Auf den Straßen Norwegens wird es etwas schneller ruhig als bei uns. Mehr als die Hälfte der 2020 neu zugelassenen Autos waren leise dahingleitende Elektroautos. Die meistverkaufte Marke? Nein, nicht der gehypte Börsenliebling Tesla – sondern die Traditionsmarke Audi aus dem deutschen VW-Konzern.
Zulassungszahlen für E-Autos steigen auch in Deutschland
In Deutschland ist man von solchen Zahlen weit entfernt. Trotz ordentlicher Subventionen lag der Anteil von E-Auto-Zulassungen 2020 nur bei rund 7 Prozent. Aber mit steigender Tendenz: Betrachtet man nur den Dezember, waren es schon 14 Prozent. Dabei dürfte es wahrscheinlich nicht bleiben. Zwar gibt es gegen Elektroautos noch viele Argumente wie begrenzte Reichweite, lange Lieferzeiten und lückenhafte Ladeinfrastruktur. Aber es ist absehbar, dass die Zukunft der Mobilität wohl nicht dem Individualauto mit Verbrennermotor gehört. Dagegen sprechen in erster Linie Klimaziele und daraus resultierende Emissionsgrenzwerte, die auch Autohersteller einhalten müssen.
Hype-Aktie Tesla
Von dem Trend zur E-Mobilität wollen auch Anleger profitieren. Eine der Hype-Aktien schlechthin ist Tesla. Der Börsenwert des Unternehmens von Gründer Elon Musk lag im Januar 2021 bei rund 670 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Wert aller an Börsen gehandelten Aktien von Deutschlands größten Automarken VW, Daimler und BMW lag zur gleichen Zeit zusammen bei rund 191 Milliarden Euro. Rund 500 000 Autos hat Tesla 2020 weltweit verkauft. Bei VW alleine waren es trotz Corona-Schwäche 5,3 Millionen Autos.
Hoffnung wird teuer gehandelt
Dies zeigt: Der Börsenkurs Teslas spiegelt vor allem die Hoffnung auf eine glorreiche Zukunft des Unternehmens und diese Hoffnung wird schon jetzt an der Börse teuer gehandelt. Wer jetzt noch einsteigt, gehört nicht mehr zu denjenigen, die einen Trend früh erkannt haben. Ob Tesla die Hoffnungen jemals einlösen kann, ist nicht ausgemacht.
Im Vergleich zu Teslas Kurs sieht der Verlauf des weltweiten Aktienmarkts trotz stolzer Renditen traurig aus:
Das Beispiel Nikola zeigt, dass es auch anders laufen kann. Das US-Start-Up will mit Batterie und Wasserstoff den Lkw-Markt umkrempeln und war ebenfalls mal eine Börsenhoffnung. Dann ist die Aktie von mehr als 60 Euro im Sommer 2020 unter 20 Euro Anfang 2021 gefallen.
Zudem zeigt nicht nur Audi in Norwegen, dass sich nach einigen Anfangsschwierigkeiten auch die etablierten Automarken mit ihren mächtigen Strukturen bemühen, mehr Elektroautos auf die Straße zu bringen.
Breit investieren in Themen-ETF
Für Anleger, die nicht auf einzelne Unternehmen hoffen, sondern breiter in das Thema E-Mobilität investieren wollen, bieten sich Themen-ETF an. Stellvertretend dafür stellen wir unten drei Indizes vor und die ETF, die sie abbilden.
Vergleichsmaßstab für Mobilitäts-Fonds fehlt
ETF, die unser Finanztest-Siegel „1. Wahl“ tragen, gibt es in diesem Bereich nicht. Das Siegel steht dafür, dass sich diese ETF gut für eine Anlage in den entsprechenden Markt eignen. Bei Themengruppen wie E-Mobilität fehlt eine einheitliche Definition des „Marktes“. So gibt es keinen Vergleichsmaßstab für die Fonds, weswegen wir sie nicht bewerten können. Die Schwierigkeit zeigt sich in den unterschiedlichen Ansätzen der Indizes. Themen-ETF stellen zwar auch Regeln für die Auswahl der Aktien auf und suchen diese nicht „per Hand“ aus, aber die Regeln werden sehr unterschiedlich erstellt und sind noch nicht so lange erprobt, wie etwa bei den klassischen Welt-ETF.
