
Nicht reinfallen mit angeblichen Top-Angeboten. Manche Zinsangebote sind zu schön um wahr zu sein. © AdobeStock / Leszek Glasner
Im Internet gibt es viele Angebote, die sichere Topzinsen versprechen. Doch Vorsicht: Einige sind riskant, andere sogar Betrug. Die Experten von Finanztest zeigen, wo bei angeblich sicheren Zinsangeboten Fallen lauern und wie Sparer vorgehen, um auf der sicheren Seite zu bleiben. Sichere Zinsabgebote finden Sie in den laufend aktualisierten Zinsvergleichen der Stiftung Warentest.
Zinsangebote – zu schön um wahr zu sein
Wer das Internet durchstöbert, stößt auf scheinbar unschlagbar gute Festzinsangebote: „5,75 % Festgeldzinsen“, „Öko Festzins ab 3,5 %“„Grüner Festzins 3,5 % bis 7,5 %“, heißt es dort. Doch sicher sind die Angebote nicht. Im besten Fall sind sie riskant, im schlechtesten Fall Betrug.
Reinfall beim Betrugsportal Sparpiloten

Herms Dembeck aus Stralsund ist vom Portal Sparpiloten der Schweizer Elektronik Service AG übers Ohr gehauen worden. © Stiftung Warentest / Jens Koehler
Finanztest-Leser Herms Dembeck fiel auf das Betrugsportal Sparpiloten herein, das seit April 2020 auf der Finanztest-Warnliste steht. Es bot lukrative Zinsen von 2,68 Prozent für ein einjähriges Festgeld bei der Svenska Handelsbank in Schweden – plus Willkommensbonus von 150 Euro. Alles zu „100 Prozent abgesichert durch EU-Einlagensicherung“. Zweifel, dass 2,68 Prozent Zins in der aktuellen Niedrigzinsphase nicht erzielbar sind, zerstreute das Portal, indem es im Vertrag fett gedruckt die Svenska Bank nannte und daneben hervorgehoben auf „die EU-Einlagensicherung“ verwies. Danach werden Sparer im Pleitefall ihrer Bank mit bis zu 100 000 Euro entschädigt. Die entsprechende EU-Richtlinie lag dem Vertrag bei.
Screenshot als Beweis hilft nicht
So übersah Dembeck wie viele weitere Geschädigte, dass nicht die Bank Absender des Vertrags war, sondern die im Kleingedruckten genannten Sparpiloten und deren Schweizer Betreiberfirma, die Elektronik Service AG.
Als ihm der Vermittler von den Sparpiloten kurz darauf eine schwedische Kontonummer nennt, überweist Dembeck die im Vertrag vereinbarte Summe. Als Empfänger trägt er seinen Namen ein. „Als Beweis habe ich mir extra von meiner Hausbank einen Screenshot geben lassen, dass das auch so erfolgt ist“, erklärt Dembeck. Genützt hat ihm das nichts. Denn anders als er annahm, prüft die Bank nicht, ob Kontonummer und Empfänger zusammenpassen. Und so landete Dembecks Geld auf einem Konto der schwedischen Bank, dessen Inhaber er nicht kennt.
Darauf sollten Sie bei Zinsangeboten achten
- Zinsen.
- Prüfen Sie anhand unserer Bestenlisten im Vergleich Festgeld der Stiftung Warentest, ob der angegebene Zins für ein Festgeldanlage bei einer Bank realistisch ist. Fragen Sie bei der im Vertrag genannten Bank nach, ob diese das Angebot kennt. Nutzen Sie die Checkliste Unseriöse Festgeldangebote erkennen, bevor Sie unterschreiben.
- Identifikation.
- Überweisen Sie erst Geld, wenn Sie bei der Bank per Post- oder Video-Identverfahren oder etwa per Probeüberweisung ein Konto auf Ihren Namen eröffnet haben und es von der Bank bestätigt worden ist. Eine Ausweiskopie zu schicken, reicht nicht.
- Überweisung.
- Glauben Sie nicht, dass Ihre Bank prüft, ob eine Iban zum Empfängernamen passt. Dazu ist sie nicht verpflichtet. Überweisen Sie auf ein falsches Konto, müssen Sie sich selbst darum kümmern, das Geld zurückzubekommen. Ist der Empfänger ein Betrüger, ist das Geld weg.
- Unternehmen.
