Wo Eichen wachsen, droht ab Ende April Gefahr durch Raupen des Eichenprozessionsspinners. Er ist bundesweit verbreitet. Wir sagen, wie man ihn erkennt und sich schützt.
Verbreitung und Bekämpfung
Von Juckreiz bis zum allergischen Schock
Der Eichenprozessionsspinner ist ein heimischer Schmetterling. Seine Raupen ernähren sich von Eichenblättern. Gefährlich werden die Raupen ab Ende April bis Anfang Mai, wenn sie Brennhaare bilden, die das Nesselgift Thaumetopoein enthalten. Die feinen Haare brechen leicht, können mit dem Wind hunderte Meter weit fliegen und sich über Widerhaken auf der Haut von Mensch und Tier festsetzen. Der Kontakt verursacht teils heftige gesundheitliche Beschwerden wie Juckreiz und Hautausschlag, Augenentzündungen, Atemnot und in seltenen Fällen auch allergische Schocks.
Das Risiko bleibt jahrelang
Das Risiko steigt bis Ende Juni: Bis dahin wachsen immer mehr und längere Gifthaare. Die Raupen legen Gespinstnester am Stamm und in Astgabelungen an, die sie in langen Reihen zur Nahrungsaufnahme verlassen (mehr zur Raupenentwicklung im Steckbrief Eichenprozessionsspinner). Ungefähr im Juli verpuppen sich die Raupen, doch die Brennhaare sind noch jahrelang gefährlich: Sie bleiben mit alten Larvenhäuten in den Nestern der Raupen im Unterholz oder an Eichenbäumen zurück. Die Brennhaare verlieren ihre allergische Wirkung nicht, so dass ihre Gefahr noch über Jahre erhalten bleibt.
Mildes Klima begünstigt rasante Ausbreitung
Der wärmeliebende Eichenprozessionsspinner breitet sich in Deutschland rasant aus. Laut Julius-Kühn-Institut (JKI) profitiert er vom Klimawandel. Besonders starke Populationen werden laut Naturschutzbund Deutschland (NABU) beobachtet, wenn in den Frühjahrsmonaten mildes Wetter herrscht und der Spätsommer sehr sonnig sowie wenig regnerisch und wenig windig ist.
Freistehende Eichen sind auch betroffen
Der Schädling kommt nach Angaben des JKI mittlerweile bundesweit vor. Die Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sind besonders betroffen. Die Raupe befällt sowohl freistehende Eichen in Siedlungsnähe als auch in Wäldern. Problematisch ist es besonders, wenn städtische Grünanlagen wie Parks, Alleen, Sport- und Spielplätze, Schulhöfe, private Gärten oder Campingplätze betroffen sind.
Raupen absaugen oder chemisch bekämpfen
Es ist schwierig und aufwendig, den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen. Seine natürlichen Feinde – bestimmte Insekten oder der Kuckuck – kommen gegen die Larven-Invasionen nicht an. Bei der Bekämpfung kommt es laut JKI darauf an, wo befallene Eichen stehen:
Kommt der Eichenprozessionsspinner im Forst vor, ist die Bekämpfung eine Maßnahme des Pflanzenschutzes in Wäldern, bei der es darum geht, die Eichenbestände zu erhalten. Hierfür sind in Deutschland unter bestimmten Umständen wenige Insektizide zugelassen. Zuständig sind die Pflanzenschutzdienste der einzelnen Bundesländer.
Sind Parks, Gärten, Alleen und anderes öffentliches Grün betroffen, steht der Aspekt des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung vor den Brennhaaren im Vordergrund. Zuständig sind die Kommunen beziehungsweise Eigentümer der betroffenen Grundflächen. Sie können die Raupennester einzeln von Spezialisten absaugen lassen. Außerdem ist der Einsatz von Bioziden möglich. Derzeit sind zwei verschiedene Biozide zur Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners zugelassen. Wichtig ist: Die Mittel sollten noch vor dem dritten Larvenstadium eingesetzt werden.
Warum sich die Ausbreitung schwer stoppen lässt
Laut JKI präferieren viele Kommunen im öffentlichen Grün das Absaugen der Nester, was zu hohen Kosten führt. Oder sie sperren befallene Areale lediglich ab. Werden aber keine Maßnahmen ergriffen oder die Nester zu spät abgesaugt, können sich die Falter ab Juli ungehindert fortpflanzen und weitere Areale besiedeln. Ausbreiten kann sich der Schädling auch am Rand von Wäldern, die mit Insektiziden behandelt werden: Denn dabei müssen teils Abstände von mindestens 25 Metern zum Waldrand eingehalten werden, so dass ein Teil der Befallsareale zwangsläufig unbehandelt bleibt.
Ganze Waldbestände können absterben
Für die Eichen ist der Schaden bei einem einmaligen Kahlfraß der Blätter durch die Raupen gering. Fressen sie aber wiederholt die Krone kahl und kommen weitere Schädlinge wie der Schwammspinner hinzu, werden die Bäume stark geschwächt. Das kann zum Absterben einzelner Bäume bis hin zu ganzen Waldbeständen führen. Der Einsatz von Insektiziden im Forst wird laut JKI erst dann erwogen, wenn gleichzeitig weitere Eichen-Schädlinge auftreten und der Baumbestand existenziell gefährdet ist. Naturschutzorganisationen wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) warnen, dass die Mittel gegen die Eichenprozessionsspinner in das ökologische Gefüge eingriffen. Vereinzelt gibt es laut Medienberichten Versuche, natürliche Fressfeinde der Raupen wie Kohlmeisen in der Nähe von Eichen anzusiedeln, die die Raupen verzehren, solange sie noch keine Brennhaare ausgebildet haben.
