
Wer einen ETF kauft, der den Weltaktienindex MSCI World abbildet, bekommt keineswegs ein Investment, das die ganze Welt umfasst. Tatsächlich listet der MSCI World ausschließlich Unternehmen aus entwickelten Märkten. Für Schwellenländer mussten Anleger bislang andere ETF erstehen. Jetzt gibt es die ganze Welt in einem Fonds – die USA in einem Topf mit Südafrika und Indonesien. test.de stellt drei Angebote vor.
Von China über Kapstadt bis zum Zuckerhut
In der Welt der Indizes war die Erde zumeist zweigeteilt: Im Weltindex MSCI World sind 1 600 große und mittelgroße Unternehmen aus zwei Dutzend Ländern gelistet – sämtlich Industrienationen. Der Anteil der USA beträgt 53 Prozent. Auf Position zwei und drei finden sich mit jeweils rund 9 Prozent Großbritannien und Japan. Im MSCI Emerging Markets finden sich rund 800 Unternehmen aus 21 Schwellenländern. Das stärkste Gewicht im Index hat China, gefolgt von Korea, Brasilien und Taiwan. Der MSCI All Countries World Index (ACWI) vereint die beiden Welten und fasst die entwickelten Märkte und die Schwellenmärkte zusammen. US-amerikanische Firmen machen auch hier den größten Batzen aus. Allerdings beträgt ihr Anteil nicht 53 Prozent, sondern nur 46 Prozent. Insgesamt enthält der Index Unternehmen aus 45 Ländern. Vergleichsweise stark gewichtet sind auch hier China, Korea und Brasilien. Geringe Anteile am Index haben Länder wie Ägypten, Marokko, die Philippinen oder Kolumbien. So genannte Frontier Markets – Länder, die erst an der Schwelle zum Schwellenland stehen – sind nicht enthalten.
iShares MSCI ACWI
Der Fonds iShares MSCI ACWI (Isin DE000A1JS9A4) investiert direkt in die im ACWI enthaltenen Aktien. Allerdings liegen im Fondsportfolio nicht alle der rund 2 500 Indextitel, sondern nur eine repräsentative Auswahl von rund 700 Werten. Größte Position ist zurzeit Apple, gefolgt von Exxon Mobil und IBM – alle USA. iShares hat den Fonds am 21. Oktober 2011 aufgelegt und bisher 21,8 Millionen Dollar eingesammelt (16,8 Millionen Euro). Der iShares MSCI ACWI notiert in Dollar. Es handelt sich um einen thesaurierenden Fonds. Das das heißt, dass die Erträge nicht ausgeschüttet werden, sondern im Fonds bleiben – und der ist, anders als die deutsche Isin vermuten lässt, in Irland aufgelegt. Das ist wichtig für die steuerliche Behandlung. Ausländische thesaurierende Fonds führen keine Abgeltungsteuer für ihre Erträge ab. Anleger müssen sie dennoch in ihrer Steuererklärung angeben. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,6 Prozent pro Jahr, gibt iShares an.
Lyxor ETF MSCI All Country World
Der Fonds Lyxor ETF MSCI All Country World (Isin FR0011079466) bildet den ACWI künstlich ab. Er kauft nicht die Indextitel, sondern verwendet einen Swap, ein Tauschgeschäft. Im Fonds liegen rund 40 Aktien unter anderem aus Deutschland, den USA, Frankreich, Japan und Italien. Partner für das Swapgeschäft ist die Mutterbank von Lyxor, die Société Générale. Den Fonds gibt es seit dem 24. Januar 2012. Das Fondsvermögen beträgt 6,4 Millionen Euro. Der Lyxor ETF ist ebenfalls ein ausländischer thesaurierender Fonds. Die jährlichen Verwaltungsgebühren belaufen sich auf 0,45 Prozent. Der Lyxor-ETF notiert in Euro. Trotzdem haben Anleger wie auch beim iShares-Fonds ein Wechselkursrisiko, denn die meisten im Index enthaltenen Wertpapiere lauten nicht auf Euro.
SPDR MSCI ACWI ETF
Die Marke SPDR (sprich „Spider“) ist bisher vor allem in den USA bekannt. Der ETF SPDR S&P 500 auf den amerikanischen Aktienindex von Standard & Poors gilt als der älteste ETF überhaupt. Ihn gibt es seit 1993. Seit einigen Jahren sind die SPDR-Fonds der Firma State Street Global Advisors (SSgA) auch an deutschen Börsen gelistet. Den Fonds SPDR MSCI ACWI ETF (Isin IE00B44Z5B48) hat SSgA vor rund einem Jahr aufgelegt, am 16. Mai 2011. Er investiert ähnlich wie der iShares-Fonds direkt in die Indextitel, hält aber nicht alle Werte, sondern nur eine Auswahl von zurzeit 673 Titeln. Die Gesamtkostenquote dieses Fonds beträgt 0,5 Prozent, er notiert in Dollar und schüttet, genau wie die anderen beiden Fonds, die Erträge nicht aus, sondern behält sie im Fonds. SPDR bietet noch eine Variante an – einen ETF auf den MSCI ACWI IMI Index. „IMI“ steht für Investable Markets Indizes. Dieser Index enthält rund 9 000 Werte, darunter nicht nur große und mittlere, sondern auch kleine. Den SPDR MSCI ACWI IMI ETF ist ebenfalls seit 16. Mai 2011 auf dem Markt (Isin IE00B3YLTY66).