- Misstrauen Sie Angeboten im Internet, die Ihnen Top-Festgeldzinsen mit 100-prozentiger Sicherheit versprechen. Meist handelt es sich um Anleihen, Nachrangdarlehen oder Direktinvestments, bei denen Sie Geld verlieren können, wenn das Unternehmen in Schieflage gerät.
- Vermittler.
- HörenSie nicht auf Vermittler, die Sie per Telefon oder E-Mail zu einer schnellen Vertragsunterschrift auffordern. Seriöse Angebote sind in der Regel länger erhältlich.
- Warnliste.
- Neu auf die Finanztest-Warnliste kommen die von der Schweizer SAS Steucap Acquisition & Sales AG betriebenen dubiosen Internetportale SG Sichere Geldanlagen, Deutsche Geldanlage und Zins24. Das Portal „Ich investiere grün“ setzen wir auf die Warnliste, weil es riskante Unternehmensbeteiligungen als Festzins-Geldanlagen bewirbt.
- Aufsicht.
- Fragen Sie bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) nach, wenn ein Anbieter Ihnen die Rückzahlung Ihrer Einlage plus Zinsen garantiert. Solche Anlagen dürfen nur mit Erlaubnis der Bafin (bafin.de) angeboten werden.
Kontoeröffnung nur mit Identifikation
Wie Dembeck ist vielen Anlegern nicht klar, dass eine Kontoeröffnung einen direkten Kontakt mit der Bank voraussetzt. Meist müssen sich Kunden per Post- oder Video-Identverfahren unter Vorlage ihres Ausweises legitimieren. Andere Verfahren funktionieren mit Probeüberweisungen von wenigen Cent. Eröffnet ist das Konto erst, wenn die Bank dies bestätigt hat.
Dembeck hatte lediglich eine Ausweiskopie an die Schweizer Firma geschickt. Stutzig wurde er erst, als er im April die Finanztest-Warnung vor den Sparpiloten las. Kurz darauf wurde das Portal abgeschaltet und war telefonisch nicht mehr erreichbar. Dembeck hat Anzeige erstattet.
Fiese Maschen dubioser Anbieter
Die fiesen Methoden, die Portale wie Sparpiloten anwenden, sind typisch für dubiose Festzins-Werbungen im Internet. Aktuell betreibt die Schweizer SAS Steucap Acquisition & Sales AG (SAS) in Altendorf Portale wie „SG Sichere Geldanlagen“, „Deutsche Geldanlage“ oder „Zins24“. Alle drei versuchen Sparer übers Ohr zu hauen.
Das Portal „SG Sichere Geldanlagen“ gibt an, Sparer vor Negativzinsen retten zu wollen. Es bietet „Top-Zinsanlagen“ von 3,45 bis 4,65 Prozent für ein ein- bis dreijähriges Festgeld bei einer Anlagesumme von 50 000 Euro an. Wer 100 000 Euro hat, soll sogar einen Zins von 4,25 bis 5,75 Prozent bekommen. Unter jedem Angebot wird auf die EU- Einlagensicherung hingewiesen. Abgebildete Logos bekannter Banken wie der ING oder der Credit Suisse sollen Sparern wohl suggerieren, dass die „Top-Festzinsanlagen“ von dort kommen.
Stiftung Warentest: Vergleiche von Zinsangeboten
Die Experten von Finanztest vergleichen laufend Tages- und Festgeldangebote. Die besten Zinsangebote, die auch sicher sind sowie aktuelle Warnungen finden Sie in den Zinsvergleichen der Stiftung Warentest.
Aimondo-Beteiligung keine sichere Sache
Natürlich bietet keine der genannten Banken auch nur annähernd so hohe Zinsen an. Derzeit liegen die Zinsen selbst für mehrjähriges Festgeld unter 2 Prozent im Jahr. Kein Wunder, dass die hinter den drei Portalen steckende SAS AG der Bitte von Finanztest nicht nachkam, Festzinsanlagen und Banken zu benennen.
Mehr Erfolg hatten unsere privaten Anfragen bei „SG Sichere Geldanlagen“. In beiden Fällen meldete sich die Aimondo GmbH aus Düsseldorf. Versprochen wurde ein „sauberes Produkt“, das keinerlei Risiken habe. Ein Blick auf die Homepage des Unternehmens belehrt uns eines Besseren. Dort steht, dass das Unternehmen in künstliche Intelligenz investiert und Anlegern Beteiligungen anbietet.
