
Fast jeder Bauherr packt selbst mit an. Finanzielle Vorteile bringt das längst nicht immer. Wer sich verkalkuliert, zahlt am Ende sogar drauf.
Wände streichen, Fußböden verlegen, tapezieren, Bäder fliesen, – geht es darum, am eigenen Haus mitzubauen, trauen sich die Deutschen einiges zu. Warum auch nicht? Was der Bauherr selbst erledigt, muss er nicht bezahlen. Belohnt dann auch noch die Bank so viel Engagement mit günstigeren Konditionen, ist alles in Butter. Eigentlich.
Die Praxis sieht anders aus. Kaum noch ein Geldhaus akzeptiert die „Muskelhypothek“ als Ersatz für fehlendes Eigenkapital. Außerdem überbewerten schuftende Häuslebauer sie oft. Drei Viertel von ihnen sparen durch ihren oft sehr zeitintensiven Einsatz nicht mehr als 15 000 Euro, fand der Bauherrenschutzbund heraus. Damit sich die Plackerei lohnt, sollten Heimwerker einige Risiken beachten – und die richtigen Konsequenzen ziehen.
Risiko 1: Baupfusch führt zu Schäden
Nicht jede Arbeit ist für durchschnittlich begabte Bauherren geeignet. Laien können mit etwas Übung malern und tapezieren, Fliesen oder Laminat legen sowie Wege, Zufahrten und den Garten anlegen. Fenster, Türen oder Treppen einzubauen ist dagegen nur etwas für geübte Heimwerker. Selbst die sind meist überfordert, wenn es um die Haustechnik geht. Hier kommen allenfalls Tätigkeiten wie das Aufstemmen von Wänden infrage. An die Installation von Elektrik sowie Heizungs- und Sanitärtechnik sollte sich der Bauherr dagegen nur wagen, wenn er vom Fach ist. Wer trotzdem meint, er müsse etwa seinen Keller in Eigenregie abdichten, riskiert Feuchteschäden und muss damit rechnen, dass sich bald Schimmel breitmacht. Gleiches gilt fürs Dach. Das Prinzip „Augen zu und durch“ führt fast immer zu Baumängeln, die teure Nachbesserungen erfordern.
Tipp: Sind spezielle Vorschriften und Regelwerke zu beachten, lassen Sie besser die Finger davon. Gerade Laien sollten weniger am Rohbau, sondern eher beim Innenausbau mitanpacken.
Risiko 2: Spareffekt verpufft
Will der Bauherr selbst Hand anlegen, informiert er am besten frühzeitig den Architekten, Bauunternehmer oder Bauträger und vereinbart schriftlich, welche Arbeiten er wann selbst erledigen wird. Die Punkte sollten Teil des Vertrags sein. Vorher gilt es jedoch zu prüfen, ob sich der Arbeitseifer wirklich lohnt. Der Bauherr sollte sich von der Baufirma einen Kostenplan geben lassen, aus dem das Verhältnis von Lohn- und Materialkosten hervorgeht. Arbeiten mit hohem Lohnanteil schlagen als Ersparnis voll zu Buche. Beim Materialeinkauf kann dagegen kaum ein Bauherr mit Handwerkerfirmen mithalten. Sie bekommen im Fachhandel deutlich höhere Rabatte als Privatleute im Baumarkt.
Außerdem sollte sich der Bauherr erkundigen, welche Gutschriften er für seine Arbeiten bekommt. Aufpassen: Diese sind oft geringer als der Wert der Eigenleistung. Zudem muss er die eigenen Kosten abziehen. Ist teures Material erforderlich? Braucht er Spezialwerkzeug? Sind Bauhelfer zu versichern?
Tipp: Konzentrieren Sie sich auf Arbeiten mit einem hohen Lohnanteil.
Risiko 3: Bau verzögert sich
Wer sich im Raum München für 275 000 Euro ein 140 Quadratmeter großes Eigenheim bauen lässt, kann mit Eigenleistungen laut Verband privater Bauherren (VPB) bis zu 25 000 Euro sparen. Dafür muss er rund 850 Stunden auf der Baustelle schuften. Das entspricht mehr als 20 Wochen Vollzeitarbeit. Für Menschen, die nur am Wochenende oder im Urlaub Zeit haben, ist das kaum zu schaffen.