Die Welt im Vergleich
Zwar stellen die Unternehmen aus den Schwellenländern im Index MSCI All Countries ungefähr ein Drittel der dort gelisteten Werte. Doch trotzdem haben sie nur einen geringen Einfluss auf seine Wertentwicklung. Dafür sind sie im Vergleich einfach zu klein. Die Indizes sind nach Marktkapitalisierung gewichtet, die größten Unternehmen haben auch das größte Gewicht. Die Marktkapitalisierung ergibt sich aus der Anzahl der Aktien multipliziert mit dem Kurs – wobei aber nur die Aktien in Streubesitz berücksichtigt werden. Aktuell haben die Unternehmen aus den Schwellenländern im All-Countries-Index ein Gewicht von 13 Prozent. Im Jahr 2000 lag ihr Anteil nur bei rund 5 Prozent, das heißt, sie haben gegenüber den Unternehmen aus den entwickelten Märkten aufgeholt.
Wie man die Welt abbildet
Die Fonds-Experten von Finanztest haben ausgerechnet, dass Anleger mit einem Mix aus 91 Prozent MSCI World und 9 Prozent MSCI Emerging Markets den MSCI All Countries fast exakt hätten nachbilden können (vom 31. Dezember 2006 bis 31. März 2012). In dieser Zeit hat der MSCI All Countries eine Rendite von 0,6 Prozent pro Jahr erzielt. Zum Vergleich: Der MSCI World hat in dieser Zeit 0,2 Prozent pro Jahr gebracht, der MSCI Emerging Markets stolze 5,0 Prozent.
Tipp: Anlegern, denen es darum geht, die Schwellenländer nicht völlig außen vor zu lassen, sind mit einem Investment in den MSCI All Countries World gut bedient. Wer gerne einen größeren Schwerpunkt auf Schwellenländer setzen will, der wählt eine ihm genehme Mischung aus MSCI World und MSCI Emerging Markets. ETF auf den MSCI World und den MSCI Emerging Markets finden Sie im Produktfinder Investmentfonds. Dort finden Sie außerdem aktiv gemanagte Fonds, die weltweit sowohl in entwickelte als auch Schwellenmärkte investieren. Die ETF auf den MSCI All Countries World sind im Produktfinder Investmentfonds nicht berücksichtigt, weil sie noch nicht alt genug sind, um bewertet werden zu können. Der Produktfinder enthält nur ETF, die vor dem 1. Januar 2009 aufgelegt wurden.
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so die Überschrift in der Frakfurter. Eine ganze Seite 100% dem Thema ETF gewidmet. Motto: „ETF sind die neuen Lieblinge“. Nicht zuletzt ein Trend, den die Stiftung Warentest in Deutschland initiiert hat.
Die FAZ wiederspricht und ergänzt einiges, was wir im „Test“ gelesen haben.
z.B. werden die synthetisch replizierenden ETF als durchaus riskant bezeichnet: bricht eine der an den Swaps beteiligten Banken zusammen, trifft das auch die ETF-Besitzer.
Auch die physisch replizierenden Fonds bergen Gefahren, wenn die Aktien-Leihgeschäfte danebengehen.
Beide sind genau so sicher? oder genau so unsicher?
Wie kann der Anleger das Risiko quantifizieren?
Ist der Fonds-Anbieter verpflichtet, den Swap-Anteil und den Anteil an Leihgeschäfte an zu geben?
Ansonsten bestätigt die F.A.S. vieles, was wir bereits vor Monaten im „Test“ gelesen haben, wo das Thema regelmäßig hervorragend strukturiert und verständlich ausgearbeitet.
Der Link aus Platzgründen im Extra-Kommentar.
Hier der Link zum Artikel
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/fonds-mehr/grundkurs-indexfonds-jetzt-kaufe-ich-mir-einen-etf-12921547.html?google_editors_picks=true
Danke Stiftung Warentest, das nenne ich ein komplettes Angebot, auch zu nicht im Produktfinder gelisteten Finanzinstrumenten eine Information zu veröffentlichen. Gerne weiter so!