
Nachdem bereits Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner das Niveau der Zinsen für Dispositionskredite als überzogen hoch kritisiert hat, fordern jetzt die SPD- und grünregierten Länder gesetzliche Regeln. Damit soll die Höhe von Überziehungszinsen gedeckelt werden.
Bundesländer fordern Deckelung
Die Dispozinsen bei Banken und Sparkassen sollen nach dem Willen der von SPD und Grünen geführten Bundesländer gedeckelt werden. Die Länder wollten auf der am Donnerstag beginnenden Konferenz der Verbraucherschutzminister „die Bundesregierung auffordern, eine gesetzliche Deckelung der Zinsen für Dispositions- und Überziehungskredite einzuführen“. Das sagte Nordrhein-Westfalens Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne) der „Rheinischen Post“.
Dispokredite finanzieren Kontoführung
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner hatte bereits im Juli eine Studie zu Dispozinsen präsentiert (Studie als pdf). Sie bestätigt einmal mehr, dass die Dispozinsen über dem liegen, was sonst für Konsumentenkredite (Ratenkredite) verlangt wird. Die höheren Kosten würden aber nicht durch eine höhere Ausfallquote gerechtfertigt. Die liege nach Angaben der Forscher im Mittel bei etwa 0,2 Prozent. Das heißt, von 1 000 in Anspruch genommenen Dispokrediten, werden 2 nicht zurück gezahlt. Bei Ratenkrediten sind es dagegen 2,5 Prozent, also 25 von 1 000 Kunden. In der Studie heißt es, dass die Erträge aus dem Dispokreditgeschäft die Kosten dafür erheblich übersteigen.
Lösung: Transparenz und Information
Laut Verbraucherministerium liegt es nahe, dass die Erträge aus den hohen Dispozinsen zur Subventionierung anderer Leistungen, zum Beispiel der Kontoführungsgebühren oder zur allgemeinen Gewinnsteigerung eingesetzt werden. Anders als nun die SPD- und grünregierten Bundesländer will Aigner zur Lösung des Problems aber nicht auf eine gesetzlich festgelegte Zinsobergrenze setzen. Es bestünde die Gefahr, dass bisher günstige Banken diese Grenze ausschöpfen oder die Kontoführungsgebühren steigen. Sie setze lieber auf Transparenz und das Anprangern von Banken und Sparkassen, die über Gebühr zulangen.
Finanztest erhebt regelmäßig Dispozinsen
Die Banken räumen ihren Kunden einen Überziehungsrahmen auf dem Girokonto ein, wenn sie regelmäßige Geldeingänge haben. Dafür kassieren sie meist hohe Zinsen. Mitte Februar 2012 lag der Dispozins der deutschen Banken und Sparkassen nach Berechnungen von Finanztest im Durchschnitt bei 11 Prozent. Extrem hohe Dispozinsen müssen nicht sein. Das beweist regelmäßig eine kleine Zahl von Banken, die mit ihrem Dispo unter 10 Prozent bleiben und laut Aigner auch profitabel arbeiten können.
Tipp: Finanztest beobachtet seit Jahren die Höhe der Dispozinsen und berichtet regelmäßig über Regeln der Zinsanpassung sowie günstige Alternativen zum Dispo.