Einfach zur Kur

Die passende Kur finden

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Einfach zur Kur - Vom Antrag bis zur Erholung

Hévíz in Ungarn liegt an einem der größten Thermal­seen der Welt. © Fotolia / Andras Csontos

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Allein in Deutsch­land gibt es mehr als 350 Heilbäder und Kurorte. Auch im europäischen Ausland werden Kurwil­lige fündig. Es gibt:

  • Mineral- und Thermalheilbäder,
  • Moorheilbäder,
  • heilklimatische Kurorte,
  • Seeheilbäder und Seebäder,
  • Kneipp­heilbäder und -kurorte,
  • Felke- und Schroth­kur­orte,
  • Heilbäder mit Heil­stollen- und Radon­therapie.

Kurgäste erhalten vor Ort medizi­nische Betreuung und orts­typische Heil­mittel. Wohin es gehen soll, entscheiden Arzt und Patient nach der Diagnose. Am Kurort verschreibt der Kurarzt passende Anwendungen.

Baden in Moor, Schlamm und Sand

In Mineral- und Moorbädern werden die natürlichen Heil­mittel des Bodens für die Behand­lungen genutzt: Wasser und Heilgase sowie Peloide.

Peloide sind zum Beispiel Naturmoor, Fango, Schlamm und Kreide. Verrührt mit örtlichem Mineral- und Quell­wasser und erhitzt auf 40 bis 48 Grad wird die Heil­erde zur Therapie verschiedener Störungen der Gesundheit einge­setzt. Dazu gehören unter anderem Hautkrankheiten, Herz- und Kreis­lauf­erkrankungen und psycho­somatische Erschöpfungs­zustände.

Daneben gibt es weitere Anwendungs­formen: Moorkneten, Moor­treten und die Moortrinkkur.

Bei Heilklimakuren tief durch­atmen und auftanken

In heilklimatischen Kurorten ist die Luft besonders rein und das Klima gut für die Gesundheit. Umgeben von Wäldern, am Meer oder im Gebirge gelegen, zeichnen sich diese Orte durch eine Luft aus, die arm an Pollen, Fein­staub und All­ergenen ist.

In der Klima­therapie werden Schon- und Reizklima unterschieden. Schonklima ist aufgrund erreger­armer Luft und geringer Temperatur­schwankungen vor allem für Allergiker und Asth­matiker geeignet. Reizklima, etwa starker Wind, nied­rige Temperaturen, hohe UV-Strahlung oder salzhaltige Luft stärken Herz, Kreis­lauf und Immun­system.

Heilung finden an der Küste

Auch die maritime Luft in Seeheilbädern und Seebädern ist weit­gehend frei von Pollen, Staub und Schad­stoffen. Ihr Salz­gehalt wirkt schleimlösend und entzündungs­hemmend auf die Atemwege. Weitere orts­spezi­fische Kurmittel sind das salzhaltige Meer­wasser und Peloide wie Kreide und Sand.

Die heilende Kraft des Meeres wird zum Baden, Inhalieren und Trinken einge­setzt. Es wirkt bei vielen Erkrankungen. Das Meeresklima hilft Allergikern, Meer­wasser-Trinkkuren bei Magen-Darm-Erkrankungen oder Gallen­beschwerden, Schlick- und Algen­packungen bei Akne und Schuppenflechte.

Kneipp: Der Wasser­doktor aus Wörishofen

In Deutsch­land gibt es mehr als 60 anerkannte Kneipp­heilbäder und -kurorte. Benannt sind sie nach dem Pfarrer Sebastian Kneipp, der Mitte des 19. Jahr­hunderts sein Naturheil­verfahren entwickelte: Er setzte auf Bäder, ­Wickel und Güsse. Sie sollen den Körper erfrischen, den Organismus beruhigen und ihn stabilisieren. Der Einsatz von Wasser als natürliches Heil­mittel brachte Kneipp den Beinamen „Wasser­doktor“ ein. Am bekann­testen ist das Wasser­treten. Die Kneipporte bieten darüber hinaus Waschungen, kalte und heiße Güsse, Wechselbäder und Taulaufen.

Die Kneipp­kur eignet sich bei einer Vielzahl von Beschwerden und Erkrankungen, zum Beispiel Stoff­wechsel­störungen und Verdauungs­problemen, Nieren- und Leberleiden und allgemeiner Abwehr­schwäche.

