Lange Zeit war der Kauf von Containern für Privatanleger ein einträgliches Geschäft. Sie ließen ihre Container von einer Firma vermarkten und kassierten dafür Mieterträge. Jetzt geriet eine große Vermarktungsfirma in die Bredouille, weil Offshore-Container, die Ölbohrinseln mit Material beliefern, weniger nachgefragt werden.
Firma kann Anlegern nicht mehr die volle Miete zahlen
Rund 1 800 Käufer haben im April unangenehme Post von ihrem Container-Vermieter, der Buss Investor Services GmbH, bekommen. Weil viele Ölfirmen wegen des sinkenden Ölpreises ihre Bohrvorhaben stoppen oder verschieben würden, seien die Offshore-Container der Anleger nur noch schwer vermietbar. Die Buss Global Direct Singapur könne ihnen deshalb nicht mehr die vollständigen Mieten für ihre Container zahlen.
Restrukturierungskonzept vorgeschlagen
In dem Schreiben wird Anlegern ein Restrukturierungskonzept vorgeschlagen, das mit erheblichen Einbußen verbunden ist. Das Konzept sieht vor, dass Anleger bis zum 20. Mai 2016 einen Vertrag mit einer neuen Vermarktungsfirma zustimmen. Im neuen Vertrag mit der Firma Buss Global Offshore erklären sie sich einverstanden mit einer Reduzierung der Mieterträge und einem flexiblen Verkauf ihrer Container zu niedrigeren Preisen als bisher kalkuliert. Neue Verträge im Rahmen des Restrukturierungskonzeptes erhalten Käufer der Buss-Angebote mit den Nummern 31, 32, 40, 41, 44, 45, 48, 49, 54 und 55. Sie haben rund 60 Millionen Euro investiert.
Anleger haben eigentlich keine Wahl
Eine echte Wahl haben die rund 1 800 Käufer von Offshore-Containern nicht. Sie müssen dem neuen für sie wirtschaftlich schlechteren Vertrag wohl zustimmen. Tun sie das nicht, müssen sie ihre Container, für die sie zwischen 3 000 und 50 000 Euro bezahlt haben, selbst vermarkten, was schwer sein dürfte. Sie müssten dann eine Firma finden, die ihnen ihre Container entweder zu einem guten Preis abkauft oder sie mietet, um sie dann zu einem besseren Preis weiterzuvermieten als ihn die Buss Global Offshore anbietet.
Buss Global Direct Singapur wird spätestens im Juli liquidiert
Container-Käufern bleibt also eigentlich nichts anderes übrig, als dem Restrukturierungskonzept zuzustimmen. Ihre jetzige Vermarktungsfirma, die Buss Global Direct Singapur hat bereits angekündigt, spätestens im Juli 2016 in Liquidation zu gehen. Damit ist das Konzept der Käufer gescheitert, mit der Vermietung von Offshore-Containern, die dem Transport von Materialien zu Bohrinseln dienen, gute Renditen zu erwirtschaften. Bisher hatten sie ihre Container an die Buss Global Direct Singapur vermietet. Die wiederum hatte die Container untervermietet und die daraus resultierenden Erlöse abzüglich Kosten an die Besitzer der Container ausgezahlt.
Ölförderprojekte derzeit kaum gefragt
Begründet wird die Container-Misere mit der negativen Entwicklung des Ölmarktes. Die ist laut Buss Capital Verwaltung GmbH nicht vorhersehbar gewesen. Der aktuelle Ölpreis sei letztlich nämlich gar nicht so entscheidend. Wesentlich sei der Ausblick auf den erwarteten Ölpreis der nächsten fünf bis zehn Jahre und der diesem Preis zugrundeliegende Ölbedarf. Hier habe es Anfang des Jahres eine deutliche Korrektur gegeben, weil die Weltwirtschaft sich entgegen der ursprünglichen Erwartung vieler Marktteilnehmer im Jahr 2016 nicht wesentlich aufgehellt habe. Das Wachstum werde deutlich geringer als erhofft ausfallen. Für die Zukunft resultiere daraus eine deutlich längere Phase eines Öl-Überangebots. Das wiederum habe seit Jahresbeginn dazu geführt, dass Explorationsvorhaben auf Eis gelegt oder in die Zukunft verschoben wurden, teilt die Buss Capital Verwaltung GmbH in Hamburg mit. Eine Erholung des Ölmarktes werde frühestens für 2017 erwartet, heißt es weiter.
So sieht das neue Konzept aus
Die Restrukturierung sieht vor, mit einer neuen Firma, der Buss Global Offshore, einen Mietvertrag abzuschließen. Sie hat Eigenkapital von 2 Millionen US-Dollar in Form von Containern. Die Firma soll die Container von Anlegern anmieten, sie dann an Ölfirmen untervermieten und die Erlöse daraus den Anlegern auszahlen. Weiter müssen die Anleger ihre Verträge bis 2021 verlängern und einem Verkauf ihrer Container zu niedrigeren Preisen als kalkuliert zustimmen.
So beschreibt Buss die Zukunft der Käufer
Käufern der Offshore-Container breitet die neue Firma Buss Global Offshore drei mögliche Szenarien aus, mit einer „guten“, „mittleren“ oder „schlechten“ Entwicklung. Das Basis-Szenario geht von einem nachhaltigen Aufschwung des Offshore-Container-Mietmarkts ab Mitte des Jahres 2017 aus. Dabei wird ein langfristiges Mieterlösniveau angenommen, das rund 30 Prozent unter dem vor der Krise erzielten Wert liegt. Die Offshore-Container sollen bis Ende 2021 zu einem Preis verkauft werden, der 57,5 Prozent des ursprünglichen Investitionsbetrags beträgt. Die Renditen für Anleger betragen im Basis-Szenario 2,4 Prozent bis 2,9 Prozent pro Jahr.
Newsletter: Bleiben Sie auf dem Laufenden
Mit den Newslettern der Stiftung Warentest haben Sie die neuesten Nachrichten für Verbraucher immer im Blick. Sie haben die Möglichkeit, Newsletter aus verschiedenen Themengebieten auszuwählen.
-
- Die Solvium-Gruppe leiht sich Geld von Investoren, um Container zu kaufen. Dafür zahlt sie Zinsen. Das klingt gut, birgt aber hohe Risiken. Einige sind beunruhigend.
-
- Nach der Pleite einer Anlagefirma verlangen Insolvenzverwalter oft die Ausschüttungen zurück, die Anleger erhalten haben. Das dürfen sie nur in bestimmten Fällen.
-
- Anleger der vier insolventen deutschen P&R-Container-Gesellschaften aus Grünwald bei München erhalten voraussichtlich vor Weihnachten 2022 eine zweite Abschlagszahlung.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Offenbar wieder einmal die beliebten Geschäfte über diverse Briefkastenfirmen, aber das ist ein eigenes Thema. Interessant, wieviel Geld bei solchen Gelegenheiten offenbar verbrannt wird. Der Artikel lässt auch eine gewisse Ahnung aufkommen, wieviele sogenannte Finanzberater sich goldene Nasen mit, drücken wir es mal höflich aus, "etwas grenzwertigen" Vermittlergeschäften und "Geheimtips" verdient haben ;-)