
Gruppenbild mit Drohnen. Und im Gegenzug filmen die Drohnen ihre Piloten.
Kleine ferngesteuerte Flugzeuge bieten atemberaubende Bilder aus der Vogelperspektive. Beste Flug- und Videoqualität kostet mindestens 1 100 Euro.
Luftaufnahmen gehören zu den faszinierenden Stilmitteln beim Film. Kaum ist der Gebirgsgrat spektakulär überflogen, gähnt schon der Abgrund. Bei den Bildern geht ein Raunen durch den Kinosaal. Noch vor zehn Jahren waren die Aufnahmen mit großem Aufwand verbunden: von Seilbrücken mit Kamerawagen über ausladende Kräne bis zu Hubschraubern mit Profipiloten am Steuerknüppel.
Heute werden ferngesteuerte Multikopter eingesetzt. Diese Drohnen genannten Flugzeuge mit vier Propellern (Quadrokopter), fünf (Pentakopter), sechs (Hexakopter) oder mehr Propellern sind einfach zu fliegen und kosten nur einen Bruchteil der bis dahin eingesetzten Technik. Sie sind so auch für Hobbyfilmer erschwinglich.
Für den Test haben wir zehn akkubetriebene Quadrokopter zu Preisen zwischen 125 und 1 940 Euro gekauft. Sieben Drohnen sind mit einem Empfänger zur Satelliten-Navigation – für die Systeme GPS oder Glonass – ausgestattet. Sie unterstützt Piloten bei der Steuerung. Die Drohnen haben eine Kamera für Fotos und Videos an Bord. Für die GoPro-Drohne kann der Pilot die Kamera auch extra erwerben. Sie lässt sich mit einem Handgriff montieren.
Die Testergebnisse sind weit gespreizt: von sehr gut bis mangelhaft. Drohnen ohne GPS erkennen nicht, wenn sie ins Driften kommen und können deshalb ihre Position nicht selbsttätig halten. Fluggeräte für weniger als 1 000 Euro nutzen mäßige bis miserable Kameras. Die Siegerin und die Zweitplatzierte sind Drohnen des chinesischen Herstellers DJI. Auf dem dritten Platz landet GoPro Karma.
Alle geprüften Flugzeuge wiegen weniger als zwei Kilogramm. Für den Betrieb schwererer Modelle ist ein Führerschein – im Amtsdeutsch Kenntnisnachweis – erforderlich. Solche Modelle werden von professionellen Kameraleuten und versierten Amateuren bevorzugt. Unsere Auswahl gilt eher Foto- und Videoamateuren, die spektakuläre Aufnahmen machen wollen, ohne vor dem ersten Flug noch die Schulbank zu drücken. Einschalten und losfliegen ist ihre Devise. Aber dennoch: Es gibt Rechte und Pflichten, die jeder Drohnenpilot einzuhalten hat (Special Drohnen: Das müssen Hobbypiloten wissen).
Unser Rat
DJI Phantom 4 pro + ist die beste und teuerste Drohne im Test (1 940 Euro). Viel günstiger ist DJI Mavic Pro (1 100 Euro). Ihre Fotoqualität ist etwas schwächer als bei der Phantom. Die gute GoPro Karma (1 400 Euro) ist für GoPro-Action-Kameras geeignet. Parrot Bebop 2 FPV (535 Euro) fliegt gut, liefert aber maue Aufnahmen. Günstigste Drohne für gute Videos ist Yuneec Typhoon Q500 4K für 720 Euro.
Ohne Navi vom Winde verweht
Schon beim ersten Flug im Test zeigte sich: Mit den Drohnen ohne Navi ist kein Staat zu machen. Die Modelle ohne Satellitenunterstützung driften stets irgendwohin ab – selbst bei Windstille. Es ist ein „ständiges Nachsteuern nötig“, steht im Prüfprotokoll. Weht der Wind, sind Syma, Conrad Reely und Amewi kaum zu bändigen.
Anders die Navi-Drohnen der Firma DJI sowie GoPro und Parrot. Sie stehen nach dem Start wie festgenagelt in der Luft. Auch die billigeren Modelle von Jamara und Revell halten recht stabil die Position.
Die wohl wichtigste Flugfigur ist das Landen. Syma und Amewi stürzen eher ab, als dass sie landen. Conrad Reely kippt am Boden um, wenn nicht sofort nach Bodenkontakt die Rotoren abgestellt werden. Navi-Drohnen landen mehr oder weniger sanft.