Kuren nach Felke und Schroth

Die Felkekur geht auf den „Lehmpastor“ Emanuel Felke zurück. Er lebte im 19. Jahr­hundert. Sein Naturheil­verfahren setzt auf Massagen, Diäten und Lehmbäder und eignet sich bei Gicht, Allergien, Rheuma, Krampf­adern, Kreis­laufstörungen und Blut­hoch­druck.

Ziel der Schrothkur, die der ebenfalls im 19. Jahr­hundert lebende Fuhr­mann Johann Schroth entwickelte, ist die Entgiftung des Körpers. Das Herz der Schrothkur sind Dunst­wickel. Hierbei wird der Körper über Nacht in feucht­kalte Tücher gepackt. Außerdem gibt es eine salzlose und eiweiß­arme Kost und abwechselnde Trink- und Trockentage. Unter Medizinern und Ernährungs­wissenschaft­lern ist die Schrothkur umstritten.

Täglich zwei Stunden unter der Erde

Die Therapie in Heil­stollen hilft bei Atemwegserkrankungen. Grund ist das Mikroklima in den Höhlen und Berg­werks­stollen. Die Luft ist all­ergen- und staubarm und hat eine entzündungs­hemmende Wirkung. Außerdem ist sie sehr feucht und verdünnt das Sekret in den Bronchien. Patienten verbringen täglich zwei oder drei Stunden im Stollen.

Radon ist ein radio­aktives Edelgas. Es kommt sowohl in natürlichen Gewässern als auch in Berg­werk­stollen vor. Radon­anwen­dungen gibt es in Form von Bädern, Inhalationen und Trinkkuren. Haupt­anwendungs­gebiete der Therapien sind Hautkrankheiten, rheumatische Beschwerden und Atemwegs­erkrankungen.

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Profilbild Stiftung_Warentest am 12.10.2017 um 14:08 Uhr
Privat Versicherte

@Südhof: Im Artikel geht es vornehmlich um die Kostenübernahme der Krankenkassen für eine Kur, am Rande um die Reha-Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung. Privat Versicherte schauen in die Bedingungen ihres Tarifes. Denn für welche Kuren in welchem Umfang der private Krankenversicherer die Kosten übernimmt, bestimmt allein der Tarif. Alle Versicherten können ihre Fragen auch an die unabhängige Patientenberatung stellen: 0800 011 77 22, www.unabhaengige-patientenberatung.de
(maa)

Südhof am 11.10.2017 um 16:02 Uhr
Und Privat Versicherte?

Kann ich mit dem Artikel auch etwas anfangen, wenn ich nicht Gesetzlich Versichert bin?

tinne am 26.06.2017 um 22:44 Uhr
Krebs NRW, AHB, Privatversicherte

Ein paar wichtige Ergänzungen:
- Krebskranke mit Erstwohnsitz in Nordrhein-Westfalen wenden sich immer an die ArGe Krebs NRW http://www.argekrebsnw.de unabhängig, ob die Kranken- oder Rentenkasse leisten muss.
- Im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt ist oft eine "Anschlussheilbehandlung" empfehlenswert, die wie eine stationäre Reha funktioniert, aber ziemlich direkt nach der stationären Akutbehandlung angetreten werden muss. Noch auf Station informieren lassen!
- Viele private Krankenversicherungen decken Kuren nicht ab, die Anschlussheilbehandlung gibt es gar nicht. Wer kann, sollte das direkt bei der Versicherungswahl prüfen und in die Entscheidung mit einbeziehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 21.06.2017 um 14:28 Uhr
Rentner

@Antefix: Wer bereits in Rente ist, stellt seinen Antrag bei der Krankenkasse. Fehlläufer werden erfahrungsgemäß an den richtigen Versicherungsträger weitergeleitet. Sowohl in der großen Grafik auf Seite 70 als auch auf Seite 74 links unten stellen wir dar, wer bei der RV, wer bei der Krankenversicherung eine Reha beantragen kann und wie das geht. (TK)

Antefix am 21.06.2017 um 12:47 Uhr
Reha für Rentner ?

Für eine Rehabilitation zwecks unbehinderter bzw. wiedererlangter Leistungserbringung am bestehenden Arbeitsplatz waren bisher die Rentenversicherungsträger zuständige Antragsempfänger. Erst ab (Antragstellung eines) Altersrentenbezugs werden die gesetzl. Krankenkassen vom RVT zuständig "gemacht". Berichtet der Heftaufmacher auch über -- wie zu überwindende -- Unterschiede bei diesen sozialrechtlichen Genehmigungsverfahren, die unter den zahlreichen Kassen gewiss unterschiedlich gehandhabt werden?