Zuletzt billigte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) eine zweijährige Aimondo-Anleihe mit einem Zins von 5,75 Prozent im Jahr. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen. Wohl aber daran, dass sich der Mitarbeiter von Aimondo auf eine Kundenanfrage beim Portal „SG Sichere Geldanlagen“ nach einem Festzinsangebot meldet. Und daran, dass er Risiken verneint und am Telefon erklärt, dass es als „Kirsche auf der Torte“ 1,75 Prozent Zins „on top“ gebe.
Unerfahrene Anleger könnten denken, dass die Aimondo-Beteiligung eine sichere Sache sei. Ist sie aber nicht, wenn die Firma finanzielle Probleme bekommen sollte.
Unseriöses Portal „Deutsche Geldanlage“
Unseriös kommt auch das Portal „Deutsche Geldanlage“ der SAS AG unter deutschegeldanlage.de daher. Einerseits wird dort eine Tabelle mit realen Festzinskonditionen von Banken mit Sitz in der EU gezeigt. Andererseits werden unter der Rubrik „Festzinsangebot“ riskante Beteiligungen an Firmen mit unrealistisch hohen Zinsen genannt. Ein Angebot, das mit „durch Weltbank (IFC) gefördert“ und 7 bis 11 Prozent Zins pro Jahr angepriesen wird, klingt zwar gut. Vermutlich ist es aber eine reine Erfindung des Anbieters. Auch hier erhielt Finanztest kein Angebot.
Staatsanwaltschaften ermitteln
Überrascht hat uns das nicht. Nach unseren Recherchen ermitteln mehrere Staatsanwaltschaften gegen dubiose Onlineportale, die Sparer mit Festzinsanlagen geschädigt haben.
Anwälte wie Peter Mattil aus München versuchen, Gelder betrogener Anleger zurückzuholen. Im Fall von Sparpiloten will Mattil gegen den Verwaltungsrat der Elektronik Service AG, Samuel Walch, vorgehen. In der Vergangenheit habe seine Kanzlei mehrfach erfolgreich Ansprüche gegen Verwaltungsräte oder deren Haftpflichtversicherer in der Schweiz durchgesetzt. „Kein Grund also, die Flinte ins Korn zu werfen“, meint Mattil.
Viele Anbieter werben irreführend
Nicht alle Onlineangebote mit unrealistisch hohen Zinsen für Festgeld sind betrügerisch. Viele werben lediglich irreführend. Sie täuschen vor, dass eine Anlage bei einem Unternehmen genauso sicher ist wie bei einer Bank. Doch anders als Banken unterliegen Unternehmen keiner Einlagensicherung.
Deshalb sind die „12 Prozent Zinsen pro Jahr, erstrangig“, die Anlegern im April von der Adcada-Gruppe aus Bentwisch für eine Anleihe angeboten wurden, alles andere als sicher. Das Ziel, monatlich 12 Millionen Schutzmasken vom 1. Mai 2020 an herzustellen und zu verkaufen, wurde verfehlt. Bis Anfang Juli wurden nur zirka 800 000 nicht zertifizierte Masken ausgeliefert, weil ein Eilantrag auf CE-Zertifizierung noch nicht genehmigt war. Auch hat die Finanzaufsicht Bafin der Adcada Healthcare den Vertrieb einer Anleihe wegen Verstoßes gegen die Prospektpflicht untersagt. Adcada will sich rechtlich wehren (zu den Details Adcada Healthcare).
Portal „Ich investiere grün“ irreführend
Irritierend ist auch die Werbung des Portals „Ich investiere grün“. Hier wird Sparern „ein Festzins von 3,5 % bis 7,5 % für „Corona und nachhaltige Geldanlagen“ angeboten.
Finanztest hat es ausprobiert und angegeben: „eher Sicherheit“, „zwei bis 3 Jahre Laufzeit“ und mehr als 20 000 Euro Anlagesumme. Daraufhin wurden uns drei Angebote angekündigt. Erhalten haben wir vier. Neben der Edelfisch DEG GmbH & Co II KG aus Düsseldorf meldeten sich die Immoneo GmbH aus Berlin, die Schweizer Life Forestry aus Altendorf und das Portal Sparpiloten. Wie der Vermittler von Sparpiloten an die Telefonnummer kam, ließ sich nicht klären. Mit den ersten drei Anbietern arbeitet der Portalbetreiber Wattfox aus Freiburg zusammen.
Tipp: Sichere Zinsanlagen, bei denen das Geld sauber investiert wird, zeigt unser laufend aktualisierter Vergleich ethisch-ökologische Zinsangebote.
