Durchlauf­er­hitzer im Test Preis-Schock für Warmduscher

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Durchlauf­er­hitzer im Test - Preis-Schock für Warmduscher

© iStockphoto, Stiftung Warentest (M)

Warm­wasser aus Strom ist mitunter sinn­voll, aber immer teuer. Moderne Durchlauf­er­hitzer arbeiten spar­samer als ältere Generationen – und komfort­abler.

Durchlauf­er­hitzer im Test Testergebnisse für 11 Durchlauferhitzer 01/2015

Der Familien- oder Beziehungs­frieden wird in so manchem deutschen Haushalt durch einen empörten Schrei am Morgen gestört: „Ahhhh – ist das kalt! Mach sofort das Wasser aus! Ich dusche!“ Der Übel­täter in der Küche will gerade den Abwasch vom Vorabend erledigen. Es folgt eine kleinlaute Entschuldigung in Richtung Bad – oder feixendes Lachen, verbunden mit dem Spruch: „Das härtet ab!“

Derart kalt erwischt zu werden, kommt in den besten Familien vor. Wird durch Öffnen eines zweiten Hahnes Warm­wasser gezapft, sinkt oft die Wasser­temperatur unter der Dusche – ein Manko vor allem hydrau­lischer Durchlauf­er­hitzer. Ein weiterer Nachteil strom­betriebener Geräte, wie sie jeder dritte Haushalt nutzt: Sie verursachen sehr hohe Kosten.

Dennoch: So viel güns­tiger andere Geräte, etwa Gast­hermen, auch arbeiten mögen – in Häusern ohne Gasanschluss oder Solar­anlage auf dem Dach können Durchlauf­er­hitzer sinn­voll sein. Weil sie meist nahe an der Zapf­stelle hängen, kommt nach dem Aufdrehen schnell warmes Wasser aus dem Hahn – das bedeutet mehr Komfort. Wegen nied­riger Anschaffungs­kosten können sie sich sogar rechnen. Das gilt aber nur, wenn der Wasser­verbrauch sehr nied­rig ist – etwa in Ferien­wohnungen oder Garten­häuschen, die nicht jeden Tag genutzt werden.

Elf Durchlauf­er­hitzer haben unsere Prüfer getestet: acht elektronische, zwei voll­elektronische und, zum Vergleich ein typisches Modell mit herkömm­licher hydrau­lischer Technik. Dieses Gerät landet erwartungs­gemäß am Ende des Feldes. Es verbraucht am meisten Strom und reagiert am schlechtesten auf Druck- oder Durch­fluss­schwankungen. Über­rascht hat die Tester, dass sich die teuren voll­elektronischen Geräte beim Warm­wasser­komfort nicht vom Rest des Feldes absetzen konnten. Schon die preis­werten elektronischen Stan­dard­modelle schneiden gut ab.

Durchlauf­er­hitzer im Test - Preis-Schock für Warmduscher

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Drei Arten der Steuerung

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Fernbedienung. Voll­elektronische Geräte erlauben persönliche Programmierung. © Anbieter

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Temperaturregler. Elektronische Durchlauf­er­hitzer erledigen das Wesentliche. © Anbieter

Die schwierigste Aufgabe eines Durchlauf­er­hitzers ist es, Warmduscher so gut wie möglich vor einem Wechselbad der Temperaturen zu bewahren. Das Problem sind Druck­schwankungen in der Leitung. Sie treten vor allem auf, wenn jemand einen zweiten Hahn aufdreht und der Durchlauf­er­hitzer dadurch größere Wasser­mengen auf dieselbe Temperatur bringen muss.

Je nach Technik nutzen Durchlauf­er­hitzer unterschiedliche Methoden, um gleich­bleibend warmes Wasser zu erzeugen. Einfache hydrau­lisch gesteuerte Geräte erkennen mithilfe eines Druck­ventils, wenn mehr Wasser durch sie hindurch­fließt, und stellen auto­matisch eine höhere Heiz­stufe ein. Die Sensoren elektronischer Durchlauf­er­hitzer registrieren nicht nur, wie viel Wasser gerade fließt, sondern auch, mit welcher Temperatur es ins Gerät hinein­strömt. Voll­elektronisch geregelte Durchlauf­er­hitzer regulieren oben­drein, wie viel Wasser wieder heraus­fließt: Zapfen Nutzer im Haushalt mehr Warm­wasser ab, als das Gerät erhitzen kann, drosselt es den Durch­fluss. Diese Modelle kommen auch mit vorgewärmtem Wasser zurecht, zum Beispiel aus einer Solar­anlage.

