

Als „genial einfaches Smartphone“ für Senioren vermarktet der schwedische Spezialanbieter Doro sein neues PhoneEasy 740 für immerhin 260 Euro. So ganz löst das Gerät dieses vollmundige Versprechen im Test nicht ein. Und doch zeigt es einige pfiffige Extras, die es vom Mainstream der Seniorenhandys abheben.
Solides Seniorenhandy
Auf den ersten Blick wirkt das PhoneEasy 740 nicht wie ein Smartphone, sondern wie ein typisches Gerät aus dem aktuellen Test von 15 Seniorenhandys. Und als solches macht es seine Sache nicht schlecht: Das relativ große, helle Display und die gut beschrifteten Tasten sind gut für Nutzer mit Sehschwäche, die großen Tasten mit gutem Druckpunkt kommen Nutzern mit Motorikschwäche entgegen, und gute Klangqualität bei hoher Lautstärke und Induktionsspule sind nützlich für Hörgeräteträger. Nur der Lautsprecher zum Freisprechen scheppert. Ansonsten macht das Handy als normales Telefon im Seniorentest eine gute Figur.
Notruf mit Macken und Bonus


Wie die meisten Seniorenhandys hat das Doro eine Notruffunktion. Wer sie nutzen möchte, muss eine Reihe von bis zu fünf Notrufnummern einprogrammieren – in der Regel werden das Angehörige sein, die in der Nähe wohnen. Wird dann der Notrufknopf gedrückt, schaltet das Handy in einen Alarm-Modus mit aktivierter Freisprecheinrichtung und ruft nacheinander die Notrufnummern an, bis eine Verbindung zustande kommt. Allerdings teilt das Doro 740 eine Schwäche mit manch anderen Seniorenhandys: Geht am anderen Ende ein Anrufbeantworter dran, unterbricht dies die Notrufkette. Nutzer dieses Gerätes sollten also keine Rufnummern mit Anrufbeantworter als Notrufnummern einprogrammieren. Dafür gibt es ein interessantes Extra: Das Doro 740 hat GPS und kann bei einem Notruf die GPS-Position des Handys per SMS versenden. Und anders als bei dem GPS-Seniorenhandy von Emporia im aktuellen Seniorenhandy-Test saugt beim Doro die GPS-Funktion auch nicht den Akku leer.
Ein „Smartphone“ für Senioren
Nun will das PhoneEasy nicht einfach ein weiteres Seniorenhandy sein, sondern ein „genial einfaches Smartphone“. Tatsächlich ist das Display des Schiebehandys berührempfindlich, und das Gerät kann per WLan und UMTS ins Internet. Unter der Oberfläche arbeitet das von vielen Smartphones bekannte Android-Betriebssystem. Doch davon bekommt der Nutzer nicht viel mit. Das fängt schon bei der Benutzeroberfläche an: Die ist auf ein stark vereinfachtes Menüsystem reduziert, das sich nicht nur per Touchscreen, sondern auch mit den Menütasten bedienen lässt. Mit Blick auf die Zielgruppe ist das sicher keine schlechte Idee, denn besonders Nutzer mit Motorikschwäche haben oft Schwierigkeiten mit Touchscreens, wie der Senioren-Schnelltest zweier aktueller Smartphones zeigt.
Einschränkungen gegenüber „echten“ Androiden