Eine wichtige Funktion ist ohne Navigation gar nicht möglich: die automatische Rückkehr. Geht der Akku während eines Ausflugs zur Neige, kommen manche selbsttätig auf dem kürzesten Weg zur Fernsteuerung zurück, der Rest landet. Ein Fluggerät ohne Navi muss der Pilot immer selbst nach Hause steuern oder gegebenenfalls landen. Sonst stürzt es ab.
Kunstflug bis zum Absturz
Die Drohnenanbieter haben ihren Produkten ein paar Kunststückchen beigebracht: Flugfiguren. Sie sollen die Videoaufnahmen aufpeppen (So werden Sie ein Drohnenpilot). Auch die Billigdrohnen Syma und Conrad Reely können Überschläge. Doch während die Reely nach dem „Flip“ weiterfliegt, stürzt Syma nach „3D Eversion“ ab. Vielleicht gehört ja auch das zum Kunststück dazu.
DJI Phantom liefert die besten Bilder

Links Mangelhaft. Neben Unschärfen sind die Bilder der Amewi überstrahlt.
Rechts 4K-Kino. Beide DJI liefern horizontal 4 000 Bildpunkte für sehr gute Videos.
Was nutzen die kunstvollsten Flüge, wenn die Qualität der Fotos und Videos nicht stimmt? Die DJI Phantom liefert in hoher Auflösung die besten Bilder im Test. Die ebenfalls sehr gute DJI Mavic fällt in der Bildqualität geringfügig ab. „Die Phantom-Kamera ist schon noch mal eine Ecke besser als die besten Handy-Kameras. Die Kamera der Mavic ist in etwa vergleichbar mit den iPhone-Kameras“, ordnen unsere Prüfingenieure die Bildqualität ein. Die GoPro-Kamera Hero5 Black macht noch gute Fotos, verzeichnet aber ein wenig, die Videobilder haben harte Kontraste und an dunklen Stellen wenig Details.
Alle anderen Modelle liefern schlechtere Bilder. Yuneec verzeichnet Fotos und gibt teils unnatürliche Farben wieder. Aufnahmen der Parrot sind sehr verrauscht, Revell liefert sie stark verzeichnet, Amewi extrem unscharf, Syma blass und farblos. Jamara zeigt das Landegestell. „So eine schlechte Bildqualität wie bei Revell, Amewi und Conrad Reely findet man bei Smartphones nicht mehr“, sagen unsere Prüfingenieure.
Manche telefonieren nach Hause

Fernbedienung. Das Display zeigt Bilder der Drohnenkamera. Manche Modelle verwenden den Smartphone-Bildschirm.
Verletzungsgefahr. Der Rotor einer Drohne schnippelt Karotten in Stücke. Im Finger gäbe es tiefe Wunden.
Fast alle Kameras speichern Fotos und Videos auf SD-Karten. Bei Parrot werden die Daten in der Kamera gespeichert. Conrad Reely überträgt die Bilder direkt aufs Smartphone. Die DJI-Modelle und GoPro können die Bilddaten per Speicherkarte und WLan übertragen.
Fünf der Drohnen nutzen ein Smartphone als Videodisplay und eine drohnenspezifische App. Wo Daten aus einer App heraus gesendet werden, können Fremde „mithören“. Sind die Daten verschlüsselt, geht das nur mit erhöhtem Aufwand. Dass Parrot aber Name, Adresse, Telefonnummer, Geburtsdatum und Social-Media-Name im Klartext via Internet überträgt, ist ein Unding. Immerhin fliegt sie auch ohne Registrierung. DJI Mavic sendet die Seriennummer der Drohne und den Mobilfunkanbieter an den Fluggeräthersteller – sowohl die App für Android als auch iOS. Alle anderen Drohnenmodelle sind beim Datensendeverhalten unkritisch.
Ein anderes, nicht unerhebliches Risiko besteht ganz klar: das Verletzungsrisiko durch die frei drehenden Propeller. Da es sich bei den Drohnen nicht um Spielzeug, sondern um Freizeitgeräte ähnlich Modellflugzeugen handelt, floss dieses Risiko nicht in unsere Bewertung ein.
Auch der montierte, mitgelieferte oder als Sonderzubehör erhältliche Rotorschutz ist letztlich nicht sicher. Selbst der ausgeklügelte Kollisionsschutz der Phantom 4 schützt nicht völlig vor einem verletzungsträchtigen Kontakt mit den Rotoren.
Wer Sinn für diese technischen Apparate hat, sollte also vorsichtig sein, muss sich den Spaß aber nicht entgehen lassen. Drohnen zu fliegen, ist aufregend. Die Aufnahmen der tollen Modelle beeindrucken.