
Heiße Luft. Juicyfields versprach medizinisches Cannabis als digitales Anlageprodukt. Die Firma ist pleite. © Alamy Stock Photo / Cinematic Collection
Im Anlagebetrug um den Cannabis-Anbieter Juicyfields wurde das Insolvenzverfahren eröffnet. Mehr als 2 000 Anzeigen gingen allein in Deutschland ein.
Juicy Grow GmbH
Das Amtsgericht Charlottenburg in Berlin hatte am 19. Dezember 2022 das Insolvenzverfahren gegen die Juicy Grow GmbH und deren Geschäftsführer Viktor Bitner „wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung“ eröffnet. Als Insolvenzverwalter wurde Philipp Grauer aus Berlin bestellt. Bisher gingen allein in Deutschland bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Berlin mehr als 2 000 Strafanzeigen in der Sache ein. Die Ermittlungen gehen weiter und dürften noch Monate andauern, teilte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft auf Finanztest-Anfrage mit.
Forderungen anmelden
Gläubigerinnen und Gläubiger können bis zum 30. Januar 2023 ihre Forderungen schriftlich beim Insolvenzverwalter anmelden. Auch nach dieser Frist besteht die Möglichkeit zur Nachmeldung gegen eine geringe Gebühr. Der Termin für die Beschlussfassung der Gläubigerversammlung ist für den 10. März vorgesehen.
Firmenstruktur hinter Juicyfields
E-Grower, also Anleger, die über die Internetplattform juicyfields.io digital in Cannabispflanzen für medizinische Zwecke investierten, konnten anfangs mehrmals im Jahr zweistellige Renditen aus den Ernteerlösen kassieren – bis das mutmaßliche Schneeballsystem kollabierte. Finanztest hatte die Firmenstruktur hinter Juicyfields aufgedeckt.
Juicy Holdings B.V.
Das Bezirksgericht in Amsterdam hatte die Juicy Holdings B.V., über die Geschäfte abgewickelt worden sein sollen, bereits Anfang November 2022 für insolvent erklärt. Als Insolvenzverwalter wurde damals die Anwaltskanzlei CMS benannt. Forderungen können auf der Website von CMS angemeldet werden.
Zehn Millionen Euro gesichert
Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte im vergangenen Jahr von vier verschiedenen Gesellschaften in dem Firmengeflecht bisher zehn Millionen Euro. „In Anbetracht der Komplexität der Insolvenz erwarten wir, dass diese Untersuchung einige Zeit in Anspruch nehmen wird“, heißt es von CMS.
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