Teuer heißt nicht besser

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Gegen Druck­abfall. Wasser­sparende Brauseköpfe schützen vor kalten Über­raschungen. © Anbieter

Die beiden voll­elektronischen Durchlauf­er­hitzer im Test sind zudem programmier­bar. Das bedeutet: Verschiedene Nutzer können über das Display oder die Fernbedienung ihre Wunsch­temperatur speichern und abrufen. Sogar Verläufe sind möglich, also Temperaturwechsel auf Bestellung. Diese Technik hat ihren Preis: Die Modelle von Stiebel Eltron und Vaillant kosten um die 900 Euro, mehr als das Dreifache der güns­tigen elektronischen.

Beim Warm­wasser­komfort schlägt sich der satte Aufpreis jedoch nicht nieder. Die voll­elektronischen Modelle schneiden nur in etwa so gut ab wie die drei besten elektronischen. Von diesen kostet der Clage nur rund 280 Euro; für diesen Preis bietet er guten Wasser­komfort. Das elektronische Stan­dard-Gerät von Vaillant für 450 Euro hält sogar dem Vergleich mit dem besten voll­elektronischen Gerät stand.

Den schlechtesten Schutz vor Temperatur­schocks bietet der billige Thermo­flow mit Schwankungen von mehr als sechs Grad. Das elektronische Modell ist in dieser Disziplin sogar schlechter als der mituntersuchte hydrau­lisch geregelte Wasser­erwärmer. Der Thermo­flow lässt Verbraucher zudem 20 Sekunden warten, bis die gewünschte Wasser­temperatur erreicht ist – die anderen Geräte brauchen meist zwischen 7 und 9 Sekunden. Problematisch ist beim Thermo­flow auch sein fehlender Verbrüh­schutz. Er erhitzt das Wasser auf bis zu 70 Grad. Nicht nur empfindliche Kinder­haut wäre damit gefährdet.

Strom treibt den Preis

Dass kein Durchlauf­er­hitzer ein gutes oder sehr gutes Qualitäts­urteil erhält, liegt vor allem an bescheidenen Umwelt­werten. Zwar haben alle einen hohen elektrischen Wirkungs­grad, da sie nur sehr wenig Wärme über Gerät und Leitung verlieren. Ihr Energieverbrauch ist jedoch enorm.

Die Strom­kosten zur Warm­wasser­bereitung für unseren Vier-Personen-Modell­haushalt liegen durchweg bei über 800 Euro im Jahr. Beim Thermo­flow kostet das Erwärmen sogar 900 Euro. Die 70 Euro Ersparnis beim Kauf gegen­über dem zweitgüns­tigsten Gerät zahlt man in etwas mehr als einem Jahr beim Strom wieder drauf.

Noch teurer im Unterhalt ist das hydrau­lische Modell: 955 Euro im Jahr kostet der Strom für das warme Wasser unseres Vier-Personen-Haus­halts. Wo noch ein solches Gerät hängt, kann sich der Austausch gegen einen elektronischen Durchlauf­er­hitzer nach knapp drei Jahren rechnen.

Schlechte Umwelt­bilanz

Besser für Konto­stand und Umwelt ist es meist, Durchlauf­er­hitzer durch gasbefeuerte Geräte zu ersetzen oder Solar­wärme zu nutzen, Systemvergleich. Wir haben Kosten und Kohlen­dioxid­emission für verschiedene Wege der Warm­wasser­bereitung verglichen und den geplanten Zuwachs erneuer­barer Energien im Strommix bereits berück­sichtigt.

Die Bilanz der Durchlauf­er­hitzer ist im Vergleich zu Gas und Solar­energie miserabel. Immerhin punkten die voll­elektronischen Geräte, weil sie ihre Heiz­leistung bei vorgewärmtem Wasser senken können. So kann etwa ein Solarspeicher gut genutzt werden: Er liefert Wasser so warm es die Sonne erlaubt. Der Durchlauf­er­hitzer heizt nur bei Bedarf noch zu.

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Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

Profilbild Stiftung_Warentest am 28.10.2022 um 11:43 Uhr
Untersuchung Durchlauferhitzer test 1/2015

