
Grafikkarten. Die Nachfrage nach ihnen ist wegen des Krypto-Booms gestiegen. © Stiftung Warentest
Die Tech-Branche ist Motor des langjährigen Aktienbooms. Sollte man jetzt noch auf Apple, Microsoft und Co setzen?
Erinnerungen an Dotcom-Blase
Technologieblase – war da mal was? Erfahrene Anlegerinnen und Anleger erinnern sich noch lebhaft an die Börseneuphorie zur Jahrtausendwende und an die Blase bei neu gegründeten Dotcom-Unternehmen. Damals stiegen die Aktienkurse von Firmen, die irgendetwas mit dem Internet zu tun hatten, in so irrationale Höhen, dass der Markt anschließend völlig einbrach. Wir zeigen, welche Parallelen und Unterschiede es zur aktuellen Situation gibt und wie Interessierte mit vertretbarem Risiko in die Technologiebranche investieren können.
Software, Hardware, Mikrochips
Anlegende müssen sich nicht mit Geschäftsmodellen und Bilanzen befassen, wenn sie gezielt auf eine bestimmte Branche setzen wollen. Ein passender ETF tut es auch. Der wichtigste Weltindex für Technologieunternehmen ist der MSCI World Information Technology. Er enthält rund 190 Aktien mit den aktuell wichtigsten Unternehmen aus der Informationstechnologie. Dominiert wird der Index von Apple und Microsoft, die zusammen einen Anteil von fast 38 Prozent ausmachen. Daneben gibt es eine vielfältige Mischung aus Mikrochip-Produzenten, elektronischen Zahlungsdienstleistern, Datenlieferanten sowie Soft- und Hardwareanbietern unterschiedlicher Couleur.
Schwellenländer nicht im Index vertreten
Der Index beschränkt sich auf Aktien aus Industrieländern. Wichtige Technologieunternehmen aus Schwellenländern wie China, Indien, Südkorea oder Taiwan sind in ihm nicht vertreten. Es fehlt beispielsweise der Weltkonzern Taiwan Semiconductor, der für die globale Mikrochipproduktion von enormer Bedeutung ist. Selbst die bekanntesten Internetfirmen wie Alphabet (Google) und Meta (Facebook) suchen Anlegerinnen und Anleger im globalen Technologieindex vergeblich, da sie von MSCI in anderen Indizes geführt werden.
Überraschende Brancheneinordnung
Die Einordnung in bestimmte Branchen folgt manchmal anderen Regeln, als Normalanleger sich das vorstellen. So zählt Amazon bei MSCI zu den Unternehmen, die ihr Geld mit langlebigen Konsumgütern verdienen und findet sich daher im Index MSCI World Consumer Discretionary in Gesellschaft von Automobilherstellern, Sportartikelproduzenten und Baumarktketten wieder.
Google und Facebook stehen dagegen unter ihren Konzernbezeichnungen Alphabet und Meta Platforms im Branchenindex für Kommunikationsdienstleistungen (MSCI World Communication Services). Dort sind neben Telekommunikationskonzernen wie Verizon und T-Mobile etwa auch Disney und Netflix gelistet. Für die hier genannten Branchenindizes gibt es ebenfalls ETF-Angebote (siehe unseren großen Fondsvergleich).
Apple bricht alle Börsenrekorde
Apple ist der mit Abstand wertvollste Börsenkonzern der Welt. Kürzlich hat der iPhone-Produzent sogar die Marke von 3 Billionen US-Dollar – etwa 2,7 Billionen Euro – geknackt. Nach dem zwischenzeitlichen Kursrückgang liegt er nun deutlich darunter. Zum Vergleich: Die 40 im deutschen Aktienindex Dax enthaltenen Unternehmen bringen es zusammen auf einen Börsenwert von „nur“ rund 1,6 Billionen Euro.
Man kann sich darüber streiten, ob das US-Unternehmen die gigantische Börsenbewertung rechtfertigt. Angesichts seiner überragenden Marktposition und einer riesigen Fangemeinde rund um den Globus ist ein gehöriger Preisaufschlag an der Börse zumindest nachvollziehbar.
Gleiches gilt für Microsoft, das wie Apple in seinem Geschäftsfeld nahezu unangreifbar wirkt. Im Gegensatz zu vielen klassischen Unternehmen haben beide Konzerne nicht unter der Corona-Krise gelitten, sondern ihre Stellung sogar ausbauen können.
Andere Situation als im Jahr 2000
Auch nach den deutlichen Kursverlusten seit Jahresbeginn können Aktiengesellschaften aus der IT-Branche auf teilweise traumhafte Renditen zurückblicken. Ein Vergleich mit der Dotcomblase im Jahr 2000, die in Deutschland vor allem den „Neuen Markt“ betraf, ist dennoch nicht angebracht. Damals waren viele Firmen nicht mehr als Luftnummern. Selbst bei den Unternehmen mit Substanz hatte sich die Kursentwicklung oft völlig von den wirtschaftlichen Fakten entkoppelt.