So schützen Sie sich vor den Brennhaaren
Befallene Eichen erkennen. Bei genauem Hinsehen fallen weiß-graue Gespinstnester auf. Einige Eichen haben kahl gefressene Äste, an denen Blattgerippe hängen. Wenn Sie befallene Bäume entdecken, informieren Sie das örtliche Straßen- oder Grünflächenamt.
Befallene Gebiete meiden. Gehen Sie nicht in Parks und Wäldern spazieren, in denen befallene Eichen stehen. Falls Sie eine Durchquerung nicht vermeiden können: Bedecken Sie Nacken, Hals und Unterarme. Setzen Sie sich nicht ins Gras oder auf den Boden. Hängen Sie in befallenen Gebieten keine Wäsche draußen auf.
Raupen und Nester nicht berühren. Die giftigen Brennhaare der Raupen und der Larvenhäute in den Nestern können Beschwerden auslösen wie starken Juckreiz, Atemnot bis hin zum allergischen Schock. Die Härchen können für Menschen und auch Tiere mehrere Jahre lang gefährlich bleiben.
Bei Kontakt beachten. Wenn Sie mit Haaren des Schädlings in Berührung gekommen sind, sollten Sie sofort duschen und die Haare waschen. Waschen Sie auch die Kleidung und säubern Sie Ihre Schuhe. Die feinen Härchen lassen sich manchmal auch mit Klebestreifen entfernen. Sind die Augen betroffen, spülen Sie diese mit Wasser. Gehen Sie zum Arzt, wenn die Haare bei Ihnen Hautausschlag, Bindehautentzündung, Atemnot oder andere allergische Reaktionen verursacht haben. Antihistaminika und kortisonhaltige Salben können die Symptome lindern.
Nester von Fachleuten entfernen lassen. Es ist riskant, die Nester zu entfernen. Wer kein Fachmann ist, sollte das unbedingt lassen. Versuchen Sie nicht, Nester mit einem Wasserstrahl zu zerstören oder abzubrennen, da sich die Brennhaare dabei stark verwirbeln und verbreiten können. Wenden Sie sich bei Bedarf immer an Fachbetriebe wie Schädlingsbekämpfer oder Baumpfleger, die Erfahrung in der Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners haben.
Haustiere kontrollieren. Bei Haus- und Nutztieren können sich die Gifthaare im Fell festsetzen. Als besonders gefährdet gelten Tiere, die in der Nähe befallener Bäume herumlaufen oder weiden wie Hunde, Pferde und Rinder. Besitzer sollten darauf achten, dass ihre Tiere sich möglichst nicht in befallenen Gebieten aufhalten und auch kein Gras von dort fressen. Bei Krankheitssymptomen wie Schwellungen und Atemnot ist der Tierarzt gefragt.
Nahrung: Hauptsächlich Eichenblätter, seltener auch Blätter anderer Baumarten wie Buche oder Birke. Die Raupen können ganze Bäume kahl fressen, so dass zum Teil nur die Blattgerippe übrig bleiben.
Die Larven: Die Raupen durchlaufen insgesamt sechs Larvenstadien. Nach jedem Larvenstadium werfen sie ihre alte Haut ab. Ab dem dritten Larvenstadium – meist Anfang Mai – entwickeln sie Brennhaare mit giftigem Thaumetopein. Mit jedem weiteren Larvenstadium nimmt die Zahl und Länge der Brennhaare zu. Die Raupen ziehen sich tagsüber und zur Häutung in ihre Gespinstnester zurück, die bis zu einem Meter lang sind und an Stämmen und Astgabeln haften. Gegen Abend machen sich die Raupen in Gruppen von bis zu 30 Individuen prozessionsartig auf Nahrungssuche. Die Larven werden bis zu 4 Zentimeter lang. Ihr Körper ist erst gelblich-braun, später überwiegend bläulich-schwarz gefärbt. Er ist dicht besetzt mit weißen Haaren, die sehr leicht abbrechen.
Die Puppen: Ab Mitte bis Ende Juni verpuppen sich die Raupen in Kokons, die sich dicht aneinanderdrängen. Diese Puppenruhe dauert drei bis sechs Wochen.
Der Schmetterling: Etwa Ende Juli entwickeln sich aus den Puppen Schmetterlinge, die bis in den September während der Nachtstunden umherschwärmen. Sie sind etwa 2,5 bis 3 Zentimeter groß, haben graubraune bis gelbgraue Vorderflügel und weißgraue Hinterflügel. Die Weibchen legen im Spätsommer durchschnittlich 150 Eier in länglichen Gelegen an Baumkronen von Eichen ab. Daraus entwickeln sich noch im Herbst Jungraupen, die im Ei überwintern. Im Frühjahr des Folgejahres schlüpfen sie als Larven.
Natürliche Feinde: Räuberisch lebende Insekten wie Raupenfliegen, Schlupfwespen oder der Puppenräuber-Käfer, auch Vögel wie der Kuckuck.
Kritisch für den Menschen: Die Brennhaare enthalten giftiges Thaumetopein, das beim Menschen Beschwerden bis hin zu Atemnot auslösen kann.
Kritisch für die Umwelt: Befallene Eichen können sich zunächst meist gut regenerieren, auch weil sie mehrfach austreiben. Die Eichen können aber absterben, wenn sie wiederholt kahl gefressen werden, vorgeschädigt sind oder zusätzlich noch von anderen Schädlingen heimgesucht werden.
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