Einiges lässt sich mit Wochenendarbeit aber doch bewerkstelligen. Wer den Garten selbst anlegt, sollte laut VPB etwa 30 bis 45 Arbeitsstunden veranschlagen. Dafür winkt ein Sparpotenzial von 1 400 bis 2 200 Euro. Malern und Tapezieren dauert je nach Haus 125 bis 190 Stunden und spart bis zu 7 800 Euro. Wer Fußböden selbst verlegt, muss 40 bis 90 Stunden investieren – statt 1 700 bis 3 900 Euro. Fliesen selbst anzubringen, verschlingt rund 100 Stunden und erspart Kosten von 4 200 Euro.
Achtung: Wer mit der Arbeit nicht zum vereinbarten Zeitpunkt fertig wird, behindert den Bauablauf und muss mit erheblichen Mehrkosten rechnen.
Tipp: Kalkulieren Sie Ihr Zeitbudget realistisch. Erlaubt es Ihre Arbeitszeit wirklich, nach Feierabend noch auf der Baustelle zu rackern? Beachten Sie, dass Laien viel langsamer arbeiten. Sie schaffen in derselben Zeit maximal zwei Drittel dessen, was ein Profi bewältigt – realistischer sind ein Viertel bis die Hälfte.
Risiko 4: Bauablauf wird gestört
In der Praxis verursacht es vor allem Probleme, Eigenleistungen in den Bauablauf einzutakten. Wann kann der Heimwerker beginnen, wann muss er fertig sein, was genau tun? „Die vertragliche Vereinbarung über Eigenleistungen ist meist allgemein gehalten“, sagt der Berliner Rechtsanwalt Holger Freitag. Er berät Bauherren in Streitfällen. „Wollte man jedes Detail regeln, würde der Vertrag nur unnötig aufgebläht.“ Zudem müsste der Bauherr dafür auf eigene Kosten einen Experten hinzuziehen.
Nicht selten passiert es, dass Laien Tätigkeiten „vergessen“. Sie übersehen etwa, dass zu Malerarbeiten auch das Verspachteln der Trockenbauplatten gehört, oder dass Installationsschlitze nach dem Verlegen der Elektroleitungen wieder zu schließen sind. Solche Punkte sollten in der Bau- und Leistungsbeschreibung enthalten sein. Ist nicht klar, wer wofür zuständig ist, geraten sich beide Seiten oft in die Haare. Das führt zu Verzögerungen und juristischen Scharmützeln.
Tipp: Zeigen Sie sich gegenüber dem Vertragspartner kompromissbereit. Informieren Sie sich rechtzeitig in der Bau- und Leistungsbeschreibung, welche Tätigkeiten Ihre Eigenleistung umfasst. Vermeiden Sie Arbeiten, auf die weitere Gewerke folgen.
Risiko 5: Verlust wichtiger Ansprüche
Für Arbeiten, die er selbst ausführt, haftet der Bauherr. Richtet er Schäden an, kann er weder verlangen, dass die Baufirma sie beseitigt, noch stehen ihm Ansprüche auf Gewährleistung zu. Damit nicht genug: Hat der Bauherr zum Beispiel beim Verlegen von Fliesen den Schallschutz nicht beachtet, kann unter Umständen der Nachbar Schadenersatz verlangen. Um selbst kein Haftungsrisiko einzugehen, besteht die Baufirma in aller Regel vor Beginn der Eigenleistungen auf eine Zwischenabnahme. Der Bauherr soll dem Unternehmer bestätigen, dass dieser bislang korrekt gearbeitet hat. Um nicht auf Kosten für Schäden sitzenzubleiben, die er nicht verursacht hat, sollte der Bauherr Abnahmen sehr ernst nehmen.
Tipp: Bereiten Sie sich gewissenhaft vor und nennen Sie zum Abnahmetermin alle Mängel, die Sie gefunden haben. Damit Sie nichts Wichtiges übersehen, empfiehlt es sich, bereits vor Baubeginn einen unabhängigen Sachverständigen zu beauftragen, wie sie etwa Verbraucherverbände ihren Mitgliedern vermitteln. Dieser Sachverständige kontrolliert nicht nur die Arbeit der Handwerker, sondern kann auch in Sachen Eigenleistungen wertvolle Hinweise geben. Eine Investition, die sich allemal lohnt.

Stiftung Warentest, Baupfusch. Erkennen, reklamieren, sanieren. 240 Seiten, 24,90 Euro.
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