Arbeit statt Geld – so wollen auch Häuslebauer mit wenig Eigenkapital ans Ziel kommen. Doch die Selbsthilfe am Bau birgt einige Tücken.
Die Vorstellung ist verlockend, insbesondere für junge Familien mit wenig Vermögen und viel Energie: Statt jahrelang Kapital anzusparen und in der engen Mietwohnung zu bleiben, lieber einige Monate hart arbeiten und gleich ins Traumhaus einziehen.
Die Rechnung, die Hausanbieter aufmachen, ist einfach: Kostet ein Haus zum Beispiel 180 000 Euro, verlangt die Bank in der Regel 36 000 Euro Eigenkapital (20 Prozent). Wer das nicht hat, kann einen Teil oder sogar die gesamte Summe durch Eigenleistung ersetzen.
In der Regel erkennt die Bank bis zu 15 Prozent der gesamten Baukosten als Eigenleistung an – das ist die so genannte Muskelhypothek. Statt 36 000 Euro muss der Bauherr also nur noch 9 000 Euro Eigenkapital nachweisen, um einen Kredit von der Bank zu bekommen.
„Der Markt ist da“, meint Gerd Maubach vom Verband Europäischer Selbstbau. „Nicht umsonst bieten inzwischen alle namhaften Hausanbieter Eigenleistungen an.“ Doch bei der Kalkulation der Eigenleistung überschätzen sich die Bauherren meist gewaltig.
Dazu tragen die Anbieter bei, die den Vertrag unter Dach und Fach bringen wollen. „Wird bei den Vertragsgesprächen sichtbar, dass das Eigenkapital zu gering oder gar nicht vorhanden ist, dann werden dem Bauherrn 'Eigenleistungsmodelle' vorgetragen, die weder die fachlichen noch zeitlichen Möglichkeiten berücksichtigen. Das Angebot wird 'passend' gestaltet, damit die Gesamtfinanzierung nicht in Gefahr gerät“, warnt Andreas Raschke vom Bauherren-Schutzbund.
Realistisch bleiben
Wer Eigenleistungen übernehmen möchte, sollte abwägen, was er schaffen kann und was nicht. Zwar versprechen die Anbieter so genannter Selbstbauhäuser bei einem durchschnittlichen 120-Quadratmeter-Haus ein Einsparpotenzial von bis zu 40 000 Euro. Dafür muss die Bauherrenfamilie aber mindestens 9 bis 12 Monate jedes Wochenende, jeden Feierabend und zirka ein bis zwei Jahresurlaube auf der Baustelle harte körperliche Arbeit leisten.
Alternativ zu komplett selbst gebauten Häusern gibt es so genannte Ausbauhäuser. Sie sind von außen fix und fertig, den Innenausbau übernimmt der Bauherr je nach gewählter Ausbaustufe ganz oder teilweise in Eigenregie.
„Am Ende hat der Selberbauer ein qualitativ besseres Haus“, ist Maubach überzeugt. „Denn im Gegensatz zum Bauunternehmer dreht er jeden Stein fünfmal um.“
Wichtig ist , dass die Eigenleistungen von einem Fachmann begleitet werden. „Nur er kann rechtzeitig Fehler erkennen, etwa ob die Nähte in der Dampffolie alle in Ordnung sind“, sagt Maubach. Undichte Dampffolien über der Dämmung sind häufig die Ursache für schimmelige Wände.
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