Trendthemen nur etwas für offensive Anleger
Anlegern muss zudem klar sein, dass Anlagen in ETF auf Trendthemen riskante, offensive Anlagen sind. Die Automobilindustrie ist stark konjunkturabhängig, wie sich zuletzt in der Corona-Krise zeigte.
Verschiedene Indexanbieter bieten Indizes zum Thema Mobilität mit unterschiedlichen Schwerpunkten an. Die Unternehmen in den hier vorgestellten Indizes werden nicht nach Streubesitz gewichtet – wie sonst üblich. Daher können auch die großen Firmen im Index nur einen kleinen Anteil ausmachen. Wenn ein Unternehmen gut läuft, wie etwa Tesla, wird es so gegebenenfalls bei der nächsten Anpassung wieder auf seinen zugewiesenen Prozentsatz zurückgestutzt.
Schwerpunkt Autohersteller
Der Stoxx Global Electric Vehicles & Driving Technology ist ein Unterindex des Stoxx Global Market Index mit Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern. Er konzentriert sich am stärksten auf Autohersteller, enthält aber auch Zuliefererfirmen, vor allem Technologieunternehmen. iShares bietet einen ETF auf diesen Index an.
Zukunft der Mobilität breiter gedacht
Der Index Nasdaq Yewno Global Future Mobility setzt sich ebenfalls aus Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern zusammen. Der Index geht allerdings etwas weiter und setzt auf Firmen, die die Zukunft der Mobilität auf verschiedene Weise angehen. Dazu gehören neben E-Mobilität und Energiespeichertechnologien zum Beispiel optische Sensoren, die zum autonomen Fahren benötigt werden. Einen ETF gibt es von Xtrackers.
Eine Alternative mit ähnlichem Ansatz ist der Index MSCI ACWI IMI Future Mobility, für den es einen ETF von Lyxor gibt. Auch sein Thema ist die „Zukunft der Mobilität“, wobei hier die Rohstoffbeschaffung durch Minenunternehmen eine größere Rolle spielt.
Batterien im Fokus
Auch in den Top-Positionen des Index Solactive Battery Value-Chain sind Bergbauunternehmen zu finden. Der Index widmet sich dem wichtigen Unterthema Batterien, die immer noch der größte Kostenfaktor bei E-Autos sind. Neben den Minen sind wieder etablierte Automarken wie Tesla, Renault und Nissan in den Top-Positionen. Einen ETF auf den Index gibt es von L&G.
Interessant ist hier die ungewöhnliche Länderaufteilung. Durch die Minenunternehmen ist zum Beispiel auch Australien ungewöhnlich stark vertreten, das in anderen Indizes keine Rolle spielt. Auch in diesem Index sind die Unternehmen gleich gewichtet.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
@Wolkenfelder: Doch doch, der Lyxor ETF wird erwähnt, zwei mal sogar. Der Nachhaltigkeitsfilter des zugrundeliegenden Index ist aber sehr oberflächlich - was eventuell kaum anders geht, da der Index auch Minenbetreiber abbilden soll. So findet sich aktuell zum Beispiel "Anglo American Platinum" im Index.
Schade, dass Sie in Ihrem Test den Lyxor MSCI Future Mobility ESG Filtered ( LU2023679090) unerwähnt lassen, da er zumindest grundlegende Nachhaltigkeitskriterien beachtet. Aufgrund der Relevanz des Themas wäre es schön, wenn künftig bei jedem Beitrag eine ESG-/SRI-Variante einbezogen würde, sofern verfügbar. Das würde es den Leser*innen auch leichter machen, eine auf Nachhaltigkeit und/oder Rendite basierende Entscheidung zu treffen.
Die Auswahl ist doch ziemlich einseitig und das Risiko sehr hoch. Dann doch lieber Greensill Bank AG ;-)