprecherin sagte test.de, dass der größte Teil der Mitglieder dieses Angebot auch in Anspruch nehme. Außerdem würden sich die Hygienewerte kontinuierlich verbessern. Der Verband nimmt keine Eiswagen-Betreiber auf, da es schwierig für diese ist, die hygienischen Voraussetzungen im Wagen umzusetzen.
Farbstoffe sind nicht immer richtig gekennzeichnet
Ob Schlumpfeis oder „Blauer Engel“– manche Eissorten in der Eisdiele können ihre Farbe synthetischen Farbstoffen verdanken. Der Hersteller muss diese laut Zusatzstoff-Zulassungsverordnung für den Verbraucher auf einem Schild bei dem Speiseeis gut sichtbar kenntlich machen – etwa „Fruchteis Erdbeer – mit Farbstoff“. Alternativ kann er einen Aushang aller Zusatzstoffe machen oder eine schriftliche Liste anfertigen, die dem Kunden zugänglich ist und auf die in einem Aushang hingewiesen wird. 2013 untersuchte das LAVES in Niedersachsen 57 stark gefärbte Eisproben, darunter auch Waldmeister-, Pfefferminz- und Heidelbeereis. Bei 8 Proben fehlte die Angabe „mit Farbstoff“. Bei 7 weiteren Proben vermisste das Amt den seit fast vier Jahren vorgeschriebenen Warnhinweis für Azofarbstoffe: Sie stehen im Verdacht, bei Kindern zu Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefiziten zu führen. Enthält eine Eissorte Tartrazin (E 102), Azorubin (E 122) oder einen der vier weiteren Azofarbstoffe, muss der Hinweis „Kann Aktivität und Aufmerksamkeit bei Kindern beeinträchtigen“ darauf aufmerksam machen. Da die Azofarbstoffe gelb, orange und rot färben, sind Eissorten in diesen Farben und Mischfarben wie Grün oder Violett verdächtig – insbesondere, wenn die Farben knallig, poppig sind. Schlumpfeis dagegen lässt sich mit Azofarbstoffen nicht blau färben. Auch im Bundesweiten Überwachungsplan 2012, veröffentlicht vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, gab es ein Programm, das die Kennzeichnung von Azofarbstoffen – unter anderem in Speiseeis – untersucht hat. Es kam zu dem Ergebnis, dass in 36 von 281 Speiseeisproben mindestens ein Azofarbstoff enthalten war – sie stammten alle aus Eisdielen und aus Gaststätten. Fast zwei Drittel der Proben – 23 von 36 – waren nicht rechtskonform gekennzeichnet.
Milcheis enthält mitunter zu wenig Milch und unzulässiges Pflanzenfett
Vanille, Zabaione, Karamell – Milcheissorten müssen, wie der Name sagt, viel Milch enthalten: Minimum 70 Prozent. Das ist in den Leitsätzen für Speiseeis festgelegt. Pflanzliches Fett darf in Milcheis nicht verarbeitet sein – nur Milchfett, zum Beispiel aus Butter oder Sahne. Lebensmittelkontrolleure finden in Milcheis aus Eisdielen aber relativ häufig unzulässige Anteile an pflanzlichen Fetten sowie zu geringe Milchanteile. So beanstandete das LAVES im vergangenen Jahr 7 von 30 Proben Milcheis: Sie enthielten zu wenig Milch oder Fette, die nicht aus der Milch stammten – oder sogar beides. Auch bei einer älteren Untersuchung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen enthielt jede fünfte getestete Milcheisprobe Fremdfett.
Eine Kugel Eis hat bis zu 150 Kilokalorien
Mit Blick auf die gute Figur ist Milcheis ebenso wie Sahneeis nicht die erste Wahl. Im Vergleich zu Vanille-Sahneeis (bis zu 250 Kilokalorien und 17 Gramm Fett pro 100 Gramm) ist etwa Fruchteis (rund 80 Kilokalorien pro 100 Gramm, kein Fett) eine Alternative für alle Figurbewussten. Sie sollten außerdem wissen: Nüsse oder Schokolade im Eis erhöhen die Kalorienzahl. Diese liegt – berechnet auf eine mittelgroße Kugel von durchschnittlich 60 Gramm – je nach Sorte bei 50 bis 150 Kilokalorien. Der Zuckergehalt schwankt zwischen 12 und 15 Gramm pro Kugel – das entspricht drei bis vier Stück Würfelzucker.
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- Die Stiftung Warentest hat Frucht- und Wassereis getestet. Viele der 25 Produkte sind aromatisiert, echte Frucht bieten nur wenige. Und wahre Zuckerbomben gibts auch.
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- Eis selber machen, das geht einfach mit einer guten Eismaschine. Unser Test zeigt: Geräte mit Kompressor bereiten besseres Speiseeis zu als solche ohne Aktivkühler.
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- Einigen Lebensmitteln wird eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Die spielt sich oft im Kopf ab. Wir sagen, wie ein sinnliches Essen gelingt – etwa am Valentinstag.
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