Die Einschränkungen gegenüber einem vollwertigen Android-Handy beschränken sich allerdings nicht auf die vereinfachte Benutzeroberfläche. So hat das Handy zwar eine E-Mail-Funktion. Doch die lässt sich nicht für eine beliebige Mail-Adresse nutzen, sondern nur für ein extra einzurichtendes Doro-Mail-Konto. Und auch Apps können nicht aus dem Google Play Store oder anderen Quellen installiert werden, sondern nur aus einem Spezial-Store von Doro. Und dessen Angebot ist winzig. Auch vom eingebauten GPS-Modul hat der Nutzer abgesehen von der Notfallortung nichts: Google Maps oder eine vergleichbare Karten-App fehlt. Und schließlich ist das Display mit acht Zentimeter Bilddiagonale für ein Seniorenhandy zwar recht groß, für ein Smartphone dagegen ziemlich klein. Die virtuelle Buchstabentastatur ist so winzig, dass nicht nur Senioren mit der Bedienung Schwierigkeiten haben. Ein vollwertiges Smartphone ist das Doro 740 also nicht.
Praktische Fernwartung und brauchbare Kamera
Trotzdem hat die Internetfähigkeit ihren Nutzen: Das PhoneEasy lässt sich nämlich über die Website www.doroexperience.com aus der Ferne warten. Dafür ist ein kostenloses Nutzerkonto nötig. Dann kann der Nutzer – oder ein Angehöriger – das Handy per Internet bequem am heimischen PC einrichten: Er kann Adressbuch- und Kalendereinträge aufs Handy schicken, Apps oder Browser-Lesezeichen installieren, einzelne Funktionen deaktivieren oder die Notruffunktion einrichten. So können etwa technikaffine Söhne oder Enkelinnen das Handy aus der Ferne an die Bedürfnisse des Nutzers anpassen. Und in einem weiteren Punkt hebt sich das PhoneEasy von der günstigeren Konkurrenz ab: Seine 5-Megapixel-Kamera ist zwar nicht toll, aber erheblich besser als die extrem einfachen Kameras typischer Seniorenhandys. Damit macht sie nicht nur bessere Fotos, auch die Lupenfunktion der Kamera ist sinnvoller nutzbar. Dafür ist es mit einem Durchschnittspreis von rund 260 Euro allerdings auch zwei bis dreimal so teuer. Ob rudimentäre Internetfunktionen, komfortable Fernwartung und brauchbare Kamera diesen Aufpreis wert sind, hängt wohl vom Geldbeutel des Nutzers ab.
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Meistens wird auch automatisch eine SOS-SMS verschickt. Wenn man den Notrufknopf drückt. Dass ist auch eine Fehlerquelle, weil die verschickte SMS von einer Roboterstimme vorgelesen wird, wenn sie auf eine Festnetznummer geht. Dadurch blockiert sie den eingehenden Notruf.
In 01/2017 gab's einen neuen Test zu Seniorenhandys. Auch der zeigte, das Doro, als selbsternannter Spezialist für "barrierearme Handys" das Unterbrechen der Notrufkette durch Mailboxen ja eigentlich lösen kann. Das Klapp-Handy Doro PhoneEasy 613 fordert vom Angerufenen das Drücken einer Taste sonst ruft es die nächste Nummer aus der Notrufkette an.
Unverständlich, warum Doro mit dem Primo 366 und dem Smartphone Liberto 825 wieder Geräte auf den Markt bring, bei denen der Notruf praktisch wirkungslos ist. Wie notwendig die unabhängige Prüfung durch die Stiftung Warentest ist, sieht man auch daran, dass bei den meist getesteten "Seniorenhandys" der Notruf nicht zuverlässig funktioniert, also nur scheinbare Sicherheit gibt.
Offenbar haben die Hersteller es immer noch nicht verstanden, dass die sichere und stets verfügbare Notrufmöglichkeit für Senioren und Menschen mit Handicap DIE Grundvoraussetzung für ein möglichst selbstständiges und weitgehend unabhängiges Leben ist!
Interessant ist Ihr Hinweis, dass das Problem mit einem Anrufbeantworter in der Notrufkette bei diesem neuen Gerät nicht gelöst ist. Das einfachere Doro PhoneEasy 510 bietet als Lösung die Einstellung "Mit '0' bestätigen".
Zusätzlich kann man einstellen, dass beim Notruf eine SMS an die bis zu 5 Notrufkontakte gesendet werden soll. Laut Handbuch kann das auch das PhoneEasy 740.