IT-Aktien sind hoch bewertet
Die Bedeutung der IT-Branche hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten so stark zugenommen, dass ihre Dominanz in den Börsenindizes nicht überrascht. Doch Anleger sollten nicht leichtsinnig werden. Nach klassischen Bewertungsmaßstäben sind IT-Aktien inzwischen ziemlich teuer. Das betrifft etwa das Verhältnis des Börsenwerts zum jährlichen Gewinn oder zum Buchwert, der das Vermögen und die Schulden eines Unternehmens widerspiegelt.
Vor dem Kauf unbedingt abwägen
Mit einem ETF auf den MSCI World Information Technology können Anlegerinnen und Anleger darauf setzen, dass Technologieaktien künftig besser laufen werden als der Gesamtmarkt. Das ist reizvoll, aber riskant. Einerseits hat die IT-Branche zweifellos riesiges Potenzial. Der digitale Wandel in Industrie und Handel ist in vollem Gange, künstliche Intelligenz weit mehr als ein Schlagwort. Die großen IT-Unternehmen haben also gute Wachstumschancen. Andererseits sind in den Aktienkursen bereits hohe Erwartungen an die Geschäftsentwicklung eingepreist. Das heißt, die Umsätze sollten noch stärker zulegen, die Unternehmensgewinne noch mehr sprudeln als in der Vergangenheit.
IT-Unternehmen knausern mit Dividenden
Wenn nicht, sind böse Überraschungen absehbar. Selbst kleine Rückschläge in den regelmäßigen Quartalsberichten können einen kräftigen Kursrutsch der betreffenden Aktien auslösen. Dazu kommt, dass IT-Unternehmen oft keine oder nur sehr geringe Dividenden zahlen. MSCI nennt als durchschnittliche Indexrendite 0,74 Prozent. Im MSCI World liegt die Dividendenrendite um fast einen Prozentpunkt höher.
Und noch etwas sollten Anleger bedenken: Wer einen klassischen Welt-ETF mit einem ETF auf die IT-Branche kombiniert, setzt teilweise aufs gleiche Pferd, denn Apple, Microsoft und die anderen IT-Riesen sind bereits in den breiten Weltindizes überrepräsentiert.
Nasdaq 100 als mögliche Alternative
Für Anlegerinnen und Anleger, die das Klumpenrisiko ein wenig senken wollen, kommt ein ETF auf den US-Index Nasdaq 100 infrage. Er enthält ebenfalls alle großen IT-Konzerne, daneben aber auch viele Unternehmen aus anderen Branchen. Zwar haben auch hier die Top-10-Aktien einen Anteil von mehr als 50 Prozent, aber Apple und Microsoft sind deutlich geringer gewichtet als im globalen IT-Index von MSCI. Der Einwand, mit dem Nasdaq 100 nicht auf die ganze Welt, sondern fast nur auf die Vereinigten Staaten zu setzen, ist nicht überzeugend. Im MSCI World Information Technology liegt der US-Anteil ebenfalls nahe 90 Prozent.
Neben Technologie auch Kaffee und Softdrinks
Die Zusammensetzung des Nasdaq 100 dürfte denjenigen Anlegern entgegenkommen, die beim Thema Technologie auch an Amazon, Facebook und Google denken. Im Nasdaq 100 ist alles dabei, was in Bezug auf Internet Rang und Namen hat. Dazu kommen die Schwergewichte aus dem Biotech-Sektor und Trendaktien wie Tesla. Beim Nasdaq 100 handelt es sich, anders als viele glauben, nicht um einen reinen Technologieindex. Er enthält auch einige ganz normale Unternehmen wie den Softdrink-Konzern Pepsico, den Kaffeespezialisten Starbucks und die US-Supermarktkette Costco. Im Sinne der Risikostreuung ist das durchaus ein Vorteil.
-
- „Automatisierte Vermögensverwaltung“ – klingt gut. Doch unser Robo-Advisor-Vergleich zeigt große Unterschiede bei Kosten und Qualität der Anlagevorschläge.
-
- Aktien im Bereich E-Mobilität boomen. Für Anleger, die gezielt in diese Branche investieren wollen, haben wir die wichtigsten E-Mobilitäts-ETF unter die Lupe genommen.
-
- Innovative Firmen aus Ländern wie Taiwan und Indien haben Erfolg – nicht nur mit Mikrochips. Finanztest sagt, wie Sie mit ETF auf Schwellenländer-Indizes Vielfalt ins...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.