
EECH-geschädigte Geldanleger können nach der Insolvenz der Unternehmensgruppe auf mehr Geld als erwartet hoffen. Insolvenzverwalter Burckhardt Reimer bezifferte den Wert der Insolvenzmasse bei der Gläubigerversammlung auf vorläufig knapp 19 Millionen Euro - mit Chance auf mehr. Allerdings: Inzwischen hat auch EECH-Chef Tarik Ersin Yoleri privat Insolvenz angemeldet.
Geschäft mit hohen Zinsen
Bis über 8 Prozent Zinsen hatten die Unternehmen der EECH-Group Anlegern versprochen. Mit dem Geld wollte das Unternehmen verschiedene Wind- und Solarenergieprojekte finanzieren. Finanztest warnte schon 2005: Die EECH-Anlagen sind riskant. Es gibt zwar keine Kursrisiken, aber wenn das Unternehmen insgesamt in Schieflage gerät, sind die Gelder der Anleger in Gefahr. Trotz der Warnungen dem fand die EECH-Group reichlich Abnehmer für ihre Anleihen. Der Insolvenzverwalter registrierte 7 012 Forderungen mit einem Volumen von rund 67 Millionen Euro. Fast alle geschädigten Anleger haben ihre Forderungen inzwischen angemeldet. Nur rund 5 Prozent der Geschädigten haben sich bisher nicht gerührt.
Erstaunlich hohe Quote
Normal im Falle einer Insolvenz: Anleger bekommen nichts oder nur wenige Prozent des Geldes, das ihnen das Unternehmen schuldet. Gute Nachricht für EECH-Gläubiger: Sie können mit einer Rückzahlung von 10 bis 30 Prozent ihres Geldes rechnen. Die Auszahlung werde allerdings noch auf sich warten lassen, erklärte der Insolvenzverwalter. Mindestens ein Jahr werde es bis zur Zahlung einer ersten Rate dauern. Bis das Insolvenzverfahren endgültig abgeschlossen ist, werden mehrere Jahre ins Land gehen.
Erfolgsmeldungen aus Frankreich
Den Wert der Insolvenzmasse schätzt Reimer nach Auswertung der aus seiner Sicht chaotischen Buchführung der EECH-Group auf zunächst knapp 19 Millionen Euro. Etwa 3 Millionen Euro davon entfallen auf Kunstwerke, mit denen die EECH spekuliert hatte. Sie sollen jetzt versteigert werden. Unter Umständen ist sogar noch mehr drin. Zumindest eins der EECH-Tochterunternehmen, eine französischer Windenergieanlagen-Betreiber, habe sehr erfreuliche Zahlen gemeldet, berichtete der Insolvenzverwalter. Sollte es in den nächsten Jahren weiterhin gute Geschäfte machen, könnten die EECH-Anleger noch mehr Geld zurückbekommen.
Anleger mit an erster Stelle
Gut für Anleger: Insolvenzverwalter Burckhardt Reimer wertet ihre Forderungen als erstrangige Insolvenzforderungen. Selbstverständlich ist das nicht. In anderen Fällen hatten Insolvenzverwalter ganz ähnliche Anleihen als so genannte eigenkapitalersetzende Darlehen behandelt. Solche werden erst bedient, wenn erstrangige Insolvenzforderungen beglichen sind. Größter Gläubiger der EECH Group ist das Finanzamt. Auch die Steuerforderungen sind erstrangig. Finanzamt und Anleger müssen sich den Erlös aus der Verwertung der Insolvenzmasse teilen. Über die Arbeit des Insolvenzverwalters wacht jetzt ein Gläubigerausschuss. Mitglieder sind die Anlegeranwälte Istvan Cocron (CLLB-Rechtsanwälte), Matthias Gröpper (BGKS-Rechtsanwälte), Andreas Eickhoff (Resch-Rechtsanwälte) sowie ein Vertreters des Finanzamts und ein EECH-Anleger.
Vorstand in Privatinsolvenz
Die Chancen, von EECH-Vorstand Tarik Erslin Yoleri persönlich vollen Schadenersatz zu erhalten, sind allerdings gesunken. Er hat Privatinsolvenz angemeldet, nachdem das Landgericht Hamburg auf Antrag einer Gläubigerin bereits ein Verfügungsverbot über sein Vermögen verhängt hatte. Insolvenzverwalter ist Michael Scholz aus Hamburg. Der Wert der Insolvenzmasse ist noch unklar. Anlegeranwälte glauben, dass Anleger auch weitere Verantwortliche persönlich in Regress nehmen können.
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