Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft bringt Online-Versandhändler Amazon die zehnte Generation seines Mittelklasse-Readers auf den Markt. Der neue E-Book-Reader Paperwhite wiegt weniger als sein Vorgänger und ist wasserfest. Wer sich mit ihm in die Badewanne oder an den Strand legt, sollte dennoch nicht zu sorglos sein.
Kindle Paperwhite – moderner Look, etwas weniger Grip
Auf den ersten Blick setzt Amazon auf Bewährtes: Im Vergleich zum Vorgänger Paperwhite ist der neue Kindle Paperwhite rund einen Millimeter dünner und mit 184 Gramm in der WLan-Variante etwa 20 Gramm leichter. Verglichen mit dem Konkurrenten Tolino Shine 3 ist der Kindle etwas breiter und höher Tolino Shine 3 im Test. Geblieben ist die gut an den Fingern haftende Gummierung auf der Rückseite. Die Glasabdeckung reicht jetzt nahezu über die gesamte Front. Das lässt den Reader moderner wirken, geht allerdings etwas zu Lasten des Grips.
Tipp: Sie wollen lesen – aber lieber auf einem Tablet? Die Stiftung Warentest testet Tablets regelmäßig zu den Tests Tablets.
Zuverlässiger Schutz nur gegen Süßwasser
Amazon bewirbt den Reader als wasserfest. Unser Schnell-Check bestätigt das: Der Kindle überstand einen 60-minütigen Tauchgang in zwei Metern Wassertiefe schadlos. Allerdings ist sein Micro-USB-Anschluss nicht durch eine Gummikappe geschützt. Wer das Gerät anschließend aufladen will, muss erst das Wasser aus der Buchse schütteln und diese vollständig trocknen lassen. Zudem ist die Wasserfestigkeit nur für Süßwasser gewährleistet. Meer- und Badesalz, gechlortes Poolwasser sowie Seifenlauge können den Reader beschädigen. Fällt er beispielsweise am Strand ins Wasser, rät Amazon dazu, Sand- und Salzreste so schnell wie möglich mit Süßwasser abzuspülen.
Display wirkt dunkler und kühler

© Stiftung Warentest

Das 15,2-Zentimeter-Display (300 ppi) zeigt Texte scharf und kontrastreich an – sowohl bei Sonnenlicht als auch in dunkler Umgebung. Positiv vermerkten unsere Tester, dass das optimierte Leselicht das Display gleichmäßiger ausleuchtet als beim Vorgänger und dem Tolino Shine 3. Zwar passt sich dessen Helligkeit nicht automatisch dem Umgebungslicht an, sie lässt sich aber per Hand problemlos einstellen. In Innenräumen und dunklen Umgebungen wirkt die Anzeige bei vergleichbarer Helligkeitsstufe eine Spur dunkler als die des Tolino, dafür nicht so gelblich-warm in der Farbtemperatur. Der Touchscreen reagiert zuverlässig und ohne Verzögerungen.
Lesestoff: E-Book-Kauf nur bei Amazon
Wie alle Kindle-Reader zeigt der Paperwhite verschlüsselte E-Books nur an, wenn sie Amazons hauseigenes Rechtemanagement nutzen. Damit bleiben E-Books aus Leihbibliotheken für Kindle-Nutzer tabu. Kein Problem sind unverschlüsselte Formate wie PDF, EPUB und TXT. Nach wie vor fehlt allerdings die Reflow-Funktion für PDF-Dokumente: Der Leser kann zwar in eine Seite hineinzoomen, jedoch ohne dass sich der vergrößerte Text dem neuen Bildausschnitt anpasst. Da dadurch nicht mehr die gesamte Zeilenbreite sichtbar ist, wird das Lesen mühsamer.
Erstmals Zugriff auf Audible-Hörbücher
Als erster Paperwhite erlaubt das neue Modell den kostenpflichtigen Zugriff auf Hörbücher des Downloadportals Audible, das zum Amazon-Konzern gehört. Mangels Lautsprecher und Kopfhörerbuchse lassen sich die Audio-Files nur über Bluetooth mit einem geeigneten Kopfhörer oder Lautsprecher anhören. Damit der Platz nicht zu schnell knapp wird, wuchs der interne Speicher auf 8 GB, wovon gut 6 GB verfügbar sind. Das reicht – abhängig von Dateiformat und Umfang – für mehrere Hundert E-Books und Dutzende Hörbücher.
Akkuleistung auf Niveau des Vorgängers
Wer den neuen Paperwhite zwei Stunden pro Tag ohne Displaybeleuchtung nutzt und ansonsten im Standby-Betrieb ruhen lässt, kommt mit einer Akkuladung auf etwa 18 Tage Lesespaß. Bei mittlerer Helligkeit hält der Akku knapp 16 Tage, auf höchster Stufe knapp fünfeinhalb Tage. In Sachen Ausdauer kann es der Kindle immerhin mit seinem Vorgänger aufnehmen. Bei ausgeschalteter sowie maximaler Beleuchtung liegt jedoch der Tolino Shine 3 deutlich vorn.
Fazit: Reife Leistung, aber nicht ganz billig
Für knapp 120 Euro in der 8-GB-Basisversion bekommen Käufer ein ausgereiftes Gerät, dem Amazon eine leicht verbesserte Display-Beleuchtung, etwas Feinschliff in Sachen Outdoor-Tauglichkeit, eine Bluetooth-Schnittstelle und einen Zugang zu Audible-Hörbüchern spendiert hat. Wer keine Werbung auf dem Sperrbildschirm möchte, muss knapp 140 Euro investieren. Die Geräteversion mit 32 GB Speicher kostet rund 150 beziehungsweise 170 Euro. Für rund 230 Euro gibt es diese mit kostenfreiem LTE-Funk an Bord, mit dem sich allerdings nur Amazon-Inhalte laden lassen. Im Vergleich zum Konkurrenten Tolino Shine 3 verzichtet der Paperwhite auf Features wie Farbtemperaturregelung und Linkshänder-Modus, bietet unterm Strich jedoch eine vergleichbar komfortable Handhabung sowie Lesequalität auf hohem Niveau.
Tipp: Weitere Informationen und Testergebnisse finden Sie auf unserer Themenseite E-Book und E-Book-Reader.
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