
Viel blaues Licht von Bildschirmen und Displays kann die Augen und den Schlaf beeinträchtigen. Es liegen noch keine Studien vor, die belegen, wie gravierend die Effekte für den Menschen wirklich sind. Ein paar Tricks helfen, vorzubeugen.
Blaues Licht hellt Displays und Monitore auf
Der Mensch setzt sich verstärkt blauem Licht aus, seit er elektronische Geräte wie Smartphones, Computer und LED-Lampen nutzt. Darin sind Leuchtdioden, LEDs, verbaut, die Monitore und Displays aufhellen. Die LEDs sind energieeffizient, haltbar, kompakt – aber sie können einen hohen Anteil an blauem Licht aussenden. Dieses besteht aus kurzwelligen und energiereichen Lichtwellen, die in der Natur auch im Mittagssonnenlicht vorkommen und wach halten. Schadet blaues Licht den Augen und beeinträchtigt es den Schlaf?
Alarm von US-Forschern, Beruhigung durch EU
Im Sommer 2018 sorgte ein Beitrag der US-Universität Toledo im Fachmagazin Scientific Reports für Aufmerksamkeit. Forscher behaupteten, dass der Blauanteil im Licht von Displays und Monitoren die Augen schlimm schädigen könne, zu Makuladegeneration und schlimmstenfalls zur Erblindung führen könne. Das blaue Licht rege die Zellen des Auges an, schädliche Moleküle zu produzieren. Das wissenschaftliche Komitee der EU für Gesundheit beschwichtigte zeitgleich auf seiner Webseite: „Studien zeigen, dass die Strahlung von LED-Screens in Fernsehern, Laptops, Handys, Tablets und Spielzeugen weniger als 10 Prozent der maximalen Höhe des Sicherheits-Limits beträgt“. Bei normalem Gebrauch würde kein Risiko vorliegen.
Kleine Kinder reagieren empfindlicher
Allerdings können kleine Kinder und alte Menschen empfindlicher auf das blaue Licht reagieren, räumt das wissenschaftliche Komitee der EU ein. Es könne sie etwa blenden. Einige Menschen berichten über ein Flackern vor den Augen durch blaues Licht.
Augenschäden durch ein Übermaß möglich
„Zurzeit liegen nur Studien an Modellen und Tieren vor, nicht aber am Menschen“, fasst Professor Stephan Degle die Studienlage zusammen. Er forscht an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena unter anderem zu Licht und Beleuchtung in der Optik und Optometrie. Es sei nicht auszuschließen, dass Netzhaut und die Linse des menschlichen Auges durch ein Übermaß an blauem Licht Schaden nehmen können – vor allem, wenn es gebündelt auf das Auge treffe, wie es bei manchen LED-Leuchten der Fall sei.
Probleme beim Einschlafen
Auch noch nicht zu Ende erforscht ist die Wirkung des blauen Lichts auf den Schlaf. Fest steht, dass der Anteil blauen Lichts im natürlichen Abendlicht nur gering ist – ein Signal für den Körper, das müde machende Hormon Melatonin zu bilden. Zahlreiche Studien – unter anderem von der Harvard Medical School – weisen darauf hin, dass viel blaues Licht den Körper hemmen kann, das Schlafhormon auszuschütten. Das kann zu Problemen beim Einschlafen oder Durchschlafen führen. Das wissenschaftliche Komitee der EU gibt zu Bedenken, dass auch die Aktivität an sich – zum Beispiel das Anschauen eines Films – manchen um den Schlaf bringe.
Kaum Daten über die Intensität des blauen Lichts
„Es lässt sich nicht sagen, dass bestimmte elektronische Gerätearten oder bestimmte Modelle mehr blaues Licht aussenden als andere“, sagt Professor Degle. Ein Laie könne den Blaulichtanteil eines Geräts oder einer LED nicht erkennen. „Leider gibt es auch keine Kennzeichnungspflicht zur spektralen Verteilung des emittierten Lichts“, so Degle.
Tester prüften blaues Licht von LED-Lampen
Die Stiftung Warentest hat bei den Tests von LED-Lampen den Anteil an blauem Licht gemessen und auch ihren möglichen Einfluss auf den Schlaf. „Blaues Licht ist bei den warmweißen Haushalts-LED-Lampen kein Thema“, sagt der verantwortliche Projektleiter Peter Schick. Auf den Schlaf-Wach-Rhythmus habe ihr Licht keinen größeren Einfluss als früher die Glühbirnen. Sogenannte LED-Tageslichtlampen hätten allerdings einen höheren Blaulichtanteil. Bei den Tests von elektronischen Geräten erfasst die Stiftung Warentest inzwischen, ob zum Beispiel Handys eine Funktion zur Regulierung von blauem Licht haben – auch Night-Shift oder Blaufilter genannt. So hatten zum Beispiel 80 Prozent der im Jahr 2018 geprüften Handys eine solche Funktion. Damit sowie mit Apps lässt sich der Anteil an blauem Licht ständig oder nur am Abend reduzieren. Das Display leuchtet dann eher gelblich-rötlich – je wärmer die Farbe, desto weniger blaues Licht. Auch bei Fernsehern lässt sich blaues Licht über die Farbtemperatur runterregeln. Mehr dazu: So stellen Sie Ihren Fernseher ein. Im Schnelltest des neuen E-Book-Readers von Tolino zeigte sich, dass sich das Licht am Abend warm stellen lässt.
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