Genussrecht statt klassischer Zinsanlage
Spätestens beim Blick in die Prospekte wird klar: Um sichere Festzinsanlagen handelt es sich in keinem Fall. Die Deutsche Edelfisch bietet ein Genussrecht an. Anleger können sich ab 100 Euro aufwärts am Aufbau einer Zanderproduktionsanlage beteiligen. Lediglich im Kleingedruckten des Vertrags wird auf Verlustrisiken hingewiesen. Diese seien im Verkaufsprospekt beschrieben. Im mit dem Vertrag übersandten Kurzexposé zur Beteiligung steht davon nichts.
Angebote von Immoneo mit Risiken
Auch das Angebot der Immoneo GmbH, bei der Anleger sich an einer Immobilie in Berlin beteiligen sollen, birgt Risiken. Im Anschreiben verweist die Firma aber nur auf „mehrere sehr entscheidende Vorteile, speziell unter dem Aspekt der großen Sicherheit und der besonders lukrativen Verzinsung“.
Die Festzinsrendite für drei Jahre betrage 5,5 Prozent bei einer Beteiligung ab 10 000 Euro. Von Risiken für unser Geld, falls bei Entwicklung und Bau des Gebäudes etwas schiefläuft, erfahren wir bei einem Telefonat nichts.
„Höchstmaß an Sicherheit“ – tatsächlich?
Das dritte Angebot ist eine Investition in Teakbäume der Life Forestry Switzerland AG. Mit der gewünschten Laufzeit von bis zu drei Jahren hat das „sensationelle Angebot“, bei dem Anleger Bäume in Costa Rica pachten sollen, nichts zu tun. Es läuft über zwölf Jahre und stellt dafür „Renditen bis 8 Prozent und mehr“ in Aussicht. Beim „Golden Teak-Land Lease 2020“ gebe es keine Risiken, betont der Verkäufer. Teakbäume hätten keine natürlichen Feinde, nicht einmal ein Hurrikan könne denen etwas anhaben.
Doch das stimmt nicht. Schädlinge, Umwelteinflüsse oder Fehler bei der Plantagenbewirtschaftung können die Ernte der Bäume verhageln. Zudem können Währungsverluste, Insolvenzrisiken, rechtliche Änderungen oder Wertschwankungen bei den Teakholzpreisen zu Verlusten führen. Trotzdem verspricht Life Forestry ein „Höchstmaß an Sicherheit“.
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@normalo10: Der Zinssatz der ING liegt derzeit bei 0,001 % für Tagesgeld. Sie können davon davon ausgehen, dass es sich bei Ihnen vorliegenden Angebot um kein klassisches Tagesgeldkonto handelt, das aufgrund des Einlagensicherungssystems der Banken vor dem Totalverlust geschützt ist. Sie können uns gern das Ihnen vorliegende Angebot zusenden:
finanztest@stiftung-warentest.de
Hallo, Sparclub 24 lockt mit 1,25 % Tagesgeld und gibt die ING-Diba als Bank an.
Kann mir jemand bestägigen, ob das Sicher ist, oder ist das nur fake ?
@RenateHH: Uns sind keine Diskussionsforen von Geschädigten bekannt. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt aber gegen mehrere Betreiber von Internetplattformen, die dubiose Festzinsangebote machen. Geschädigte sollten sich dort melden und ihre Unterlagen zur Verfügung stellen. Die Adresse lautet: Staatsanwaltschaft Dresden, Postfach 160206, 01288 Dresden, poststelle@stadd.justiz.sachsen.de (PH)
Hallo,
wir sind bei Zins24 reingefallen.
Wir fragen uns jetzt natürlich, wie es weiter gehen kann. Einen Anwalt zu beauftragen kostet noch mehr Geld mit miesen Aussichten jemals etwas zurückzubekommen.
Gibt es ein Forum oder ein Diskusionsforum für Geschädigte?
Wir haben nichts gefunden im Netz. Das kann doch nicht sein. Schließlich sind wir nicht die Einzigen und die Masche fand ja, wie hier schon beschrieben, auch z.B. bei sparpiloten statt.
Ein Tip oder Kontakt zu anderen Geschädigten würde uns helfen.
Gruß.
@pegasus78: Je nach den Bedingungen einer Schuldverschreibung haben im Einzelfall sowohl der Emittent als auch der Gläubiger das Recht, die Anlage vorzeitig zu kündigen. Die Bedingungen stehen im Basis- oder Wertpapierinformationsblatt. (PH)