@Merrill: In der Veröffentlichung in test 1/2015 haben wir die Ergebnisse in Tabelle, Text und Grafiken deutlich dargelegt. Die Umwelteigenschaften aller getesteten Durchlauferhitzer - ob hydraulisch oder elektronisch - konnten nur mit ausreichend bewertet werden. Dies lag vor allem an dem schlechten primärenergetischen Wirkungsgrad. Die elektronischen Geräte wiesen Werte von 41 bis 45 % auf, der hydraulische 39 %. Das ist aber kein wesentlicher Unterschied: Die Wassererwärmung mit Strom ist auch aktuell (trotz gestiegener Gaspreise) die teuerste Variante, ob mit vorhandenem älterem hydraulischem Durchlauferhitzer oder mit elektronischen Geräten. Auch bezüglich der Umweltschädigung schneiden die elektronischen Durchlauferhitzer noch immer schlechter ab, als die Warmwasserbereitung mit der Heizungsanlage, z.B. mit Gas-Heizung mit Speicher + Solaranlage bzw. Gas-Kombitherme, aber auch Wärmepumpen oder Holzpelletkessel + Speicher. Die Situation würde erst dann zugunsten von elektrischen Durchlauferhitzern sprechen, sobald im Strommix deutlich mehr regenerativer Strom (z.B. aus Wind- und Sonnenenergie, Wasserkraft, Geothermie) enthalten ist als heute. Wenn die derzeitigen Anstrengungen Erfolge haben, könnte das etwa ab 2035 der Fall sein. Ausnahme: Wer eine eigene PV-Anlage auf dem Dach hat, die soviel Strom in den Batteriespeicher liefert, dass wegen einer Umstellung auf elektrische Wassererwärmung kein zusätzlicher Netzstrom bezogen wird.

Merrill am 26.10.2022 um 12:23 Uhr
Kennen Sie ihre Tests nicht?

Trotz intensiver Suche fand ich keinen einzigen Beleg, der ihre Behauptung stützt.
Ich verweise sowohl auf ihren eigenen Test (wo der hydrauliche Durchlauferhitzer einen deutlich niedrigeren Wirkungsgrad hat!), als auch auf alle (!) anderen Tests im Ausland und von anderen Instituten! Sicher ist auch, dass mit elektrischen Durchlauferhitzer eine viel genauere Temperatureinstellung möglich ist. Ausnahmslos alle von mir gefundenen Tests führen an, dass mit elektrischen Durchlauferhitzern 15 bis 20% Energieeinsparung wahrscheinlich ist.
Das dürfte sich zudem verstärkt haben. Denn seit vielen Jahren wird nicht oder kaum noch an der Verbesserung der hydraulischen Durchlauferhitzer geforscht und diese entsprechend nicht mehr verbessert. Statt dessen wird nur noch in die Verbesserung und Optimierung der elektrischen Durchlauferhitzer investiert.

Profilbild Stiftung_Warentest am 25.10.2022 um 14:47 Uhr
Hydraulischen geg. elektrischen austauschen?

@Merrill: Dass der Austausch eines hydraulischen gegen einen elektrischen Durchlauferhitzer mehrere Hundert Euro jährlich Stromkosten sparen könnte, ist ein Mythos. Beide verwandeln den Strom nahezu vollständig in Wärme um, andere Verluste gibt es kaum. Ein Austausch wäre, wenn überhaupt, aus Komfortgründen sinnvoll, weil der elektronische die Wassertemperaturen besser regelt. Doch Vorsicht: Strom ist pro Kilowattstunde noch immer teurer als Gas, auch nach den jüngsten Preiserhöhungen. Allerdings gibt es auch alte Wassererwärmer, die einen kleinen Wasserspeicher ständig auf Temperatur halten und so viel Wärmeverluste und unnötige Kosten erzeugen. Es ist empfehlenswert, diese alten Geräte gegen neue Durchlauferhitzer (ohne Speichervolumen) auszutauschen. Die einfachste und kostengünstigste Sparmaßnahme beim Warmwasser: Durchflussbegrenzer und Sparduschköpfe. Beides mindert den Verbrauch, ohne den Komfort zu beeinflussen.

Merrill am 25.10.2022 um 13:11 Uhr
Aktueller Test längst überfällig

Auch hier gibt es seit 8 Jahren keinen aktuellen Test, obwohl Familien durch den Austausch eines hydraulischen gegen guten elektrischen Durchlauferhitzers mehrere hundert Euro jährlich an Stromkosten sparen könnte. Also deutlich mehr als der Kaufpreis!
Laut aktuellem Stiftung Warentest-Artikel ("Energiesparen im Alltag: 1 000 Euro sparen") haben Spar-Duschköpfe das größte Einsparpotenzial: (Zitat) "707 Euro kann unsere Beispielfamilie sparen, wenn sie eine Sparbrause nutzt.."
Dumm nur, dass Stiftung Warentest Sparbrausen noch nie testete. Testsieger bei ihren Schweizer Test-Kollegen wurde 2022 GROHE Tempesta 100, auch bei Verkalkung, Robustheit, Handling, Abdeckung etc schnitt dieser am Besten ab. Siehe file:///C:/Users/User/Downloads/tabelle_duschbrausen-2.pdf
siehe file:///C:/Users/User/Downloads/tabelle_duschbrausen-2.pdf

Profilbild Stiftung_Warentest am 13.10.2022 um 14:14 Uhr
Durchlauferhitzer fürs Bad

@Monk14: Ihren Testwunsch haben wir registriert. Kurzfristig lässt er sich leider nicht realisieren. https://www.test.de/unternehmen/testablauf-5017344-0/