Wer die Wahl hat, hat die Qual: Allein in Deutschland gibt es mehr als 350 Heilbäder und Kurorte. Auch im europäischen Ausland werden Kurwillige fündig. Es gibt:
- Mineral- und Thermalheilbäder,
- Moorheilbäder,
- heilklimatische Kurorte,
- Seeheilbäder und Seebäder,
- Kneippheilbäder und -kurorte,
- Felke- und Schrothkurorte,
- Heilbäder mit Heilstollen- und Radontherapie.
Kurgäste erhalten vor Ort medizinische Betreuung und ortstypische Heilmittel. Wohin es gehen soll, entscheiden Arzt und Patient nach der Diagnose. Am Kurort verschreibt der Kurarzt passende Anwendungen.
Baden in Moor, Schlamm und Sand
In Mineral- und Moorbädern werden die natürlichen Heilmittel des Bodens für die Behandlungen genutzt: Wasser und Heilgase sowie Peloide.
Peloide sind zum Beispiel Naturmoor, Fango, Schlamm und Kreide. Verrührt mit örtlichem Mineral- und Quellwasser und erhitzt auf 40 bis 48 Grad wird die Heilerde zur Therapie verschiedener Störungen der Gesundheit eingesetzt. Dazu gehören unter anderem Hautkrankheiten, Herz- und Kreislauferkrankungen und psychosomatische Erschöpfungszustände.
Daneben gibt es weitere Anwendungsformen: Moorkneten, Moortreten und die Moortrinkkur.
Bei Heilklimakuren tief durchatmen und auftanken
In heilklimatischen Kurorten ist die Luft besonders rein und das Klima gut für die Gesundheit. Umgeben von Wäldern, am Meer oder im Gebirge gelegen, zeichnen sich diese Orte durch eine Luft aus, die arm an Pollen, Feinstaub und Allergenen ist.
In der Klimatherapie werden Schon- und Reizklima unterschieden. Schonklima ist aufgrund erregerarmer Luft und geringer Temperaturschwankungen vor allem für Allergiker und Asthmatiker geeignet. Reizklima, etwa starker Wind, niedrige Temperaturen, hohe UV-Strahlung oder salzhaltige Luft stärken Herz, Kreislauf und Immunsystem.
Heilung finden an der Küste
Auch die maritime Luft in Seeheilbädern und Seebädern ist weitgehend frei von Pollen, Staub und Schadstoffen. Ihr Salzgehalt wirkt schleimlösend und entzündungshemmend auf die Atemwege. Weitere ortsspezifische Kurmittel sind das salzhaltige Meerwasser und Peloide wie Kreide und Sand.
Die heilende Kraft des Meeres wird zum Baden, Inhalieren und Trinken eingesetzt. Es wirkt bei vielen Erkrankungen. Das Meeresklima hilft Allergikern, Meerwasser-Trinkkuren bei Magen-Darm-Erkrankungen oder Gallenbeschwerden, Schlick- und Algenpackungen bei Akne und Schuppenflechte.
Kneipp: Der Wasserdoktor aus Wörishofen
In Deutschland gibt es mehr als 60 anerkannte Kneippheilbäder und -kurorte. Benannt sind sie nach dem Pfarrer Sebastian Kneipp, der Mitte des 19. Jahrhunderts sein Naturheilverfahren entwickelte: Er setzte auf Bäder, Wickel und Güsse. Sie sollen den Körper erfrischen, den Organismus beruhigen und ihn stabilisieren. Der Einsatz von Wasser als natürliches Heilmittel brachte Kneipp den Beinamen „Wasserdoktor“ ein. Am bekanntesten ist das Wassertreten. Die Kneipporte bieten darüber hinaus Waschungen, kalte und heiße Güsse, Wechselbäder und Taulaufen.
Die Kneippkur eignet sich bei einer Vielzahl von Beschwerden und Erkrankungen, zum Beispiel Stoffwechselstörungen und Verdauungsproblemen, Nieren- und Leberleiden und allgemeiner Abwehrschwäche.
Kuren nach Felke und Schroth
Die Felkekur geht auf den „Lehmpastor“ Emanuel Felke zurück. Er lebte im 19. Jahrhundert. Sein Naturheilverfahren setzt auf Massagen, Diäten und Lehmbäder und eignet sich bei Gicht, Allergien, Rheuma, Krampfadern, Kreislaufstörungen und Bluthochdruck.
Ziel der Schrothkur, die der ebenfalls im 19. Jahrhundert lebende Fuhrmann Johann Schroth entwickelte, ist die Entgiftung des Körpers. Das Herz der Schrothkur sind Dunstwickel. Hierbei wird der Körper über Nacht in feuchtkalte Tücher gepackt. Außerdem gibt es eine salzlose und eiweißarme Kost und abwechselnde Trink- und Trockentage. Unter Medizinern und Ernährungswissenschaftlern ist die Schrothkur umstritten.
Täglich zwei Stunden unter der Erde
Die Therapie in Heilstollen hilft bei Atemwegserkrankungen. Grund ist das Mikroklima in den Höhlen und Bergwerksstollen. Die Luft ist allergen- und staubarm und hat eine entzündungshemmende Wirkung. Außerdem ist sie sehr feucht und verdünnt das Sekret in den Bronchien. Patienten verbringen täglich zwei oder drei Stunden im Stollen.
Radon ist ein radioaktives Edelgas. Es kommt sowohl in natürlichen Gewässern als auch in Bergwerkstollen vor. Radonanwendungen gibt es in Form von Bädern, Inhalationen und Trinkkuren. Hauptanwendungsgebiete der Therapien sind Hautkrankheiten, rheumatische Beschwerden und Atemwegserkrankungen.
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@Südhof: Im Artikel geht es vornehmlich um die Kostenübernahme der Krankenkassen für eine Kur, am Rande um die Reha-Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung. Privat Versicherte schauen in die Bedingungen ihres Tarifes. Denn für welche Kuren in welchem Umfang der private Krankenversicherer die Kosten übernimmt, bestimmt allein der Tarif. Alle Versicherten können ihre Fragen auch an die unabhängige Patientenberatung stellen: 0800 011 77 22, www.unabhaengige-patientenberatung.de
(maa)
Kann ich mit dem Artikel auch etwas anfangen, wenn ich nicht Gesetzlich Versichert bin?
Ein paar wichtige Ergänzungen:
- Krebskranke mit Erstwohnsitz in Nordrhein-Westfalen wenden sich immer an die ArGe Krebs NRW http://www.argekrebsnw.de unabhängig, ob die Kranken- oder Rentenkasse leisten muss.
- Im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt ist oft eine "Anschlussheilbehandlung" empfehlenswert, die wie eine stationäre Reha funktioniert, aber ziemlich direkt nach der stationären Akutbehandlung angetreten werden muss. Noch auf Station informieren lassen!
- Viele private Krankenversicherungen decken Kuren nicht ab, die Anschlussheilbehandlung gibt es gar nicht. Wer kann, sollte das direkt bei der Versicherungswahl prüfen und in die Entscheidung mit einbeziehen.
@Antefix: Wer bereits in Rente ist, stellt seinen Antrag bei der Krankenkasse. Fehlläufer werden erfahrungsgemäß an den richtigen Versicherungsträger weitergeleitet. Sowohl in der großen Grafik auf Seite 70 als auch auf Seite 74 links unten stellen wir dar, wer bei der RV, wer bei der Krankenversicherung eine Reha beantragen kann und wie das geht. (TK)
Für eine Rehabilitation zwecks unbehinderter bzw. wiedererlangter Leistungserbringung am bestehenden Arbeitsplatz waren bisher die Rentenversicherungsträger zuständige Antragsempfänger. Erst ab (Antragstellung eines) Altersrentenbezugs werden die gesetzl. Krankenkassen vom RVT zuständig "gemacht". Berichtet der Heftaufmacher auch über -- wie zu überwindende -- Unterschiede bei diesen sozialrechtlichen Genehmigungsverfahren, die unter den zahlreichen Kassen gewiss unterschiedlich gehandhabt werden?